Markus Ziener - DDR, mon amour

Здесь есть возможность читать онлайн «Markus Ziener - DDR, mon amour» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

DDR, mon amour: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «DDR, mon amour»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Frühjahr 1981: Der Würzburger Student Robert fährt mit seinem giftgrünen Renault in die DDR, im Gepäck eine Hausarbeit zum Prager Fenstersturz für seinen Patenonkel Frieder. Dazu: Jede Menge Neugier und eine Sicht auf das andere Deutschland, die geprägt ist von Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Robert glaubt, dass die Menschen in der DDR, einem alles kontrollierenden Staat, im Privaten einen Gemeinsinn leben, den es im Westen nicht mehr gibt.
Das rosige Bild bekommt jedoch schon beim Grenzübertritt erste Kratzer, wo Schikane Alltag ist und die Hausarbeit als Propagandamaterial konfisziert wird. Gespräche mit Frieder, einem Intellektuellen, der sich notgedrungen eine Nische im real existierenden Sozialismus geschaffen hat, Begegnungen mit Parteigängern, heimlichen Kritikern, Ausgewiesenen und potenziellen Republikflüchtlingen öffnen Robert Perspektiven auf seine eigene Welt.
"DDR, mon amour" ist ein Roman über eine deutsch-deutsche Freundschaft zu Mauerzeiten, über Ideale, Sehnsüchte und die oft bizarren Realitäten im geteilten Deutschland.

DDR, mon amour — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «DDR, mon amour», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Dabei war mir im Übrigen nicht wirklich klar, ob Frieder, hätte er denn die Möglichkeit dazu, auch tatsächlich in den Westen gehen würde. Wenn wir am Saaleufer unterwegs waren und Nebel über den Auen lag, dann war Frieder so sehr eins mit diesem Land, dass ich ihn mir andernorts nicht vorstellen konnte. Frieder lebte nicht um der materiellen Dinge willen. Er suchte inneren Frieden, wollte das Richtige tun, seinen Kopf einsetzen können, gut und von klugen Leuten regiert, als Bürger ernst genommen werden.

Das war es auch, was Frieder vor allem an der DDR störte: Die DDR-Obrigkeit entmündigte ihn, behandelte ihn wie ein kleines Kind, das man nicht aus dem Laufstall herauslassen durfte. Man traute ihm nicht zu, eigenverantwortlich die DDR zu verlassen, sich in der Welt umzusehen - und wieder zurückzukehren. Dass dies so war, war weit unter Frieders intellektuellem Niveau - und durch nichts zu rechtfertigen.

Daran dachte ich, als ich am Morgen von Fladungen losfuhr. Ich nahm die Bundesstraße über Ostheim und Stockheim nach Mellrichstadt. Ich ließ die Maschine langsam rollen und behielt das Visier lange Zeit hochgeklappt. Ich wollte riechen, wo ich gerade unterwegs war, ich wollte die Morgenkühle spüren. Und auch ich wollte näher dran sein an drüben.

FRIEDER

Frieder war mein großer Bruder, mein Onkel, mein ferner, bester Freund. Ich wuchs mit ihm auf, ohne ihn je gesehen zu haben. Aber in meinem Kopf existierte ein festes Bild von ihm, ein Bild, das sich aus seinen Briefen geformt hatte, aus seinem Stil, den Worten, die er wählte, seiner Handschrift, daraus, wie er das Briefpapier faltete, das DDR-Papier, das nicht schön weiß war und glatt, sondern rau und grau und auf dem die Tinte immer etwas zerlief. Frieder schrieb seine Briefe nicht einfach von oben nach unten, bis die Seite voll war, er faltete eine DIN-A4 Seite so, dass man sie aufklappte wie ein Heft und beim Lesen blättern konnte. Die Seiten waren quer und dann längs gefalzt, und waren es mehrere, dann waren sie ineinander gelegt und formten ein kleines Buch. So gefaltet beschrieb er die Seiten mit seiner filigranen Handschrift, und es waren oft tatsächlich kleine Bücher, die auf diesen Seiten entstanden, kleine Werke, Betrachtungen, Gedankenflüsse, die alle einen Sinn und ein Ziel hatten. Nie eilig hingeworfene Zeilen, die aus Pflichterfüllung geschrieben waren, auch nicht, wenn feste Daten wie mein Geburtstag oder Weihnachten briefliche Glückwünsche erforderten. Frieders Briefe konnte man mehrfach lesen und sie aufheben. Ich hatte das getan, über all die Jahre, auch schon, als ich ein kleiner Junge war und mir der Junggeselle Frieder Briefe schrieb, die ich in ihrer Komplexität noch nicht erfasste. Frieder konnte nicht kindgerecht schreiben, weil er gar nicht wusste, was das war, kindgerecht. Aber ich spürte aus seinen Worten, dass mich da einer ernst nahm und mir von Dingen schrieb, die wichtig waren.

Mit jedem Jahr, das ich älter wurde, verstand ich Frieders Briefe besser. Und bald übte ich mich darin, es ihm mit meinen Briefen an ihn gleichzutun. Schrieb ich an Frieder, wurden aus meinen Texten kleine Aufsätze, oft etwas pompös geraten, aber dennoch schon Briefe, die eine Struktur hatten und die ich mir, bevor ich sie abschickte, selbst so lange vorlas und korrigierte, bis sie mir gefielen. Damals merkte ich, was ich zustande bringen konnte, wenn ich mich anstrengte. Dann schrieb ich die Adresse auf den Umschlag und setzte das ominöse „x“ vor Frieders Wohnort Leipzig, x statt DDR, x 703 Leipzig 3, und schrieb als Absender Bundesrepublik Deutschland oder BRD statt einfach nur Deutschland oder West-Deutschland, wie ich das sonst tat, ich war ganz korrekt, um die Zustellung meines Briefes nicht zu gefährden.

