Pierre Bourdieu - Eine illegitime Kunst

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Eine «illegitime Kunst» nennen Bourdieu und seine Mitarbeiter die Fotografie. In der Tat gilt sie als «Zwitter»: als Alltagshandlung mit dem Anspruch einer Kunstanstrengung. Welchen Zwecken gehorcht die Fotografie? Sind Fotografien Bilder in dem strengen Sinne, mit dem dieses Wort in aller Regel ausgestattet wird? Und welche stillschweigenden oder ausdrücklichen Vorsätze steuern den technischen Apparat, wenn ein Foto «geschossen» wird? In diesem Buch wird die Fotografie unter dem Gesichtspunkt ihres Gebrauchswertes untersucht. Denn es ist, wie Bourdieu sagt, der Gebrauch, der ihre Bedeutung konstituiert, eine soziale Bedeutung. Dies erklärt sowohl die Verbreitung des Mediums als auch die Uniformität der Bildmotive. Und es erklärt den besonderen Status des Fotografierens innerhalb der kulturellen Alltagstätigkeiten es signalisiert eine kodifizierte Verhaltensweise, die «den Anspruch erhebt, Kunst zu sein».

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Die Soziologie hat die Überwindung der fiktiven Opposition, wie Subjektivisten und Objektivisten sie willkürlich entstehen lassen, zu ihrer Voraussetzung. Soziologie als objektive Wissenschaft ist deshalb möglich, weil es äußere, notwendige und vom individuellen Willen unabhängige Beziehungen gibt, die, wenn man so will, unbewußt sind (in dem Sinne, daß sie sich nicht der einfachen Reflexion erschließen) und sich nur über objektive Beobachtung und Experiment dingfest machen lassen – anders ausgedrückt, weil die Subjekte nicht über die ganze Bedeutung ihres Verhaltens als unmittelbares Datum des Bewußtseins verfugen, und weil ihr Verhalten stets mehr an Sinn umfaßt, als sie wissen und wollen; weil die Soziologie keine rein reflexive Wissenschaft sein kann, die einzig durch Rückgriff auf die subjektive Erfahrung zur absoluten Gewißheit gelangt, und weil sie zugleich eine objektive Wissenschaft des Objektiven (und des Subjektiven), d.h. eine experimentelle Wissenschaft ist. Und die Erfahrung ist, in den Worten Claude Bernards, »die einzige Mittlerin zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven«. 1»Der Experimentator, der sich Naturerscheinungen gegenübersieht«, heißt es bei Bernard weiter,

»gleicht einem Zuschauer, der eine stumme Szene beobachtet. Er ist in gewisser Weise der Untersuchungsrichter der Natur; allerdings, statt sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die versuchen, ihn mit wahrheitswidrigen Geständnissen oder falschen Aussagen zu täuschen, hat er es mit natürlichen Phänomenen zu tun, die für ihn Personen sind, von denen er weder die Sprache noch die Sitten oder die Lebensverhältnisse kennt und deren Intentionen er dennoch erfahren möchte. Zu diesem Zweck bedient er sich aller Mittel, die ihm zu Gebote stehen. Er beobachtet ihre Wirkungen, ihren Ablauf und ihre Manifestationen und versucht, deren Ursache mit Hilfe unterschiedlicher Versuche herauszufinden, die als Erfahrungen bezeichnet werden. Er bedient sich sämtlicher vorstellbarer Kunstgriffe, behauptet sozusagen das Falsche, um die Wahrheit zu erfahren, und unterschiebt der Natur seine eigenen Anschauungen. Er stellt Vermutungen an über die Ursache der Vorgänge, die sich vor ihm abspielen, um herauszufinden, ob die seiner Deutung zugrunde liegende Hypothese richtig ist, und er richtet es so ein, daß Ereignisse eintreten, die nach der logischen Ordnung der Dinge als Bestätigung oder Widerlegung der Vorstellung dienen können, die er sich gemacht hat«. 2

Diese Beschreibung der Verfahrensweise des Experimentators, der sich der natürlichen Welt nähert wie der Ethnologe einer Gesellschaft, deren Kultur er nicht kennt, gilt in groben Zügen auch für die soziologische Forschung. Ob er »Intentionen« ausfindig zu machen sucht (ganz im Sinne Bernards, d.h. objektive Intentionen), die hinter objektiven Indikatoren verborgen liegen, oder ob er das Falsche behauptet, um die Wahrheit zu ermitteln, und über indirekte Fragen die Antwort auf seine wirklichen Fragen erhalten möchte, auf die die einzelnen Subjekte, dazu gebracht, sich selbst statt andere zu täuschen, bloß indirekt antworten können und ohne sich ihrer Antwort bewußt zu sein, oder ob er die in den Regelmäßigkeiten, die ihm die Statistik als Rohdaten liefert, verschlüsselte Bedeutung entziffert – die Arbeit des Soziologen zielt auf die Wiedergewinnung eines objektivierten Sinns, das Produkt der Objektivierung der Subjektivität, das sich weder dem praktisch Tätigen noch dem Beobachter jemals unmittelbar erschließt.

