Wolfgang Großmann - 50 Jahre Lehren und Lernen

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Geschichten von einem, der dabei war: als Jugendlicher am 17. Juni 1953, als Lehrer und später als Parteisekretär im Schulalltag der DDR, als stellvertretender Direktor und Direktor einer Polytechnischen Oberschule, der Wissenschaft, Leitungstätigkeit und Kontakt zu den Schülern verbinden wollte. Als diese Vorstellungen nicht aufgingen, erfolgte ein 1. Schnitt: Lehroffizier an der OHS der LaSK der NVA in Löbau / Zittau. Hier war der Autor Teil des Übergangsprozesses von der NVA zur Bundeswehr. Danach ergab sich ein 2. Schnitt: Hinwendung zur Sozialpädagogik, Kommunikations- und Verhaltenstraining. Als Dozent an Privatschulen entwickelte der Autor ein Trainingsprogramm zur Jobsuche für jedermann. Als Lehrender in den Bereichen Pädagogik und Psychologie legte er den Fokus auf die didaktische Befähigung seiner Kollegen.

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Wolfgang Großmann

Vom Mitglied der Jungen Gemeinde zum Schulparteisekretär und zum Direktor einer Polytechnischen Oberschule – vom Zivilisten zum Lehroffizier an einer Offiziershochschule – aus den Problemen der Wende zum Dozenten an einer Privatschule.

Wolfgang Großmann

50 Jahre Lehren und Lernen

Von der POS

über die Offizierhochschule

zur Privatschule

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

ISBN 9783957444806

Coverfoto © aboikis - Fotolia.com

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel Wolfgang Großmann 50 Jahre Lehren und Lernen Von der POS über die Offizierhochschule zur Privatschule Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor ISBN 9783957444806 Coverfoto © aboikis - Fotolia.com Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

1. Kindheit und Jugend (1939-1957)

2. Lehre und Studium (1957-1962)

3. 20 Jahre Schuldienst (1962-1982)

4. Lehroffizier an der Offiziershochschule der Landstreitkräfte der NVA / Übergang von der NVA zur Bundeswehr (1982-1991)

5. Dozent an Privatschulen (1991-2013)

6. Veröffentlichungen

7. Staatsexamensarbeiten / Dissertation / Forschungsberichte

Kennen Sie Leipzig? Die Stadt der Synonyme: die Buchstadt mit der Deutschen Bücherei und der Buchmesse; die Musikstadt als Wirkungsstätte von Bach und Mendelssohn-Bartholdy; die Literaturstadt als Stadt der „Neuberin“ (Haus „Großer Blumberg“), des alten Gottsched und des jungen Goethe; die Handelsstadt: zu DDR-Zeiten „Drehscheibe“ zwischen Ost und West und früher und heute stets in Rivalität zur Residenzstadt Dresden; die Stadt der Völkerschlacht 1813; und last not least: die Stadt der Montagsdemonstrationen. 2015 kommt ein neues Synonym dazu: die 1000-Jährige.

Sie merken schon, ich bin stolz darauf, mit Pleißenwasser „getooft“ (getauft) zu sein.

Der Stadtteil, in dem ich geboren wurde, gehört nicht zu den attraktivsten von Leipzig. Wenn Sie sich vom Ausgang des „Schmuckstückes“ Hauptbahnhof nach links wenden, kommen Sie alsbald in den Leipziger Osten, in der Geschichte der „rote Osten“, also das Zentrum der kleinen Leute. Die Eisenbahnstraße, später Ernst-Thälmann-Straße, heute wieder Eisenbahnstraße ist/war eine Magistrale und Ausfallstraße nach Osten. Heute sagt man, die eine Straßenseite gehöre den Russen, die andere den Türken. Die Probleme sind also nicht weniger geworden, sondern größer. Hier lag das „Kolonial-Waren-Geschäft“, in dem mein Opa und meine Oma, mein Vater und meine Mutter arbeiteten. Damit war ich nach DDR-Verständnis ein Abkömmling des „Kleinbürgertums“, sprich der kleinen Händler und Gewerbetreibenden, von denen man in der „Klassengesellschaft“ ebenso wie von der „Intelligenz“ nie so recht wusste, wie man sie einordnen sollte.

