Stefan Großmann - Ich war begeistert

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Er war einer der bedeutendsten Journalisten Österreichs und Berlins. Zudem Theaterimpresario, Dramaturg, Autor, Feuilletonkorrespondent. Und er gab eine der wichtigsten deutschsprachigen Zeitschriften des 20. Jahrhunderts heraus, Das Tage-Buch. Für den Wiener Stefan Großmann (1875-1935) schrieben Alfred Polgar und Thomas Mann, Robert Walser und Alexander Roda Roda, Walter Benjamin, Robert Musil und Egon Friedell. Die ersten Reportagen Egon Erwin Kischs wurden von Großmann redigiert. Und 1925 stammte die erste, Aufsehen erregende und erschreckend prophetische Rezension von Hitlers Mein Kampf aus seiner Feder. Stefan Großmanns außergewöhnlich kluge, ehrlich persönliche und vor allem politisch ebenso realistische wie visionäre Autobiografie Ich war begeistert (1930) gehört „zu den großen Erinnerungsbüchern" (Wiener Zeitung) der Wiener Literatur nach 1900.

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Ich ging von dieser ersten Jaurèsrede vollkommen bezwungen nach Hause, und was das Schönste war, der Bann des mönchischen Lebens schien gebrochen. Ich wollte nun jede Phase des Dreyfusdramas miterleben, Aktivismus, das bedeutete also nicht nur Attentate, direkten oder indirekten Selbstmord, Aktivismus, das konnte also auch ein schrittweises Erobern und geistiges Durchdringen der Welt bedeuten! Der Tag, an dem ich Jaurès gehört hatte, hat den zölibatären Bann des isolierten Jünglings gebrochen. Einige Tage später gab ich das düstere Asyl in der Avenue Parmentier auf und übersiedelte mit meinem Freunde Bard ins Quartier Latin; so waren wir den Antiquaren und der Kammer näher. Übrigens empfing ich von den deutschen Korrespondenten, denen wir uns bei den Dreyfusdebatten zur Verfügung gestellt hatten, nur Freundlichkeiten. Ich muß damals furchtbar elend ausgesehen haben. Zwei Jahrzehnte später hat ein Röntgenologe, der mich untersucht hat, aus dem Narbenbilde meiner Lunge auf eine schwere Jugendtuberkulose geschlossen. Sicher bin ich damals in Paris nicht nur geistig, sondern auch physisch dem Tode ganz nahe gewesen. Eine Menschenscheu, die ich später kaum mehr begriffen habe, distanzierte mich auch von den Menschen, die mir wohlwollten. Zum Beispiel hätten die Zeitungsleute, denen wir in den langen und anstrengenden Dreyfussitzungen gute Dienste geleistet, sehr gern mehr für uns tun mögen, als uns für unsere Zeit zu entschädigen. An meiner steifen Zugeknöpftheit prallte jeder freundliche Hilfsversuch ab.

Am Weihnachtstage erhielt ich in aller Früh einen Rohrpostbrief der österreichischen Botschaft, worin ich dringend gebeten wurde, doch im Laufe des Vormittags dort zu erscheinen. Gewohnt, das Bitterste zu denken, vermutete ich einen drohenden Prozeß, die Ausweisung, irgendeine Verfolgung durch die Behörden meiner Heimat. Ich kam hin, ein junger Diplomat, Herr von Dumba, empfing mich sehr liebenswürdig, er lächelte ununterbrochen, bat mich Platz zu nehmen und erklärte mir, die Herren hätten eine ganz dringende Übersetzung, die heute noch gemacht werden müsse und für die ihnen im Augenblick leider gar keine Kraft zur Verfügung stünde. Ob ich die Arbeit übernehmen wolle? Das Honorar betrage hundertfünfzig Franken. Ich könne sehr wohl, wenn ich fleißig übersetze, noch im Laufe des Vormittags mit der Arbeit fertig werden. Ich weigerte mich nicht, aber ich war auch nicht gewohnt zu danken. Ich wurde in ein kleines Zimmer geführt. Mein Botschaftsrat verschwand durch eine Tapetentür und brachte mir fünf Minuten später einen Aufsatz aus dem Figaro über die ersten Cholerafälle auf dem Balkan. Ich in meinem ahnungslosen Ernst übersetzte ohne aufzublicken, um zwölf Uhr war ich fertig und konnte Herrn von Dumba die Arbeit überreichen. »Sie haben uns einen sehr großen Dienst erwiesen, Herr Großmann.« Der Botschaftsrat lächelte immer wieder, ich hielt das für diplomatische Liebenswürdigkeit, dann überreichte er mir ein Kuvert mit hundertfünfzig Franken. Ich stieg die breite Treppe des Botschaftspalastes hinunter und beschloß, mir ein kleines Festessen zu leisten. Ich wollte – zum erstenmal – bei Duval speisen. – Erst ein paar Jahre später hat mir Dr. Paul Goldmann, der damalige Korrespondent der Frankfurter Zeitung , verraten, wie schwer es gewesen ist, mir hochmütigem und unzugänglichem Kerl hundertfünfzig Franken zum Weihnachtsabend zuzuschanzen. Die ganze Liebenswürdigkeit der österreichischen Diplomatie mußte für diesen Zweck mobilisiert werden.

