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Greta, Jupp und die Geister
Verena Prym
mit Illustrationen von Yannick Weinert
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Cover und Illustrationen: Yannick Weinert
ISBN: 978-3-86196-685-2 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-070-4 - E-Book
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de
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1 1 Greta ist acht Jahre alt. Sie hat eine Mama, einen Papa, eine kleine Schwester namens Annie und ein eigenes Zimmer oben unterm Dach. Der Hof, auf dem sie mit ihrer Familie lebt, liegt am Rande eines hübschen Dorfes und ist über hundert Jahre alt. Schon Gretas Großvater ist hier aufgewachsen. Er ist gesäumt von einem großen Garten, der zu den Feldern hin mit hohen Kastanienbäumen abschließt. Seitlich ans Haus angrenzend liegt der Stall, wo die Kuh Mulle sowie die beiden Katzen Peter und Pan leben und Papas Trecker samt Anhänger für die Kirschernte steht. Alles wäre rundherum in bester Ordnung – wären da nicht die Geister. Diese wohnen über Gretas Zimmer auf dem Dach. Tagsüber sind sie verschwunden. Wohin, weiß Greta nicht. Doch nachts kommen sie heraus und machen Schabernack. Fürchterlich lauten Schabernack. Sie trommeln auf die Dachziegel und singen Geisterlieder, sie raufen und rutschen johlend die Dachrinnen hinunter, direkt an Gretas Bett vorbei. Greta wälzt sich hin und her. Wieder einmal kann sie nicht schlafen. Die Geister lärmen so! Sie ruft nach Mama. Mama kommt und sagt, es gäbe keine Geister, das sei bestimmt nur ein Marder auf Futtersuche, sie solle ruhig schlafen. Aber die Geister sind noch lange nicht müde und geben keine Ruhe. Sie singen und sausen und Greta kann nicht schlafen. Sie ruft nach Papa. Papa kommt und sagt, es gäbe keine Geister, das seien bestimmt nur die maunzenden Katzen, sie solle ruhig schlafen. Aber die Geister sind immer noch nicht müde und geben keine Ruhe. Wieder ärgern sie Greta. Nach ihrer Schwester Annie kann sie nicht rufen, weil die noch ein Baby ist. Annie schläft in ihrem Zimmer im ersten Stock und hört keine Geister. „Sie hat es gut“, denkt Greta und die Geister grölen.
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Greta ist acht Jahre alt.
Sie hat eine Mama, einen Papa,
eine kleine Schwester namens Annie
und ein eigenes Zimmer oben unterm Dach.
Der Hof, auf dem sie mit ihrer Familie lebt, liegt am Rande eines hübschen Dorfes und ist über hundert Jahre alt. Schon Gretas Großvater ist hier aufgewachsen. Er ist gesäumt von einem großen Garten, der zu den Feldern hin mit hohen Kastanienbäumen abschließt.
Seitlich ans Haus angrenzend liegt der Stall, wo die Kuh Mulle sowie die beiden Katzen Peter und Pan leben und Papas Trecker samt Anhänger für die Kirschernte steht.
Alles wäre rundherum in bester Ordnung – wären da nicht die Geister.
Diese wohnen über Gretas Zimmer auf dem Dach. Tagsüber sind sie verschwunden. Wohin, weiß Greta nicht. Doch nachts kommen sie heraus und machen Schabernack. Fürchterlich lauten Schabernack. Sie trommeln auf die Dachziegel und singen Geisterlieder, sie raufen und rutschen johlend die Dachrinnen hinunter, direkt an Gretas Bett vorbei.
Greta wälzt sich hin und her. Wieder einmal kann sie nicht schlafen. Die Geister lärmen so!
Sie ruft nach Mama.
Mama kommt und sagt, es gäbe keine Geister, das sei bestimmt nur ein Marder auf Futtersuche, sie solle ruhig schlafen.
Aber die Geister sind noch lange nicht müde und geben keine Ruhe. Sie singen und sausen und Greta kann nicht schlafen.