Doch im Unterschied zur Naturwissenschaft kann sich eine allgemeine Anthropologie nicht mit der Rekonstruktion objektiver Beziehungen zufriedengeben, da die Erfahrung der Bedeutung dieser Beziehungen zum vollständigen Sinn dieser Erfahrung dazugehört: Selbst eine Soziologie, auf die nicht der geringste Verdacht des Subjektivismus fällt, bedient sich vermittelnder Begriffe zwischen Subjektivem und Objektivem wie Entfremdung, Einstellung oder Ethos. So ist es ihre Aufgabe, jenes System von Beziehungen zu konstruieren, das sowohl den objektiven Sinn der nach feststellbaren Regelmäßigkeiten organisierten Verhaltensformen als auch die einzelnen Beziehungen umschließt, welche die Subjekte zu ihren objektiven Existenzbedingungen und dem objektiven Sinn ihres Handels unterhalten, einem Sinn, dessen Objekt sie sind, nachdem man sie seiner beraubt hat.

Anders gesagt, die Deskription der objektivierten Subjetivität verweist auf die Deskription der Verinnerlichung der Objektivität. Die drei Momente des wissenschaftlichen Vorgehens sind daher unauflöslich miteinander verknüpft: Die unmittelbare Erfahrung, deren man über Äußerungsformen habhaft wird, die den objektiven Sinn ebensosehr verschleiern, wie sie ihn enthüllen, verweist auf die Analyse von objektiven Bedeutungen und gesellschaftlichen Bedingungen der Möglichkeit dieser Bedeutungen, eine Analyse, die wiederum die Konstruktion der Beziehung zwischen den Handlungssubjekten und dem objektiven Sinn ihrer Verhaltensformen erfordert.

Zum Beweis, daß es sich dabei nicht um eine petitio principii, sondern um eine theoretisch begründete methodische Forderung handelt, mag ein Beispiel genügen. Die Statistik erfaßt objektiv das System der Chancen, die objektiv mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe verbunden sind, gleichgültig, ob es dabei um die Chance einer festen Anstellung eines algerischen Subproletariers geht, der weder eine Qualifikation noch eine Schulbildung nachweisen kann, oder um die Chance der Tochter eines Arbeiters, in die juristische oder medizinische Fakultät aufgenommen zu werden. Eine solche Statistik bleibt indes so lange abstrakt und gleichsam unwirklich, als man nicht weiß, wie diese objektive Wahrheit (die niemals unmittelbar greifbar ist) sich in der Praxis der Subjekte umsetzt: Selbst wenn auf den ersten Blick deren Verhalten und sprachliche Äußerungen eine Zukunft, die in den objektiven Bedingungen objektiv beschlossen liegt, Lügen strafen, so erweist sich ihre ganze Bedeutung erst dann, wenn man sich klarmacht, daß sie den praktischen Hinweis auf diese Zukunft implizieren. Beispielsweise entwickeln Subproletarier gelegentlich magische und phantastische Hoffnungen, die aber der objektiven Wahrheit ihrer Lage nur scheinbar widersprechen, da sie jene Zukunftsperspektive charakterisieren, die Menschen eigentümlich ist, die keine objektive Zukunft haben; beispielsweise kann die Tochter eines Arbeiters oder Bauern, für die die Statistik ausweist, daß ihre Rückstufung in der philosophischen Fakultät sie das höhere Lehramt gekostet hat, ihr Studium durchaus als Erfüllung einer »Berufung« erleben, obgleich ihre praktischen Tätigkeiten, vor allem in ihrer Modalität, einen praktischen Konnex mit der objektiven Wahrheit ihrer Lage und ihrer Zukunft verraten. 3Der Klassenhabitus ist nichts anderes als diese Erfahrung (im allgemeinsten Sinne), die gerade diese Hoffnung oder jene Ambition unmittelbar als vernünftig oder unvernünftig erscheinen läßt, dieses Konsumgut als erschwinglich oder unerschwinglich oder ein bestimmtes Verhalten als passend oder unpassend. Kurz, eine allgemeine Anthropologie muß in eine Analyse des Prozesses münden, über den die Objektivität in der subjektiven Erfahrung und durch diese verankert wird: Sie muß das Moment des Objektivismus überwinden, indem sie es aufnimmt und in einer Theorie der Entäußerung der Innerlichkeit und der Verinnerlichung der äußeren Lage begründet.

Es deutet also alles darauf hin, daß der Schlagschatten der objektiven Bedingungen stets auch auf das Bewußtsein fällt: Der unbewußte Verweis auf objektive Determinismen gehört mit zu den Determinismen, die in die Praxis eingreifen und die einen wesentlichen Teil ihrer Wirkung der Komplexität einer Subjektivität verdanken, die deren Stempel trägt und ihrem Einfluß unterliegt. So bleibt die Wissenschaft von den objektiven Regelmäßigkeiten so lange abstrakt, als sie die Wissenschaft von den Prozessen der Verinnerlichung der Objektivität, in deren Verlauf sich die Systeme unbewußter und dauerhafter Dispositionen wie Klassenhabitus und Klassenethos ausbilden, aus ihrem Gesichtsfeld verbannt; sie bleibt abstrakt, solange sie nicht untersucht, in welcher Weise die tausend »kleinen Wahrnehmungen« des Alltags und die gleichgerichteten und unausgesetzten Sanktionen des ökonomischen und gesellschaftlichen Universums unmerklich von Kindheit an und das ganze Leben lang durch unablässige Mahnungen dieses »Unbewußte« ausgestalten, dessen Charakteristikum – paradox genug – der praktische Rekurs auf objektive Bedingungen ist.

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