Von Flusshexen und Meerjungfrauen
Eine märchenhafte Anthologie
Christian Handel (Hrsg.)
Copyright © 2020 by
Drachenmond Verlag GmbH
Auf der Weide 6
50354 Hürth
http: www.drachenmond.de
E-Mail: info@drachenmond.de
Lektorat: Nina Bellem & Stephan R. Bellem
Übersetzungen:
Nina Bellem:
Von der Schönheit, ein Biest zu sein
Kathrin Tordasi:
Die Treibgutsammler & Das Tor der Toten
Korrektorat: Michaela Retetzki
Layout: Michelle N. Weber
Umschlagdesign: Alexander Kopainski
alexanderkopainski.de
Umschlagbildmaterial: Shutterstock
Illustrationen: Soufiane El Amouri
ISBN 978-3-95991-556-4
Alle Rechte vorbehalten
Vorwort
Danke!
Das Flüstern des Meeres
Astrid Behrendt
Der Kelpie und die Meuterbraut
Mira Valentin
Die Jägerin
Lisa Rosenbecker
Der freundliche Nachbar vom See
Anika Beer
Das Tor der Toten
Caleb Roehrig
Tom Jofnurs Lied
Nina Blazon
Wovon ich singe
Lena Klassen
Loreley
Tanja Karmann
Das Meerschaumhorn
Lukas Hainer
Die Meerjungfrau und der Mond
Liza Grimm
Der Fluch der Bücher
Matthias Teut
Wie das Salz ins Meer kam
Michelle Gyo
Das Grab am Mühlenweiher
Frank Friedrichs
Von der Schönheit, ein Biest zu sein
Jennifer Estep
Die Treibgutsammler
Lynn Flewelling
Ein Kuss mit Folgen
Liane Mars
Das Meer und seine Geliebte
Julia Adrian
Wenn sie Wassermärchen hören, denken vermutlich viele Leserinnen und Leser zuerst an Hans Christian Andersens Die kleine Meerjungfrau. Und tatsächlich beginnen wir diese Anthologie mit einer Adaption jener Geschichte, auch wenn ihr die Autorin ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt.
Das Meer, die Flüsse, Quellen, Bachläufe, Teiche und Seen bergen jedoch noch viele weitere Schätze. Die Autorinnen und Autoren der diesjährigen Anthologie haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kostbarkeiten zu heben:
Flusspferde entsteigen dunklen Tiefen, mächtige Meeresmonster, Nymphen und Nixen, Selkies und Kappas, Meerjungfrauen und Wasserdrachen verbergen sich in der glitzernden Flut.
Das große Thema vieler der hier versammelten Geschichten ist die Metamorphose, die Verwandlung, ob sie nun innerlich oder äußerlich vonstattengeht. Mal werden Zauberwesen zu Menschen. Mal Menschen zu Ungeheuern. Immer spielt dabei das Wasser eine große Rolle, so wie es das seit jeher im klassischen Märchen tut:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje, inne See …
Wer aus mir trinkt, wird ein Reh.
Erinnert ihr euch?
Weder die Goldmarie noch die jüngste Königstochter sind dieselbe, nachdem Erstere durch einen Brunnen ins Reich der Frau Holle gereist und der Zweiten ihr geliebtes Spielzeug in einen solchen gefallen ist.
Im Märchen von der grausamen Schwester, von dem man sich in vielen nordeuropäischen Ländern leicht unterschiedliche Varianten erzählt, stößt ein junges Mädchen aus Eifersucht seine Schwester in einen Fluss und lässt sie ertrinken. Ein Müller, in dessen Mühlrad sich die Leiche der armen Seele verfängt, fertigt aus ihren Knochen und ihren Haaren eine magische Harfe. Sie beginnt von selbst zu singen und so entlarvt die Ertrunkene noch aus dem Jenseits ihre Mörderin. Nina Bellem hatte dieses Märchen unter dem Titel Schwanengesang in Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln adaptiert.
