»Das freut mich für dich.« Luna stand auf und legte Holz nach, da das Feuer bereits weit heruntergebrannt war. Sie kam zurück zum Sofa und setzte sich wieder. »Eine Frage habe ich tatsächlich.« Kim horchte auf und schaute sie erwartungsvoll an. »Hast du bei alldem denn keine Angst? Ich meine nicht nur um dich, sondern allgemein.«
Kim lächelte. »Nein, warum sollte ich Angst vor meinem Partner haben? Angst hat man nur, wenn man befürchtet, dass einem etwas angetan wird, was man nicht möchte, oder vor Dingen, die man nicht mag. Aber alles, was Tom tut, und auch, was Marc mit Sina tut, geschieht ja mit unserem Einverständnis. Trotz allem bespricht man, in welchem Rahmen man sich bewegt, was man auf keinen Fall will. Das gilt für beide Seiten. Hält sich einer nicht daran, stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Das ist dann nämlich der Unterschied zwischen SM und Körperverletzung. Kannst du mir folgen?«
In Lunas Kopf ratterte es, sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie sich von jemandem bewusst Schaden oder eher gesagt Schmerzen zufügen lassen würde, und ging in Gedanken ihren Traum durch, den sie nach dem ersten Gespräch mit Sina gehabt hatte. Zumindest in ihrem Traum hatte sie tatsächlich keine Angst gehabt. Sie nickte nur stumm, damit Kim wusste, dass sie ihr zugehört hatte.
»Es gibt viele Gefühle, an die ich dabei denke – Aufregung, Nervosität, Unsicherheit, Nervenkitzel, Erregung, Vertrauen, Schutz, Schmerz und so viel mehr, aber Angst gehört nicht dazu«, fuhr Kim fort.
Luna schaute auf. »Ich schätze, das wird mir ein Rätsel bleiben, aber ich bin einfach froh, dass es euch ja offensichtlich damit gut geht. Und so, wie du erzählst, klingst du sehr überzeugt.« Nun lächelte sie tatsächlich, langsam konnte sie entspannter mit dem Thema umgehen.
Mittlerweile war es fast Mitternacht, der Wein war leer und Kim begann zu gähnen. »Ich mache mich mal auf den Weg, ich bin hundemüde.«
Luna nickte. »Schön, dass du da warst.« Sie stand auf und begleitete ihre Freundin noch bis zur Tür. Sie umarmten sich, Luna schloss die Tür und machte sich auf direktem Weg ins Bett – nicht ohne einen letzten Gedanken an all die speziellen Unterhaltungen in der letzten Zeit.
4
Endlich geschafft! Sina legte den Stift weg, packte ihre Sachen und gab die letzte Klausur in diesem Semester ab. Vor der Uni wartete Marc schon auf sie.
»Na, mein Schatz, hast du dein Meisterwerk abgegeben?«
Sina grinste bis über beide Ohren. »Das hoffe ich doch, so viel, wie ich in den letzten zwei Wochen gelernt hab. Sonst wäre das ja Zeitverschwendung gewesen.«
Marc nahm sie in den Arm, hielt sie fest und vergrub seine Nase in ihrem Haar.
»Du riechst so gut.«
Sie spürte seinen warmen Atem, der sie kitzelte, und bekam eine Gänsehaut. »Du auch.«
Er ließ sie los und hielt ihr die Autotür auf. Sie stieg ein und warf ihren Rucksack auf den Rücksitz.
»Wollen wir zu dir oder zu mir?« Marc grinste.
»Klingt ja wie ein schlechter Spruch, mit dem man angebaggert wird«, prustete Sina.
Augenblicklich veränderte sich Marcs Blick, er wurde dunkel und ernst. Langsam schob er eine Hand in ihren Nacken und seine Finger glitten durch ihre Haare, bis sie schließlich Halt fanden. Sie spürte seinen Griff, der sie nun fest umklammerte, und schaute ihn bereits reumütig an.
»Lachst du mich etwa aus oder wie soll ich das verstehen?«
»Nein, Meister, das würde ich nie tun, es war nur … Es sollte ein Witz sein.«
Sie blickte zu Boden, fixierte die Fußmatte und hielt den Atem an. Sein Griff lockerte sich und er streichelte ihr über den Kopf. »Brav, mein Schatz, das will ich wohl meinen! Also, zu dir oder zu mir?«, wiederholte er seine Frage.
