Er ließ sich auf das dunkelbraune Ledersofa plumpsen und schaltete CNN ein. Seine Gedanken trieben zur vorigen Nacht und seiner Begegnung mit Lena und seinen sonderbaren Reaktionen. Ihr Parfum hatte ihn verrückt gemacht, aber er war von ihr abgestoßen. Das schwere Trampeln von Stiefeln unterbrach seine Gedanken. Er dehnte seine Sinne aus und nahm das Geräusch von Santiago und Orlando auf, die in seine Richtung steuerten.
Er las ihre Gedanken nicht, um festzustellen, warum sie seine Tür verdunkelten, bevor sie klopften. »Herein«, rief er aus.
Orlando öffnete die Tür und spähte um die Holztäfelung. »Guten Tag, Vasall. Können wir einen Moment mit dir sprechen? Es ist dringend.«
Orlando machte ein paar Schritte in seine Räumlichkeiten gefolgt von Santiago, welcher die Türe hinter sich schloss. Seine Krieger waren angespannt wie Hölle und er versuchte sofort sich auf sie einzustellen, aber er konnte nur widersprüchliche Gedanken aufgreifen. Etwas über die Witwe und Sorge um das Reich. Plus der Tatsache, dass Orlando sich zu der Frau hingezogen fühlte. Und dann schloss sich ihr Schock dem Durcheinander in seinem Kopf an.
Sie reizten seine kribbeligen Nerven. Er stand auf und begann auf und ab zu gehen, eine nervöse Angewohnheit von ihm. »Geht es um den Mord an dem Berater?«, erfragte er.
Orlando begann mit seinen Händen zu ringen und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Ja. Wir haben nachgeforscht, wie du gebeten hast, und na ja …«
Nach einigen Momenten, in denen der Mann versuchte seine Worte zu finden, riss seine Geduld. »Spuck’s endlich aus.« Er schaute Santiago für Antworten an, aber der Mann hielt seinen Mund geschlossen und seine Unterlippe zwischen seine Zähne gepackt.
»Die Witwe ist darüber angepisst, wie das Dezernat die Ermittlungen im Mord ihres Ehemannes gehandhabt hat. Sie hat gedroht den Nachrichtenreportern ihre Seite des Falls zu geben«, der Mann pausierte und begegnete direkt seinem Blick. »Und wichtiger, ich glaube, dass sie von den Skirm weiß«, sagte Orlando.
Zander blieb auf der Stelle stehen und drehte sich, um seinen Kriegern entgegenzublicken. »Wie zum Teufel weiß sie von denen? Was weiß sie?«
Orlando verlagerte sich ruhelos. »Ich bin nicht sicher, was sie weiß, oder woher sie es weiß. Sie murmelte etwas von deren Existenz vor sich hin, nichtsahnend, dass ich sie hören konnte.«
Ein Szenario wie dieses war genau, warum Zander Orlando und Santiago dem menschlichen Polizeidezernat zugewiesen hatte. Es war ihre Pflicht das Tehrex Reich zu beschützen und es geheim zu halten. Er nutzte seine besten Krieger, um die Informationen unter Verschluss zu halten und zu verhindern, dass etwas austrat. Er hatte eine Vermutung über den Fall, der sich um die Ermordung eines Kinderheimberaters drehte. Es gefiel ihm gar nicht, dass dies aus dem Ruder gelaufen war. Die gute Seite dabei, er hatte jetzt einen Vorwand, um der Frau einen Besuch abzustatten. Aufregung surrte durch ihn. »Ist es möglich, dass du missverstanden hast, was sie sagte? Erzähl mir genau, was sie gesagt hat.«
Orlando räusperte sich. »Nachdem ich sie vom Wechsel der Detectives im Fall ihres Ehemannes informiert hab, begann sie darüber zu schimpfen und zu toben, wie das SPD den Fall falsch gehandhabt hatte und die Gemeinschaft in Gefahr brachte, indem sie es einem gefährlichen Killer erlaubten frei herumzulaufen ohne überhaupt nach ihm zu suchen. Ich glaube ihre exakten Worte waren –«
Zander schnitt ab, was ein langatmiger Dialog werden würde. »Och, ich will nich’ hören, warum sie denkt, dass das SPD inkompetent is’. Was hat sie über die Skirm gesagt?«
»Nachdem ich ihr gesagt habe, dass Santiago und ich unsere ganze Energie und Mittel darauf verwenden werden die Person zu finden, die verantwortlich ist, sagte sie, und ich zitiere: ›Detective Trovatelli, es gibt nichts, was Sie tun können, um das besser für mich zu machen, und ich glaube nicht eine Minute lang, dass Sie in der Lage sein werden denjenigen zu finden, der das getan hat. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wo Sie beginnen sollten. Sie werden einfach Ihren Schwanz jagen.‹ Dann hat sie vor sich hin gemurmelt: ›Wenn Sie nur wüssten, was durch die Nacht schleicht.‹ Ich war gelinde gesagt verblüfft, Vasall.«
Die Kühnheit der Frau brachte Zanders Feuereifer tosend zurück. Es war irgendwie sexyer, wenn es von solch einer machtlosen Kreatur kam. Sich auf das vorliegende Thema konzentrierend, wandte er sich an Orlando: »In der Tat interessant. Ich frage mich, woher sie ihre Informationen bekommt. Wann trefft ihr sie? Ich werde dabei sein müssen, um das auf die Reihe zu kriegen.« Die Schwierigkeit, die er damit hatte ihr irgendwelchen Schaden zuzufügen, wurde überschattet von der Tatsache, dass er sie wiedersehen würde.
