Frank Bresching - Briefe von Toni

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"An einem kühlen Herbstabend im Jahr 1943 flog die sechzehnjährige Maria Buchner über die Welt, und ich konnte sie nicht daran hindern."
Fünfunddreißig Jahre später begibt sich Hans auf eine Reise an die Orte seiner Jugend und seiner Erinnerungen. Im Berlin der Kriegsjahre begegnet er dem Mädchen Maria, deren unangepasstes Verhalten ihn verstört und fasziniert. Während der Krieg näher rückt, Familien zerstört und Bomben auf die Stadt fallen, entwickelt sich eine erste große Liebe zwischen den beiden, die immer wieder von den Ereignissen, aber auch von einem denunziatorischen Mitschüler bedroht wird. Im Luftschutzkeller des Hauses, in dem sie während der Bombardements Schutz suchen, begegnen sie der blinden Ilse, die mit ihrer Schwester im gleichen Haus wohnt. Ilse bittet Maria, ihr die Briefe ihres Mannes Toni vorzulesen, die er von der Front schreibt, auch sie Dokumente einer Liebe, die sich gegen den Wahnsinn entfesselter Unmenschlichkeit zu behaupten versucht. Maria, die über ein großes Einfühlungsvermögen und eine schöne Stimme verfügt, wird auch von anderen Familien eingeladen, ihnen die Frontbriefe von Angehörigen vorzulesen. Als die Luftangriffe auf die Stadt immer heftiger werden und die Briefe von Toni immer skeptischer und kriegsmüder, beginnt Maria, eigene Briefe von Toni zu erfinden, bis die Grenzen des Geschriebenen und des Sagbaren verschwimmen und die Lügen in eine Katastrophe führen, welche das Leben des Erzählers für immer prägen wird.
Briefe von Toni erzählt eine intime Geschichte über die Schrecken des Krieges, die Last von Schuld und die Strahlkraft einer Liebe, welche alle Entbehrungen vergessen lässt.

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Wie sehr sie doch auf neue Post von ihm hoffte! Und wie schwer ihr Herz wurde, als ihr Wunsch jeden Tag aufs Neue unerfüllt blieb.

Ich entsinne mich noch mit einer Klarheit an jenen Mittag, an dem ich von seinem Tod erfuhr, als wäre es erst gestern gewesen. Es war der 21. September 1939, ein gewöhnlicher Donnerstag, an dem ich, vom Unterricht und dem übertriebenen Drill unseres Sportlehrers erschöpft, nach Hause kam. Das Hemd klebte an meinem verschwitzten Rücken, der raue Stoff der Jacke rieb in meinem Nacken. Ich fühlte mich unbehaglich. Im dämmrigen Treppenhaus mit den schmutziggrauen Wänden und den abgenutzten Dielen war es bereits kühl, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich der Sommer zu verabschieden drohte.

Ich schloss die Wohnungstür auf und trat ein. Aber nicht Mutter empfing mich im Flur, sondern Herr Tremmel. Dass er die offizielle Uniform des Blockleiters trug, mit etlichen Ordensschlaufen auf der Brust, vergoldeten Knöpfen, auf denen der Hoheitsadler der Partei prangte, und einer Hakenkreuz-Binde am Arm, machte mich genauso misstrauisch wie sein Erscheinen in unserer Wohnung. Vater bezeichnete ihn gerne als Schnüffelhund oder Treppenterrier, der nur dann auftauchte, wenn er den Verdacht hegte, dass etwas nicht stimmte.

Ich fragte mich, in welchen Verdacht wir geraten waren. Kontrollierte Herr Tremmel etwa, ob wir auch eine Hakenkreuzfahne besaßen? Welches Rundfunkgerät sich in unserer Wohnung befand?

Mein Hals wurde eng, als er mich mit finsterer Miene ansah, bevor er ein entschlossenes »Heil Hitler« herausbrachte.

Ich erwiderte den Gruß mit wenig Enthusiasmus. Meine Kehle schnürte sich weiter zu. Ich hatte Angst, sagte mir aber, ich müsse mich nicht ängstigen.

