»Vielleicht ist mir nach kostspielig und nicht nach weich und verwöhnt werden?«, schlug Alex vor und sein Lächeln wurde genauso provozierend wie sein Blick.
Nach einem himmelschreiend unschuldig scheinenden Augenaufschlag, der alles andere als unschuldig war, hielt ich seinem Blick stand und überbrückte weitere Zentimeter Abstand zwischen seinem Gesicht und meinem. Dabei hielt ich mich an dem Wissen fest, dass ich die Domina war und auch die Kontrolle hatte. Selbst wenn ich sie im Moment nicht hatte, gelang es mir doch, meine Emotionen vom Gegenteil zu überzeugen.
»Du meinst, du stehst nicht auf billigen Sex?«, erkundigte ich mich lasziv.
Alex’ Blick hing wie gebannt an mir. »Das klingt aus deinem Mund herrlich verrucht – auch wenn es als Beleidigung gemeint war.«
»War es«, bestätigte ich und trat abrupt einen Schritt nach hinten. Dabei konnte ich spüren, wie sich der Ausdruck auf meinem Gesicht veränderte und herablassend wurde.
Alex ließ sich davon nicht beeindrucken. »Also?«
»Egal, was du bietest, die Antwort ist nein.« Ich lächelte süßlich und musterte ihn von oben bis unten und so als habe er nichts zu bieten, was mich auch nur im Ansatz interessieren könnte.
»Du weißt doch noch gar nicht, was ich dir bieten würde«, wandte er ein und zum ersten Mal hatte sich ein Hauch Unsicherheit auf seine Züge geschlichen.
»Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich bin nicht käuflich!«
»Du meinst nicht dafür …?« Alex ließ die Frage offen.
»Exakt«, stimmte ich zu.
»Jeder ist käuflich«, wiegelte er ab, jetzt wieder ganz der lässige Sunnyboy, der jede Frau haben konnte. »Es kommt immer nur auf den Preis und den richtigen Zeitpunkt an.«
»Dann ist das hier der Falsche.« Ich wandte mich ab, in dem Versuch einen höflichen Abgang hinzubekommen.
»Wie sicher bist du dir?«, hakte Alex nach und vereitelte meinen Versuch.
»Auch wenn ich dich für ein Arschloch halte, muss ich dir lassen, dass du hartnäckig bist.« Selbst in meinen eigenen Ohren klang ich erstaunt. Wieso war Alex bloß so penetrant? Was versprach er sich davon? Immer noch hatte er nicht erklärt, was er eigentlich wirklich wollte oder warum mich.
Der Sänger machte einen Schritt auf mich zu und überbrückte den Abstand, den ich doch gerade erst zwischen uns gebracht hatte. Dann beugte er sich vor und obwohl niemand anwesend war, flüsterte er mir ins Ohr: »Du hast keine Ahnung, wie hartnäckig ich sein kann.«
Sich wieder aufrichtend, strich er mit beiden Händen an meinen Seiten nach oben, nur wenige Millimeter von meiner Haut entfernt, berührte mich aber nicht. Trotzdem fühlte sich seine Bewegung so an, als liebkoste er meine Aura und ich konnte spüren, wie eine Gänsehaut über meinen Körper lief.
»Und wenn ich dich buche, wie weit bist du bereit zu gehen?«, erkundigte sich Alex. In seiner Stimme schwang eine Andeutung von heißem Sex auf weichen Laken mit und rief Vorstellungen von Kerzenlicht und nackten Körpern wach.
»Du bist ganz offensichtlich nicht devot, was eine Buchung ausschließt«, sagte ich. Hauptsächlich, um mich selbst davon zu überzeugen, dass jeder andere Versuch eine wirklich bescheuerte Idee wäre. Denn im Moment konnte ich mich kaum mehr erinnern, warum ich eigentlich sauer auf Alex war – und wieso ich nicht mit ihm ins Bett wollte.
»Du hast Angst?«, fragte er erstaunt.
»Nein, ich bin einfach realistisch.«
»Wie langweilig«, urteilte er und sein Gesichtsausdruck enthielt eine einzige Aufforderung: Trau dich!
Dieses Mal berührte er mich, als er an meinen Armen nach oben strich und seine Fingerspitzen hinterließen förmlich glühende Spuren auf meiner Haut.
