Arno Backhaus ist studierter Sozialarbeiter, aktiver Liedermacher und „E-fun-gelist“. Der Hessische Rundfunk kürte ihn zum Witzemeister des Landes Hessen.
Er lebt mit seiner Frau Hanna in Calden bei Kassel, einer Kleinstadt, die zwei Flughäfen besitzt. Er ist Vater von drei Kindern und Großvater von acht Enkeln.
Die Welt wartet gespannt darauf, dass diese Worte endlich über den Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ ausgesprochen werden. Dass man nicht mehr länger warten muss, sondern dass er endlich eröffnet wird. Vielleicht ja tatsächlich im Oktober 2020.
Wir in Hessen haben diese Worte allerdings schon im April 2013 gehört. Vermutlich waren sie gesprochen mit stolzgeschwellter Brust und einem Blick nach Berlin. Damals sagte sie der Geschäftsführer des neuen hessischen Regionalflughafens, Jörg Ries, als er die Gäste zur feierlichen Eröffnung von Kassel-Calden begrüßte. Dieser Flughafen, früher noch nach seiner Ortslage benannt (heute: Kassel Airport), liegt direkt vor unserer Haustür. Rund 7.600 Einwohner hat Calden, doch da ist nicht nur dieser eine Flughafen, da sind gleich zwei, denn neben dem Regionalflughafen liegt nur etwa zwei Kilometer entfernt der alte Verkehrslandeplatz Kassel-Calden, der von 1970 bis 2013 genutzt wurde und heute als Veranstaltungsort sowie coronabedingt als Parkplatz für Autos aus Leasingrücknahme dient. Eines Tages soll er in ein kommunales Industrie- und Gewerbegebiet verwandelt werden … doch das dauert noch.
Wenn man auf etwas lange warten muss, machen sich die Gedanken selbstständig. Ich dachte: Berlin braucht einen neuen Flughafen, kriegt keinen hin, Calden braucht keinen, hat aber gleich zwei .
Das Interesse der Hessen schien für einen neuen Flughafen gering zu sein. Der erste Flug nach der Eröffnung 2013 wurde aufgrund von nur sechs Passagieren durch ein Taxishuttle zum Flughafen Paderborn/Lippstadt ersetzt. Selbst dem TV wurde die geringe Auslastung bekannt. Bei „Wer wird Millionär?“ witzelte Günther Jauch mit einer Kandidatin über die Frage: „Was brachte die in der Nähe von Kassel gelegene 7.000-Einwohner-Gemeinde Calden im April in die Schlagzeilen?“
a.)Überfüllte Bushaltestelle
b.)Gleisfreier Bahnhof
c.)Eckiger Kreisverkehr
d.)Leerer Flughafen
Wie mittlerweile in aller Welt bekannt sein dürfte, gehören Humor und der Bau eines Flughafens unweigerlich zusammen. Über Calden wird gewitzelt wie gelästert wegen der Kosten – so auch in Berlin, nur in einem viel größeren Umfang.
Aus persönlichem Interesse, da ich in einem Ort mit zwei Flughäfen lebe, erlaube ich mir in diesem Buch mit viel Augenzwinkern einen humorvollen Blick und Rückblick auf die schönsten Pannen und Peinlichkeiten aus der Geschichte des Baus des BER. Das Buch erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr finden Sie aber die ein oder andere sinnvolle Botschaft fürs Leben mit dabei.
Persönlich habe ich übrigens eine besondere Beziehung zu Berlin. Ich würde sogar sagen, dass die ersten 15 Jahre meines Lebens denen des Berliner Flughafens sehr ähnlich sind. Als ADHS-Kind habe ich meinen Eltern in Kassel viel Stress, Chaos und Ärger bereitet. Meinem Tatendrang nach Neuem tat es gut, dass ich in den Sommerferien immer zu meinen Großeltern nach Berlin durfte. Meine Eltern hatten so eine Auszeit von mir. Meine Großeltern wohnten in einem Häuschen in Berlin-Lankwitz. Ich konnte die Gegend erkunden und auch zum „Fliegeberg“ mit seinem Otto-Lilienthal-Flugdenkmal in Lichterfelde laufen.
Otto Lilienthal (1848–1896) träumte vom Fliegen. Er erforschte die theoretischen Grundlagen des Fliegens und unternahm von aufgeschütteten Hügeln Flugversuche mit selbstgebauten Flugzeugen. In Lichterfelde absolvierte er Tausende von Gleitflügen mit seinem Normalsegelapparat und gilt heute als der erste erfolgreiche Flieger der Menschheit. Mit einem abgewandelten Zitat von ihm, das sich auch auf andere Lebensbereiche beziehen lässt, wünsche ich Ihnen einen guten Take-off ins Lesevergnügen:
„Einen Flughafen zu erfinden, ist nichts.
Ihn zu bauen, ein Anfang.
Fliegen, das ist alles.“
Arno Backhaus
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