»Tritt ein, Hans! Wir haben auf dich gewartet. Deine Mutter muss dir was sagen.« Herr Tremmel machte Platz, und ich schlüpfte in die Wohnung. Jacken und Mäntel hingen wie üblich an der Garderobe. Mutters Hüte lagen auf der hölzernen Ablage darüber. Die Schuhe standen aufgereiht im Flur. Alles war wie immer. Was um Himmels willen wollte Tremmel also von uns?

Ich schaute mich um, sah Mutter im Esszimmer am Tisch sitzen und erschrak. Helles Tageslicht fiel durch das Fenster auf ihr blasses Gesicht mit den geröteten Augen. Auf ihrer tränennassen Wange klebten zwei Locken, ihre Zähne hatten sich in der Unterlippe verbissen, und ihr Kinn zitterte. Sie hielt ein weißes Tuch in den Händen. Nichts erinnerte mehr an den Optimismus, der all ihr Tun in den letzten Wochen geprägt hatte. In ihren Zügen erkannte ich nur noch tiefe Traurigkeit und Ermattung.

Ich blieb stehen. Mutter starrte auf die Tischplatte, statt mich anzusehen.

»Mutter?«, sagte ich, erfüllt vom Wunsch, dass sich ihre Gesichtszüge erhellten, dass sie mich zu sich winkte und wie so oft in den letzten Tagen erklärte, ich solle mir keine Sorgen machen, alles würde sich finden.

»Mutter?«

Sie stöhnte. Ihre Zähne lösten sich von der Unterlippe. »Hänschen … o mein Hänschen …«, flüsterte sie. »Dein Vater … dein Vater …«

Der Boden unter mir gab nach, ich schwankte und ließ die Tasche los, die ich die ganze Zeit festgehalten hatte. »Was ist mit ihm, Mutter? Was ist mit Vater? Geht es ihm nicht gut?«, fragte ich erschrocken.

»Dein Vater …« Sie stockte, rang nach Luft und drohte, in sich zusammenzusacken. Und dann, nach einem scharfen Atemholen, brachte sie es heraus: »Hänschen, dein Vater ist gefallen …«

Ich starrte sie an. Ungläubig. Von einem einzigen Satz getroffen wie von einer Kugel. Dieser Augenblick kam mir so unwirklich vor, dass ich wie gelähmt war, die Zeit stand für die Dauer eines endlos wirkenden Herzschlages still. »Vater ist … tot?«

Mutter hielt sich das Tuch vor den Mund und schluchzte auf, ein würgender Laut, der voller Leid war, eine Dissonanz, die in meinen Ohren dröhnte.

Ich schüttelte den Kopf. Mir wurde übel. Ich öffnete den Mund. Schrie ohne Ton und weinte lautlos, ohne Wimmern, während sich das Bild von Mutter verdoppelte, dann vervielfältigte, bevor es endgültig verschwamm. Eine Zeitlang vermochten weder sie noch Herr Tremmel oder ich etwas zu sagen. Erklärungen waren in diesem Moment nicht möglich und überflüssig. Die Welt erstarrte.

Es war Mutters Stimme, welche die Stille zerriss, irgendwann und irgendwo im zähen Nebel, schrill, fast hysterisch und sich vergewissernd. »Hänschen, hast du mich verstanden? Hänschen, hörst du mich?«

Ich konnte nicht antworten.

»Dein Vater ist gefallen. Er ist tot. Tot. Tot. Verstehst du denn nicht? Er kommt nie wieder. Nie wieder kommt er zurück zu uns …! Mein Hänschen, sag doch was …« Da war so viel Leid in ihrer Stimme, zu viel Leid.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Herr Tremmel. Auch er fing wieder zu reden an, doch seine Parolen drangen wie aus einem anderen Raum zu mir, dumpf, fern. Er sprach von meinem Vater als heroischem Krieger, der an der Bzura nahe der Stadt Kutno gekämpft habe, wo sich die polnischen Armeen Poznan und Pomorze vereint hatten, um unsere Achte Armee unter General Johannes Blaskowitz zu überraschen. Aber mit Hilfe der Vierten und der Zehnten Armee sei es gelungen, die Polen einzukreisen und vernichtend zu schlagen. Viele polnische Soldaten seien in dieser entscheidenden Schlacht getötet worden, viele von ihnen seien nun in Gefangenschaft. Auf unserer Seite habe es nur wenige Verluste gegeben.

