Sie sind sich stets der Tatsache bewusst, dass sie einfältig sind, und darum versuchen sie, weise zu wirken. Leute, die glauben, dass sie hässlich sind, versuchen sich zu verschönern. Aufgemalte Schönheit ist eine Fassade, eine Maske. Schwache Menschen bemühen sich immer, stark zu wirken. Das Gegenteil wird hergestellt, weil das der einzige Weg ist, die innere Wahrheit zu verbergen. Hitler war ein Schwächling und demonstrierte seine Willensstärke nur, um diese Tatsache zu verbergen.
Einer, der wirklich stark ist, weiß nicht, dass er stark ist. Eine Kraft wird von ihm ausgehen, die Stärke ist da – aber er ist sich dessen nicht bewusst. Laotse sagt, dass ein wirklich tugendhafter Mensch nie weiß, dass er tugendhaft ist. Jemand, der wirklich moralisch ist, merkt gar nicht, dass er moralisch ist. Ein Mensch, der sich seiner Tugendhaftigkeit bewusst ist, hat seine Untugenden tief innen verborgen. Einer, der glaubt, er sei ein guter, frommer Mensch, ein Weiser, ist ein Sünder, und er weiß es. Und nur um das zu verstecken, tut er so, als sei das Gegenteil der Fall. Willensstärke ist keine wirkliche Stärke, sondern eine Schwäche.
Ein wirklich starker Mensch hat keinen eigenen Willen. Das Ganze ist sein Wille. Er schwebt wie eine weiße Wolke, eins mit dem All, in Harmonie mit der Existenz. Euer Wille bringt euch immer in Konflikt. Er schrumpft euch, er macht euch zu Inseln, und dann müsst ihr kämpfen. Ein Mensch ohne eigenen Willen ist auf natürliche Weise kopflos. Denkt daran, ihr könnt nicht aus eurem Kopf heraus. Ihr könnt eure Köpfe abschlagen – das wäre einfacher, weil aus dem Kopf herauszukommen nahezu unmöglich ist.
Selbst die Idee, herauszuwollen, ist ein Teil davon. Im Kopf herrscht Unordnung, Chaos. Ihr denkt und denkt, und denkt gegen das Denken. Das Denken, das gegen Denken ist, ist auch ein Denken. Man kann seine Gedanken verfluchen, aber das ist auch nur ein Gedanke. Und damit ist nichts erreicht, ihr dreht euch im Kreise, in einem circulus vitiosus. Ihr könnt euch weiter im Kreise drehen, aber nicht herauskommen. Was kann man tun? Wie kann man den Intellekt überwinden? Da hilft nur eins, und das ist, keinen inneren Kampf auszutragen und keinerlei Anstrengungen zu machen, aus dem Kopf herauszukommen, weil jede Mühe vergebens und selbstzerstörerisch ist.
Was kann man also machen? Einfach beobachten. Nach innen gehen und beobachten. Versucht nicht, herauszukommen, geht nach innen und schaut den Gedanken einfach zu. In Augenblicken des Beobachtens verschwindet der Kopf. Plötzlich seid ihr jenseits des Intellekts. Nicht außerhalb, sondern jenseits. Auf einmal schwebt ihr jenseits von euch selbst.
Da gibt es diese Zen-Anekdote. Sehr absurd, wie alle Zen-Anekdoten. Sie müssen absurd sein, weil sie das Leben so darstellen, wie es ist. Ein Zen-Meister hatte ein Rätsel für seine Schüler: „Vor einiger Zeit habe ich eine Gans in eine Flasche gesteckt. Jetzt ist die Gans gewachsen und der Hals der Flasche ist so eng, dass die Gans nicht mehr herauskommt. Die Flasche ist aber so kostbar, dass ich sie nicht zerbrechen möchte. Jetzt sitze ich in der Klemme … Wenn die Gans nicht herauskommen kann, stirbt sie. Ich kann die Flasche zerbrechen und die Gans ist draußen, aber ich will die Flasche nicht kaputtmachen, denn sie ist sehr kostbar, und ich möchte auch die Gans nicht umbringen. Also was soll ich machen?“
Das ist das ganze Problem. Die Flasche ist der Kopf, und die Gans ist im Kopf. Man kann den Kopf kaputtschlagen, aber er ist sehr kostbar. Man kann die Gans sterben lassen, aber das geht auch nicht, denn du selbst bist die Gans.
