Peter Middendorp - Du gehörst mir

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In einer Nacht hat der Bauer Wille Storkema Grausames vollbracht. Wie kam es dazu? Wie konnte er danach Jahre lang als Familienvater weiterleben, als wäre nichts geschehen? Peter Middendorp versetzt sich in die Rolle des Gewalttäters. Entstanden ist ein höchst kunstvoller Roman, der sich Wahrheiten stärker annähert, als es durch bloße Fakten möglich ist.

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Geringachtung nistet sich ein in der menschlichen Konstitution, auch wenn man noch klein ist, ein Kind faktisch noch. Die hängenden Schultern, die schmalen Hüften, die in hunderttausenden dünnen Pusteblumenhärchen über das Land verwehte Frisur – ich denke manchmal, ohne Geringachtung wäre ich größer geworden, breiter, hätte mehr Raum eingenommen.

Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber das ist ein Spruch für Leute, die nicht wissen, dass man die Hoffnung schon verlieren kann, kaum dass man richtig angefangen hat. Ein abgehobener Spruch, ohne Boden unter den Füßen. Tatsächlich stirbt die Hoffnung gerade bemerkenswert schnell. Ruck, zuck, länger braucht es nicht. Man merkt es erst, wenn es passiert ist. Nanu, denkt man, war das die Hoffnung, die mich soeben verlassen hat, der Geist der Hoffnung?

Man hofft ja nicht auf etwas, wovon man weiß, dass es ohnehin nicht geschieht. Man glaubt dem Direktor nicht, wenn er einen zu sich ruft und sagt: «Du fängst hier noch mal ganz neu an, ganz von vorn. Keiner kennt dich, keiner weiß, was an der vorigen Schule passiert ist. Hier bekommst du eine neue Chance. Greif zu, würde ich sagen. Ergreife sie mit beiden Händen!»

«Ja», sagst du. «Gut, in Ordnung, das werde ich.»

Aber du weißt längst, woran du bist. Du siehst es auch schon beim ersten Schritt in die neue Schule, dem ersten Schritt über die Schwelle der neuen Klasse. Du fühlst es. Eine bestimmte Dumpfheit. Im Kopf, in den Schultern. Als ob der Körper zu lange in eine unbequeme Haltung gezwungen gewesen wäre. Auch in den Armen und Beinen kannst du es spüren, den Knochen – Geringschätzung ziept und zwickt wie Wachstumsschmerzen.

Alle waren neu in der Klasse, aber in dem Moment, als ich hereinkam, schien es plötzlich, als ob sich alle schon seit Jahren kennen würden und ich der einzige Neuling war. Wie durch Zauberhand besaßen die anderen etwas Gemeinsames. Abneigung war ihre erste geteilte Erfahrung. So lernten sie sich untereinander kennen; ich war der Katalysator des Gruppenprozesses.

Das Gute an der neuen Schule war: Ich wurde nicht enttäuscht. Sie brachten mich nicht aus der Fassung, die Kinder, die Jugendlichen, sie brachten mich nicht mehr durcheinander.

Hinter dem Einkaufsplatz, wo die Gedenkumzüge und später auch die Demonstrationen gegen das Asylbewerberheim stattgefunden haben, führt eine schmale Gasse zu der Diskothek zwischen dem Supermarkt und dem Friseursalon, in dem Rosalinde einen Teilzeitjob hatte.

Ich denke, ich bin höchstens zehn Mal in De Tangelier gewesen. Ich kam dort nicht viel weiter, als dass ich ein oder zwei Stunden auf die Tanzfläche schaute, an einen Pfeiler gelehnt, die Hände in den Taschen. Manchmal rauchte ich etwas, manchmal trank ich zu viel Bier.

Die Jungs blieben am Tresen hängen, lautstark und halb betrunken. Die Mädchen tanzten paarweise auf der Tanzfläche, ihre Handtaschen zwischen sich auf den gelben Steinfliesen. Sie waren ausnahmslos blond und trugen enge Jeans sowie rosafarbene Frottee-T-Shirts mit rundem Ausschnitt.

Da steht er, sagten sie.

Ich konnte es durchaus hören – sie ereiferten sich am meisten über die Leute, mit denen sie am wenigsten zu tun haben wollten.

Da steht er. Und beobachtet uns.

Männer machen den Krieg, Frauen bestimmen die Ziele. Nie machen sie sich selbst mal die Hände schmutzig. Alles geht implizit, über die Bindung. Eine kleine Geste. Ein Blick. Eine leicht gekräuselte Nase. Ein gestreckter Hals. Augen, für einen Moment leicht geweitet. Ein Lächeln oder ein kleiner Wink und sie brauchen den Jungs schon nichts mehr zu erzählen.

Um diese Jungs habe ich mich nie viel geschert. Ich habe nie etwas erwartet und nie etwas bekommen, und am Ende hatte ich doch eine Frau, zwei Kinder und einen Bauernhof.