Jeder Krieg bringt Verluste mit sich .

Herr Tremmel tätschelte meine Schulter. Ich schüttelte seine Hand ab. Er redete weiter, bezeichnete meinen Vater immer wieder als tapferen Soldaten und einen Mann der Tat. Hier, in unserem Esszimmer, galt dem Blockleiter offensichtlich nichts mehr als die eigene Erregung und Auffassung, auf die deutschen Soldaten stolz sein zu müssen, auch oder besonders auf die Gefallenen im Feld. Unsere Verzweiflung war für ihn nur der Nachhall großen Heldentums. Dafür hasste ich ihn. Und ich hasste ihn, weil er von meinem Vater sprach, als hätte er keinen Namen und mit dem Tragen der Uniform das Recht verwirkt, über das eigene Handeln, das eigene Leben zu entscheiden. Als hätte Vater der Gedanke gefallen, für das Reich zu sterben. Ich zeigte meine Verachtung, indem ich Herrn Tremmel ignorierte und dadurch zum Verstummen brachte. Als ihm das neuerliche Schweigen im Raum unerträglich wurde, verabschiedete er sich mit belanglosen Sätzen und verließ die Wohnung ohne den üblichen Gruß.

Nach einer Weile fragte ich Mutter, was wir nun tun sollten. Ich war ratlos und benommen von der Größe dessen, was geschehen war und noch geschehen würde. Das Entsetzen schnürte mir die Kehle zu. Mutter rührte sich nicht. Ich wollte, dass sie mit Stärke antwortete. Dass sie mich in ihre Arme nahm und wiegte und mir die Haare aus der Stirn wischte. Dass sie wie ein Fels war, mein Fels.

Doch sie tat nichts und war nichts.

Wieso tat sie nichts? Und warum war sie nichts?

Meine Arme und Beine wurden schwer. Auf einmal konnte ich mich nicht mehr halten und verlor das Gleichgewicht. Aber statt mich zu setzen, stürzte ich mich auf Mutter und riss sie mit dem Stuhl um. Am Boden liegend schlang ich meine Arme um ihren Körper, drückte mich an ihn, heulte voller Schmerz und forderte von ihr, etwas zu sagen, irgendetwas, das wiedergutmachen und heilen sollte, was zerstört und nicht mehr heilbar war. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut. Vater atmete nicht mehr. Er würde nie mehr atmen! Erst nach einer Weile reagierte Mutter und umklammerte mich so fest, wie sie konnte. Ihre Tränen vermischten sich mit meinen.

So blieben wir liegen, stundenlang, darum bemüht, die Erkenntnis über den schrecklichen Verlust einfach zu verdrängen und die Wirklichkeit von uns fernzuhalten.

Es war ein sinnloses Bemühen.

Regen klopfte unablässig auf Vaters Sarg. Ich stand neben dem aufgeschütteten Erdhaufen vor der Grube und hielt Mutters Hand, folgte aber nicht ihrem Blick ins Grab, sondern sah in die Ferne, zu den Ahornbäumen am Rand des Friedhofs, deren Kronen bereits ihr sattes Grün verloren und ein zartes Goldgelb angenommen hatten. Unter den Bäumen wirbelten Winde die herabgefallenen Blätter von moosigen Pfaden empor und trugen sie wie mit Zauberhänden über die Dornengebüsche in den Park hinter der Begräbnisstätte. Mit schwerem Herzen sog ich tief die Luft ein, die bereits eine erste Ahnung von bitterer Kälte mit sich trug. In wenigen Wochen würden die Gräber, Hecken und Bäume unter einer weißen Frostschicht erstarren. Der Gedanke, dass weder das Wetter, die Jahreszeiten noch das Leben selbst innehielten, obwohl Vater gestorben war, verunsicherte mich. Mir wurde klar, dass auch mein eigenes Leben weitergehen würde, egal, auf welche Weise.

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