1. Kindheit und Jugend (1939-1957)

Meine frühesten Erinnerungen gehen zurück auf die Bombennacht vom 4. Dezember 1943. Die Frauen und Kinder eines großen Eckhauses mit 16 Familien drängten sich an den Wänden des Luftschutzkellers zusammen, einige mit Stahlhelm auf dem Kopf, andere als Ersatz mit einem Kochtopf, der mit Bindfaden unter dem Kinn festgehalten wurde. Plötzlich brach die Wand zum Keller des Nebenhauses ein und eine Druck- und Feuerwelle fegte in unseren Keller. Meine Mutter nahm mich auf den Arm und jagte mit mir die Kellertreppe empor. Als wir uns aus dem Haus herausgekämpft hatten, empfing uns Feuer und Qualm, so dass man kaum atmen konnte. Meine Mutter schaffte es bis zur Hausecke, dann versagten ihre Kräfte. Irgendein Uniformierter kam zur Hilfe, nahm mich ihr ab und brachte uns ein paar Häuser weiter zu Bekannten, deren Haus noch heil war.

Diese Bekannten sind für mich wie 2.Eltern geworden, für mich waren sie „Vater“ und „Mutter“; wohl auch deshalb, weil ich insbesondere meiner Mutter und meinem Opa und meiner Oma sehr viel zu verdanken habe. Das Verhältnis zu meinem Vater war nie gut. Wir haben uns dann später an einen „status quo“ gehalten. Die Konsequenzen aus diesem Malus habe ich viel später in den Beziehungen zu meinem eigenen Sohn gespürt.

Hier liegt auch ein Schlüssel zu dem, was aktuell den schönen Namen „Gendermainstraiming“ trägt: die Balance zwischen der biologischen und der sozialen Rolle, gegenwärtig vor allem auf die Frau bezogen. Ebenso wenig wie wir die Frau auf ihre biologische Rolle – sprich: Küche – Kinder – Kirche = Wohltätigkeit – reduzieren dürfen und wir in der Gesellschaft dafür sorgen müssen, dass sich ihre soziale Rolle schrittweise ändert, ebenso wenig dürfen wir die Rolle der „Väter“ unterschätzen. In der Ausbildung von Erziehern, Altenpflegern, Krankenpfleger und Europasekretärinnen in den letzten Jahren habe ich manchen Strauß ausgefochten mit einigen alleinerziehenden Müttern, die aufgrund ihres hohen Engagements partout sehr schwer von ihrer Einstellung abzubringen waren „Ich kann den Vater 100%-ig ersetzen!“ Das hat mich veranlasst, einmal eine (unvollständige) Übersicht zusammenzustellen:

Männer bringen ihren Söhnen bei (manchmal auch ihren Töchtern – wenn der Sohn fehlt):

• die Art des Händedrucks

• wie man ein Werkzeug führt, Sachen im Haushalt repariert …

• wie man ein Spielgerät bastelt

• wie man Fußball, Handball, Basketball, Volleyball … spielt (Gemeinschaftssportarten!)

• worauf man achtet, wenn man einem weibliches Wesen gegenübertritt (als Kind: Umgang mit Mädchen; als Jugendlicher: Umgang mit Frauen)

• wie man mit Anstrengung und Konzentration (Wille!) etwas erreicht: im körperlichen ebenso wie im psychischen Bereich („starker Mann“ im Sinne von körperlich und/oder psychisch stark)

• worauf man „stolz“ ist (vgl. „Vaterstolz“ im Gegensatz zu „Mutterliebe“)

• wie man sich einordnet, auch unterordnet („Zucht“, Gehorsam, Disziplin)

Summa:

Männer bringen ihren Söhnen bei, wie man sich in der „Männerwelt“ verhält.

Diese „Männerwelt“ ist eine „Statuswelt“; hier gelten sehr stark Hierarchie, Macht und Unabhängigkeit.

Doch zurück zu meiner Kindheit: der Laden war nach der Bombennacht zerstört, die Wohnung nicht mehr bewohnbar – ich bekam davon sehr wenig mit, weil ich mit „Mutter“ in das von Kriegswirren ziemlich unberührte Oppach / Oberlausitz zu Verwandten von „Vater“ zog. Erst als der Krieg in die letzte, entscheidende Phase trat, kehrten wir nach Leipzig zurück.

Von den letzten Kriegswoche in Leipzig blieb haften: Mitten auf unserer Kreuzung, von der 6 Straßen strahlenförmig abgingen, hatte man aus taktischen Irrsinn alte Männer und halbe Kinder postiert. Mit einer MG-Stellung sollten sie die Panzer aus Richtung Torgau aufhalten. Schon deren erste MG-Stöße hinterließen nur Verwundete. Eingeprägt hat sich mir das Bild der Rote-Kreuz-Schwester, die mit der Rot-Kreuz-Fahne auf die Kreuzung lief, um die Verwundeten zu versorgen. Die Amerikaner ließen sie gewähren. Dann demonstrierten sie ihre Macht: Am Fenster unseres kleinen Ladens „fetschten“ Leuchtspurgeschosse die Straße entlang; gottseidank ohne Querschläger.

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