Gabriele Keiser - Versehrte Seelen

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Kriminalkommissarin Helena Rosenberg wurde – nicht ganz freiwillig – von Berlin nach Bonn versetzt. Glaubte sie, ihren neuen Job ruhig angehen zu können, muss sie schon bald in einem ersten Fall ermitteln: Ein ehemaliger Politiker wurde in seiner Wohnung auf dem Venusberg erschlagen. Nicht genug damit, kommt es kurz darauf zu einer Schießerei in einem Bonner Elite-Internat, zu der Helena zusammen mit ihrem Chef beordert wird.
In diesem Roman wird ein Kapitel deutscher Geschichte thematisiert, dessen Wurzeln bis tief in die Ideologie der Nazizeit zurückreichen. Eine Pädagogik mit Idealen von bedingungslosem Gehorsam, Gewalt und Einschüchterung beeinflusst bis heute die Kindererziehung und bereitet nicht selten den Nährboden für unsägliche Verbrechen, die auch noch viele Jahrzehnte nach Kriegsende ihren Nachhall finden können. Wie schon in ihrer Franca-Mazzari-Serie sind Gabriele Keisers Charaktere lebensecht und authentisch. Eindringlich und rasant erzählt sie in diesem Roman davon, dass niemand seiner Vergangenheit entkommen kann, besonders dann nicht, wenn die Seele erst einmal massiv verletzt wurde.

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Es war eine dünne Akte. Als Todesdatum war der 14. April 1944 vermerkt. Todesursache: »Lungenentzündung«. Er war auf der Krankenstation des Heims verstorben.

Sie nahm eine weitere Akte zur Hand. Dieser Junge war bei seiner Einweisung etwas älter gewesen. Auf dünnen Durchschlägen mit der Schreibmaschine getippt wurde über die Entwicklung des Kindes und angeordnete Erziehungsmaßnahmen berichtet. Von Umerziehung war die Rede und von einem angeforderten Ariernachweis. Dazwischen viel handgeschriebener Schriftverkehr. Gestorben war er im Mai 1944. Auch seine Todesursache lautete »Lungenentzündung«. Ähnliches fand sich auch in den anderen Akten, die sie durchblätterte.

Ihre Kehle wurde eng. Der Student hatte die Wahrheit gesagt! Aber Beweise für herbeigeführte Tötungen fanden sich nicht.

Ein muffiger Geruch entströmte all diesen Akten, die sie nacheinander aufschlug. Zusammengepappte, vom Alter verkrustete Seiten trennte sie vorsichtig voneinander. Manche Blätter trugen deutliche Spuren von Silberfischchen.

Sie suchte weiter, las Namen und persönliche Angaben der sogenannten Zöglinge oder Pfleglinge. Jeweils mit Aktenzeichen versehen. Da waren neben Amtsschreiben im schönsten Bürokratendeutsch Meldekarten, Geburtsurkunden und auch schulische Unterlagen abgeheftet.

Überall stieß sie auf ähnliche Beschreibungen und Vermerke. Auffallend oft las sie Worte wie »Aussonderung«, »lebensunwert«, »unbildbar«, »arbeitsscheu«. Ab und an war »angeborener Schwachsinn« vermerkt.

Furchtbar, diese Sprache. Und so entlarvend. Ihr Unbehagen wuchs, je mehr Akten sie zur Hand nahm.

In einer Mappe befanden sich Schwarz-Weiß-Fotos mit gezackten Rändern, die das ehemalige Hauptgebäude des Hollsteinhofes zeigten, davor wehende Hakenkreuzfahnen. Eine Gruppe Jungen stand vor der hohen Mauer, die Rechte zum Hitlergruß erhoben.

Auch Broschüren und zugestaubte Bücher lagen in den Regalen.

In einer Druckschrift waren Aufnahmerichtlinien zur Vorsortierung und Erziehungsprognose von Heimkindern genannt. Psychiater wiesen darauf hin, dass Kinder und Jugendliche häufig erblich vorbelastet seien, deshalb seien im Vorfeld Diagnosen und Prognosen zu stellen, um »kindliche Psychopathen« oder »notorisch vorbelastete Schulschwänzer« auszusortieren. Diese sollten in halbgeschlossene oder ganz geschlossene Abteilungen weitergeleitet werden oder auch in eine »Idiotenanstalt«. Es gelte »durch Sichten und Sieben« die »erbgesunden« herauszufiltern und die anderen in entsprechend dafür geeignete Heime einzuweisen.

Sie richtete sich auf. Ihr Rücken tat weh. Ihre Augen brannten. Das T-Shirt klebte an ihrem Körper, ihre Kehle war gereizt und sie musste ständig husten. Doch offenbar hatte sie gefunden, wonach der Student suchte. Hier lagen die Nachweise für seine Vermutungen. Aber wie sollte sie all diese Unterlagen sichten? Das konnte sie unmöglich allein schaffen. Vielleicht sollte sie tatsächlich ein Projekt daraus machen. Sie würde es sich nochmal durch den Kopf gehen lassen. Diese Vergangenheit musste aufgearbeitet werden. Unbedingt.

