„Freut mich, wenn dir meine Bücher gefallen haben“, gebe ich freudig zurück.
„Wie funktioniert das mit dem Schreiben überhaupt? Kommen dir die Ideen einfach so oder planst du bereits im voraus, wie alles ablaufen soll?“
„Na ja, kommt drauf an. Es gibt Tage, da schreibe ich mehr oder weniger die erste Fassung eines ganzen Buches und dann wiederum gibt es Tage, da bringe ich nicht mal eine Seite zusammen. Geplant wird nur die ganz grobe Idee. Sobald die steht, schreibe ich einfach drauf los und schaue, was passiert“, erkläre ich ihm. Er fixiert mich im Rückspiegel und nickt eifrig vor sich hin. Allem Anschein nach findet er die Arbeit eines Autors ausgesprochen faszinierend.
Oder er tut nur so, weil er ein höflicher Mensch ist
„Ich schreibe ja auch“, bringt sich Ava ins Spiel und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihr dafür dankbar sein soll oder nicht. Logans Augen wandern im Rückspiegel zu ihr.
Täusche ich mich, oder scheint ihn das nicht im Geringsten zu interessieren?
„Stimmt ja. Wie sieht das ganze bei dir aus?“, geht er auf ihre Anmerkung ein. Dieses Mal tatsächlich aus reiner Höflichkeit, was unschwer zu erkennen ist.
„Wie Nico ja bereits erwähnt hat, blogge ich über Reisen und Wochenendtrips. Unserem Urlaub möchte ich auch einen Beitrag widmen. Ich habe mich auch schon über die ein oder andere Sehenswürdigkeit informiert.“
Aha.
Mit einem Nicken quittiert Logan, was Ava gerade über ihre Arbeit berichtet hat.
Erzählt hat mir Ava davon schonmal nichts. Mal davon abgesehen dachte ich, wir wären hier im Urlaub und nicht auf einer Tour, über die sie anschließend bloggt.
„Benötigt ihr noch eine Pause, oder haltet ihr durch, bis wir angekommen sind?“, fragt Logan und richtet seinen Blick wieder auf mich. Allem Anschein nach ist für ihn damit das Gespräch über Avas Arbeit erledigt. Ich sehe zu ihr, doch ehe sie etwas sagen kann, beantworte ich die Frage für uns beide.
„Nein, wir können es aushalten. Sollte ja nicht mehr soo lange sein.“
Sie hebt eine Augenbraue und sieht mich fragend an, doch ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die vorbeirauschende Landschaft.
Was die Aktion sollte? Keine Ahnung. Vermutlich war das mein Unterbewusstsein, das in Ava eine Konkurrenz sieht. Obwohl mir noch nicht einmal klar ist, worin Ava meine Konkurrentin sein soll.
Im Kampf um Logan? Wohl kaum. Schließlich weiß sie nicht, dass ich auf Kerle stehe und für sie eine Konkurrenz darstellen könnte.
Ob das bei unserem Trip zum Problem wird? Wer weiß.
Möglich wäre es.
***
Die letzten Kilometer ziehen sich unendlich in die Länge und im Nachhinein wäre eine weitere Pause gar nicht schlecht gewesen, denn von dem langen Sitzen tun mir die Knochen weh. Allerdings wollte ich mir jetzt auch nicht mehr die Blöße geben, kurzfristig doch eine Pause einzufordern, schließlich war ich es, der Logans Angebot abgelehnt hat. Umso glücklicher bin ich, als wir gegen Mittag endlich in unserem Domizil ankommen.
Und, was soll ich sagen? Meine Eltern haben sich richtig ins Zeug gelegt! Schon von außen wirkt das Ferienhaus sehr freundlich und einladend. Klar, im Vergleich zu meinem Elternhaus ist es eher klein und unscheinbar. Doch wenn man bedenkt, dass Ava und ich ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern sicherlich niemals hier gelandet wären, wirft das ein völlig anderes Licht auf unsere Unterbringung.
