Russell West-Pavlov - AfrikAffekt

Здесь есть возможность читать онлайн «Russell West-Pavlov - AfrikAffekt» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

AfrikAffekt: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «AfrikAffekt»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

2004 jährte sich zum hundertsten Mal der Ausbruch des Deutsch-Namibischen Krieges (1904–1908) im damaligen Deutsch-Südwestafrika, der im Genozid an den Herero- bzw. Nama-Völkern gipfelte. Der Versöhnungsprozess findet langsam und vor allem durch symbolische Gesten statt, während formelle Verhandlungen nur schleppend vorankommen. Die vorliegende Studie untersucht die Aufarbeitung des Völkermords an Herero und Nama in der jüngsten deutschsprachigen Belletristik. Sie betrachtet eine Reihe deutschsprachiger Romane von Timms 'Morenga' (1978) bis Jaumanns 'Der lange Schatten' (2015) nicht nur im Rahmen diskursgeschichtlicher bzw. ideologiekritischer Debatten, sondern analysiert sie außerdem mithilfe der Affekttheorie. Dieser Ansatz erlaubt es zu beschreiben, wie literarische Texte mannigfaltige Rituale und Symboliken mit affektiver Reichweite über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg in die Gegenwart tragen und so zum dringend notwendigen interkulturellen Dialog und zur längst überfälligen Versöhnung beitragen können.

AfrikAffekt — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «AfrikAffekt», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Somit kann Seyfried schließlich den Völkermord an den Herero bzw. Nama relativieren und als geschichtliches Faktum weitgehend verdrängen (Hermes 2009: 237–40). Das eventuell aufkommende Gefühl der historischen Schuld bzw. der damit einhergehenden Verantwortung in Anbetracht einer zwangsläufig gemeinsamen Geschichte kann dabei vollständig ausgeblendet werden. Die strukturierende Ambivalenz von Seyfrieds Romans, die ein künstliches Gefühl der Nähe erzeugt, um es dann in ein Gefühl der Distanz umzukehren, kann als Symptom der heute allseits herrschenden Ambivalenz Deutschlands gegenüber Afrika im Allgemeinen und Namibia im Besonderen gedeutet werden: Afrika und Europa rücken im Zuge der wachsenden Migrationsströme immer näher zusammen, Deutschland wird sichtbar „afrikanischer“, der gefühlte Abstand bleibt jedoch erhalten und wird in rechtsradikalen Diskursen zusätzlich betont. Die „Politik der Annäherung“ an Afrika seitens der Bundesregierung entpuppt sich lediglich als Strategie der „Fluchtursachenbekämpfung“ oder ganz einfach als „Fluchtbekämpfung“ (Dünnwald et al. 2017). Im Folgenden fungieren diese strukturierenden Ambivalenzen und Spannungen zwischen Geschichtstreue und erlebter Stimmung, zwischen narratologisch generierter Nähe und geschichtsphilosophischer Distanz als konzeptuelle Einfassung des theoretischen und methodologischen Rahmens der vorliegenden Untersuchung.

Die Studie widmet sich gegenwärtigen literarischen Diskursen zum Deutsch-Namibischen Krieg und anschließenden Genozid im damaligen Deutsch-Südwestafrika 1904 bis 1908 anhand mehrerer zwischen 1978 und 2016 veröffentlichten Romane. Im Gegensatz zum herrschenden Forschungsansatz, der sich vornimmt, die Beziehungen zwischen der historischen Vorlage und der literarischen Fiktion nachzuzeichnen, um die öffentliche Meinung bezüglich der „Aufarbeitung“ des damaligen Völkermords – vor allem im Hinblick auf ein In-Bezug-Setzen des Herero-Genozids zum späteren Holocaust – widerzuspiegeln bzw. zu beeinflussen, werden hier die affektiven Dimensionen des schriftstellerischen Unternehmens, den Deutsch-Namibischen Krieg und den Völkermord an den Herero bzw. Nama mit literarischen Mitteln darzustellen, analysiert. Da Seyfrieds Roman Herero beide Aspekte der historischen Belletristik aufweist und versucht, wenn auch nur bedingt erfolgreich, sowohl historischer Treue wie auch nacherzählter Subjektivitätserfahrung gerecht zu werden, bietet der Text, wie bereits angeführt, einen passenden Einstieg in die Skizzierung des methodologischen und theoretischen Rahmens der Studie.

2.2 Kontext der Studie

Seyfrieds Herero erscheint kurz nach dem Ende eines Jahrzehnts des (vermeintlichen) Friedens in der westlichen Welt, das sich an das Ende des Kalten Kriegs nach dem Mauerfall 1989 und die Wiedervereinigung 1990 anschloss. Der Fall der Berliner Mauer bedeutete zugleich, aus der Sicht des amerikanischen Historikers Fukuyama (1989), „das Ende der Geschichte“ und die nachfolgenden zehn Jahre schienen, zumindest aus euro-amerikanischer Perspektive, diese Sichtweise zu bestätigen: Das Ende des Apartheidregimes in Südafrika 1994, das Oslo-Abkommen zwischen den Palästinensern und Israelis 1995 und das Karfreitagsabkommen in Nordirland 1998 ließen eine Epoche mit der Option eines Weltfriedens unter dem Zeichen des „siegreichen“ Kapitalismus näherrücken. Gleichzeitig trat das vereinte Deutschland mit neuem Selbstbewusstsein als politischer Akteur auf die internationale Bühne, unter anderem verkörpert durch die Amtszeit Joschka Fischers als deutscher Außenminister 1999 bis 2005. In diesem Kontext erwuchs ein neues Interesse an Deutschlands weltgeschichtlicher Vergangenheit – einschließlich der Kolonialvergangenheit, die in den vorhergegangenen Jahrzehnten weitgehend in Vergessenheit geraten war.

