BIAO (außen) |
LI (innen) |
RE (Hitze) |
HAN (Kälte) |
SHI (Fülle) |
XU (Leere, Mangel) |
→ YANG |
→ YIN |
Beginnt eine Erkrankung im Außen(durch pathogene Faktoren), tritt Füllein den Körper ein, und diese kann entweder Hitze(Yang) oder Kälte(Yin) entsprechen. Überwiegt die Yang-Seite der Ba Gang, spricht man von einer Yang-Störung. Beginnt eine Erkrankung im Innen(durch in die Tiefe vorgedrungene pathogene Faktoren oder durch Emotionen), überwiegen Kälteund Leere, und man spricht von einer Yin-Störung. Natürlich gibt es alle möglichen Arten von Mischformen.
Alleine dadurch, dass eine Erkrankung lange besteht, wird das Yin, die Substanz des Körpers, geschädigt, der Körper trocknet aus und überhitzt.
Chronische Erkrankungen gehen also an die Substanz, das Yin, und machen Leere-Hitze, Hitze durch Mangel an Yin und Blut.
Akute Erkrankungen zeigen meist Fülle. Auch wenn ein Mangel wie ein Qi-Mangel vorbestehend ist, wird der Körper im akuten Falle alles mobilisieren, was er hat, um den Angreifer beziehungsweise die Verletzung, die Bedrohung, abzuweisen. Ist die akute Situation überstanden, wird die vorbestehende Erschöpfung doppelt symptomatisch. Denken Sie an eine Schwangerschaft mit Geburt, so wird der Körper einer Frau alles mobilisieren, was er hat, um ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Nach der Geburt wird die vorbestehende Kraft der Frau auf die Probe gestellt.
In der Schwangerschaft keinen Mangel, nach der Schwangerschaft keine Fülle, so die chinesische Erkenntnis daraus.
Je nach Dynastie wurden die Ba Gang interpretiert. So steht bereits im Huang Di Nei Jing : «Leere soll aufgefüllt werden, Kälte soll gewärmt werden, den Verletzten soll geholfen werden.» Zhang Zhongjing der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 200 n. Chr.) sammelte viele berühmte Kräuterrezepte, die dazu dienen, das Qi zu stärken, das Blut zu tonisieren, das Yin zu nähren und das Yang zu wärmen, zusammengefasst in dem Meisterwerk Shang Han Za Bing Lun(«Abhandlung über fieberhafte Krankheiten durch Kälte»). Während der Jin-Yuan-Dynastie (1115 bis 1368 n. Chr.) florierten die Prinzipien des FZPB in Theorie und Praxis. Zhu Danxi wurde berühmt für seine Ansätze, das Yin zu nähren, während Li Dongyuan die «Schule der Mitte» entwickelte, unter dem Leitsatz: «Werden Milz und Magen geschädigt, können alle Krankheiten entstehen», festgehalten in seinem Meisterwerk Pi Wei Lun(«Abhandlung über Milz und Magen»). In der Ming-Dynastie (1368 bis 1644 n. Chr.) propagierte Zhang Jingyue die Wärme-Schule, «Wen Bu», um den Körper primär mit warmen und heißen Kräutern zu stärken.
Seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts traten chinesische Ärzte, auch unter dem Verlangen des politischen Regimes der Zeit, das Erbe der Chinesischen Medizin an und wenden seitdem obige Prinzipien in der Praxis bei vielen Erkrankungen an, vor allem auch bei Krebs. Seither wird eine Synthese mit der westlichen Medizin angestrebt. Die erste umfassende Abhandlung über die Anwendung des FZPB-Prinzips in der Krebstherapie stammt von Dr. Pan Mingji, welcher viele Jahre seines Lebens seinen klinischen und experimentellen Forschungen in diesem Gebiet gewidmet und zahlreiche Werke zu diesem Thema publiziert hat. Viele Erkenntnisse über die Natur und die Behandlung von Krebs in diesem Buch entspringen seinen Forschungen.
Die Essenz der Chinesischen Medizin ist die Behebung der Disharmonie von Yin und Yang.
