Achim Landwehr - Diesseits der Geschichte

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Sind wir alle gleichzeitig jetzt? Geschichtsschreibung unter den Bedingungen der Vielzeitigkeit.
Die Geschichte – sie ist überall präsent. Seit mehr als zwei Jahrhunderten sind nicht nur westliche Gesellschaften gewohnt, in diesem Kollektivsingular zu denken und mit ihm zu leben. Dieser übermächtigen Gesamtheit alles Geschehen(d)en wird nicht nur eine umfassende Wirkmacht, sondern eine ebenso grundlegende Erklärungsfunktion zugeschrieben. Das paradoxe Ergebnis: Alles hat eine Geschichte, außer die Geschichte selbst. Spätestens jedoch seit sich die europäisch-westlich geprägte Geschichtswissenschaft mit ihrem sehr speziellen Begriff von Geschichte im Rahmen postkolonialer Diskussionen auch mit anderen Verständnissen von Zeitlichkeit und Veränderung konfrontiert sieht, wird deutlich, wie problematisch dieses Geschichtsverständnis ist. Allein, es mangelte an Alternativen. Mit dem zentralen Begriff der Chronoferenz wird in diesem Buch ein theoretischer wie auch in Einzelstudien erprobter Vorschlag für eine andere Art der Historiographie gemacht – ein Vorschlag, der die Fähigkeit des Menschen ernst nimmt, gleichzeitig in und mit unterschiedlichen Zeiten zu leben. Denn keine Gegenwart ist gleichzeitig mit sich selbst.
"Jede Gegenwart hat die Eigenschaft, ungleichzeitig mit sich selbst zu sein, weil in ihr immer schon so viele andere Zeiten vorkommen." Achim Landwehr

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Wer der Erfinder dieser Form der Räderuhr war, wird man wohl nie erfahren. Der Durchbruch gelang irgendwann im späten 13. Jahrhundert, in den Jahren zwischen 1270 und 1300. Möglicherweise gab es gar nicht das einzelne Genie, nach dem es unserer personalisierten Sicht auf die Vergangenheit so sehr gelüstet, möglicherweise ist der entscheidende Schritt von mehreren Menschen nahezu zeitgleich gemacht worden, möglicherweise ist die Lösung auch in mehreren Schritten gefunden worden. Dass diese Erfindung allerdings mit einiger Wahrscheinlichkeit in klösterlichen Mauern gemacht worden ist, kann aufgrund der Bedeutung vermutet werden, welche die Zeitdisziplin dort hatte. Ähnlich wie beim Buchdruck war auch im Fall der Räderuhr das Entscheidende die technische Verbesserung eines zuvor bereits bekannten Prinzips. Gutenberg hat nicht den Buchdruck erfunden – das hatten andere schon vor ihm erledigt –, sondern den Buchdruck mit beweglichen Lettern, der den entscheidenden Durchbruch darstellte. Im späten 13. Jahrhundert wurde nicht die Räderuhr erfunden, denn diese war in gewissen Formen bereits in der Antike bekannt, sondern die Räderuhr mit Gewicht und Hemmung.[21]

Die weitgehenden Auswirkungen der Räderuhr kommen beispielsweise bei der Frage des Zusammenhangs von Uhrenzeit und Politik zum Vorschein. Die Einrichtung von Uhren, die mit einem Stundenschlagwerk versehen und an allgemein zugänglichen, das heißt vor allem an von möglichst vielen sicht- und hörbaren Orten eingerichtet wurden, war für die Verbreitung von Stundenrechnung und Zeitdisziplin von großer Bedeutung. Es handelte sich daher bei der Errichtung solcher öffentlicher Uhren nicht nur um eine technische, sondern auch um eine soziale Innovation.[22]

Übliche Erklärungen zur Verbreitung öffentlicher Uhren seit dem 14. und 15. Jahrhundert bemühten eine ökonomisch-modernisierungstheoretische Begründung: Stundenrechnung und Schlaguhren seien zu einem Erfordernis immer komplexer werdender Lebensbedingungen in der Stadt und vor allem im Handel geworden. Beides seien Produkte des aufsteigenden Stadtbürgertums sowie der von ihm geförderten Verweltlichung der Bildung gewesen. Ohne diese Aspekte gänzlich zu negieren, ist doch ein ganzes Bündel an Faktoren anzuführen, das für die Verbreitung öffentlicher Uhren verantwortlich zu machen ist, beispielsweise eine Prestigekonkurrenz zwischen Städten bei der Anschaffung von Uhren oder der Druck der Landesverwaltungen. Die öffentliche Uhr war damit nicht mehr nur ein Element praktischer Nützlichkeit, sondern verwies auf ein geordnetes politisches Leben. Für Regierungen konnte die Uhr zu einem Sinnbild für die Qualität von Herrschaft werden.[23]

Nach Entwicklung der Räderuhr bewegten sich die Verbesserungen in der Genauigkeit von Uhren über Jahrhunderte hinweg im Bereich von Stunden und Minuten. Ein erheblicher Fortschritt gelang dann erst wieder mit der Entwicklung der Pendeluhr im Verlauf des 17. Jahrhunderts. Nachdem Galilei im späten 16. Jahrhundert den Eigenschaften der Pendelbewegung auf den Grund gegangen war, also dem Zusammenhang zwischen der Amplitude und der Dauer der Pendelschwingung, wurde im Verlauf des 17. Jahrhunderts die Pendeluhr entwickelt. Und erst mit der Exaktheit dieser Uhren wurden die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, nicht nur genau nach der Stunde, sondern auch nach der Minute und sogar der Sekunde zu leben.[24]

