Angestellt sein oder sein eigener Chef werden? Weder das eine noch das andere ist positiv oder negativ zu bewerten. Wofür Sie sich auch entscheiden, es kommt nur darauf an, dass Sie für sich die richtige Entscheidung treffen.
2.2 Persönliche Erfolgsfaktoren
Was macht einen erfolgreichen Unternehmensgründer aus? Gleich vorweg: Es gibt kein typisches Gründerprofil oder einen Unternehmerstandard, dem Sie entsprechen müssen – zu unterschiedlich sind erfolgreiche Unternehmer in ihren Persönlichkeiten, die vom Charakter, persönlichen Veranlagungen und dominierenden Verhaltensweisen geprägt sind.
Häufig wird versucht, Unternehmer in unterschiedliche Typen einzuteilen. Da gibt es zum Beispiel den Visionär, der schon heute genau „sehen“ kann, wie sein Geschäft in der Zukunft dastehen wird und der mit ständig neuen, kreativen Geschäftsideen und -konzepten aufwartet. Vielleicht kennen Sie einen Unternehmer, der für Sie den Inbegriff des Machers darstellt. Beim Macher-Typ sind die Macherqualitäten, über die jeder Unternehmer verfügen sollte, besonders stark ausgeprägt, also die Fähigkeit, aktiv zu sein, anzupacken, zu handeln und Dinge selbst zu machen und umzusetzen, statt sie andere machen zu lassen. Oder sind Sie ein Zahlenorientierter („der kühle Rechner“)? Dann fällt es Ihnen besonders leicht, mit Zahlen umzugehen. Buchführung, Preiskalkulation, Controlling – kein Problem, denn Sie lieben es, alles zahlenmäßig im Griff zu haben. Erkennen Sie sich in einem der drei Typen wieder? Die Einteilung ist übrigens nicht starr festgelegt. „Veränderungen und Entwicklungen“, so schreibt Carmen Schön in ihrem Buch Bin ich ein Unternehmertyp? , „sind jederzeit möglich“.
Es gibt also kein allgemeingültiges Rezept dafür, was Unternehmer erfolgreich macht. Aber es gibt eine Reihe von grundsätzlichen Faktoren, die für eine erfolgversprechende Gründung eine wichtige Rolle spielen. Bevor Sie sich auf den Weg in die Selbstständigkeit machen, sollten Sie deshalb sowohl die persönlichen als auch die fachlichen Voraussetzungen kritisch unter die Lupe nehmen. Checken Sie Ihre persönlichen Merkmale, Ihre Fähigkeiten und Talente.
2.2.1 Gründerpersönlichkeit
Kommt der Wunsch, ein Unternehmen zu gründen, nicht aus dem Innern des Herzens und ist der Gründer von seinem Konzept und von dem Erfolg seines Vorhabens nicht ohne Einschränkung überzeugt, wird es für den Betroffenen sehr schwer werden, notwendige Energie und Ausdauer aufzubringen, Belastungen standzuhalten, Probleme (z. B. mit Lieferanten oder Kunden) zu lösen und letztendlich sein Vorhaben dauerhaft zum Erfolg zu führen. Eine Unternehmensgründung als ungeliebte Notlösung, etwa aus dem Gefühl heraus, man habe ja keine Alternative, kann sich zu einer enormen Belastung entwickeln. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass die Gründung von Anfang an eine halbherzige Angelegenheit wird und der Gründer bei den ersten Schwierigkeiten und Rückschlägen vorzeitig aufgibt.
Ein grundlegender Faktor für eine erfolgreiche Unternehmensgründung ist deshalb – wie Psychologen sagen – die Selbstmotivation oder innere Motivation des Gründers. Gemeint ist damit die Bereitschaft, jeden Tag aufs Neue etwas Bestimmtes zu tun und zu leisten sowie der Wille, damit Erfolg zu haben. Erfolgreiche Unternehmer verfolgen ihre Ziele und Pläne mit Freude und innerem Engagement – man könnte gar sagen mit Leidenschaft und Hingabe. Sie sind von den Produkten oder Dienstleistungen, die sie anbieten, voll und ganz begeistert und geben sich ihrer neuen Aufgabe mit ganzem Herzen hin, ohne die sogenannte Work-Life-Balance, also die Balance zwischen Berufs- und Privatleben, aus den Augen zu verlieren.