»Lass uns erst zu mir fahren, dann kann ich meine Sachen wegbringen und packe was Schickes zum Anziehen und Duschzeug ein. Bleibt es dabei, dass wir essen gehen?«
Er nickte nur kurz. »Ja, es bleibt dabei.«
Auf der Fahrt zu ihrer Wohnung unterhielten sie sich über alles Mögliche. Sina gefiel sein Profil, sie schaute ihn gern von der Seite an. Und noch viel lieber mochte sie diese kleinen Machtspiele im Alltag: Den Nervenkitzel, wenn er plötzlich auf etwas reagierte, was sie getan oder gesagt hatte, den Ausdruck, den seine Augen dann hatten. Aber am meisten liebte sie das Gefühl, das es in ihr auslöste – ein unglaubliches Kribbeln, das ihr regelmäßig bis in die Leistengegend zog. Sie flitzte schnell in ihre Wohnung, tauschte Unikram gegen neue Klamotten und alles, was sie brauchte, und stieg wieder ins Auto.
»Hast du eigentlich am Wochenende noch mal mit Luna gequatscht? Du wolltest ihr doch noch etwas ausführlicher von uns erzählen.« Er grinste.
Sina musste lachen. »Ja, das habe ich, und ich glaube, ich habe sie damit ziemlich durcheinandergebracht. Gestern war Kim bei ihr, mit ihr hat sie sich auch unterhalten. Ich schätze, sie wollte noch eine weitere Sicht auf die Dinge.«
Marc nickte. »Kann ich verstehen, aber wenn sie sonst ganz cool reagiert hat, ist das doch schön. Siehst du, du hättest dir gar nicht so viele Gedanken machen müssen.«
»Das konnte ich ja vorher nicht wissen …«
Inzwischen waren sie bei Marc angekommen. Er stellte den Wagen ab und sie gingen ums Haus herum. Der Eingang zu seiner Wohnung lag im Garten, das hatte Sina beim ersten Mal, als sie da gewesen war, schon toll gefunden.
Sie betraten die Wohnung und Sina marschierte Richtung Badezimmer, um zu duschen und sich für das bevorstehende Essen fertig zu machen.
»Nicht so schnell, Fräulein«, hörte sie seine Stimme hinter sich.
Augenblicklich blieb sie stehen, drehte sich um und schaute ihn an.
»Ich glaube, wir sollten noch mal über deinen Witz vorhin im Auto sprechen oder eher darüber, dass du dich so köstlich amüsiert hast.«
Sie blickte zu Boden, rührte sich nicht und wartete darauf, dass er weitersprach.
»Da du duschen willst, solltest du dich schon mal ausziehen.« Er hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und schaute sie erwartungsvoll an. Also begann sie sich zu entkleiden und lächelte dabei in sich hinein, denn sie wusste, dass ihn das mindestens genauso erregte wie sie.
Langsam zog sie ihren Pullover über den Kopf und legte ihn auf den Schrank neben sich, ihr T-Shirt folgte. Nach und nach öffnete sie die Knöpfe ihrer Jeans, dabei spürte sie bereits das vertraute Gefühl in ihrer Magengegend, das sich bis in ihr Becken ausbreitete. Ihr Puls beschleunigte sich allein bei dem Gedanken daran, was er wohl mit ihr machen würde. Als Nächstes zog sie ihre Jeans über den Po und schob sie bis zu den Füßen hinunter. Dort entwirrte sie etwas unbeholfen ihre Hose samt Socken, legte alles beiseite. Nun stand sie nur noch in BH und Slip da, trotzdem war ihr mehr als warm.
»Weiter.« Der Ausdruck in Marcs Stimme war unmissverständlich. Sina öffnete den BH, ließ ihn fallen, schob ihre Hand unter das Bündchen ihres Tangas und rückte ihn zurecht. Es lag eine Spannung in der Luft, die fast greifbar war. Ihr Atem ging schneller und sie bemerkte, dass sie bereits feucht war. Als sie seinen ungeduldigen Blick bemerkte, zog sie schnell den Slip aus.
Marc stand auf und verließ den Raum, ohne sie weiter zu beachten. Sina hasste es, wenn er das tat. Sie mochte es nicht, ignoriert zu werden – eine der Strafen, die sie am meisten traf. Plötzlich stand er wieder hinter hier – sie hatte seine Schritte nicht gehört, spürte aber die Wärme, die er ausstrahlte.
»Streck deine Hände nach vorn.« Er ging um sie herum und nahm eines ihrer Handgelenke, um ihr eine schwarze Lederfessel anzulegen. Dasselbe tat er am anderen Handgelenk.
Fast automatisch legte sie die Hände auf den Rücken, wo er sie mit einem Karabiner aneinander befestigte. Dann schob er sie daran hinaus aus dem Wohnzimmer in die Küche. »Du wirst dich jetzt nach vorn lehnen, bis du mit dem Oberkörper auf dem Tisch liegst«, befahl er ihr.
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