Ziel der Anwendung von FZPB in der Krebstherapie ist nicht nur die Reduktion der Nebenwirkungen der westlichen Krebstherapie, sondern vor allem auch die Steigerung ihrer Wirksamkeit. Zum Beispiel kann mit Hilfe der chinesischen Kräuter der Zustand des Patienten während der Chemotherapie deutlich verbessert werden, sodass man in kürzerer Zeit hochdosiert diese hochtoxische Medizin anwenden kann, um dem Krebs den Garaus zu machen. Auch ist die Regenerationszeit nach einer Tumoroperation unter Verwendung der Chinesischen Medizin kürzer, sodass früher und damit zielgerichteter Bestrahlung und Chemotherapie erfolgen können. Des Weiteren wird die Lebensqualität der Patienten verbessert und die Überlebenszeit verlängert, belegt durch vielerlei Studien in der Nachfolge von Dr. Pan Mingji seit den 1970er-Jahren. FZPB ist mittlerweile das führende Prinzip in der Krebsbehandlung der Chinesischen Medizin weltweit.
Zusammengefasst fallen all jene Methoden der Chinesischen Medizin unter FZPB, welche den Körper mit seinem Immunsystem stärken und die Erkrankung selbst und ihre Symptome behandeln.
Damit meint man, vergleichbar mit FZPB, die Stärkung des Zheng-Qi, des aufrechten Qi und damit unseres Immunsystems und gleichzeitig die Eliminierung «des Bösen». Xie-Qibedeutet das «krankmachende Qi» und fasst alles zusammen, was krank machen kann, wie die äußeren pathogenen Faktoren, die Emotionen, Umweltgifte, schlechte Ernährung, Stress, Verletzungen und so weiter.
Der Körper wird dadurch gestärkt, dass die Krankmacher vertrieben werden.
Kräuter und Kräuterformeln dieser Kategorie können damit gezielt auch zur besseren Verträglichkeit von Chemotherapeutika und zur Chemotherapie-Intensivierung eingesetzt werden.
Die Erschöpfung des Qi bildet oft den Nährboden für Krebs. Krebs selbst führt zur Erschöpfung von Qi. Chemotherapeutika schädigen direkt das Qi, sodass sich die begleitende chinesische Kräutertherapie auf den Qi-Aufbau konzentrieren sollte. Auch der Geist und die Psyche leiden bei Krebs und der westlichen Therapie enorm. Die Psyche ist – chinesisch gedacht – nichts weiter als «gut fließendes Qi». Auch dafür zu sorgen ist Teil des Fu Zheng, ebenso wie die Kräftigung des Blutes und die Aufrechterhaltung eines guten «roten und weißen Blutbildes», also genügender roter und weißer Blutkörperchen, als Zeichen dafür, dass der Körper weiterhin gut ernährt werden kann und das Immunsystem weiterhin gut funktioniert. Viele Kräuter dieser Gruppe enthalten eine hohe Dosis an speziellen Polysacchariden mit deutlich nährendem und immunstärkendem Potenzial, wie zum Beispiel Eleutheroccus senticosus(CI WU JIA, sibirischer Ginseng), Astragalus membranaceus(HUANG QI, mongolischer Tragant) und verschiedene Pilze.
cAMP (cyclo-Adenosinmonophosphat) ist ein Molekül in der Zelle, welches als Botenstoff dient, um verschiedene Peptid-Hormone einzuschalten. Typischerweise ist es in Krebszellen deutlich verringert. Verschiedene chinesische Kräuter können die Menge an cAMP in der Krebszelle steigern und damit die Effekte des Tumors verringern. Ein typisches Beispiel ist Süßholz(GAN CAO), welches man gezielt bei Magengeschwüren und auch Magenkrebs einsetzen kann.
Viele Polysaccharide (Mehrfachzucker) haben ein starkes Potenzial gegen Tumoren, nachgewiesen in Mäuseversuchen und klinischen Studien. Ein Beispiel: Ganoderma lucidum (glänzender Lackporling, Reishi)mit hohem Polysaccharid-Anteil und starkem Anti-Krebs-Potenzial. Weiters vermehrt er die weißen Blutzellen, aktiviert das unspezifische Immunsystem, reduziert die Verklumpung von Blutplättchen und verlangsamt die metastatische Ausbreitung eines Tumors. Den werden wir uns bei den Heilpilzen noch genauer ansehen. Kräuter mit hohem Polysaccharid-Anteil sind des Weiteren die Aloe Vera(LU HUI), Astragalus(siehe oben), Codonopsis(DANG SHEN, «Ginseng der Armen»), Taraxacum(PU GONG YING, Löwenzahn), Ginseng(REN SHEN), Por ia(FU LING, ein Heilpilz), Laminaria(KUN BU, Süßtang), Lentinus(SHIITAKE, Sägeblättling) und Polyporus(ZHU LING, Eichhase), alles wichtige Kräuter für Fu Zheng.
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