Die mechanischen und technischen Verbesserungen von Uhren während des 17. Jahrhunderts vor allem durch Christian Huygens und Richard Hooke können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Verbesserung der Ganggenauigkeit führte nicht nur dazu, der präzisen Zeitmessung den Einzug in die Wissenschaft zu ermöglichen, auch auf die allgemeinen Vorstellungen der Zeit hatte sie prägenden Einfluss. Im Gegensatz zu unzuverlässigen Vorgängermodellen konnten die verbesserten mechanischen Uhren nun teils über Jahre hinweg gleichmäßig und stetig vor sich hinlaufen. Auf diese Weise wurde die Vorstellung von der Homogenität und Kontinuität der Zeit befördert. Die mechanische Uhr wurde sowohl zum Sinnbild eines mechanisch konzipierten Weltbildes wie auch der modernen Zeitauffassung. Die Genauigkeit von Uhren verbesserte sich zwischen ca. 1650 und ca. 1730 von etwa 500 Sekunden Ungenauigkeit pro Tag auf etwa 0,3 Sekunden pro Tag.[25]

Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts kam es zu entscheidenden Neuerungen in der Zeitmessung durch den Bau von Präzisionsuhren. Diese Uhren gingen nicht nur auf die Sekunde genau, sondern zeigten diese Sekunden auch auf dem Ziffernblatt an. Diese Entwicklung schlug sich auch begrifflich bei der Bezeichnung von Zeitmessern nieder: Im Englischen wird der time-keeper seit 1686 verwendet, im Französischen das Wort chronomètre seit 1701 und im Deutschen der Chronometer seit 1735.[26] Man ist geneigt, nicht an einen Zufall zu glauben, wenn ebenfalls in diesem Zeitraum im Englischen das Wort speed auftauchte oder das Wort punctual , das zuvor eine Person beschrieben hatte, die um Detailfragen guten Benehmens besonders bemüht war, seit dem 17. Jahrhundert jemand bezeichnete, der exakt zur festgelegten Zeit erschien.[27]

Die Pendeluhren stellen auch in anderer Hinsicht einen wichtigen Baustein in der Geschichte des Verhältnisses von Mensch und Uhr dar. Diese Beziehung ist nämlich durch eine permanente Annäherung der Uhr an den Menschen gekennzeichnet. Von den öffentlichen Kirchtürmen wanderten die Uhren zunächst in die Häuser, wurden dann als tragbare Taschenuhren zum ständigen Begleiter, bevor sie sich als Armbanduhren unmittelbar an den Menschen fesselten.[28]

Man kann damit dem späten 17. Jahrhundert und insbesondere den Jahrzehnten um 1700 eine Scharnierfunktion in der europäischen Geschichte der Zeitrechnungen zuschreiben. Kalenderdrucke wurden in diesem Zeitraum endgültig zu einem Massenmedium, die Trennung von Julianischem und Gregorianischem Kalender löste sich allmählich auf und die Ganggenauigkeit von Uhren erfuhr eine deutliche Verbesserung. Doch noch wichtiger ist eine diskurs- und kulturhistorische Verschiebung, die diesen medialen und technischen Veränderungen an die Seite tritt: Um 1700 haben wir es hinsichtlich der Einstellungen zur und der Vorstellungen von Zeit mit der Umstellung von einem gegebenen Sinnsystem zu einer verfügbaren Ressource zu tun. Es wird, mit anderen Worten, um 1700 möglich, Zeit als Ressource zu nutzen, und zwar als eine per se sinnentleerte Ressource, die überhaupt erst mit Sinn gefüllt werden musste.

Europäische Zeit als globale Zeit

Der Zeitraum um 1700 darf auch insofern für sich in Anspruch nehmen, für die Geschichte der Zeitrechungsmodelle und Zeitkonzepte von besonderer Bedeutung zu sein, als erstmals abendländisch-christliche Zeitvorstellungen ihren engeren Ursprungsbereich verließen, um einen Siegeszug um die Welt anzutreten. Sicherlich waren europäische Modelle der Zeitrechnung zuvor bereits den kolonisierten Gebieten aufoktroyiert worden – um 1700 geschah jedoch etwas qualitativ Neues.

Am deutlichsten lässt sich dies am Beispiel des russischen Zarenreiches zeigen, denn es hat wohl nur selten eine rabiatere Reform des Kalenders gegeben als im frühen 18. Jahrhundert unter Zar Peter I. in Russland. Als Pjotr Alexejewitsch kehrte er in der letzten Augustwoche, kurz vor der Jahreswende des Jahres 7207, aus dem Westen Europas nach Moskau zurück. Er nannte sich nun bürgerlich-niederländisch Piter und machte sich unverzüglich an den Umbau der Moskauer Rus. Am Anfang seiner Bemühungen stand die Erneuerung der Zeitrechnung. Der Jahresbeginn wurde von September auf den 1. Januar verlegt, und die byzantinische Zeitrechunung wurde abgeschafft. Somit folgte auf den 31. Dezember des Jahres 7208 nach Erschaffung der Welt – ein Jahr, das gerade einmal vier Monate gedauert hatte – der 1. Januar des Jahres 1700 nach Christi Geburt. Diese Umstellung war – gemeinsam mit den weiteren grundlegenden Reformen Peters I. – für die Untertanen des Zaren ein Kulturschock. Peter I. wurde in der Folge als Antichrist bezeichnet und mit Aufständen konfrontiert. Einzelne Gruppen orthodoxer Altgläubiger (die Raskolniki) sahen gar das Ende der Welt nahen.[29]

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