Daniel schien ihr zuzustimmen, auch wenn Emily bemerkte, dass sein Fokus mehr auf dem finanziellen Aspekt lag. Es war ihm nicht entgangen, dass sie die teuerste Option für das Erdgeschoss und die lukrativste Option für das obere Stockwerk gewählt hatte.
„Und was ist mit dem ersten Stock?“, fragte Wayne Erik.
„Ich kann mich einfach nicht entscheiden“, meinte Emily. Sollten es mehr Schlafzimmer nach Shanes Design werden? Oder doch lieber mehr Restaurantfläche, wie Wayne vorgeschlagen hatte? „Was wäre, wenn wir den ersten und zweiten Stock genau gleich gestalten?“, schlug sie vor.
Daniel runzelte die Stirn. „Aber dann befänden im ganzen Haus gerade einmal sechs Zimmer“, warf er ein.
„Ich weiß“, entgegnete Emily. „Aber ich denke an die höheren Einkünfte durch teurere Apartments. Im Moment gibt es nur einen Ort, an dem Familien übernachten können, und zwar das Kutscherhaus. Aber Bryony sagte, dass unglaublich viele Familien anfragen, den Sommer in Sunset Harbor verbringen zu können. Wenn wir dieses Haus in den familienfreundlichen Teil der Pension verwandeln, dann wären wir in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Außerdem könnten wir dann damit werben, dass jedes Zimmer Meerblick hat! Das würde dem Preis auch nicht schaden.“
„Ich kann deine Sichtweise verstehen“, sagt Daniel, der sich kein Stück überzeugt anhörte. „Aber ich habe das Gefühl, dass der Platz auf diese Weise nicht optimal genutzt werden würde.“
„Wir bräuchten jeden Sommer nur sechs Familien, um voll ausgebucht zu sein“, widersprach Emily.
„Wir wollen aber nicht von sechs Familien ausgebucht sein“, gab Daniel zurück. „Wenn es so eine große Nachfrage gibt, warum verdoppeln wir dann nicht die Anzahl der Apartments? Einnahmen von zwölf Familien wären besser als nur von sechs Stück!“
Emily rieb sich die Stirn. Sie wollte die Pension nicht bis unters Dach vollstopfen. Und je mehr Leute ein- und ausgingen, desto mehr Angestellte würden gebraucht, um sich um sie zu kümmern. Sie würden mehr Schaden anrichten und das Haus abnutzen als es Emily recht war. Die Einnahmen würden allein durch die Reinigung, die Erneuerung der Möbel und das Waschen der Handtücher aufgebraucht werden!
„Wir können auch noch einmal neue Pläne entwerfen“, meinte Wayne, „und einen Kompromiss finden, der irgendwo zwischen euren beiden Ideen liegt.“
„Wie was zum Beispiel?“, fragte Emily, die sich nicht sicher war, ob es einen Kompromiss gab, der ihre Vorstellung, der Pension eine persönliche Note zu verleihen und so luxuriös wie möglich zu sein, und gleichzeitig Daniels Wunsch nach stabilem Einkommen befriedigen konnte.
„Wir können im ersten Stock sechs kleinere Apartments unterbringen“, erklärte er. „Dann habt ihr auch verschiedene Preisniveaus.“
„Aber was ist mit dem Meerblick?“, fragte Emily. Sie wollte unbedingt, dass man von jedem Zimmer aus auf das wunderschöne Meer sehen konnte.
„Wir könnten sie so entwerfen, dass die meisten Meerblick haben. Aber es ist unmöglich, dass das für alle klappt. Vermutlich für drei, maximal vier von ihnen.“
Emily wusste, dass dies das Buchen auf der Webseite verkomplizieren würde, doch Bryony würde sich wahrscheinlich auf die Herausforderung stürzen, weshalb das Ganze kein so großes Problem sein sollte.
Wayne meldete sich wieder zu Wort. „Warum entwerfen wir in den nächsten Tagen nicht neue Pläne und dann könnt ihr entscheiden, was ihr davon haltet?“
Emily sah Daniel fragend an. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. Sie wandte sich wieder an Wayne.
„Wir können uns genauso gut auch neue Pläne anschauen“, meinte sie.
„Natürlich“, erwiderte er. „Die restlichen Arbeiten können jedoch sofort beginnen.“
„Was denkt ihr, bis wann alle Arbeiten abgeschlossen sind?“, wollte Daniel wissen.
