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Du trittst ein und nimmst deine Suche auf. Du riechst den Staub der Jahrhunderte, der auf diesen alten Büchern liegt, und es ist eine vollkommene Freude. Es ist eine Schande, dass das Thema, nach dem du hier forschen willst, so unangenehm ist: Die Dinge, die du bisher im Verlauf deines Abenteuers gesehen hast, haben dich zu der Annahme gebracht, dass es hinter der natürlichen Welt, hinter dem Profanen, noch eine Wirklichkeit gibt, zu der nur wenige Zugang haben. Und diejenigen, die dorthin gelangen, werden wahnsinnig, weil sie die Mysterien, die jenseits liegen, nicht begreifen können.
Du suchst nach allen möglichen Bezügen auf den Cthulhu-Kult und all die finsteren Dinge, denen du während deines Abenteuers begegnet bist. Der Bibliothekar runzelt jedes Mal die Stirn, wenn du nach einem noch esoterischeren Band fragst … bis du schließlich einen findest (welcher der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, sondern als Teil einer Privatsammlung unter Verschluss gehalten wird), der direkt Bezug nimmt auf den »mächtigen Priester Cthulhu und die Kulte, die mit ihm im Zusammenhang stehen«.
Stunde um Stunde verlierst du dich in den Seiten dieses Buches, das einen eigentümlichen Titel trägt: Necronomicon. Bosheit und Verderbnis entströmen den Seiten und drohen, die Luft im Forschungssaal zu vergiften. Der Name des Autors ist arabisch, und du kannst ihn nicht übersetzen.
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Du riechst den Staub der Jahrhunderte, der auf den uralten Büchern liegt.
Die Dinge, von denen dieses Buch behauptet, sie seien wahr, lassen dich erschaudern. Es berichtet, wie vor Tausenden von Jahren urtümliche Rassen von einem weit entfernten Planeten die schwarze Leere des Weltalls durchquerten und auf unserer Welt landeten. Dies waren riesenhafte und schreckliche Wesen, deren Existenz bereits einen Affront gegen das Leben und alles Seiende darstellte. Ihre Namen waren für menschliche Kehlen beinahe unaussprechlich, wie »Cthulhu« oder »Nyarlathotep«.
Als sie unsere Welt erreichten, eroberten sie sie und zähmten die aufkeimende Menschheit, die damals nur aus Affen bestand. Aber das war nicht genug. Sie dürsteten nach mehr. Als der Staub der Jahrtausende sich auf sie legte, verfielen sie in eine Lethargie, aus der sie nur erwachen würden, wenn die Sterne in perfekter Konjunktion stünden. Und dann, im Lärm von hundert katastrophalen Prophezeiungen, die alle auf einmal erfüllt würden, wäre das Ende der Menschheit gekommen.
Angeblich liegen diese grässlichen Wesen in den Tiefen unseres Planeten, heißt es im Necronomicon. Und sie träumen einen Jahrtausende dauernden Traum und warten darauf, erneut zu erwachen. Ein Satz erregt deine besondere Aufmerksamkeit:
»Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.«
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Mit blutunterlaufenen Augen klappst du das Buch zu. Ist die Welt verrückt geworden, oder sind diese Dinge real? Ist es das, was dein Großonkel entdeckt hat, und ist er deswegen getötet worden? Haben die Kultisten ihn aus dem Weg geräumt, damit er keine Botschaft verbreiten konnte, auf die die Menschheit noch nicht gefasst war?
Auf einer Seite des schwarzen Buches findest du einen Hinweis auf eine Insel, die dort liegt, wo die Südlichter zusammentreffen. Du kannst es dir nicht erklären, verspürst aber den unwiderstehlichen Drang, sie zu finden. Es ist absoluter Wahnsinn, aber – was kann schon verrückter sein als das, was bereits vorgefallen ist?
