Christa Ludwig - Alle Farben weiß

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Selina ist unzufrieden: Was sie will, das hat sie nicht, und was sie hat, das will sie nicht. Als junge Restauratorin erhält sie den Auftrag, ein übermaltes spätmittelalterliches Bild freizulegen. Bei dieser Arbeit mischen sich zwei gegensätzliche, aber gleichermaßen skandalöse Bilder. Und auch in Selinas Leben kommt Bewegung. Hat sie sich getäuscht? War das doch Liebe, damals?

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CHRISTA LUDWIG

alle Farben weiß

eine Erzählung

Alle Farben weiß - изображение 1

Inhalt

minus drei: Finger

minus zwei: Fußgelenk

minus eins: Augen

null: Haare

eins: Köpfe

zwei: Schulter

drei: Mund

vier: Mund

fünf: Gesichter

sechs: Hände

sieben: Hände

acht: Hand

neun: Gesicht

Leseprobe

minus drei

Finger

Diese Worte standen am Beginn der entscheidenden Wende in Selinas Leben: «Du bist besser als jeder Samurai. Der braucht nur ein scharfes Schwert und genügend Schwung, um ein Haar zu durchtrennen, du aber kannst es spalten, wirklich spalten, der Länge nach, deine Finger haben Bewegungen im µ-Bereich.»

Das sagte der Professor im Kurs «Aktzeichnen». Es blieb offen, ob dies ein Kompliment sein sollte oder ein weiterer Hinweis auf ihr Scheitern. Sie sah Stefan grinsen, er schüttelte sein rechtes Handgelenk, lockerte es, als wollte er gezielt darauf hinweisen, dass er anstelle von µ-Bewegungen in den Fingern die vollkommene Sicherheit im Handgelenk habe, aber Niklas schaute Selina ernst und anerkennend an. Der Professor gab ihr das Blatt zurück.

«Im Bilderfälschen wärst du unschlagbar», sagte er, «aber, sorry, das unterrichte ich nicht.»

Damit saß die Ohrfeige, und er ging weiter, mit jenem leicht wiegenden Schritt, den Selina immer an ihm beobachtete, wenn er im Wohlgefühl eines Erfolges badete, und sie dachte zum ersten Mal: Du heißt gar nicht André, Professor, du heißt Andreas, stinknormal deutsch!, und sie dachte das auch zum letzten Mal, wichtiger war er nicht. Aber Niklas!

Es war ein übler Tag für sie. Die Unterrichtsstunde hatte schon schlimm begonnen. Sie war in den Kursraum gekommen, hatte das Aktmodell gesehen und spontan gedacht: Das ist Niklas! Und erst danach: Ah, heute mal ein Mann.

Es war natürlich nicht Niklas, der saß bereits auf seinem Platz und ordnete seine Stifte, und Selinas Sekundenverwechslung war keineswegs naheliegend, denn auch in ihren romantischsten Träumen blieb sie immer der Realität verhaftet, oder genauer, sie blieb dem wirklichen Niklas vollkommen treu. Der hatte relativ kurze Beine im Verhältnis zu einem langen Oberkörper, und der auf dem Podium sitzende, ihr unbekannte junge Mann schien vom Sockel einer griechischen Statue aus der Hochklassik herabgestiegen zu sein. Aber beim Betreten des Raumes hatte Selina ihn schräg von hinten gesehen und die nahezu blonden, leicht gelockten Haare, die ihm fast bis auf die Schultern fielen, konnte man für die von Niklas halten. Mit einem kleinen eifersüchtigen Stich hatte sie sich gefragt, wem außer ihr diese Verwechslung passiert war. So war sie zu ihrem Platz gegangen, irritiert, mit einem leichten Schwindelgefühl. Es dauerte, bis sie sich von dem Gedanken ‹Das ist Niklas› trennen und den Mann auf dem Podium anschauen konnte, der Stift in ihrer Hand zitterte in Amplituden weit jenseits des µ-Bereichs, bis sie endlich fähig war zu zeichnen, langsam, sorgfältig, genau, korrekt. Mit verbissenem Widerwillen sah sie, was entstand: kein Bild, nur ein Abbild, ausdruckslos schön. Stefan hatte in derselben Zeit aus seinem lockeren Handgelenk drei Skizzen auf das Papier geschüttelt, und André sammelte noch einmal bewundernde Blicke für besonders treffende Bemerkungen aus Studentinnenaugen, als er kommentierte: «He, Stefan, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass du einen Männerkörper zeichnen kannst.»

Nach dem Kurs wollte Selina eigentlich allein zur Mensa gehen, aber Niklas holte sie ein, lief eine Weile schweigend neben ihr her, murmelte dann leise «arroganter Arsch» und rettete ihre Mittagspause.

