Michael Kotsch
Homöopathie
Wie gehe ich mit alternativen Heilmethoden um?
Reihe AUFKLÄRUNG
Band 62
Michael Kotsch
HomöopathieWie gehe ich mit alternativen Heilmethoden um?
1. Auflage 2007
2. Auflage 2008
3. Auflage 2010
4. Auflage 2011
© 2013 Lichtzeichen Verlag, Lage
Umschlag: Manuela Bähr-Janzen
Satz: Gerhard Friesen
ISBN: 9783869549552
Bestell-Nr.: 548955
E-Book Erstellung: LICHTZEICHEN Medien
www.lichtzeichen-medien.com
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Erlaubnis des Verlegers in irgendeiner Form reproduziert werden.
Homöopathie heute
1. Vorgeschichte der Homöopathie
1.1. Medizin am Ende des 18. Jahrhunderts
1.2. Historische Vordenker der Homöopathie
2. Samuel Hahnemann und seine Zeit
2.1. Hahnemanns Jugend
2.2. Hahnemanns Studienzeit
2.3. Hahnemanns erste Erfahrungen als Arzt
2.4. Anfänge der Homöopathie in Stötteritz
2.5. Hahnemanns Irrenhaus in Gotha
2.6. Hahnemanns Übergang zur homöopathischen Praxis
2.7. Hahnemanns Versuche, “ans große Geld zu kommen”
2.8. Auf dem Weg zu Globuli und höheren Verdünnungen
2.9. Organon - Bibel der Homöopathie
2.10. Hahnemann an der Leipziger Uni und zu Hause
2.11. Homöopathische Arzneimittelprüfung
2.12. Hahnemanns Freunde und Gegner in Leipzig
2.13. Die medizinische Praxis Hahnemanns in Leipzig
2.14. Hahnemann als herzoglicher Leibarzt in Köthen
2.15. Miasmen als eigentliche Krankheitsursache
2.16. Durchschlagende Arzneien durch Hochpotenzen
2.17. Hahnemanns Kampf um die reine Homöopathie
2.18. Hahnemanns späte Liebe
2.19. Hahnemann als Modearzt in Paris
2.20. Der Kult um Hahnemann
3. Alternative Heilmethoden nach homöopathischem Vorbild
3.1. Herings Nosodentherapie
3.2. Reckewegs Homotoxikologie
3.3. Schüßlers Biochemie
3.4. Steiners anthroposophische Medizin
3.5. Psychologische Homöopathie
3.6. Elektroakupunktur / Kinesiologie
3.7. Komplexmittelhomöopathie
4. Das homöopathische Weltbild
4.1. Die Stellung der Homöopathie zur klassischen Medizin
4.2. Religiöse Bezüge in der Homöopathie
4.3. Der Mensch in der Homöopathie
4.4. Krankheit und Gesundheit in der Homöopathie
5. Homöopathie als medizinische Methode
5.1. Der Patient und sein Lebensumfeld
5.2. Die Arzneimittelprüfung und ihre Anwendung
5.3. Die Dynamisierung und ihre Wirkung
6. Kritische Bewertung der Homöopathie
6.1. Anspruch der Homöopathie
6.2. Wissenschaftliche Kritik an der Homöopathie
6.3. Logische Unstimmigkeiten der Homöopathie
6.4. Homöopathie und christliches Weltbild
7. Praktische Ratschläge zum Umgang mit Homöopathie
Literatur
Die Homöopathie ist eine der bekanntesten alternativen Heilmethoden. Sie ist individuell, günstig und scheinbar ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Vor dem Hintergrund einer in Aberglauben und Alchemie verstrickten Medizin des frühen 19. Jahrhunderts, entwickelte der innovative Arzt Samuel Hahnemann(1755-1843) ein vollständig neues Konzept von Krankheit und Heilung. Seine Betonung des ausführlichen Patientengesprächs (Anamnese), sein Ähnlichkeitsprinzip (Substanzen, die Krankheitssymptome hervorbringen, können diese beim Kranken auch heilen), seine Auffassung von der menschlichen “Lebenskraft” und seine Idee von der Dynamisierung (je höher die Verdünnung, desto stärker die Wirkung) werden bis heute lebhaft diskutiert. In dieser Veröffentlichung sollen die geschichtlichen, medizinischen, weltanschaulichen und geistlichen Hintergründe der Homöopathie eingehend betrachtet werden.