Bonn, Hollsteinkolleg

5. Kapitel

Die hohe Mauer mit den Glasscherben war nicht mehr da. Auch das schwere Eisentor war verschwunden. Überhaupt sah alles viel zugänglicher aus als damals. Der Park war äußerst gepflegt, wofür sicher festangestellte Gärtner sorgten. Die Bäume rings um das Gelände waren hoch gewachsen, die Wege teilweise gekiest, der Springbrunnen mit dem Wasserspeier war neu. Ebenso ein kleiner Pavillon mit verschnörkelten Seitenwänden, an denen weiße Kletterrosen emporrankten.

Auch das Hauptgebäude hatte sich verändert, ein paar Anbauten waren hinzu gekommen. Mit dem vielen Glas wirkte es wie eine gelungene Kombination von alt und modern, wenn man es nüchtern betrachtete. Lediglich die kleineren Häuser, die darum gruppiert waren, sahen noch genauso aus wie damals. Bimssteinmauern, holzverkleidete Giebel, weiße Fensterrahmen, grüne Klappläden, denen man einen neuen Anstrich verpasst hatte. Auf den schiefergedeckten Dächern wuchsen Moos und Flechten.

Verträumt und märchenhaft. So hatte das Gelände ursprünglich auf ihn gewirkt. Sein neues Zuhause. Hier kann man sich wohlfühlen, hatte er gedacht. Auch heute noch sah es aus wie die reinste Idylle.

Abrupt blieb er stehen. Das war das Haus, in dem er gewohnt hatte. Auf dem Dach saß reglos ein Rabe, der ihn zu beäugen schien. Die Sonne reflektierte das Licht und zwang ihn, die Augen zusammenzukneifen.

Hinter dem vergitterten Fenster im Erdgeschoss war das Schlafzimmer gewesen. Noch immer schmerzte sein Herz, wenn er an den Freund dachte, der im Bett neben dem seinen schlief. Thomas, der zarte, sensible Junge, der jeden Abend in die Kissen weinte, der so anders war als die anderen und damit ihm selbst so ähnlich.

Erinnerungen flammten auf. Thomas und er, wie sie nebeneinander auf einer blühenden Sommerwiese sitzen, lachend mit selbst geschnittenen Stöckchen herumfuchteln und mit sirrenden Geräuschen Gänseblümchen die Köpfe abschlagen. Es riecht nach frisch geschälter Weidenrinde und nach Sommer, nach Gras und Blüten. Oder Thomas und er tuschelnd in ihren gestreiften Schlafanzügen auf der Bettkante, einander nah wie sich nur gute Freunde sein können, so lange, bis eine herrische Stimme die beiden Jungen auseinandertreibt.

Thomas war der Einzige dort gewesen, der seine Gedanken und Gefühle auch ohne große Worte verstand. Ein richtiger Freund, der ihn niemals verraten hätte. Einer, wie er ihn nie zuvor und auch später nicht mehr kennenlernte. Der nach seinem frühen Tod eine tiefe Lücke hinterlassen hatte, die nie mehr geschlossen werden konnte.

Er griff nach der Zigarettenpackung in der Brusttasche seines Arbeitskittels. Fingerte eine Zigarette heraus, zündete sie mit zittrigen Fingern an. Inhalierte tief. Wie lange war das jetzt her? Vierzig Jahre? Gar schon fünfzig? Sein Zeitgefühl ließ ihn im Stich, wie so oft, wenn er an früher dachte. Vieles hatte er vergessen. Zumindest hatte er dies geglaubt. Doch seit dem Anruf des Studenten stand alles wieder vor ihm, als wäre es gestern gewesen.

Dem Ganzen ein Gesicht geben , hatte er gesagt. Das sind Sie sich und Ihren Kameraden schuldig.

Niemandem bin ich was schuldig! Mit Händen und Füßen hatte er sich gewehrt. Ausblenden, sich taub stellen. Wegdrängen. Das, was damals passiert war, hatte er alles irgendwo in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses verbannt, wo es ihn in Ruhe lassen sollte. Doch dieser Student hatte nicht aufgegeben und sich wieder gemeldet, hatte Textpassagen zitiert und alles aufgescheucht, was verschüttet und zugedeckt gewesen war.

Der Rabe auf dem Dach begann laut zu krächzen. Ein Artgenosse antwortete in einiger Entfernung.

Das Gefühl der inneren Zerrissenheit wurde übermächtig. Plötzlich wusste er, dass es falsch war, hierher zu kommen. Kümmerte das wirklich irgendjemanden, was mit ihnen damals geschehen war? Hatte sich in der Zwischenzeit nicht alles verändert? Die Gebäude, die Zeiten, die Menschen? War die Vergangenheit überhaupt noch relevant? War es nicht besser, alles zu belassen, wie es war? Wohin das führte, wenn man allzu tief grub, hatte er doch gerade erst hautnah zu spüren bekommen.

Es war nicht gut. Es war einfach nicht gut.

Sein Blick streifte über die Anlage. Den Namen hatte man abgewandelt. Hollsteinhof war in Hollsteinkolleg umbenannt worden. Das klang vornehmer und unbelastet.

Er stieß heftig den Rauch aus. Im selben Moment kam die Wut zurück. Selbst wenn einiges einen neuen Anstrich bekommen hatte und man ihm neue Namen gab, das Morsche, Zersetzende darunter würde man nicht übertünchen können.

Der schwarze Vogel auf dem Dach schwang seine Flügel, flatterte auf und flog davon. Krähe, wunderliches Tier , schlich sich eine Liedzeile in seinen Kopf. Meinst wohl bald als Beute hier, meinen Leib zu fassen.

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