Dieser Eindruck einer Epoche des Friedens war jedoch nur von kurzer Dauer. Das damit verbundene Interesse an der globalen Vergangenheit Deutschlands war ähnlich limitiert. Loimeier (2004) dokumentiert mit Recht den „hierzulande auf vergleichsweise großes Interesse stoßende[n] Aufstand der Herero und Nama“, der die sehr erfolgreiche Rezeption von Seyfrieds Romans zumindest teilweise erklärt. Loimeier zufolge „mag [dies] damit zusammenhängen, dass der […] Aufstand der Herero und Nama noch nicht aus der Sicht eines schwarzafrikanischen Autors thematisiert wurde“. Ein „wenig entwickelte[s] […] Bewusstsein vom Zusammenhang zwischen deutscher Reichsgründung und der langfristig imperialen Politik Deutschlands“ mündet allgemein in eine „deutsche Geschichtsvergessenheit“, woran „das Deckmäntelchen eines oberflächlichen Interesses am Herero-Aufstand“ leider nicht viel Grundlegendes änderte. Auch die teils eurozentrische Fokussierung auf den Holocaust, worauf später detaillierter eingegangen wird, trug dazu bei. Wesentlich für diese nicht-problematisierende Sicht der Kolonialvergangenheit ist Seyfrieds bereits erwähnte Ausblendung des Völkermords an den Herero und Nama. Die direkte Beteiligung der Romanprotagonisten am Deutsch-Namibischen Krieg endet vor der Vertreibung in die Omaheke-Wüste, so dass Seyfried den Genozid weitgehend erzählerisch umschiffen kann (Hermes 2009: 237). Ferner stellt der Text in Frage, ob die Vernichtung durch das Verdursten bzw. Verhungern in der Wüste – das Hauptkriterium des Völkermords also – überhaupt beabsichtigt war (Seyfried 2003: 565) und versucht, die Verantwortung für das Sterben auf die Opfer zu übertragen, indem er behauptet, sie hätten die angeblich zur Verfügung stehenden Fluchtwege aus der Wüste nicht genutzt: „[D]a geht es um 400 km oder mehr in wasserloser Wüste, da kann man ja keine Postenketten hinstellen“ (ebd.: 564). Petrus beispielsweise, der als zentrale Fokalisierungsfigur der angeblich afrikanischen Perspektive der Erzählung gilt, schafft es ohne Mühe aus der Wüste zu entkommen (ebd.: 574).

Diese Beschönigung der Geschichte des kolonialen Genozids ist nicht vollkommen deckungsgleich mit der allgemeinen Auffassung einer Epoche nach dem zunächst anscheinend endgültigen Ende des Kalten Krieges und den daraus resultierenden wirtschaftlich-politischen Polaritäten. Sie steht aber dennoch im Einklang mit einer überwiegend affirmativen Auffassung der weltgeschichtlichen Stimmung, in der beispielsweise die Kosten des Übergangs in den globalen Neoliberalismus für die Bevölkerungen der einst sozialistischen Länder kaum Erwähnung fanden (vgl. Ther 2016) oder in der die jugoslawischen Nachfolgekriege von 1991 bis 2001 mit dem Massaker bzw. Genozid von Srebrenica 1995, dem schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs, lediglich als vorübergehende Aberration wahrgenommen werden konnte. Bezeichnend in diesem historischen Kontext war der Besuch Helmut Kohls in Namibia 1995, während dessen er es vermied, den Völkermord an den Herero bzw. Nama überhaupt zu erwähnen oder sich mit Vertretern der Opfer zu treffen (Jamfa 2008: 202). Stattdessen betonte er „die besonderen Verdienste der Deutschsprachigen bei der Entwicklung des Landes“ (Zimmerer 2019: 24). Drei Jahre später sprach der damalige Bundespräsident Roman Herzog während seines Namibia-Besuchs 1998 lediglich von „eine[r] kurze[n] Periode gemeinsamer Geschichte, die nicht sehr glücklich war“ (Herzog 1998). Zwar räumte er ein, dass „das Verhalten der Deutschen […] nicht in Ordnung“ war, behauptete jedoch, „[e]ine Entschuldigung […] sei nur eine Worthülse, die mehr schade als nutze. Außerdem liege das Ereignis allzu lange zurück“ (Pech 1998). Stattdessen sorgte er sich um die „Pflege der deutschen Sprache“ als Minderheitssprache in Namibia (Herzog 1998). In dem Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Kriegs rückte die Kolonialvergangenheit so zwar in Sichtnähe, wurde in der deutschen Bundespolitik jedoch kaum ernst genommen, geschweige denn problematisiert.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «AfrikAffekt»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «AfrikAffekt» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «AfrikAffekt»

Обсуждение, отзывы о книге «AfrikAffekt» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x