Wer zudem über eine gesunde Portion Selbstvertrauen verfügt, einen starken Willen zum Erfolg hat, Durchsetzungsvermögen und Zielstrebigkeit mitbringt und außerdem von seinem Konzept überzeugt ist, erfüllt weitere wichtige Voraussetzungen, um als Gründer erfolgreich zu sein. Der Schritt in die Selbstständigkeit verlangt vom Existenzgründer den Mut zum überschaubaren Risiko. Eine gewisse Risikobereitschaft ist ein Zeichen für den Willen, sich zum Teil unvorhergesehenen Herausforderungen und Entwicklungen zu stellen und diese zu bewältigen. Erfolgsunternehmer sind lösungsorientiert und betrachten Risiken anstelle von Bedrohung eher als Chance nach dem Motto: Probleme sind zum Lösen da! Das Meistern von Risiken und Problemen setzt voraus, dass Existenzgründer und Unternehmer dazu bereit sind, sich technischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen anzupassen und sich auf Neues einzulassen. Die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden und über neue Entwicklungen auf dem Laufenden zu sein, hilft Ihnen, sich gegenüber Wettbewerbern zu behaupten.
Davon abgesehen gibt es ein ganzes Bündel weiterer Fähigkeiten und Talente, die den Schritt in eine erfolgreiche Selbstständigkeit und das Unternehmersein erleichtern, wie z. B. Beharrlichkeit, Ausdauer, die Fähigkeit zum Networking, Überzeugungskraft und Führungsstärke. Natürlich sind nicht alle diese Persönlichkeitsfaktoren bei jedem Gründer gleich stark ausgeprägt. Wo liegen Ihre persönlichen Stärken, wo Ihre Schwächen? Um dies herauszufinden, arbeiten Sie in der Checkliste Gründerprofil den ersten Teil Persönliche Eigenschaften durch. Überlegen Sie, welche persönlichen Eigenschaften für Sie besonders von Bedeutung sind, um die Anforderungen Ihrer neuen Tätigkeit erfüllen zu können. Wer sich seiner Stärken bewusst ist, kann sich besser einschätzen. Wer seine Schwächen kennt, weiß, wo er ansetzen muss, um nicht immer wieder aufs Neue den- oder dieselben Fehler zu begehen. Existenzgründungsberater empfehlen aber, nicht zu viel Zeit zum Verbessern von Schwächen aufzuwenden, sondern diese soweit auszugleichen, dass man als Unternehmer zurechtkommt. Eine gute Möglichkeit, Schwächen zu kompensieren, kann zum Beispiel eine Teamgründung sein, in der die Gründer sich in den persönlichen Eigenschaften ergänzen – der eine kann zum Beispiel gut networken und ist kommunikativ, der andere ist besonders kreativ und hat ein gutes Gespür fürs Geschäft.
Sich objektiv selbst einzuschätzen, ist keine einfache Aufgabe. Bitten Sie daher auch die Familie sowie Freunde oder gute Bekannte, Sie zu beurteilen. Es kann für Ihr weiteres Vorgehen nur von Nutzen sein, zu wissen, in welchen Punkten Selbst- und Fremdeinschätzung voneinander abweichen und wie Sie von anderen gesehen werden. Wenn andere ein anderes Bild von Ihnen als Sie selbst haben, was könnten die Gründe dafür sein? Sprechen Sie diese Punkte an.
2.2.2 Fachliche Qualifikation
Neben der persönlichen Eignung zum Unternehmer ist in der Regel die fachliche Qualifikation Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Ganz gleich, ob Sie ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, Sie sollten Ihr Handwerk beherrschen. Grundlage ist dafür meist das, was Sie gelernt haben – Berufsausbildung und/oder Studium. Vor dem Start sollten Sie allerdings noch abklären, ob Ihre fachspezifischen Kenntnisse auf dem neuesten Stand sind oder ob Sie Defizite etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen ausgleichen müssen. Verfügen Sie auch über alle Zeugnisse und Bescheinigungen, die für das gewählte Geschäftsfeld eventuell erforderlich sind?
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berufserfahrung. Sammeln Sie nach der Ausbildung zunächst als Mitarbeiter in einem Unternehmen möglichst mehrere Jahre Erfahrung. Auf diese Weise lernen Sie nicht nur die Abläufe in einem Unternehmen kennen, sondern können sich durch Learning by Doing auch durch Beobachten, Sehen und Mitarbeiten weitere berufliche Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen. Nutzen Sie die Zeit auch zum „Networking“, sodass Sie als Gründer auf bereits bestehende Kontakte zurückgreifen können. Gerade für diejenigen, die im Dienstleistungsbereich gründen wollen, sind persönliche Kontakte ein entscheidender Faktor für den unternehmerischen Erfolg.
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