Begib dich zu den Docks und erkundige dich bei 52 nach Schiffen, die in den Südpazifik fahren
Du rennst durch Lianen und Büsche und hoffst, dass der Dinosaurier in dir keine Beute sieht. Unglücklicherweise war dein erster Eindruck richtig: Er ist ein Raubtier, das dazu geboren ist, in diesem Lebensraum zu jagen, und ihr seid lediglich Eindringlinge. Im Gegensatz zu dem Tyrannosaurus kennst du die Umgebung nicht und weißt auch nicht, wie man sich in ihr bewegt.
Während du seine Kehle zu seinem grässlichen Magen hinunterrutschst, drehen sich deine letzten Gedanken um exotische Orte und vergessene, geheimnisvolle und von der Zeit unbeachtete Inseln, die du niemals erreichen wirst.
ENDE
Es gibt eine Vertretung der Archaeological Society in Boston, die du aufsuchen könntest. Du nimmst den Zug und fährst in die Hauptstadt, nachdem du zuvor in einem Brief darum gebeten hast, in einem der Büros der Society empfangen zu werden. (Ja, die Post in Massachusetts ist äußerst verlässlich, und der Brief kommt vor dir an.)
Eine Frau namens Loendra Malick, Doktorin für semitische Sprachen und eine Expertin der Epigraphik (wie dein Onkel) begrüßt dich. Sie kannte deinen Onkel sogar – zwar nicht persönlich, aber sie waren jahrelang Brieffreunde. Sie wusste nichts vom Tod deines Onkels und ist bestürzt, als du ihr die Neuigkeit unterbreitest.
»Es ist eine Schande«, sagt sie in betroffenem Tonfall. »Er war ein sehr alter Mann, aber ein großartiger Mensch und ein Quell des Wissens. Es ist ein harter Schlag für die Wissenschaft, dass er uns verlassen hat.«
Du stimmst zu. Du erzählst ihr in Kürze vom Grund deines Besuches und holst Wilcox’ Basrelief aus der Tasche. Du hast es sorgfältig in Stoff eingeschlagen, damit es keinen Schaden nimmt.
Als der Blick der Doktorin auf das krakenartige Idol fällt, das in der Mitte des Objekt eingeritzt ist, bemerkst du eine deutliche Änderung in ihrer Einstellung. Du siehst, dass die Figur eine Wirkung auf sie hat, als hätte sie bereits davon gehört.
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Die Doktorin wirkt durch den Anblick der Kreatur verstört, auch wenn es sich nur um eine bildliche Darstellung handelt. Du fragst sie aus, bis sie dir die folgende Geschichte erzählt: Dieses tentakelbesetzte Abbild ist ihr tatsächlich nicht neu. Sie sah es vor Monaten, als ein Frachter namens Vigilant aus Valparaíso an der Küste von New England ankam. Nachdem der Lotse an Bord gekommen war, verließ er das Schiff schnell wieder und erklärte, es stünde unter Quarantäne: Alle an Bord litten unter einem choleraähnlichen Leiden.
Das war jedoch noch nicht alles. Er nahm eine aus Stein geschnittene Figur mit, die einer der Passagiere bei sich trug. Es war ein grässliches, 12 Zoll hohes Götzenbild aus Stein von unbekannter Herkunft. »Warum hat er es mitgenommen?«, fragst du. Das weiß niemand. Nicht einmal der Lotse. Als man ihn danach fragte, antwortete er lediglich, dass er dachte, es sei eine gute Idee.
Das Götzenbild ist nun Teil der archäologischen Sammlung der Miskatonic University. Solltest du dorthin gehen, könntest du erbitten, es zu sehen. Was die andere Sache betrifft – die Kritzeleien, die Wilcox mit den Fingernägeln in dem Tonobjekt hinterlassen hat –, erzählt sie dir Folgendes.
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Es sieht jedenfalls wie Schrift aus, denn es gibt eine gewisse Geometrie, die man nur bei geschriebenem Wort findet. Eigentlich … Warten Sie, ich muss etwas nachschlagen.«
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