Sie hatten eine große Wohnung in der Innenstadt gemietet, Altbau, hohe Räume, Wohnküche, alles etwas heruntergekommen, aber das störte niemanden, eine ideale WG, sechs Kunststudenten, drei Frauen, drei Männer – es hätte rein rechnerisch also aufgehen können. Das tat es nicht. Laura und Leon waren ein Paar, stabile Beziehung, seit Jahren. Die Schlafgemeinschaften der anderen vier waren ungleich verteilt. Irene, die ihren altmodischen Namen verabscheute und ihn darum englisch aussprach, schlief mit Stefan oder Niklas, nicht abwechselnd, sondern meist mit Stefan, und Selina mit keinem von beiden.

«Du kannst doch Niklas haben», hatte Irene ihr angeboten, «warum nimmst du ihn nicht? Ich bin nicht scharf auf ihn. Er ist hübscher als Stefan, aber Stefan ist besser, viel besser!»

«Ich kaue noch eine alte Beziehung durch», hatte Selina gelogen.

Und Irene hatte verständnisvoll genickt und gesagt. «Schluck’s runter, spül’s runter, bringt nichts, ich mach das nicht mehr.»

In dieser schönen großen Wohnung, in diesem idealen Umfeld quälte sich Selina durch ein zähes Leben. Ausgerechnet Stefan, den sie für einen geilen Primitivling hielt, ungebildet und ignorant, dem die hohe Begabung nur durch ein Versehen des Schicksals zugefallen war, sagte beim gemeinsamen Essen in der Wohnküche nicht lange nach Andrés verheerendem Satz über ihre Haarspalterei in µ-Bewegungen: «Du bist wie Grete Siebenschein!» Während Selina empfindlich getroffen zusammenzuckte, fragten Irene und Niklas synchron: «Wie wer?»

Selina versuchte, allen Blicken auszuweichen, weder wollte sie zur Kenntnis nehmen, dass Stefan offenbar Doderer gelesen hatte und Niklas nicht, noch wollte sie Niklas bloßstellen – Irene war ihr egal –, und schon ganz und gar nicht wollte sie sich eingestehen, dass dieser Vergleich stimmte. Aber Stefan hatte sie erwischt.

«Komm schon», sagte er, «gib’s zu, du hast verstanden, was ich meine, du weißt, wer Grete Siebenschein ist.»

Sie hob den Kopf, blickte Stefan gerade in die Augen – grau mit einem Hauch von hellem Braun –, stand auf und ging. Als sie die Tür ihres Zimmers zuzog, hörte sie noch, wie Stefan erklärte. Sie setzte sich auf ihr Bett. Grete Siebenschein! Sie hatte zwei Semester Germanistik studiert, ein Seminar über Heimito von Doderers große Wien-Romane gemacht, und immerzu hatte sie denken müssen: Wenn ich auf Kunst umsteige, wenn ich wirklich auf Kunst umsteige, dann bin ich wie Grete Siebenschein.

Die schöne junge Jüdin in Doderers Roman liebte Musik wie Selina Kunst. Grete spielte Klavier. Und sie übte. Sie rang um das Konzertniveau. Und sie übte. Sie wurde immer sicherer, sie mühte sich, sie quälte sich, sie spielte die Noten, perfekt wie ein Automat.

Selinas Leben überschritt die Grenze zum Katastrophenstatus, als sie erkennen musste, dass Niklas in Irene verliebt war. Nicht unerfahren im Umgang mit verheerenden Gemütszuständen, verdrehte sie die neue Wahrnehmung sofort von Bitternis in schmerzhafte Süße, indem sie sich sagte: Natürlich, das musste passieren, er hat ein paarmal mit ihr geschlafen, das ging von ihr aus, sie hat ihn gekrallt, weil Stefan nicht da war, und wenn Niklas mit einer Frau schläft, dann liebt er sie, so ist er eben, er kann nicht anders.

Irene hatte aus einem Hotel das Zimmerschild mitgenommen, jene kleine Papptafel, die man in Türklinke oder -knauf einhängen kann, auf der einen Seite steht grün «Jetzt aufräumen» und auf der anderen rot «Bitte nicht stören». Meist hing das Schild, die grüne Seite sichtbar, an ihrer Klinke oder lag in wechselnden Farben auf dem Boden, weil es immer, wenn sie die Tür von innen öffnete, herunterfiel. Wenn es aber an dem dafür in die Tür geschlagenen Nagel auf Augenhöhe unübersehbar rot jeden abwies, fehlte mit Sicherheit Stefan in der Wohnung. Oder – selten – Niklas. Der saß dann stattdessen in der Küche mit offener Tür und Blick auf das Zimmerschild, trank den billigen italienischen Rotwein von Norma, und seine Augen pendelten wie eine alte Uhr, nur sehr viel langsamer, von Schild zu Weinglas, von Rot zu Rot. Wenn Selina vorbeiging, sofern sie in der Wohnung war, tat sie das immer, würgte er eine hilflose, weindurchtränkte Silbenfolge, die sie begierig als ihren Namen verstand.

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