Adaptiert sage ich bewusst; nicht nacherzählt. Oft verwenden wir diese Ausdrücke wie Synonyme, wenn wir über Märchenfantasy sprechen. Doch es gibt für mich gewaltige Unterschiede. Nacherzählungen halten sich eng an ihr Original, schmücken dieses allenfalls aus und ändern Kleinigkeiten. Adaptionen gehen freier mit dem Stoff um. Sie fügen ihm eigene Wendungen und Motive hinzu, ändern traditionelle Inhalte oft sehr stark. Dem Geist der Märchen selbst bleiben sie in der Regel treu.
In Von Flusshexen und Meerjungfrauen findet ihr Adaptionen bekannter – und wenig bekannter – Märchen und Sagen. Und darüber hinaus noch Kunstmärchen: neue Geschichten, die auf klassische Motive zurückgreifen, ansonsten aber ganz eigenen Wegen folgen. Die Althergebrachtes verändern, ganz so, wie es sich für Wassermärchen gehört.
Vielleicht verändert das Lesen unserer diesjährigen Geschichten ja auch eure Sicht auf die Welt ein wenig.
So oder so: Wir wünschen euch viel Freude!
Christian Handel, September 2020
Dies ist nun schon die fünfte Ausgabe unserer Märchenanthologie und ich liebe jede einzelne davon, denn sie zeigen mir jedes Mal aufs Neue, dass es sich lohnt, verrückten Ideen nachzugehen.
Als Christian mich damals ansprach und dieses Projekt vorschlug, hatte ich keine Ahnung, was sich alles Großartiges daraus entwickeln würde.
Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit, den Geschichten geschätzter Kolleg*innen wieder Drachenschuppen verleihen zu dürfen. (Auch wenn sie dieses Jahr etwas nach Fisch riechen ... ;) )
Normalerweise hätten wir das Buch wieder im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Normal ist dieses Jahr aber gar nichts.
Doch auch wenn sich einiges verzögert hat: Hier ist sie! Und da ich fest daran glaube, dass Wünschen hilft, wünsche ich uns allen, dass wir uns bald schon wieder unbeschwert sehen können. Vielleicht wird es noch etwas dauern. Aber ich glaube fest daran, dass am Ende alles gut wird!
Ich möchte mich aus tiefstem Herzen bedanken bei
– allen Autor*innen, die durch ihre Geschichten diese Anthologien überhaupt erst möglich gemacht haben.
– Christian, der federführend diese Reihe mit so viel Engagement, Liebe und Fürsorge betreut.
– Soufiane, für die immer wunderschönen Illustrationen.
– Alex, für all die zauberhaften Cover.
– unseren wundervollen Fans, die der Wind unter unseren Flügeln sind und die uns auch in schweren Zeiten unterstützen.
– meinen Early Dragons , die so verrückt waren, ebenfalls lange vor Tagesanbruch aufzustehen, damit ich mich genötigt sah, noch weniger zu schlafen als sonst – und somit Zeit zum Schreiben hatte.
Ich bin wahrlich ein Glücksdrache! : ) Astrid
Das Flüstern des Meeres
Astrid Behrendt
Astrid Behrendt
Astrid Behrendt muss ich euch eigentlich nicht vorstellen. Sie ist Kopf, Herz und Hand des Drachenmond Verlags. Vor fast fünfundzwanzig Jahren hat sie den Verlag gegründet, und seitdem nicht nur an ihren Hoffnungen und Träumen festgehalten, sondern auch tatkräftig dabei geholfen, die zahlreicher anderer Menschen zu erfüllen.
Sie backt die besten Drachenkekse der Welt, ist Mutmacherin und Buchmensch durch und durch. Um diese Geschichte rechtzeitig beenden zu können, hat sie beschlossen, sehr früh aufzustehen. Der Wecker klingelte deutlich vor fünf Uhr, und das jeden Tag.
Inspiriert wurde sie zu ihrer Geschichte übrigens von Die kleine Meerjungfrau. Stark im Gedächtnis verhaftet ist ihr die tschechische Verfilmung, die sie – ebenso wie Drei Haselnüsse für Aschenbrödel – wieder und wieder angesehen hat. »Schon als kleines Kind hat mich die Sehnsucht der Meerjungfrau tief berührt«, gesteht sie.
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