Title Page G. Ungewiss Ein Kuckuckskind Erinnerungen eines Bördemädchens im Sozialismus Autobiografie Ich erkläre hiermit, dass die Namen frei erfunden und die Darstellungen aus Erinnerungen, Erfahrungen und Geschildertem von der Phantasie untermalt niedergeschrieben sind. G. Ungewiss
Vorwort VORWORT Ich weiß ... Es ist immer schwer, einen gelungenen Einstieg zu finden. Ich möchte dich mit diesen Zeilen zu den Erfahrungen einer inzwischen alten Frau führen, die ihr Leben bereits hinter sich hat. Zu Lebzeiten fiel es ihr schwer, auf sich zu achten und für sich selbst da zu sein. Ihr Einsatz galt trotz der Tiefschläge dem Menschen. Mein Ziel ist es, dich zum Lesen zu motivieren, zum Nachdenken anzuregen und auch zum Schmunzeln zu bringen. In diesem Buch werden Erfahrungen von einer Frau beschrieben, die wahrscheinlich einen ganz normalen Lebensweg beschritten hat. Wobei es sich über eine Formulierung wie ›ganz normal‹ natürlich streiten lässt. Ein Mädchen, aufgewachsen in einer Großfamilie als Kuckuckskind. Geprägt durch diese Rolle in der Familie und von den Erlebnissen, die ihr widerfahren sind. Ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Aber dennoch liebenswert. Ihre Situation war nicht zu vergleichen mit jener in heute üblichen Patchwork-Familien. Es handelt sich um eine Biografie einer Frau, die ich meinte zu kennen, und doch war alles anders. Genieße die Zeilen. Wenn sie dich von deinem Alltag ablenken, etwas in dir bewegen oder du gar dadurch vielleicht zu einem besseren Zuhörer wirst, habe ich mein Ziel erreicht. Viel Freude beim Lesen. Gisela Ungewiss
Motiv
Henny in der Börde
Der Alltag hielt Einzug
Volksfest
1961
Hasso
Der Tabakboden
Der Kindergarten
Mein HASSO
Die Einladung
Totschlag oder Mord?
Schon wieder Nachwuchs
Blut ist dicker als Wasser
Der Selbstmordversuch
Der Jugendklub
Mein Berufsweg
Meine erste Wohnung
Hoher Besuch aus Berlin
Wirren der Seele
Nachbarn
Verdrängung
Die Hochzeit
Alkohol
Im Krankenhaus
Die Therapie
Der Test
Im Büro
Trauer
Warum
Dumm gelaufen
Die Diagnose
Bremen
Kindeswohl, dass ich nicht lache …
Schönebeck
Streber
Der Geburtstag
Theaterprobe
Chor
Kultur als Überlebenselixier
Danksagung
G. Ungewiss
Ein Kuckuckskind
Erinnerungen eines Bördemädchens
im Sozialismus
Autobiografie
Ich erkläre hiermit, dass die Namen frei erfunden und die Darstellungen aus Erinnerungen, Erfahrungen und Geschildertem von der Phantasie untermalt niedergeschrieben sind.
G. Ungewiss
Ich weiß ... Es ist immer schwer, einen gelungenen Einstieg zu finden.
Ich möchte dich mit diesen Zeilen zu den Erfahrungen einer inzwischen alten Frau führen, die ihr Leben bereits hinter sich hat. Zu Lebzeiten fiel es ihr schwer, auf sich zu achten und für sich selbst da zu sein. Ihr Einsatz galt trotz der Tiefschläge dem Menschen.
Mein Ziel ist es, dich zum Lesen zu motivieren, zum Nachdenken anzuregen und auch zum Schmunzeln zu bringen.
In diesem Buch werden Erfahrungen von einer Frau beschrieben, die wahrscheinlich einen ganz normalen Lebensweg beschritten hat. Wobei es sich über eine Formulierung wie ›ganz normal‹ natürlich streiten lässt.
Ein Mädchen, aufgewachsen in einer Großfamilie als Kuckuckskind. Geprägt durch diese Rolle in der Familie und von den Erlebnissen, die ihr widerfahren sind. Ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Aber dennoch liebenswert. Ihre Situation war nicht zu vergleichen mit jener in heute üblichen Patchwork-Familien.
Es handelt sich um eine Biografie einer Frau, die ich meinte zu kennen, und doch war alles anders.
Genieße die Zeilen. Wenn sie dich von deinem Alltag ablenken, etwas in dir bewegen oder du gar dadurch vielleicht zu einem besseren Zuhörer wirst, habe ich mein Ziel erreicht.
Viel Freude beim Lesen.