Ich reagierte nicht darauf, sondern hielt Alex’ Blick stand. »Wenn du deine Hände magst, lässt du sie von mir und berührst mich besser nicht mehr ohne meine Zustimmung.«
Zu meiner Überraschung nahm Alex seine Hände tatsächlich sofort von mir und machte sogar eine beschwichtigende Geste.
»Bleib bei deinen Groupies. Die spielen in deiner Liga!«, riet ich ihm. Allein, weil ich mich jetzt wieder ganz genau daran erinnerte, wieso ich ihn blöd fand. Weil er glaubte, jede Frau haben zu können!
»Welche ist das?«, erkundigte er sich und auch seine Stimmung war umgeschlagen, denn er klang drohend.
»Die, die alles tun, was du willst – etwas anderes verkraftest du nicht.«
»Vielleicht will ich das ja gar nicht.« Kampflustig schob er sein Kinn vor und wirkte ganz wie der verwöhnte Rockstar, für den ich ihn hielt.
»Aber du willst auch nicht devot sein?«, erkundigte ich mich belustigt. Das war es also! Der Herr verkraftete es nicht, dass ich mich zwar von Jacob buchen ließ, aber keinerlei Interesse an ihm signalisierte!
»Soll ich dir erzählen, was ich wirklich will?« Alex Blick war herausfordernd und sehr direkt. Ohne meine Antwort abzuwarten meinte er: »Meine Fantasie beinhaltet tatsächlich Gewalt und Schmerz. Sehr viel Gewalt und sehr expliziten Schmerz.«
»Ich bin nicht interessiert.« Ich drehte mich um und kam zwei Schritte weit, bevor Alex den Abstand zwischen uns überbrückt und mich an der Hand festgehalten hatte.
»Eine Million«, bot er an. Doch ich hörte seine Worte kaum und starrte stattdessen die Stelle an, die seine Finger fest umschlossen. Die Abdrücke würden sicher Spuren hinterlassen, aber der Druck fühlte sich gut an.
»Das hat bei Demi Moore im Film ja auch geklappt.« Ohne aufzusehen konnte ich Alex’ Lächeln spüren, nutzte aber diesen Moment dazu, ihn zu überraschen und seinen Arm zu verdrehen.
»Das jetzt ist nur eine nette Warnung. Ich kenne genug Kampfsportarten, um auch jemandem wie dir gewachsen zu sein und hatte dir gesagt, was passiert, wenn man mich ohne meine Erlaubnis anfasst.« Für meine Verhältnisse klang ich immer noch nett, fast freundlich. Was war bloß los mit mir? Sollte ich nicht wütend werden?
»Glaubst du wirklich, du wärst mir gewachsen?«, fragte Alex, obwohl ihm die augenblickliche Position unangenehm sein musste. Er war wirklich hartnäckig, wusste was er wollte und hatte Mumm, selbst jetzt noch weiter zu baggern.
»Belasse es einfach dabei!«, riet ich ihm und ließ ihn so plötzlich los, als habe ich mich an ihm verbrannt. Und irgendwie stimmte das sogar, denn meine Libido lief gerade ziemlich heiß.
»Zwei Millionen«, meinte Alex, richtete sich auf und rieb sich die vermutlich schmerzende Hand.
»Idiot«, urteilte ich und blieb erst in sicherer Entfernung an der Tür stehen, bevor ich mich noch einmal zu ihm drehte. »Fragst du mich nochmal nach meinem Preis, bietest mir Geld an oder behandelst mich irgendwie wie eine Nutte … breche ich dir die Nase.«
Ich warf ihm ein möglichst herablassendes Lächeln zu, bevor ich den Raum verließ.
Als es mir endlich gelang aufzustehen, war Nachmittag. Zwei Wochen Dauerparty quer über alle Kontinente und Zeitzonen hatten definitiv ihre Spuren hinterlassen und sorgten dafür, dass ich mich auch nach dem vierten Kaffee müde fühlte. Überdreht, aber müde.
Mit dem Blick fest auf die Uhr und die Zeit huschte ich ins Badezimmer und verfluchte die Temperatur in LA – und überhaupt die ganze blöde Stadt. Hier fühlte sich sogar das »nach Hause kommen« nicht so an, als ob man nach Hause kam. Eher wie eine Stippvisite im Land der Reichen und Schönen – und der gescheiterten Existenzen.
Unwillkürlich glitten meine Gedanken zu meinem Traum und der folgenden Erinnerung an das unverschämte Angebot des genauso unverschämten Sängers.
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