So ist es passiert. Bei den Verhören haben sie mich manchmal gefragt, warum alles so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. «Sie hätten mich mehr in Ruhe lassen sollen», sagte ich. «Ob das etwas geändert hätte, weiß ich nicht, aber jedenfalls hätte ich es zu schätzen gewusst.»

Eines Abends stand Ada plötzlich neben mir. Sie war etwas kleiner als ich, einen halben Kopf, weder schlank noch dick, weder rund noch flach, mit halblangem, fast weißem Haar. Ich kannte sie nicht, ich hatte sie vorher noch nie gesehen, sie käme aus einem Dorf gut zwanzig Kilometer weiter, sagte sie, aber da gäbe es keine Diskothek.

Eine Weile beobachtete sie zusammen mit mir die Tanzfläche. Sie folgte meinen Augen, als ob sie herausfinden wollte, wo mein Blick die Mädchen traf.

Dann sagte sie etwas.

Ich zuckte mit den Schultern, die Musik war zu laut.

Sie stellte sich auf Zehenspitzen – sie trug halbhohe Stiefeletten – und beugte sich zu meinem Ohr, bevor sie sich wieder auf ihre Absätze sinken ließ, als ob die Aktion sie ein wenig ermüdet hätte, enttäuscht vielleicht.

Ich betrachtete sie mit neuen Augen, aber ich sah nach wie vor dasselbe Mädchen, dieselbe junge Frau, nicht schön, aber auch keinesfalls hässlich.

Die ersten Minuten hinter der Sporthalle vergingen eher zäh; Kinder, die gegenseitig vom Eis des anderen kosten und gleichzeitig versuchen, mehr zu nehmen, als zu geben.

Unterwegs hatte sie nichts gesagt, jetzt sagte sie «warte», schob mich ein Stück von sich weg, zog sich die Hose runter, stieg aus einem Hosenbein und drehte sich zu mir um.

Hinter der Sporthalle gab es wenig Licht, nur ein bisschen von einer Laterne am Fahrradweg. Ich legte meine Hände auf ihre Hüften und begann vorsichtig suchend; es war meine erste Erfahrung. Dann machte ich weiter, fester, schneller. Vielleicht, dachte ich, konnte man die Hoffnung wieder etwas anfachen, Stoß für Stoß, Funken für Funken.

Ada stemmte die Hände gegen die Wand.

2

MEINE ELTERN HABEN ADA WIE EINE FREMDE EMPFANGEN. Sie beobachteten sie wie seinerzeit auch die ersten Flüchtlinge, als diese, eine oder zwei Haltestellen zu früh aus dem Bus gesetzt, vor unserem Haus vorbei über die Straße zum Dorf zogen, ein bunter Tross farbiger Menschen mit Sack und Pack, der lange Reihen von Kindern hinter sich herzog, die großen Mädchen mit Kopftüchern.

Sie waren eigens dafür in den Vorgarten gelaufen, zwei von Korsett und künstlichem Bein zusammengehaltene Menschen, die Hände am Zaun und mit hängenden Schultern.

Meine Eltern konnten sich nicht erinnern, dass irgendwer in die Zeitung gesetzt hätte, wir hier wüssten nicht, wohin mit unserer Gastfreundschaft. Das irgendwer gesagt hätte: «Kommt und nehmt, soviel ihr wollt, sie verludert sonst ohnehin!»

Es dauerte lange, bis die Asylsuchenden wieder außer Sichtweite waren, meine Eltern seufzten, bevor sie langsam zurück ins Haus gingen.

Ein Mensch ohne Gastfreundschaft hat fast nichts mehr zu geben. Eigentlich ist so jemand auch schon kein Gastgeber mehr.

Wir haben sie langsam daran gewöhnt. Am Anfang kam Ada nur samstags vorbei, nach dem Essen, zum Kaffee, und war vor dem Schnaps schon wieder fort. Veränderungen kommen immer ungelegen, sie bringen Unruhe mit sich. Als ob eine zusätzliche Person auf dem Sofa die Abende beleidigte, die wir zu dritt verbracht hatten.

Aber wir mochten immer noch ein drittes Tässchen, oder ein viertes. Ada backte Torten und Kuchen, die erst spät aus dem Ofen kamen. Wir dehnten die Kaffeezeit aus; langsam, allmählich, immer weiter, und zwar so lange, bis die Kaffeezeit die Schnapszeit allmählich überlappte und wir die Sehnsucht nach einem Schnaps die weitere Arbeit tun lassen konnten.

Meistens war es noch hell, wenn ich sie zur Tür brachte, und ich brauchte mich nicht zu fragen, ob sie auch sicher nach Hause fände. Aber ehrlich gesagt habe ich nie Angst gehabt, dass etwas passieren könnte. Auch später nicht, als Suze selbständiger wurde. Nie wirklich.

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