Russell West-Pavlov - AfrikAffekt

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2004 jährte sich zum hundertsten Mal der Ausbruch des Deutsch-Namibischen Krieges (1904–1908) im damaligen Deutsch-Südwestafrika, der im Genozid an den Herero- bzw. Nama-Völkern gipfelte. Der Versöhnungsprozess findet langsam und vor allem durch symbolische Gesten statt, während formelle Verhandlungen nur schleppend vorankommen. Die vorliegende Studie untersucht die Aufarbeitung des Völkermords an Herero und Nama in der jüngsten deutschsprachigen Belletristik. Sie betrachtet eine Reihe deutschsprachiger Romane von Timms 'Morenga' (1978) bis Jaumanns 'Der lange Schatten' (2015) nicht nur im Rahmen diskursgeschichtlicher bzw. ideologiekritischer Debatten, sondern analysiert sie außerdem mithilfe der Affekttheorie. Dieser Ansatz erlaubt es zu beschreiben, wie literarische Texte mannigfaltige Rituale und Symboliken mit affektiver Reichweite über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg in die Gegenwart tragen und so zum dringend notwendigen interkulturellen Dialog und zur längst überfälligen Versöhnung beitragen können.

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Die vorliegende Studie untersucht acht zwischen 1978 und 2015 veröffentlichte deutschsprachige Romane zum Deutsch-Namibischen Krieg und zum Genozid an den Herero- und Nama-Völkern. Die Romane setzen an verschiedenen geschichtlichen Zeitpunkten an bzw. behandeln die Ereignisse aus sehr weit auseinandergehenden geschichtlichen Perspektiven. Der zentrale Ansatz hier ist jedoch weder die Bewertung der Aufarbeitung historischen Geschehens noch die diskursanalytische Kritik der jeweiligen Ideologien des Kolonialismus bzw. der Aufarbeitung des Kolonialismus, sondern die in den Romanen exponierte Gestaltung der affektiven Verbindungsmodi zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie zwischen Deutschen und den ehemaligen Kolonisierten bzw. den heutigen Namibiern.

Stellvertretend für diese literarische Strömung bzw. Untergattung (gegenwärtige literarische Darstellungen des Deutsch-Namibischen Kriegs) wird der bahnbrechende Montage-Roman von Uwe Timm, Morenga (2000 [1978] / 2020 [1978]) als paradigmatisches Beispiel für die Untersuchungsmethodik behandelt.1 Im Gegensatz zu vielen literaturgeschichtlichen Studien auf diesem Gebiet wird der Roman im Rahmen des allgemein noch relativ kontroversen und umstrittenen – im deutschen Kontext noch wenig bekannten – Ansatzes der Affekttheorie interpretiert. Es wird gezeigt, dass die Montage-Technik Timms nicht nur die kritische „Brechung“ der vermeintlich kohärenten Realität und deren ideologische Konstruktion unterstützt, sondern dass das Nebeneinanderfügen von Fragmenten genauso gut die gegenseitige Interaktion und sogar Anziehungskraft von verschiedenen aneinander geratenen Kulturen suggerieren kann. Genau wie im Falle der Restitution von geraubten Kulturgütern geht es darum, nicht nur einen unabdingbaren kritischen Blick auf die Vergangenheit und ihre noch in die Gegenwart hineinreichenden Diskurse zu werfen, sondern darüber hinaus zu schauen, welche verbindenden Gesten, Rituale und Symboliken dringend notwendige interkulturelle Brücken bauen können und zur längst überfälligen Versöhnung beitragen können.

Neben Uwe Timms Morenga werden eine Reihe anderer Romane untersucht, um über den historisierenden diskursanalytischen Ansatz hinaus eine neue affekttheoretische Methodik zu erproben: angefangen mit Dietmar Beetz’ Flucht vom Waterberg (1989) über Giselher W. Hoffmanns Die schweigenden Feuer (1994), Gerhard Seyfrieds Herero (2003), Stephan Wackwitz’ Ein unsichtbares Land (2003), Andrea Paluchs und Robert Habecks Der Schrei der Hyänen (2004) bis hin zu Hellmut Lemmers Der Sand der Namib (2014) und Bernhard Jaumanns Der lange Schatten (2015).

Sowohl der kritische, distanzierende, ideologieentlarvende als auch der konstruktive, zusammenbringende Ansatz gehören zur Ausstattung der progressiven Literaturkritik. Nicht zuletzt, weil beide Aspekte immer bereits von der Belletristik selbst mobilisiert werden. Einerseits entfremdet der Text die Realität und dementsprechend das Selbstverständliche an der Realität, um soziopolitische Transformationen zu ermöglichen und voranzutreiben. Andererseits kommuniziert die Literatur gleichwohl mit der Leserschaft anhand emotioneller Identifikation, Empathie und Teilhabe sowie anderer nicht-kognitiver ästhetischer Reaktionen zwecks Transformation der Wahrnehmung, Subjektivität und Handlungsfähigkeiten der Leserschaft. Eine solche Doppelausstattung der Literaturkritik kann wiederum als Teil einer kritisch-konstruktiven Kulturpolitik verstanden werden, die ferner im Rahmen der allgemeinen Verständigung zwischen den Kulturen eingebettet werden und diese tatkräftig unterstützen soll.