Mein Aufenthalt in Paris mußte jäh abgebrochen werden. Eines Abends fand ich auf dem Tisch meines Hotelstübchens einen Brief aus Wien vor, in dem ich dringend aufgefordert wurde, an das Krankenbett meines Vaters zurückzukehren. Am anderen Morgen traf ein Telegramm meiner Mutter ein, kein Zweifel, wenn meine Mutter sich Telegrammkosten machte, dann mußte das Leben meines Vaters in höchster Gefahr sein. Ich hatte zum Glück gerade einen größeren Bücherfang gemacht und trug das Geld zur Heimreise in der Tasche. Am Abend saß ich im Zuge. Damals wäre ich in Verlegenheit gewesen, wenn ich irgend jemand hätte erklären sollen, warum ich an meinem Vater hing. Rational sind ja solche Regungen schwer zu analysieren. Soll ich diese unzerstörbare Anhänglichkeit heute erklären, so ist es wohl das stumme Orientalentum meines Vaters, um dessentwillen ich ihn liebte. Dieses von allen geschäftigen Geistern verurteilte und verdammte stundenlange Sitzen und in die Luft schauen, diese Unfähigkeit, geschäftlich zu denken, dieses frei sein von Zweckspekulationen, mit einem Wort, der gelassene Fatalismus seines Wesens erfreut mich noch heute. Viele Jahre später bin ich in der Türkei und in Ägypten Orientalen begegnet, die Verwandte meines Vaters hätten sein können, Leuten, die mit überkreuzten Beinen stundenlang, das Mundstück der Nargileh zwischen den Zähnen, dasitzen und vor sich hinbrüten konnten. Ihre Aktionslust ist für europäische Begriffe empörend gering, aber wer sagt denn, daß die europäisch-amerikanische Aktivität vor der abgründigen Ruhe eines beschaulichen Orientalen bestehen kann. Jedenfalls haben diese gelassenen Philosophen des Nichtstuns eine Würde, die kein eilfertiger Geschäftsmann der Wallstreet oder des Kurfürstendamms je erreichen kann.

Die Reise nach Wien paßte irgendwie in meine innere Route. Während meines Pariser Aufenthaltes muß wohl die Melancholie der Pubertätsjahre ihren Höhepunkt erreicht, oder um mit den Vokabeln der heutigen Geheimwissenschaft zu reden, meine innere Sekretion muß sich allmählich geändert haben. Die Periode des mönchischen Daseins näherte sich ihrem Ende. Ich wollte nicht länger abseits von den Kämpfen als ein pathetischer Negierer stehen. Damals ging es in Österreich sehr aufgeregt zu. Der Kampf ums Wahlrecht, der mir anfangs so gleichgültig gewesen war, wurde mit einem Elan geführt, der die Massen mitriß. In einer großen Versammlung im Prater hatte ein Arbeiterführer das Wort »Generalstreik« in das Wiener Volk geworfen. Schon in Paris hatten mein Freund Huber und ich viele Abende mit nach der Heimat gerichteten Gedanken und Gesprächen verbracht. Wenn der Wahlkampf imstande war, die Arbeiterschaft so zu entflammen, daß sie zum Generalstreik schreiten wollte, dann war es Unsinn, dieser Volksbewegung sich zu widersetzen, dann mußte man vielmehr mitten in die Strömung springen. Es ist übrigens niemals zum Generalstreik in Österreich gekommen. Alle wirklich glücklich geführten Generalstreiks haben gesiegt, ehe sie ausgeführt wurden. Das Hinreißende am Generalstreik ist die Drohung, das Schwierige die präzise Durchführung auf ein vereinbartes Kommandowort, und das Allerfatalste der rechtzeitige geordnete Rückzug. Fügt sich der Staat oder die herrschende Klasse dem Generalstreik, dann ist nicht einzusehen, warum er nur wegen des bißchen Wahlrechts gemacht werden sollte. Deshalb bedeutet der Generalstreik eine große Generalprobe. Unsere österreichischen Arbeiterführer, vielleicht die klügsten des Kontinents, wußten wohl, daß der nützlichste Gebrauch der Generalstreikidee nicht ihre Ausführung, sondern ihre Ankündigung sei.

Ich kam am Abend am Wiener Westbahnhof an; auf der Reise hatte ich buchstäblich den letzten Centime verbraucht, ich hatte nicht einmal Geld übrig, um in einer Straßenbahn den weiten Weg vom Westbahnhof zu der Wohnung meiner Eltern zu fahren. Einundeinehalbe Stunde lang schleppte ich mich durch die abendlichen Straßen Wiens, mein kleines Köfferchen in der Hand. Auf diesem etwas schwermütigen Heimweg begegnete ich einem jungen Freunde, den ich damals erst verhältnismäßig flüchtig kannte; es war ein hübscher blonder Mensch, mit einem schmalen, sanften Gesicht, das zeitweilig von einem kleinen Spitzbärtchen umrahmt war. Er hieß Alfred Polgar. Ein paar Häuser von meinem Ziel entfernt, begegnete ich ihm. Mein Arm war müde geworden. Er begrüßte mich mit einem zurückhaltenden Lächeln, das vielleicht ein bißchen Freude andeutete, vielleicht auch ein bißchen Mitleid über den kläglichen Aufzug des Heimkehrenden. Jedenfalls nahm er mir das Köfferchen aus der Hand und trug es mir bis vor das Tor des Elternhauses. Das sind nun schon über drei Jahrzehnte her, aber dieses Lächeln ist ihm geblieben, dieses leichte, freundliche Lächeln, das aus ein bißchen Freude und ein bißchen Mitleid gemischt ist, und meinen kleinen Sorgenkoffer hat er mir noch manchesmal tragen helfen.

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