Wayne Erik warf einen Blick auf die Pläne, die auf dem Tisch ausgebreitet waren, und dachte nach. „Wenn man bedenkt, dass wir dieses Stockwerk neu entwerfen müssen“, sagte er mit einer Geste auf das erste Stockwerk, „können wir wahrscheinlich mit Labour Day rechnen.“
„So bald schon?“, fragte Emily überrascht. Sie hatte mit Jahren gerechnet.
„Ja, für dieses Haus hier“, fuhr Wayne fort. „Der Wellnessbereich in der Pension wird vermutlich etwas länger dauern, da dort verschiedene Gewerke arbeiten werden. Schwimmbadspezialisten und so.“
Emily hatte Chantelles Plan, das leere, ehemalige Schwimmbecken in einen Wellnessbereich zu verwandeln, ganz vergessen. In diesem Moment fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht die Pläne der Brüder für diesen Bereich angesehen hatten.
„Können wir uns diese Pläne jetzt auch ansehen?“, fragte Emily.
„Natürlich“, erwiderte Wayne.
„Wir sollten Chantelle holen“, meinte Emily zu Daniel. „Es war ihre Idee, weshalb sie daran beteiligt sein sollte.“
Sie verließen Trevors Haus und holten Chantelle aus der Pension. Dann gingen sie zusammen in das dunkle, nicht verwendete Außengebäude, das sich auf dem Grundstück der Pension befand. Drinnen war es trotz des warmen Wetters kalt, dunkel und voller Schatten. Emily war für Chantelles warme Hand in ihrer eigenen froh, die ihr einen gewissen Trost gab.
Die Brüder holten ihre Pläne hervor, damit Emily, Chantelle und Daniel diese ansehen konnten. Der beeindruckendste (und wieder einmal der teuerste) bestand darin, das Gebäude in einen Wellnesstempel mit Innen- und Außenbereich zu verwandeln. Die beiden Bereiche würden über eine Wendeltreppe miteinander verbunden sein und auf dem Dach würde sich ein Infinity Pool mit Meerblick befinden.
„Dieser Treppe kann ich nicht widerstehen“, sagte Emily. Sie hatte sich eine solche Treppe gewünscht, seit sie im Yachtclub eine gesehen hatte.
Daniel war ganz begeistert. „Wir könnten sie entwerfen. Ich meine das Team von Jack Cooper. Wir haben schon zuvor Wendeltreppen gemacht und das würde die Kosten reduzieren. Um ehrlich zu sein“ – er sah sich wieder die Pläne und Waynes handschriftliche Bemerkungen an – „könnten wir auch diese Vertäfelungsarbeiten machen. Und die Türen zum Umkleidebereich. Und den Empfangstresen.“
Er schien von der Idee richtig begeistert zu sein und Emily war froh, seine Augen wieder so glänzen zu sehen. In letzter Zeit hatte er einen gestressten Eindruck vermittelt, weshalb es schön war, ihn wieder so enthusiastisch zu sehen.
„Und wenn wir Jack Cooper für die Holzarbeiten engagieren, dann werde ich vor Ort und näher an Zuhause sein“, fuhr er fort. „Ich kann das ganze Projekt leiten.“
„Das hört sich gut an“, stimmte Emily zu, wobei sie an das Baby dachte, und daran, wie viel entspannter sie wäre, wenn sie wüsste, dass Daniel in der Nähe und nicht am anderen Ende der Stadt war. Nicht, dass sie erwartete, dass die Geburt demnächst stattfand!
Chantelle nickt zustimmend. „Es wäre viel besonderer, wenn du einen Teil davon selbst machst“, sagte sie.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, verabschiedeten sich die Architekten von Erik & Sons und die anderen gingen zurück in die Pension. Als sie den Rasen überquerten, hörte Emily fröhlich Chantelles und Daniels munterem Gespräch über ihre großen Ideen zu. Doch während sie so vor sich hingingen, kam Emily nicht umhin, zu bemerken, wie aufgeregt Daniel über die Renovierungsarbeiten und wie gestresst und niedergeschlagen er über das Baby zu sein schien.
Als sie die Pension erreichten, war Emily so in ihren Gedanken versunken, dass sie sich vollkommen hatte ablenken lassen. Im Moment galt dem Baby all ihre Aufmerksamkeit. Es war die Hauptquelle ihrer Begeisterung, das letzte, an das sie vor dem Einschlafen, und das erste, an das sie nach dem Aufstehen dachte. Aber sie hatte das Gefühl, dass Daniel anders empfand. Er schien sich mehr über das Bauen einer hölzernen Wendeltreppe zu freuen!
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