Gisela Ungewiss
Dieses Buch entstand aus einer Einsamkeit heraus. Allein, zu Hause, vergessen von sogenannten Freunden. Gefangen im tiefen Loch einer Depression, in dem der Abstand zu den Mitmenschen immer größer zu werden schien. Kein Antrieb. Der Wunsch auf zwischenmenschliche Kontakte war verloren gegangen. Zu anstrengend. Das Gefühl der Ablehnung hielt sich beharrlich. Der Tag war schwer zu ertragen. Ich wollte nicht aufstehen. Nicht rausgehen und mir womöglich noch sagen lassen, dass der Tag schön sei. Ich sah das nicht. Ich sah ES nicht. Das Schöne. Alles war grau, trotz Sonnenschein.
Die Worte dröhnen wie Gebrüll in meinen Ohren. Nein! Ich will niemanden hören, niemanden sehen. Es ist zu anstrengend. Mir fehlt die Kraft. Es ist schwer, sich ständig erklären zu müssen. Missverstanden zu werden. ›Draußen‹, im Abseits zu sein.
Niemand hört mehr zu. Immer nur höre ich: »Die schon wieder, mit ihrem Selbstmitleid!«
Selbst-mit-leid? Was soll das überhaupt sein? Ja, ich leide, aber was ich nicht will, ist Mitleid. Und >Selbst< schon gar nicht. Mir selbst gegenüber bin ich nicht so rücksichtsvoll und verständnisvoll. Mir fehlt der Wegweiser aus der Dunkelheit. Das schmerzt, als würde man den Daumen in die offene Wunde legen. Niemand muss mit mir mitleiden.
Verständnis wäre gut. Aber woher soll das kommen, wenn ich niemandem sage, was mich bewegt? Und selbst wenn ich wüsste, was mich bewegt, wer würde das hören wollen? Wem will und vor allem wem kann ich mich denn anvertrauen … ohne, dass es gleich die Runde macht und ›alle‹ mit dem Finger auf mich zeigen ... Und warum sollte ich jemanden mit meinen Gedanken, Sorgen und Gefühlen belasten. Hat irgendwer es verdient, dass ich ihn oder sie auch noch runterziehe? Nein. Ich will nicht zur Last, zur Belastung werden. Also, schweige ich und lächele. Aber meine Seele weint. Ich brauche jemanden, dem es gelingt, die grauen Wolken, die mich erdrücken, beiseite zu schieben, damit ich die Sonne wieder sehen kann.
Und warum dürfen Menschen das überhaupt – Andersdenkende und anders Fühlende verurteilen? Woher nimmt ein Fremder das Recht, über sein Gegenüber zu richten? Ist er auch nur ein kleines Stück des Weges mit mir gegangen, um mitreden zu können? Dieses Verurteilen anderer macht mich so wütend. Hat nicht jeder Dreck vor der Tür? Auch ich – obwohl, das meiste ist nicht einmal mein Dreck. Der wird halt nur zu meinem gemacht. Oder bin ich es selbst, die den Schmutz anderer zu meinem eigenen macht?
Was ist los mit mir? Warum so viele Fragen? Warum die Zweifel? Macht sich nicht jeder Mensch solche Gedanken? Nehme ich mir nicht selbst zu viel Recht auf Gerechtigkeit heraus? Bin ich es, die ungerecht ist? Sind es die anderen? Mit welchem Recht dürfen sie urteilen – nein, verurteilen? Oder verurteile ich zu Unrecht? Die Welt ist aus den Fugen geraten. So scheint es, wenn die Gefühle nicht mehr mit den Gedanken Schritt halten können. Es macht mir Angst. Ich bekomme Bauch- und Kopfweh. Mir wird schwindelig.
Warum wird der Abstand zu meinen Nachbarn und Bekannten gehalten und ist die Liebe zu den Tieren größer als zum Menschen?
Wo sind sie nur, die Mit-Menschen? Warum sitze ich jetzt hier Ohne-Menschen? Komisch, das Wort Ohne-Menschen kennt das Rechtschreibprogramm des Computers nicht. Warum eigentlich nicht? Es sind doch so viele ohne Menschen. Allein. Einsam. Die sich lieber für ein Haustier entscheiden, als dass sie sich noch jemand anderem anvertrauen ...
Nun gut. »Jeder ist seines Glückes Schmied!« Wer war das, der solch einen ›klugen‹ Spruch abgelassen hat? Ich weiß es nicht. Habe auch so meine Zweifel an dieser Aussage. Für mich klingt es eher wie ein Vorwurf. ALSO: Selbst schuld ... Da ist sie wieder, diese Schuld! Aber wer ist schuld? Warum? An was?
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