Mein Mann Thorsten Meier und ich geben seit mehr als 13 Jahren mit Papierfresserchens MTM-Verlag genau diesen jungen Autorinnen und Autoren ein Zuhause. Jung bezieht sich dabei allerdings nicht unbedingt auf das Alter – unsere älteste junge Autorin war bei ihrer Erstveröffentlichung bereits 92 Jahre alt. Wenn nicht jetzt, wann dann, waren ihre Worte, mit denen sie ihren Brief, in dem sie ihr Buch unserem Papierfresserchen vorstellte, enden ließ.
Natürlich ist Papierfresserchens MTM-Verlag nicht der einzige Verlag im deutschsprachigen Raum, der heute junge Autorinnen und Autoren ernst nimmt. Aber das Papierfresserchen, das 2004 nebenberuflich als Lese- und Schreibprojekt startete und 2007 zum Verlag wurde, wurde bereits 2009 von der deutschen Wirtschaft und der Bundesregierung für seine Arbeit mit jungen Autoren ausgezeichnet. Noch heute hängt die Urkunde, auf die wir mächtig stolz sind, im Eingangsbereich unseres Büros in Langenargen.
Vieles von dem, was Sie an Hinweisen in diesem Buch finden, stammt aus der langjährigen Verlagsarbeit. Deshalb werden Ihnen auch einige praktische Hilfen aus unserem tatsächlichen Verlags-alltag begegnen. Zudem liegt den Tipps und Informationen rund um das Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit meine mehr als 30-jährige journalistische Erfahrung zugrunde.
Ich beanspruche mit diesem Buch natürlich nicht das Attribut, dass auf den folgenden rund 100 Seiten vollständig sämtliche Möglichkeiten, erfolgreich ein Buch zu veröffentlichen, aufgeführt sind. Und sicherlich wird es Kritiker geben, die das ein oder andere anders sehen als ich. Trotzdem hoffe ich, dass Sie dieses Buch für Ihre eigene Arbeit inspiriert und Ihnen eine wertvolle Hilfe ist, wenn es darum geht, Ihren Traum vom eigenen Buch zu verwirklichen.
Das Buch richtet sich dabei tatsächlich in erster Linie an Menschen, die ihre ersten Schritte in die Literaturwelt wagen, deshalb werden hier auch immer wieder Punkte aufgegriffen, die für alte Literaturhasen sicherlich längst selbstverständlich sind. Aber gerade die Neulinge sind es, mit denen wir seit mehr als 13 Jahren überwiegend zu tun haben. Ihnen ein paar Zeilen mit auf den Weg zu geben, war Motivation, dieses Buch zu schreiben.
Diesen jungen Autorinnen und Autoren wünsche ich die Kraft, ihren nicht immer ganz einfachen literarischen Weg zu gehen. Sie werden viel Arbeit in ihr Projekt stecken müssen, werden vielen Neidern und Besserwissern begegnen. Leuten, die alles können, alles wissen, alles schlecht finden, alles kritisieren.
Mein wichtigster Rat an Sie ist: Glauben Sie an sich, was auch immer sich Ihnen in den Weg stellt.
In diesem Sinn wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Buches viel kreative Energie, wundervolle Gedanken – egal, wie steinig der Weg auch sein wird. Denn es gibt für alle Schreibenden kaum ein schöneres Gefühl, als sein Werk in Händen halten zu können.
Martina Meier
im Januar 2020
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Natürlich gibt es viele Beweggründe, mit dem Schreiben eines Buches zu beginnen. Bei Sachbuchautoren ist die Motivation eine andere als bei Autoren, die sich im belletristischen Bereich bewegen. Aber ganz egal, was hinter dem Wunsch steht, ein Buch zu schreiben, eines verbindet alle Autoren: der erste Schritt in die Öffentlichkeit mit einem Werk aus eigener Feder. Denn natürlich schreibt kein Autor nur für sich selbst, jeder Schreibende wünscht sich, dass seine zu Papier gebrachten Worte auch von einer Leserschaft wahrgenommen werden.
Dass dies nicht ganz leicht ist, kann sich sicherlich jeder vorstellen, der weiß, dass es alleine im deutschsprachigen Raum Jahr für Jahr rund 100.000 Neuerscheinungen und mehr auf dem Buchmarkt gibt. Und in Zeiten des Self-Publishings dürfte die Flut neuer Bücher künftig noch größer werden. Davon träumen, eine zweite J. K. Rowling zu werden, kann man natürlich immer. Es tatsächlich zu werden, ist allerdings mehr als schwer.
