»Ja, du hast das Studio abgeschlossen. Und du hast das Schild aufgehängt, damit die Leute wissen, dass übers Wochenende geschlossen ist. Und die Alarmanlage ist eingeschaltet, damit niemand einbrechen kann. Und du hast doppelt überprüft, dass nicht aus Versehen Termine auf dieses Wochenende gelegt wurden«, versichert er mir.
»Entschuldige, ich weiß, dass ich es mit meiner Sorge ein wenig übertreibe, aber ich hab das Studio noch nie allein gelassen, ohne dass zumindest Gage übers Wochenende ein Auge darauf hat.«
»Ich weiß, aber alles wird gut gehen.«
Nox kommt zu mir und ich nehme ihn in die Arme und seufze, als sich sein kleinerer Körper an mich schmiegt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Frieden und solches Glück haben könnte, wie Nox mir gegeben hat.
Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge, atme tiefe in und sauge Nox' Essenz in meine Lungen.
Meine Gedanken wandern zu dem Ring, den ich seit ein paar Wochen in meiner Tasche herumtrage. Ich warte auf den perfekten Moment, um Nox die wichtige Frage zu stellen. Ich will, dass alles richtig ist, damit sich Nox für immer daran erinnern wird.
»Danke, Vögelchen. Ich verspreche, dass ich mich entspannen und unser Wochenende genießen werde. Ich hab das Gefühl, dass es ziemlich wild werden wird.«
»Ich glaube, dass wir zu viele ehemalige Drogensüchtige ein unserer Gruppe haben, als dass es zu wild werden könnte.«
»Moment mal, wer außer dir und Madden ist denn noch ein ehemaliger Drogensüchtiger?«, frage ich und versuche angestrengt, herauszufinden, wen ich vergessen habe.
»Ähm, niemand«, sagt Nox schnell mit einem schuldbewussten Blick.
»Oh, komm schon, du kannst doch nicht so was sagen und es dann zurücknehmen.«
»Ernsthaft, ich wollte nichts ausplaudern. Ich bin sicher, dass du es eingrenzen kannst, wenn man bedenkt, dass es nur wenige von uns gibt, die du nicht seit Jahren kennst. Aber ich werde nicht noch tiefer in dieses Fettnäpfchen treten.«
Ich seufze und drücke Nox einen Kuss auf die Wange, damit er weiß, dass ich nicht böse bin und das Thema fallen lasse.
»Wir sollten los, wenn wir es pünktlich schaffen wollen. Lass uns gehen.«
Ich schultere unsere Taschen und nehme Nox' Hand, als wir unsere Wohnung verlassen.
Gage
»Bist du fertig, Babe?«, rufe ich vom Wohnzimmer aus, nachdem ich einen Blick auf die Uhr geworfen und festgestellt habe, dass wir uns verspäten könnten.
Als ich keine Antwort von Beck bekomme, seufze ich und gehe durch den Flur in unser Schlafzimmer, um nachzusehen, warum er so lange braucht.
Als ich die Schlafzimmertür öffne, stockt mir der Atem, als ich meinen Mann auf allen vieren sehe und er nichts weiter als einen pinken Spitzen-Tanga trägt.
»Was treibst du da?«, frage ich mit tiefer Stimme, während ich ihn beobachte und von seinem umwerfenden Hintern verzaubert bin, der nach meiner Zunge fleht.
Beck grinst mich frech über die Schulter an. Er weiß ganz genau, was er mir gerade antut.
»Ich hab meinen Lieblingslippenstift fallen lassen und er ist unter die Kommode gerollt. Ich versuche, ihn rauszuholen, komme aber nicht ran.«
Ich grunze und gehe zur Kommode hinüber.
»Ich hebe eine Seite an und du schnappst dir deinen Lippenstift.
»Oh mein Gott, da drunter sind jede Menge Katzenspielzeuge. Jetzt weiß ich, wo Frodo sie immer verliert.«
»Du solltest dich beeilen; das Ding ist ziemlich schwer«, beschwere ich mich mit angestrengter Stimme.
»Oh ja, entschuldige. Okay, hab ihn.«
Ich warte, bis ich sehe, dass Beck nicht mehr unter der Kommode steckt, ehe ich sie wieder abstelle.
Als Beck aufsteht, ist der Anblick sogar noch besser als vorher, denn er trägt die weinrote Farbe auf seine vollen Lippen auf. Mein Blick wandert über seinen festen Körper zu seinem Höschen, wo sich sein halb harter Schwanz so gegen die Spitze drückt, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft.