1.2 Thesen der Studie

Die Witbooi-Bibel veranschaulicht im Kontext der kulturpolitischen Bestrebungen und Transformationen, die zur Rückgabe führten, die drei Hauptthesen der vorliegenden Studie zur Rolle des „Affekts“ im deutschsprachigen Roman der Gegenwart zum Thema Herero- bzw. Nama-Genozid 1904 bis 1908:

Metahistorische Romane sind Texte, die gezwungenermaßen die Spannung zwischen Fakt und Fiktion besetzen. Und zwar nicht unbedingt ausschließlich mit dem Ziel, eine historische Wahrheit zu Tage zu fördern oder aufzuarbeiten, sondern eher, um die Verbindung zwischen einem bzw. einer Leser*in einer fiktiven Geschichte und einer „wahren“ Geschichte zu überprüfen. D. h. letztendlich zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu forschen. In den hier untersuchten Textbeispielen geht es darum, in welchem Verhältnis der bzw. die Leser*in mittels des Texts zum Deutsch-Namibischen Krieg und zum Genozid der Herero- bzw. Nama-Völker in Deutsch-Südwestafrika vor über hundert Jahren steht.

Metahistorische Romane arbeiten auf den kognitiven Ebenen der Repräsentation, d.h. wie ein historischer Inhalt textuell dargestellt wird, und der Hermeneutik, d.h. wie der Rezipient der Darstellung diese Darstellung entschlüsselt bzw. interpretiert. Diese Ebenen entsprechen den Disziplinen der Diskursanalyse (Zima 1989) und der Rezeptionsästhetik (Jauß 1970). Allerdings arbeiten solche metahistorischen Romane nicht nur auf diesen zwei Ebenen. Sie wirken gleichzeitig auch auf der „affektiven“ Ebene, d.h. mit der Art und Weise, wie die Verbindung zwischen Text und Leser, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Romanfigur und interpretierendem Subjekt inszeniert und transformiert wird. Die Verbindung gilt dabei nicht als eine vorgegebene Größe, sondern stellt ein dynamisches Wirkungsfeld dar und bleibt als solches stets beweglich und unstabil. Der „Affekt“ meint hier, laut Spinoza (1972: 157), „die Erregungen des Körpers, durch welche das Tätigkeitsvermögen des Körpers vergrößert oder verringert, gefördert oder gehemmt wird; zugleich auch die Ideen dieser Erregungen“; solche Änderungen des Tätigkeitsvermögens des Körpers werden durch die Tätigkeiten eines anderen Körpers erregt, so dass der „Affekt“ zwangsläufig die transformative Beziehung zwischen mindestens zwei Körpern bezeichnet. Im Rahmen dieser Studie wird ein erweiterter Affektbegriff vorausgesetzt und verwendet. Der „Affekt“ bezeichnet nicht nur Emotionen („Gefühle“) zwischen Menschen, sondern auch anderes „Gefühltes“: Solches, das nicht bewusst wahrgenommen wird, und ebenfalls solches, das zwischen nicht-menschlichen Körpern, auch nicht-lebendigen Körpern verkehrt, so dass jenes „Gefühltes“ nur anhand seiner Konsequenzen abgelesen werden kann. Der „Affekt“ ist überall wirksam als grundlegender Baustein der materiellen Realität in ihrer Dynamik (West-Pavlov 2019); er wirkt dank der räumlichen Nähe bzw. der materiellen Kausalität und bewirkt die Komplexität der „Emergenz“ der natürlichen Welt (Prigogine / Stengers 1980). Er ist wirksam auch im, um und durch den literarischen Text. Der literarische Text kann Affekte im engeren Sinne erwecken und daher im breiteren Sinne, im Rahmen anderer „Affektnetzwerke“, Effekte bewirken. Im Kontext der vorliegenden Studie geht es zum einen um eine radikal erneuerte Beziehung zur Kolonialvergangenheit. Einerseits zu Deutsch-Südwestafrika, der Kolonie, in der der Genozid stattgefunden hat, aber auch ganz konkret zum heutigen Namibia im Sinne einer Bewusstmachung der bestehenden Verhältnisse und Annäherung zwischen den Ländern im Zuge des aufkommenden Globalen Südens.

In dieser Hinsicht bezeichnet der literarische „Affekt“ nicht nur die „Gefühle“, die anhand literarischer Figuren registriert oder beschrieben werden, oder die Gefühle, die vom Leser bzw. der Leserin bei der Lektüre empfunden werden, sondern primär die wirkungsgeschichtlichen Verbindungen sowie die daraus entstehenden Transformationen eines jeglichen Verhältnisses zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dementsprechend beschreibt der literarische „Affekt“ ferner die wirkungsgeschichtlichen Verbindungen zwischen Subjekten in der Vergangenheit und Subjekten in der Gegenwart und schließlich die unergründlichen Innovationen, die in der Zukunft dadurch hervorgebracht werden können. Der „Affekt“ birgt daher das Potenzial für eine Veränderung der durch geschichtliche Ereignisse scheinbar vorbestimmten Verhältnisse. Der „Affekt“ beantwortet letztlich die Frage Bhabhas (1994: 212), „wie das Neue in die Welt kommt“. Er bildet eine Basis für einen textanalytischen und kulturpolitischen Ansatz, der die Geisteswissenschaften aus der Sackgasse der trotzdem nach wie vor unabdingbaren Diskursanalyse und der damit einhergehenden Ideologiekritik (vgl. z.B. Felski 2015; McDonald 2018) bringen kann, und welcher sich mit einem positiven Ausgangspunkt der grundsätzlichen Vernetzung und deren transformativer Wirkung verbindet.

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