„Lass es uns machen“, sagte sie.
Chantelle schrie vor Freude.
Daniel beugte sich zum Telefon hinüber und schrie fast über den Lärm von Hunden und Kindern hinweg, während Chantelle ihn in ihrer Aufregung stürmisch umarmte.
„Sie haben uns extrem glücklich gemacht“, sagte er zu der Maklerin. „Danke für alles.“
„Gern geschehen, Herr Morey“, antwortete sie.
Sie beendeten den Anruf und Emily und Daniel lehnten sich mit den gleichen betäubten Mienen zurück. Einer sah so benommen aus wie der andere, während die neue Realität einzusinken begann. Chantelle sauste herum, warf ihre Sachen wahllos in eine Tasche und bewegte sich wie im Schnellvorlauf.
„Kommt schon“, kreischte sie. „Lasst uns gehen!“
Daniel kam in Gang, stand auf und half Emily auf die Beine. Der Hafen war nur einen kurzen Spaziergang entfernt, aber Emily wusste, dass sie es langsam angehen musste. Chantelle lief mit den Hunden voraus und hielt regelmäßig inne, um schnell zurückzukommen. Sie verdoppelte im Vergleich zu Daniel und Emily effektiv die Distanz, die sie zurücklegte.
Unterwegs wurden sie von Cynthia und Jeremy überholt, die eine Fahrradtour machten.
„Wir haben eine Insel gekauft!“, rief Chantelle ihnen im Vorbeigehen zu und winkte.
Cynthia runzelte die Stirn. „Es klang, als hättest du eine Insel gesagt?“, rief sie zurück.
„Das habe ich!“, schrie Chantelle und sprang auf und ab.
Emily lachte. Niemand würde glauben, was sie getan hatten, dass sie sich eine Insel vor der Küste von Maine gekauft hatten! Sie konnte es selbst kaum glauben.
„Schau, dort sind Amy und Harry!“ Chantelle schrie schon wieder.
Emily blinzelte und sah, dass das verliebte Paar auf einer Bank am Hafen saß, in ein Gespräch vertieft. Es sah so aus, als ob es etwas intensiv sein könnte. Amy, die sich vorbeugte und heftig gestikulierte und Harry, der nachdrücklich seinen Kopf schüttelte und einen strengen Ausdruck in seinem Gesicht hatte. Emily fragte sich wieder, was mit dem Paar vor sich ging. Es sah wirklich so aus, als würden sie streiten.
„Glaubst du, dass sie mit auf unsere Insel kommen wollen?“, fragte Chantelle.
Emily wollte ihr gerade sagen, sie solle die beiden besser in Ruhe lassen, aber bevor sie antworten konnte, war Chantelle bereits davongelaufen. Chantelle war auf einer Mission und Emilys Watscheln war zu langsam, um sie einzuholen.
Sie sah, wie Chantelle sie erreichte, und sah zu, wie sie auseinanderstoben, geschockt von der Unterbrechung. Sie konnte aus dieser Entfernung nichts hören, aber sie konnte die angespannten Blicke und das falsche Lächeln auf ihren Gesichtern sehen.
Als sie und Daniel es bis zu dem Trio geschafft hatten, hatte Chantelle bereits die gute Nachricht verbreitet. Amy drehte sich um und umarmte Emily.
„Du bist verrückt, weißt du das?“, sagte ihre Freundin. „Eine Insel?!“
„Als Erweiterung der Pension“, versuchte Emily zu erklären.
„Aber ihr habt gerade erst Trevors Haus renoviert“, lachte Amy. “Und es gilt immer noch das Spa zu eröffnen, und das Restaurant.”
Sie zeigte auf Harry, der das neue Restaurant leiten sollte, sobald es eröffnet war. Sie schauten sich in die Augen, ihr Lächeln wurde deutlich sichtbar, dann schaute Amy schnell wieder weg. Nicht schnell genug für Emily, um es nicht wahrzunehmen. Sie kannte ihre Freundin in- und auswendig. Da war definitiv etwas zwischen ihr und Harry. Die Leichtigkeit, die normalerweise zwischen ihnen herrschte, fühlte sich angespannt an. Sie fragte sich, was es sein könnte.