Sie ruft nach Papa.
Papa kommt und sagt, es gäbe keine Geister, das seien bestimmt nur die maunzenden Katzen, sie solle ruhig schlafen.
Aber die Geister sind immer noch nicht müde und geben keine Ruhe. Wieder ärgern sie Greta.
Nach ihrer Schwester Annie kann sie nicht rufen, weil die noch ein Baby ist. Annie schläft in ihrem Zimmer im ersten Stock und hört keine Geister.
„Sie hat es gut“, denkt Greta und die Geister grölen.
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Am nächsten Morgen ist Greta hundemüde. Sie will sich nicht anziehen, sie will keine Zähne putzen, sie will nicht frühstücken, sie will nicht in die Schule. Muss sie aber.
Auf dem Pausenhof zankt Greta sich mit Caro und in der Garderobe schmeißt sie Ruben den Hausschuh an den Po.
Frau Gruber, die Lehrerin, kommt schnell herbeigelaufen. „Greta, warum ärgerst du Ruben?“, fragt sie und erhebt mahnend ihren knorrigen Zeigefinger.
„Er hat gesagt, dass ich lüge“, antwortet Greta.
„Und wieso hat er das gesagt?“, fragt Frau Gruber und schickt Ruben zurück ins Klassenzimmer, um in Ruhe ihre Ermittlungen anstellen zu können.
Greta seufzt. Es ist schwer zu erklären. Vor allem Frau Gruber. „Weil ... auf meinem Dach ... Also, ich habe nicht gut geschlafen“, antwortet sie deshalb und fächert sich ein wenig Luft zu.
Frau Gruber roch stets ausgesprochen merkwürdig ... und hatte natürlich sogleich eine mahnende Antwort parat: „Aber, Greta, du bist nun ein Schulkind! Und Schulkinder benehmen sich, auch wenn sie mal nicht gut geschlafen haben.“
Greta überlegt einen Moment. Dann nimmt sie all ihren Mut zusammen und erzählt Frau Gruber die Wahrheit, dass nämlich auf ihrem Dach wilde Geister wohnen, die nachts herauskommen, laut lärmen und sie nicht schlafen lassen. Und dass ihre Eltern meinen, es wäre bloß ein Marder oder die Katzen. Und dass Caro und Ruben behaupten, sie lüge.
Frau Gruber verzieht ihr Gesicht zu einem gequälten Lächeln und kommt einen Schritt näher. Greta zieht die Nase kraus. Ihre Lehrerin müffelt wahrhaftig wie eine uralte Klamottenkiste, die in einem feuchten Keller steht und zu einer Mäusehochburg geworden ist.
Frau Gruber schiebt ihre rote Brille hoch. „Eine Geistergeschichte also. Das ist ja einfallsreich.“
„Aber wenn ich es doch sage, auf meinem Dach wohnen wirklich ...“, versucht Greta, ihr zu erklären, aber Frau Gruber schneidet ihr das Wort ab.
„Papperlapapp! Deine Eltern haben recht. Es gibt keine Geister! Ich meine, wozu sollte es sie auch geben? Sie sind vollkommen zwecklos, eine reine Erfindung, mehr nicht. Hör auf, an sie zu denken, dann schläfst du besser und ärgerst keine anderen Kinder!“
Greta ballt die Fäuste. „Aber ich höre sie doch nachts. Und sie lassen mich nicht schlafen.“
Frau Gruber sieht sie eindringlich aus ihren blassblauen Augen an und seufzt schwer, so als müsse sie der kleinen Schülerin etwas erklären, was diese einfach nicht zu verstehen imstande ist.
„Greta, es gibt Geschichten über Geister, schön und gut. Aber existieren tuen sie höchstens in deiner Fantasie. Und da dann irgendwann auch nicht mehr. Also, lass Caro und Ruben in Frieden und erzähle keine krummen Geistergeschichten mehr!“
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