Nicht selten kamen Effekt und Echo einem ästhetischen Clash gleich: So manche dieser überaus empfindsamen Künstlerseelen waren von Big Sur wie vom Donner gerührt, verstört oder auch nach Tagen noch reichlich desorientiert. Eine kleine Ewigkeit brauchten sie, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Einige Sinnsucher kämpften mit ihrer Ratio und befanden sich inmitten eines Orkans widerstreitender Emotionen. Sie fühlten sich einer zerstörerischen, gleichwohl erhabenen Kraft ausgesetzt. Überwältigt und zugleich »am Ziel« angelangt.
So entstanden, im Laufe der Jahrzehnte, bildmächtige, aufregende Hommagen und Hymnen an Big Sur – und auch regelrechte Abrechnungen mit dem unwirtlichen, ja feindseligen, doch landschaftlich verlässlich grandiosen Küstenabschnitt. In den Gedichten, Berichten und Romanen einer Handvoll von Autoren, in den Songs und Musikstücken einer Handvoll von Interpreten werden die Erfahrungen, die sie heraufbeschwören, stets von einer Aufgabe des emotionalen Gleichgewichts und von einem Kontrollverlust begleitet, ist eigentlich immer von Grenzüberschreitungen und Bewusstseinserweiterung die Rede, von intimen Gefühlen und seelischen Abgründen.
Regelrecht versunken und abgetaucht waren diese Menschen und begaben sich in die Obhut dieser Region. Darunter eine ganz eigene Spezies, die deep thinkers and heavy drinkers . Jede Menge schwarze Schafe auch. Freundliche Neurotiker. Loser. Sowie Leute, die ihr kreatives Pulver längst verschossen hatten. Und sie alle genossen, wenigstens zeitweise, dieses wohlige drifting away . Andere, weniger stabile Naturen gingen an dieser existenziellen Erfahrung zugrunde oder wurden an ihr irre – sie waren ihr einfach nicht gewachsen.
Was aber nahmen sie alle an Erkenntnissen mit aus Big Sur? Was war die für sie maßgebliche message ? Und was lässt sich daraus lernen? Die meisten unter ihnen hätten wohl erwidert: Lektionen in Demut und Bescheidenheit. Werte und Zielvorstellungen, die für uns Heutige längst selbstverständlich sind – Kontemplation, Abschaltenkönnen, Reduzierung aufs Wesentliche, mutwillige Beschränkung, Konzentration. Spirituelle Wellness sozusagen. Annäherung an asiatische Verhaltens-, Lebens- und Denkformen. Entschleunigung. Pazifistische Tendenzen, Nachdenken über Formen gewaltlosen Widerstands und bürgerlichen Ungehorsams. Ein Lebensstil also, der in den 1940er- und 1950er-Jahren überhaupt erst einmal »gedacht«, gewagt und ausprobiert werden musste.
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