»Ich bin in fünf Minuten fertig. Muss mich nur noch anziehen, dann können wir los. Ich hab schon alles gepackt«, versichert Beck mir, womit er mich aus meinen schmutzigen Gedanken reißt und meine Aufmerksamkeit wieder auf die Tatsache lenkt, dass wir bereits vor drei Minuten hätten aufbrechen müssen.
»Ich bring unsere Taschen ins Auto. Soll ich unten auf dich warten?«, frage ich.
Beck schiebt schmollend die Unterlippe nach vorn.
»Du willst nicht auf mich warten.«
»Ich bin zwei Sekunden davon entfernt, dich aufs Bett zu werfen und unsere Chancen zu vernichten, den Flieger zu erwischen.«
Becks Schmollen verwandelt sich in ein sinnliches Lächeln.
»Vielleicht können wir ja Sex im Flugzeug haben.«
»Ugh, reiz mich nicht. Ich bin deinetwegen schon hart; du könntest mich umbringen«, warne ich ihn und Beck lacht.
»Na schön, bring unsere Sachen ins Auto und ich bin in weniger als fünf Minuten bei dir.«
Ich sehe noch einmal nach, ob Frodos Futter- und Wassernapf gefüllt sind, ehe ich unsere Taschen nehme und nach unten zum Auto gehe.
Das aufgeregte Flattern in meinem Magen überrascht mich. Wenn man mir vor sechs Monaten erzählt hätte, dass ich geholfen habe, das Wochenende für Maddens und Thanes Junggesellenabschied in Vegas zu organisieren und mich auch noch darauf freue, hätte ich die Person einen Lügner genannt. Aber es ist erstaunlich, wie viel die Liebe der richtigen Person und, wenn ich ehrlich sein soll, der richtige Therapeut jemandem helfen können, die Vergangenheit loszulassen und sich auf die Zukunft zu freuen.
Die Zukunft habe ich zweifellos im Sinn, wenn es um Beck geht. Unsere Wohnung ist schön, aber ein Haus wäre noch schöner. Ich hätte liebend gern etwas Dauerhaftes zusammen und vielleicht einen Garten für einen Hund, wie Beck es immer wollte. Und wer weiß, eines Tages vielleicht sogar eine Schaukel…
Aber all das sind Überlegungen für später. Dieses Wochenende geht es um betrunkene Ausschweifungen und hoffentlich versauten Urlaubssex.
Owen
Ich atme tief aus, während ich mich über das Waschbecken im Badezimmer beuge und versuche, den Mut zu finden, mir selbst in die Augen zu sehen.
Eins. Zwei. Drei.
Ich versuche, mich selbst aufzuputschen, ziehe aber in letzter Sekunde den Schwanz ein.
Noch einmal atmete ich tief ein und schüttle dann geschlagen den Kopf.
Ich will mich dieses Wochenende nicht mit diesem Mist auseinandersetzen. Ich brauche die Albträume und Schuldgefühle während Maddens und Thanes Junggesellenwochenende nicht.
Ich schließe die Augen und öffne den Wasserhahn, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und ziehe dann mein Shirt nach oben, um mir das Gesicht zu trocknen, sodass ich es vermeide, mein Spiegelbild betrachten zu müssen.
Das passt zu mir. Endlich bekomme ich mein Leben auf die Reihe, habe Freunde, einen guten Job, meine eigene Wohnung und dann fangen die Albträume wieder an. Ich bin glücklich und ein großer Teil von mir weiß, dass ich es verdiene, glücklich zu sein, aber mein Unterbewusstsein will es einfach nicht ruhen lassen.
Ich balle die Fäuste, als mich ein vertrautes Verlangen überkommt. Ich war so gut darin, den Pillen-Scheiß hinter mir zu lassen, bis die Albträume wieder anfingen. Nicht, dass ich das Zeug in letzter Zeit angefasst hätte, aber scheiße, ich wollte es. Super Zeitpunkt, nach Las Vegas zu gehen, oder?
»Bist du sicher, dass es in Ordnung ist, wenn ich hier penne, während du übers Wochenende weg bist?«, ruft Finn und reißt mich aus dem Strudel meiner Gedanken.
»Ich hab dir schon gesagt, dass es in Ordnung ist«, versichere ich ihm.
»Nicht viele Leute würden einen Sträfling in ihre Wohnung lassen, ganz zu schweigen davon, ihn allein zu lassen, während sie nicht da sind.«
»Hast du vergessen, dass ich auch ein Sträfling bin?«, sage ich scherzhaft. »Solange du meine Wohnung nicht in eine Crackbude verwandelst, ist alles in Ordnung.«
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