Gesehen hatte mich Frieder das erste und für lange Zeit letzte Mal kurz bevor die Mauer gebaut wurde. Zu meiner Taufe war er noch im Westen gewesen, ein junger Mann damals, schlank, kurz nach dem Studium, offen das Gesicht, wissend-verschmitzt der Ausdruck, das dunkle Haar streng gescheitelt, so sah er zumindest auf den alten Fotos aus, die mir mein Vater gezeigt hatte. Nur wenige Jahre später aber war die Grenze unüberwindlich geworden, und der Mann, der mich seinerzeit stolz und auch etwas ungelenk im Arm gehalten hatte, war auf einen Brieffreund reduziert, auf einen frauen- und kinderlosen Brieffreund im Übrigen, der sich nun auf einmal über eine unüberwindliche Grenze hinweg um seinen kleinen Patensohn kümmern sollte. Die Patenschaft war von den politischen Zeitläuften ausgehebelt, aus der Bahn geworfen worden. Sie war Opfer des Kalten Krieges geworden. Das war im Vergleich zu den vielen zerrissenen Familien, denen die Grenze gemeinsame Leben raubte, wenig. Aber für mich war es viel, in jedem Fall genug, um den täglichen Meldungen von Flucht und Verhandlungen, von Ostverträgen, Passierscheinabkommen und schließlich von Besuchen deutscher Kanzler im Osten ein plastisches Bild zu geben. Ich stellte mir stets vor, was diese Ereignisse für Frieder bedeuten könnten, ob er sie gut fände oder ob sie ihm Sorgen machten. Frieder, von dem ich nur seine Handschrift kannte, seine Worte und ein paar Schwarz-Weiß-Fotografien, war für mich die DDR. Das fand ich zunächst etwas eigenartig, dann spannend und schließlich machte es mich auch stolz, weil die meisten meiner Freunde solche Onkel nicht hatten. Onkel, die im Osten lebten, dort, wo die Sowjets herrschten.

Frieder war im Grunde unpolitisch. Nur ließ das Leben ihn so nicht sein, die Politik regierte hinein in seine Existenz, zwang ihn dazu, Position zu beziehen, Meinungen zu haben. Es gibt Leben, die in ihrer Zeit einfach mitschwimmen, die durchkommen, ohne dass sie sich je für das eine oder andere entscheiden müssen. Und es gibt Leben, die fortgerissen werden von der Dynamik der Zeit. Frieder gehörte zu Letzteren. Als sich die DDR immer mehr politisierte, wurde der Altphilologe Dr. Frieder Merker dazu gezwungen, ein politischer Mensch zu werden. Doch indem er dies nicht wollte, indem er nicht der Partei beitrat, sondern nur in Ruhe gelassen werden wollte, wurde er unbeabsichtigt politisch. Es war absurd: Wer politisch mitmachte, und wenn auch nur zum Schein, der erhielt dafür seine Ruhe. Wer dies nicht tat, etwa, weil ihn das alles nicht interessierte, der hatte plötzlich die Politik am Hals - weil er zum Feind erklärt wurde. Frieder machte nicht mit. Zuerst wurde er dafür ausgegrenzt, dann isoliert, schließlich verlor er darüber seinen - völlig unpolitischen - Job.

Das alles wusste ich nicht. Ich wusste es nicht, als ich Frieders Briefe erhielt, die für mich alle in gleich guter Gemütslage geschrieben waren und in denen sich für mich nicht lesen ließ, was wirklich mit ihm los war. Ich registrierte nur den Wechsel von Frieders Adresse, als auf einmal nicht mehr Leipzig der Ort des Absenders war, sondern Camburg an der Saale. Ich hielt das für nichts Besonderes. Aber damals verstand ich den Osten nicht und auch nicht, dass Ortswechsel durchaus nicht üblich waren. Ich wusste nicht, dass man nicht so einfach von A nach B umziehen konnte, sondern dass man dafür vom Rat der Stadt, in die man wollte, eine Zuzugsgenehmigung brauchte. Eine Erlaubnis, die überhaupt erst ausgestellt wurde, wenn ein Arbeitsvertrag vorlag. Den wiederum gab es aber nur, wenn dem Arbeitgeber nachgewiesen werden konnte, dass man am Ort der Arbeitsstelle bereits mit einem Wohnsitz polizeilich gemeldet war. Ein bürokratischer Teufelskreis, der nur mit Tricks zu überlisten war. Hätte sich aber Frieder, so wie ich ihn kannte, ohne Not einer solchen Prozedur unterworfen? Wohl kaum. Doch Frieder hatte keine andere Wahl. Weil er Geld verdienen musste.

Und weil Frieder, der doch so gerne unpolitisch bleiben wollte, in Leipzig aus seiner Arbeit herausgedrängt worden war. Arbeiten durfte er nun in Camburg, als Lehrer, unauffällig und mit bescheidenem Gehalt.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «DDR, mon amour»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «DDR, mon amour» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «DDR, mon amour»

Обсуждение, отзывы о книге «DDR, mon amour» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x