Im Gefolge des allgemeinen Trends hin zu alternativen Heilmethoden gewinnt auch die Homöopathie wieder zunehmend an Interesse. Nach einem ersten Höhenflug Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Homöopathie in den folgenden Jahrzehnten eher zurück.
Gegenwärtig gibt es keine einheitliche homöopathische Szene. Verschiedene Schulen und Ausrichtungen konkurrieren miteinander. Neben klassischer Homöopathie wird mit homöopathisch verdünnten Schüsslersalzen, Bach-Blüten und bakteriellen Krankheitserregern (Nosoden) experimentiert. Homöopathische Medikamente werden nicht mehr nur nach Hahnemanns Ähnlichkeitsregel verschrieben, sondern mit Hilfe astrologischer Berechnungen, zweifelhafter Muskeltests oder durch Pendeln und Ruten bestimmt. Zeitweilig wird Homöopathie als Allheilmittel gegen Umweltgifte, Krebs, AIDS, Erdstrahlen, Charakterschwächen, psychische Probleme und Sinnlosigkeit angepriesen. Die vom Haus- oder Kinderarzt verschriebenen Komplexmittelhaben mit der klassischen Homöopathie nur noch am Rande zu tun, da sie zumeist ohne eingehende Anamnese verschrieben werden. Außerdem ging Hahnemann davon aus, dass sich in einer Kombination verschiedener homöopathischer Heilsubstanzen deren unterschiedliche Wirkung gegenseitig behindern oder gar aufheben würde. Im Extremfall könne ein nicht genau auf den Patienten abgestimmtes homöopathisches Medikament sogar zu schweren neuen Krankheitssymptomen führen.
Außerdem wehrten sich Hahnemann wie die meisten seiner Schüler vehement gegen eine Kombination klassischer (“allopathischer”) mit homöopathischer Behandlung. Da es sich um zwei einander ausschließende Medizinkonzeptehandle, sei es sinnlos oder sogar schädlich beide nebeneinander anzuwenden. Entweder stören die naturwissenschaftlich ausgerichteten Medikamente die Wirkung der homöopathischen Arzneien oder verhindern sogar deren Heilwirkung.
Einem weit verbreiteten Missverständnis muss an dieser Stelle auch noch entgegen getreten werden. Bei der Homöopathie handelt es sich nämlich nicht um eine Pflanzen- oder Naturmedizinim eigentlichen Sinne. Einerseits greifen Homöopathen bei der Erstellung ihrer Medikamente neben pflanzlichen auch auf tierische und mineralische Substanzen zurück. Andererseits setzte Hahnemann gerade nicht auf die materielle, biochemische Wirkung einer Pflanze, sondern auf deren “dynamisierte” immaterielle Kraft, die in keinem direkten Zusammenhang mit der chemisch und physikalisch wahrnehmbaren Ausgangssubstanz steht. Heilung soll durch die nicht näher definierte “Energie” der pflanzlichen oder tierischen Substanz bewirkt werden. Deren Potenz liegt nicht in ihrer chemischen Struktur, sondern in dem von Hahnemann entwickelten Prozess der Wirkungssteigerung durch “Dynamisierung”.
Auch dem weitverbreiteten Irrtum, homöopathische Medikamente seien weitgehend frei von Nebenwirkungen, muss hier aus Hahnemanns Sicht deutlich widersprochen werden. Demnach können falsch angewandte homöopathische Wirkstoffe erhebliche Nebenwirkungen verursachen, im Extremfall sogar zum Tod führen. Hahnemann hielt seine Medikamente nicht für harmlos, sondern für weit wirkkräftiger als herkömmliche Medizin.
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