Santiago sprang ein und antwortete vor Orlando. »Sicherlich. Wir arrangieren das Treffen mit ihr heute Abend in ihrem Haus, um dich unterzubringen. Und ich habe entdeckt, dass ihre Schwester momentan von San Francisco zu Besuch ist, also wird sie auch dort sein.«
Orlando verschränkte seine Arme vor seiner Brust. »Du hast nur vor ihr Wissen vom Tehrex Reich auszulöschen, richtig? Ich will nicht, dass du ihr wehtust. Sie hat genug durchgemacht und verdient Besseres.«
Verfluchter Mist, wenn Zander es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass Orlando sich verguckt hatte. Wie beschäftigt Zander im Moment auch war, dies war eine großartige Erinnerung daran von der Frau weg zu bleiben. Orlando passte weitaus besser zu dem Menschen. Er weigerte sich den Schmerz anzuerkennen, der in seiner Brust aufblühte.
»Ich muss dir meine Pläne nich’ erklären, Orlando, aber sei beruhigt, dass ich ihr nich’ wehtun werde. Ich werde bei Sonnenuntergang bereit sein. Ihr dürft gehen«, er bedeutete ihnen zur Tür zu gehen. Als die Krieger den Flur erreichten, lenkte Zander ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Oh, und plant genug Zeit ein, so dass wir auf dem Weg zu ihrem Haus noch Abendessen holen können.«
Sie beide schenkten ihm einen was-zur-Hölle-denkst-du-denn Blick. Er winkte mit seiner Hand und ein Stoß seiner Macht knallte die Tür vor ihren verwirrten Gesichtern zu.
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* * *
Elsie spähte durch ihr Guckloch und sah drei riesige, gutaussehende Männer, die auf ihrem kleinen Aufgang standen. Detective Trovatelli mit seinem weißblonden Haar, das in alle Richtungen abstand (was sie an Guy Fieri erinnerte), stand dort und hielt seine Polizeimarke hoch. Sie öffnete die Tür, aber ließ die Kette an Ort und Stelle. Nicht, dass die Kette die Männer aufhalten würde.
Ihre hervortretenden Muskeln wogten unter ihren Button-down-Hemden und ihre Aura schrie leg-dich-nicht-mit-mir-an. Das hätte sie erschrecken sollen, aber überraschenderweise hatte sie keine Angst. Sie fühlte sich eher sicher mit ihnen, so als ob sie sie immer beschützen würden. Sie war sich nicht sicher, wo das Gefühl der Sicherheit herkam, wenn man bedachte, dass sie sie nicht kannte und einen von ihnen noch nie getroffen hatte. Sie war nicht naiv genug zu denken, dass eine Marke sie harmlos machte.
»Hallo Detectives, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
»Mrs. Hayes, Detective Reyes«, Trovatelli deutete auf einen bekannten Mann mit warmen braunen Augen und einem rasierten Kopf, »und ich wollten noch einmal den Fall mit Ihnen durchgehen. Und das ist unser Kollege, Zander Tarakesh. Er hat eine besondere Fertigkeit, die uns in Daltons Fall nützlich sein wird.«
Ihr Herz stand still, als sie zu Zander herüberblickte. Die Detectives sahen gut aus, aber … Zander war etwas völlig anderes mit seinen scharfen maskulinen Zügen und dem seidigen, schulterlangen, schwarzen Haar. Seine breiten muskulösen Schultern schienen allen Raum draußen einzunehmen und Macht strahlte von ihm aus.
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