Dystopieband eBook 3 Dystopie eBook Band 3
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Impressum Impressum Alle Rechte vorbehalten. Copyright © dieser Ausgabe 2020 by KOVD Verlag, Herne Artwork: Timo Kümmel Illustrationen und Buchschmuck: Sascha Lubenow Nachdruck und weitere Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung. ISBN: 978-3-969-44161-9
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Epilog
Der Autor
Literatur Guerillas
Dystopie eBook
Band 3
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Artwork: Timo Kümmel
Illustrationen und Buchschmuck: Sascha Lubenow
Nachdruck und weitere Verwendung
nur mit schriftlicher Genehmigung.
ISBN: 978-3-969-44161-9
» Die Welt hat sich weitergedreht«
Stephen King
Ich kann Daryll schon aus der Ferne sehen.
Er steht auf seinem Fahrrad, während er in halsbrecherischem Tempo den Sandweg zum Haus herunterrast. Das blonde Haar weht im kalten Herbstwind, und seine Jacke bläht sich wie ein Ballon um ihn herum auf. Das Klappern seines Fahrrades zerteilt die morgendliche Stille, während ich am Zaun warte und nur meinen zerschlissenen Morgenmantel trage.
»Guten Morgen, Mr. Jennings«, ruft mir der Junge keuchend entgegen. Dann tritt er mit Wucht auf die Bremse, wie jeden Morgen, und lässt eine staubige Reifenspur auf dem Weg zurück.
»Hallo, Daryll. Du bist pünktlich wie immer.«
Er sieht mich mit hellen Augen an und nickt, seine Wangen von der Anstrengung gerötet. In der Hand hält er bereits meine Zeitung.
»Ich hoffe, du hast mir diesmal bessere Nachrichten mitgebracht«, lächele ich und reiche ihm den obligatorischen Dollar, den ich dem Jungen an jedem Morgen für seine Mühen gebe. Immer noch außer Atem schüttelt Daryll den Kopf. Dabei blickt er mich mit ernstem Gesicht an.
»Ich glaube, es wird schlimmer«, murmelt er, nimmt den Geldschein und steckt ihn achtlos in die Hosentasche.
»Sie haben Berichte über diese Städte in Europa. Ich weiß ihre Namen nicht mehr. Und wenn ich alles richtig verstanden habe, ist unser Land nun auch in akuter Gefahr.«
Jetzt sieht er mich direkt an, und etwas in seinem Blick erschreckt mich. Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich den ansonsten so aufgeweckten Jungen noch nie so ernst erlebt habe. Vielleicht aber auch die Angst, die ich in seinen Augen finde.
»Man sollte nicht alles für bare Münze nehmen, was in der Zeitung steht«, versuche ich Daryll zu beruhigen. Dabei spüre ich, wie falsch die Worte selbst für meine Ohren klingen.
»Ich hoffe, Sie haben recht, Mr. Jennings«, flüstert der Junge, wendet sein Fahrrad und sieht mich dann über die Schulter hinweg an.
»Ich muss weiter. Es sieht nach Regen aus, und ich will zu Hause sein, bevor es anfängt.«
»Danke dir«, entgegne ich und grüße mit der Zeitung.
Daryll nickt kurz, doch dieses Mal treffen sich unsere Blicke länger als an anderen Tagen.
Dann fährt er mit seinem roten Fahrrad wieder den Sandweg zur Straße hinauf, wobei er sich weit nach vorn beugen muss, um genügend Kraft aufzubringen.
Während das Klappern der Schutzbleche allmählich leiser wird und die herbstliche Stille in die Hügel zurückkehrt, denke ich über den angsterfüllten Blick des Jungen nach. In seinen Augen lag dieselbe Furcht, die ich selbst seit Tagen wie eine zweite, kalte Haut auf meinem Körper spüre.
Etwas in mir sagt mir, dass ich Daryll mit seinem leuchtend roten Fahrrad an diesem Morgen zum letzten Mal gesehen habe.
Ich verdränge den Gedanken so schnell, wie er aus dem Sumpf meiner Ängste aufgetaucht ist.
Während ich langsam zum Haus zurückgehe und das feuchte Gras um meine Knöchel streichelt, lese ich die nächste unheilschwangere Schlagzeile der Zeitung.
Ich weiß nicht, ob man die Zukunft träumen kann. Doch ich glaube, dass ich genau dies mein Leben lang getan habe.
Schon als kleiner Junge bin ich in der Nacht schreiend aufgewacht, das grässliche Abbild einer Welt vor Augen, die still und leer war, und deren Asche den Himmel verfinstert hatte.
Erst durch die tröstenden Worte meiner Mutter und ihrem vertrauten, warmen Geruch verblasste die schreckliche Szenerie in meinem Kopf und verkroch sich in die dunkelste Ecke meines kindlichen Verstandes, nur um in irgendeiner weiteren Nacht erneut aus ihrem Pfuhl emporzusteigen.
In den wiegenden Armen meiner Mutter verschwanden mit den Zerrbildern dieser stummen, entarteten Welt auch die Kreaturen, die sich in Schatten und Dunkelheit verbargen.
Ich vermisse meine Mutter sehr. Selbst jetzt noch, da ich ein alter Mann von fast siebzig Jahren bin, denke ich oft an diese einzigartige Frau zurück. Wenn ich heute von Ihnen träume, ist niemand mehr da, dessen Körperwärme mich beruhigen kann.
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