Muss man aber deshalb seinen Traum vom eigenen Buch gleich aufgeben? Mitnichten! Und tun Sie dies auf gar keinen Fall! Träume sollte man immer verwirklichen – und selbst wenn man nur ein einziges Herz mit seinem Roman, seiner Erzählung, seinem Gedicht bewegen kann, so hat man doch etwas erreicht. Denn was aus solch einer besonderen Berührung eines Tages vielleicht werden kann, weiß im Vorfeld niemand wirklich.
Leider fehlt gerade vielen Jungautorinnen und -autoren heute oft genug der Blick für diese Realität, für den schweren, arbeitsintensiven Weg, der vor einem liegt. Kaum hat man sein Buch veröffentlicht, ist man gleich ein bekannter Schriftsteller, reißen sich alle um einen, wird eine Lesung nach der anderen gebucht. Dass dem nicht so ist, werden alle bestätigen, die bereits ein Buch veröffentlicht haben.
Aber woher sollen es Nachwuchsautoren auch besser wissen? Heute geht man in eine Castingshow und – schwupps – wenige Wochen später ist man Superstar oder Topmodel. Schöne neue Welt, George Orwell lässt grüßen.
Dass viel mehr als nur ein schlechtes Casting dazugehört, um sich über Jahre hinweg als Superstar in der Musikbranche zu halten oder die ganz große Karriere als Topmodel zu starten, sehen viele junge Männer und Frauen nicht. Arbeit, Mühe, Entbehrung, Lernen, Enttäuschung, nochmals Lernen, Rückschläge, Selbstzweifel – harte Arbeit eben. Und es reicht auch nicht, sich in ein Café zu setzen, in dem J. K. Rowling einst den Stift geschwungen hat, um eine gute Autorin zu werden. Selbst gefakte Fünf-Sterne-Rezensionen auf irgendwelchen Onlineportalen helfen nicht, wenn für andere allzu ersichtlich ist, dass die Zahl der tollen Buchbesprechungen gar nicht mit der Zahl der verkauften Bücher übereinstimmen kann.
Natürlich kann das erste Buch floppen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dann schreibt man eben sein zweites, drittes, viertes, fünftes Buch. Mit jeder Zeile, mit jeder Seite mehr entwickelt sich das eigene Schreiben, entwickelt sich der Autor selbst. Auch das Schreiben will geübt und trainiert werden. Oder haben Sie jemals von einem Tennisspieler gehört, der bei seinem allerersten Turnier überhaupt den Wimbledon-Pokal mit nach Hause genommen hat?
Nicht anders verhält es sich mit dem Schreiben. Wenn das Verfassen belletristischer Texte Ihre größte Leidenschaft ist, Sie vor Fantasie nur so übersprudeln, dann schreiben Sie. Soviel, sooft, solange es Ihnen Spaß und Freude bereitet. Die wenigsten wollen aus dem Schreiben ja einen Beruf machen – ausgeschlossen ist das natürlich nicht –, und wer weiß, wenn Sie eines Tages den heiligen Rasen der Autoren betreten, gewinnen auch Sie vielleicht das entscheidende Match, auf das Sie sich seit Jahren vorbereitet haben.
„Schreiben heißt arbeiten“, so steht es bereits 1992 in dem Buch Grundlagen und Technik der Schreibkunst, Band 1, herausgegeben von Otto Schumann, den mache als Guru der Schreibkunst bezeichnen kann. An dieser Aussage hat sich bis heute, fast 30 Jahre später, nichts geändert. Man schreibt nicht mal eben nebenbei einen Erfolgsroman, sondern nur in einer langen, harten Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Stoff.
Weiter heißt es in dem Standardwerk Schumanns, das auf keinem Schriftsteller-Schreibtisch fehlen sollte:
Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt. Fassen wir diesen Satz fest ins Auge. Erste Voraussetzung: der Schreibende muß etwas in ihm Lebendiges, von ihm Erfühltes oder Erdachtes in geschriebene Worte und Sätze verwandeln, und zwar so, daß der Lesende einen möglichst genauen Eindruck von dem gewinnt, was der Schreibende erlebt, gefühlt oder gedacht hat.
Zweite Voraussetzung – und die wird meist übersehen oder nicht erfüllt: der Schriftsteller muß tatsächlich schreiben, nicht nur schreiben wollen. ...
Tatsächlich schreiben bedeutet aber für den Schriftsteller: ständig schreiben, immerzu etwas in geschriebene Worte umsetzen. ...
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