Louise Anklam
Illustrierte Kindergeschichten
Covergestaltung: Gunter Pirntke
Digitalisierung: Gunter Pirntke
Illustrationen: O. Gebhardt
BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke
2017 andersseitig.de
ISBN:
9783961185733
andersseitig Verlag
Dresden
www.andersseitig.de
info@new-ebooks.de
(mehr unter Impressum-Kontakt)
Inhalt
Impressum Impressum Covergestaltung: Gunter Pirntke Digitalisierung: Gunter Pirntke Illustrationen: O. Gebhardt BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke 2017 andersseitig.de ISBN: 9783961185733 andersseitig Verlag Dresden www.andersseitig.de info@new-ebooks.de (mehr unter Impressum-Kontakt)
Was der Weihnachtsmann allen fleißigen und artigen Kindern verspricht
Waldröschen
Der Weihnachtsabend
Der Herr Kaiser
Der Mutter Geburtstag
Die Ferien beim Großpapa
Das Stiefmütterchen
Der Wunderdoktor
Der wilde Arno
Bestrafte Schmähsucht oder Treue Freundschaft
Frühlingslust
Was der Weihnachtsmann allen fleißigen und artigen Kindern verspricht
Hört, ihr lieben Kinder, recht aufmerksam zu! Ihr wißt alle, welch froher Zeit wir entgegensehen.
Nur wenig Wochen noch, und der herrliche Weihnachtsabend ist wieder da! Nicht wahr, das ist der schönste Abend im ganzen Jahr?
Wißt ihr kleinen Schelme aber auch, was der liebe, heilige Christ von euch verlangt, wenn er euch recht viele schöne Spielsachen bringen soll und alles, was euer kleines Herz erfreut?
Der liebe Gott will, daß ihr euch so vieler Güte wert macht, stets fleißig und folgsam euren lieben Eltern und Lehrern seid, und diese nie durch Unart und Trägheit erzürnt. Er verlangt ferner, daß ihr eure kleinen Herzen reinhaltet von jeder geheimen Sünde. Nie sollt ihr es vergessen, wenn ihr unrecht denkt oder handelt, daß der Vater im Himmel überall ist und alles weiß und sieht. Der liebe Gott kennt eure geheimsten Gedanken, ihn, der euch allezeit beschützt, werdet ihr auch gewiß nie erzürnen und betrüben wollen. Ihr werdet euch immer redlich Mühe geben, recht brav und fleißig zu Hause und in der Schule zu sein. Ihr wißt ja, wie gut eure Eltern und Lehrer zu euch sind, und wieviel Geduld diese mit euch haben. Ihr habt gewiß auch den besten Willen, ihnen recht viele Freude zu machen.
Wenn ihr gute Kinder seid, so hört denn nun auch, was euer aller Freund, der Weihnachtsmann, euch verspricht. Wenn der Schnee auch noch so hohe Berge zusammentreibt, so will er sich doch durcharbeiten, um euch einen prächtigen Weihnachtsbaum mit vielen Lichten, Marzipan und vergoldeten Äpfeln und Nüssen zu bringen. Er verspricht euch schöne Spielsachen und auch Bücher, aus denen ihr lernen sollt, damit ihr kluge und gute Menschen werdet. Alles will der liebe, heilige Christ euch bringen, was euch Freude macht. Von ferne will er dann hören, –denn sehen läßt er sich nun einmal nicht –ob ihr eure Weihnachtsgedichte recht schön gelernt habt: ob ihr Geschwister auch recht verträglich und gefällig miteinander seid; ob ihr alle Gaben recht in Ehren haltet und diese ordentlich verwahrt, oder es macht wie unartige Kinder, die alles umherwerfen und entzweimachen.
Ich kenne ein kleines Mädchen, welches einst eine Arche Noah bekam, und denkt euch, schon am Christabend drehte sie den kleinen Holzfrauen und -männchen die Köpfe ab!
Was meint ihr wohl, was da der Weihnachtsmann tat? –Alles hat er fortgeholt. Als das kleine Mädchen am anderen Morgen aufwachte, waren alle die schönen Sachen verschwunden. –Seht ihr, so geht es, wenn man die hübschen Geschenke zerstört. Später hat die Kleine so etwas nie wieder versucht, sie wurde sogar sehr ordentlich. Darum entging sie auch ferner solcher Strafe und hatte nie wieder einen so traurigen Weihnachtsmorgen zu erleben. –
So, meine lieben Kinderchen, nun habe ich euch genug von dem guten Weihnachtsmann erzählt. Empfangt ihn nun mit Jubel in eurem Hause und in eurem Herzen! Freut euch recht sehr und springt lustig und glücklich herum. Laßt euch alle Näschereien wohlschmecken und gut bekommen. Träumt die ganze Nacht von allen Herrlichkeiten und erwacht am Morgen zu neuer Wonne und frohem Spiel!