Plötzlich unterbrach Chantelle die Unterhaltung mit leidenschaftlichen Schreien von: „Kommt schon, kommt schon, kommt schon!“ Sie hatte offensichtlich die Geduld für die ‚langweilige‘ Unterhaltung der Erwachsenen verloren und zerrte an Amys Hand. „Bitte können wir jetzt auf die Insel fahren?“
Daniel sprach Harry an. „Ihr seid beide herzlich eingeladen, mitzukommen. Da du jetzt bald auf unserer Gehaltsliste stehst, macht es Sinn, dass du dabei bist!“
Harry grinste. „Ich kann die Eröffnung von Trevor's kaum erwarten“, sagte er. „Ich bin bereit, mich dieser Aufgabe zu stellen!“
„Freut mich zu hören“, antwortete Emily strahlend. „Also was denkt ihr? Inselausflug?“
Sie war sich nicht sicher, ob die Einladung willkommen sein würde, zumal sie gefolgert hatte, dass sie einen Streit unterbrochen hatten und dass zumindest Amy nicht in der Stimmung war. Aber Harry sprach zuerst und stoppte sie, bevor sie eine Chance hatte abzulehnen.
„Gerne“, sagte er. „Wir haben heute nichts anderes vor, was, Ames?“
Amy sah schnell zu Harry, und Emily sah die Verzweiflung in ihren Augen wegen dem, was zwischen ihnen ungelöst geblieben war.
„Sicher“, antwortete Amy mit einem zu fröhlichen Tonfall, als ob sie allen anderen vorspielen wollte, glücklich zu sein. Sie grinste Emily an, aber konnte die Schwierigkeiten in ihren Augen nicht vor ihrer besten Freundin verbergen. Ihr Lächeln stockte, als hätte sie bemerkt, dass sie ertappt worden war. Wenigstens schien ihre Freude echt, als sie einen Arm um Chantelles Schultern legte, dachte Emily. „Dann kann ich mit eigenen Augen sehen, was für ein verrücktes Ding du jetzt wieder gemacht hast!“ Sie spähte über Chantelles Kopf zu Emily.
„Bist du okay?“, murmelte Emily zu Amy.
Amy nickte entschieden, dann erwiderte sie: „Wir reden später.“
Egal welche Atmosphäre Emily zwischen Harry und Amy aufgeschnappt hatte, sie hatte recht damit gehabt, dass etwas nicht stimmte. Sie war besorgt um ihre Freundin und entschlossen, mit Amy alleine zu sprechen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Aber vorerst entschied Emily, sich auf ihren eigenen glücklichen Moment zu konzentrieren; eine Bootsfahrt mit Freunden und ihrer Familie auf die Insel ihrer Träume.
Die Sonne funkelte auf der Wasseroberfläche, als das Boot durch die kleinen Wellen schnitt. Sie wippten auf und ab, und Emily hielt sich schützend ihren Bauch. Zum Glück fühlte sie sich nicht seekrank.
„Ich glaube nicht, dass wir je zuvor so viele Leute im Boot hatten“, bemerkte Chantelle. „Vier Erwachsene, ein Kind, zwei Hunde. Und ein Baby in Mamas Bauch natürlich.“
Emily lachte. „Es ist ein ziemliches Abenteuer“, stimmte sie zu.
Amy war still während sie weiterfuhren, ihre Arme um ihre Mitte verschränkt, ihr Gesicht auf den Ozean gerichtet. Sie hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. Sie war offensichtlich in Gedanken verloren und Emily fragte sich wieder, was los war. Auf dem Ozean zu sein, lud, nach Emilys Erfahrung, selbst in den besten Zeiten zum Nachdenken ein und konnte den Geist leicht in eine existenzielle Krise führen. Sie beobachtete ihre Freundin besorgt.
Harry dagegen ging entweder nichts durch den Kopf oder er war sehr gut darin, es zu verstecken. Er unterhielt sich offen mit Daniel und Chantelle über die Arten von Fischen, die im Meer gefangen werden konnten, über ihre Pläne für die Insel und das Bootfahren im Allgemeinen.
„Jetzt, wo wir ein Ziel für unsere Segeltouren haben, werden wir viel öfter rausfahren“, sagte Daniel. „Wir werden die ganze Zeit über Leute hier herüberbringen, für Partys und Picknicks.“
„Klingt gut“, sagte Harry in seiner üblichen fröhlichen Art.
Chantelle sah mit gespannter Aufmerksamkeit zu ihrem Vater auf. „Können wir Thanksgiving hier feiern?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.
„Das bezweifle ich“, antwortete Daniel. „Es wird eine lange Zeit dauern, bis die Brunnen installiert sind, die Leitungen und die Solargeneratoren für die Stromversorgung. Es ist viel mehr Arbeit als in ein paar Monate zu schaffen ist, und das Winterwetter, das bald kommt, wird nicht helfen. Tut mir leid, Kleine, es gibt einfach zu viel zu tun bis Thanksgiving, um das möglich zu machen.“
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