Der alte Zen-Meister hörte nicht auf, seine Schüler nach der Lösung zu fragen. Er gab ihnen Ohrfeigen und sagte immer wieder: „Findet die Lösung, ich habe keine Zeit!“
Und nur ein einziges Mal akzeptierte er die Antwort eines Schülers, der sagte: „Die Gans ist draußen!“
Viele Lösungen wurden angeboten, aber er schlug den Antwortenden und sagte nein. Jemand sagte vor, dass man etwas mit der Flasche machen sollte, aber der Meister meinte, dass dabei etwas schiefgehen könnte, und dann wäre die Flasche zerbrochen, und das darf nicht sein. Oder jemand sagte: „Lass doch die Gans sterben, wenn die Flasche so wertvoll ist … “ Es gab nur diese Möglichkeiten und der Meister gab keine weiteren Hinweise.
Und als der eine Schüler sagte: „Die Gans ist draußen“, verneigte sich der Meister, um seine Füße zu berühren und sagte: „Richtig, die Gans ist draußen und war niemals drinnen!“
Das Gefühl, dass ihr drinnen seid, ist einfach eine falsche Vorstellung. Es gibt also in Wirklichkeit kein Problem, euch aus euren Köpfen, aus eurem Intellekt herauszubringen. Seid einfach nur Betrachter. Verfolgt, was geschieht. Schließt eure Augen und betrachtet eure Gedanken. Gedanken sind drinnen – aber ihr nicht. Der Betrachter ist immer jenseits. Der Betrachter steht immer auf den Bergen, alles dreht sich, bewegt sich, aber der Betrachter steht jenseits. Er kann niemals drinnen sein, er kann kein „Insider“ sein, er ist immer draußen.
Betrachtung heißt, außerhalb stehen, man kann es Zeuge sein nennen, unbeteiligt beobachten, aufmerksam sein – was ihr wollt. Das Geheimnis ist, unbeteiligt zu betrachten. Immer, wenn ihr das Gefühl habt, dass zu viel in euren Köpfen vor sich geht, setzt euch unter einen Baum und beobachtet. Versucht nicht, herauszukommen. Wer ist es denn, der herauskommen will? Niemand ist drinnen! Jeder Versuch, etwas zu unternehmen, ist sinnlos. Wenn man niemals drinnen war, wie kann man dann herauskommen? Man kann alles versuchen und sehr beschäftigt sein; man kann wütend werden, aber nicht herauskommen. Wenn man das einmal begriffen hat, dass man in einem Moment des Beobachtens hinten steht, transzendiert hat– dann ist man draußen. Von diesem Moment an seid ihr kopflos.
Der Kopf ist ein Teil des Körpers. Der Kopf gehört zum Körper und hat seine körperliche Funktion; er ist gut und richtig an seinem Platz. Die Flasche ist wertvoll, und wenn ihr ihre Geheimnisse einmal kennt, könnt ihr sie benutzen. Wenn ich zu euch spreche, was mache ich? Ich benutze die Flasche … Wenn Buddha predigt, was tut er? Er benutzt die Flasche. Die Flasche ist es wert, aufgehoben zu werden, aber es ist unnötig, in ihr gefangen zu sein und dann mühselig zu versuchen, wieder herauszukommen, weil das ganze Leben ein Chaos geworden ist. Wenn man weiß, dass man durch unbeteiligtes Beobachten draußen ist, wird man sozusagen kopflos. Dann zieht man ohne Kopf über die Erde. Was für ein wunderschönes Phänomen, ein Mensch, der ohne Kopf einhergeht … Das meine ich, wenn ich sage: „Werdet weiße Wolken, werdet kopflose Erscheinungen.“ Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, welche Stille über euch kommt, wenn der Kopf verschwunden ist. Euer physischer Kopf wird natürlich noch da sein, aber die Verstrickung, die Besessenheit damit ist verschwunden. Der Kopf ist kein Problem, er ist wunderschön, ein herrliches Mittel zum Zweck, der größte Computer, der bis heute erfunden wurde. Ein komplexer, leistungsfähiger Mechanismus – wunderbar. Man kann ihn genießen und benutzen. Aber woher habt ihr die Idee, dass ihr selbst im Kopf seid?
Wahrscheinlich habt ihr noch nicht gehört, dass im alten Japan die Leute auf ihren Bauch zeigten, wenn man sie fragte, wo sie denken. In Japan wurde den Leuten beigebracht, dass der Bauch das Denkzentrum ist.
Als die Europäer in Japan ankamen, konnten sie nicht fassen, dass dort alle dachten, dass der Kopf im Bauch ist und nicht im Kopf. Es ist eine westliche Einstellung, zu glauben, dass man im Kopf sitzt. Im alten Japan hat das Denken aus dem Bauch prächtig funktioniert, aber jetzt leben die Japaner auch mehr im Kopf. Es gibt noch andere Traditionen, die das Denkzentrum in anderen Körperteilen ansiedeln. Laotse behauptete, dass man von den Fußsohlen aus denkt. Es gibt tatsächlich taoistische Yoga-Techniken, die einem helfen sollen, aus den Fußsohlen herauszukommen. Sie denken, dass dort das Denkzentrum sitzt.
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