Lebt nun alle wohl und beherzigt, was ich euch gesagt habe, damit es immer nur frohe Weihnachtsabende bei euch gibt. –
Nehmt noch einen herzlichen Gruß; der liebe Gott schütze und leite euch auch im neuen Jahr mit seiner Gnade und seiner Vatertreue!
Das kleine Röschen war das Töchterchen eines Oberförsters und ein gar liebes, gutes Kind, das alle, die es kannten, sehr gern hatten und sich über sein frisches, munteres Wesen freuten. Jeder nannte es Waldröschen, weil es den ganzen Tag lustig im Walde umherlief und mit den Vögelein um die Wette sang. Leider hatte die arme Kleine ihr liebes Mütterchen so früh verloren, daß sie es nicht einmal gekannt hatte.
Tante Sibylle, die Schwester des Vaters, welche die Stelle der verstorbenen Mutter vertrat, liebte das Kind wohl herzlich, allein sie war sehr ernst und schweigsam, scherzte nie mit ihm und herzte es nicht, wie es eine Mutter wohl tut. Der Papa war in seinem Amt so beschäftigt, daß er sich nicht viel und anders als des Abends um die Kleine kümmern konnte. Dann schaukelte er sie auf seinen Knien und freute sich über ihr blühendes Aussehen, denn er liebte sein einziges Kind zärtlich und tat ihm gern alles zu Gefallen, was er nur konnte.
Als der Vater eines Abends später als sonst zurückkehrte und ihm Röschen schon weit entgegengelaufen war, sah sie von ferne, daß der Vater nicht allein, sondern in Begleitung eines großen, sehr stattlichen Herrn kam, und wollte schüchtern umkehren, allein der Vater, welcher das Kind schon bemerkt hatte, winkte es heran.
»Sich, Röschen,« sprach er, »das ist der Herr Graf, dem der schöne Wald jetzt gehört, seit unser guter, alter Herr Baron gestorben ist; mache einen artigen Knicks.«
Der Graf reichte dem hübschen Kinde sehr freundlich die Hand und sagte, es mit wohlgefälligen Blicken betrachtend: »Nicht wahr, du bist das kleine Waldröschen? Ich habe schon von dir gehört und habe auch ein Töchterchen, so groß wie du; dem habe ich versprechen müssen, deinen lieben Papa zu bitten, dich mitzubringen, wenn er am Sonntag zu uns kommt. Meine Magda sehnt sich schon danach, eine kleine Freundin zu bekommen.«
Der Vater, der seinem Kind gern eine Freude bereitete, nahm die gütige Einladung des Grafen dankbar an.
Röschen konnte die Zeit kaum erwarten und zahlte die Tage und Stunden, bis endlich der Sonntag herankam, an dem sie seelenvergnügt im hellen Sommerkleidchen und voll froher Erwartung neben dem Vater herhüpfte.
Der Vater hatte ihr erzählt, daß der Graf von Bergen in einem prachtvollen Schloß, eine halbe Stunde weit entfernt, wohne. Erst seit wenigen Monaten hatte dieser die herrliche Besitzung von seinem alten Onkel geerbt, auf der er nun mit seiner Familie lebte.
Wie erstaunt war unser Röschen, als sie das schöne Schloß sah mit dem reizenden Garten, in dem vorne ein Springbrunnen lustig plätscherte. Sie war so wenig aus ihrem Walde herausgekommen, daß sie beim Anblick dieser nie gekannten Herrlichkeiten ganz verwirrt wurde. Und sie wußte gar nicht, wie ihr geschah, als aus einer Laube eine schöne, vornehme Dame mit einem allerliebsten kleinen Mädchen heraustrat. Diese reichte ihr mit herzlicher Freundlichkeit die Hand und sprach: »Sieh, Magda, das ist das liebe, artige Röschen, von dem dir der Papa soviel erzählt hat, und auf das du dich schon so sehr gefreut hast. Gebt euch die Hand und spielt recht schön zusammen. Zuerst aber komm, mein liebes Röschen, nimm einige Erfrischungen zu dir und stärke dich nach dem weiten Gang.«
Читать дальше