Für die nächsten Tage bewohnen wir ein Haus, das man sich als normalsterblicher Mensch sicherlich niemals leisten könnte. Die Fassade ist strahlend weiß gestrichen und macht den Eindruck, als wäre das Haus erst am Tag zuvor renoviert worden. Es erstreckt sich über zwei Stockwerke, soweit man das auf den ersten Blick beurteilen kann, und besitzt ein Dach mit glänzend dunkelblauen Ziegeln, die im starken Kontrast zur weißen schneebedeckten Umgebung stehen. Gekrönt wird das Ganze von einem Kamin, aus dem schwarze Rauchwölkchen in den Himmel schweben und sich langsam auflösen. Logan lenkt den Wagen in die Garage neben dem Hauptgebäude und holt unsere Koffer aus dem Kofferraum. Als ich aus dem Auto aussteige, ziehe ich meinen Schal enger um den Hals, ehe ich mich ausgiebig strecke. Die lange Fahrt macht sich durch Gliederschmerzen bemerkbar und ich bin froh, endlich am Ziel angekommen zu sein.
Der Urlaub kann beginnen!
Mit Sack und Pack treten wir in einen warmen Flur. Die Tür hat uns Mica, eine Frau Anfang dreißig, geöffnet und uns mit einem einnehmenden Lächeln begrüßt. Nachdem wir ihr der Reihe nach die Hand gegeben und unsere Sachen neben die Garderobe im Hausflur abgestellt haben, um unsere nassen Schuhe auszuziehen, stellt sie uns nun die restliche Truppe des Hauses vor.
Zum einen hätten wir da Benji, wie er sich uns vorstellt, der als unser persönlicher Guide auf Ausflügen fungiert, sofern wir seine Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Für den Wellnessbereich ist Grace verantwortlich. Sie wird uns für Massagen zur Verfügung stehen, während wir uns mit Gabriel, unserem Koch, immer morgens kurzschließen sollen, wann wir zum Abendessen zurück sein werden. Außerdem möchte er von uns wissen, ob jemand von uns Unverträglichkeiten hat, schließlich möchte er nicht, dass einer von uns die meiste Zeit des Urlaubs über der Schüssel verbringt.
„Schön, dass ihr hier seid“, lässt uns Mica wissen, nachdem wir uns alle miteinander bekannt gemacht haben. „Ich werde euch jetzt hoch in den ersten Stock begleiten, damit ihr euch eure Zimmer aussuchen könnt.“ Sie geht voraus und bedeutet Benji und Gabriel unsere Koffer und Taschen zu nehmen, die diese freundlicherweise die Treppe hinauftragen und zu Beginn des Flures abstellen.
„Danke“, rufe ich den beiden hinterher, als sie sich wieder auf den Weg nach unten machen.
„So“, beginnt Mica und sieht uns der Reihe nach an. Man erkennt, dass ihr die Arbeit Spaß macht. „Ihr findet hier oben drei Schlafzimmer und ein großes Badezimmer mit Dusche, Badewanne und WC. Ein kleines Bad mit Dusche ist auch noch unten im Erdgeschoss. Die Schlafzimmer könnt ihr selbst unter euch aufteilen. Logan, du wirst ebenfalls hier im Haus übernachten. Nicos Eltern haben darauf bestanden, dass du ganz in der Nähe untergebracht bist, damit du jederzeit verfügbar bist. Die Zimmer sind alle drei gleich ausgestattet. Außerdem findet ihr am Ende des Flurs noch einen Balkon. Alles Weitere kann ich euch gerne heute Abend beim Abendessen erklären. Jetzt packt erst einmal in Ruhe aus und kommt hier an. Wenn was ist, ich bin unten im Esszimmer. Das ist der Raum rechts neben dem Foyer.“ Sie lächelt uns erneut an, ehe sie die Treppe wieder nach unten geht.
„Also, wer möchte welches Zimmer?“, möchte Ava wissen und sieht zwischen Logan und mir hin und her.
„Mir ist es egal, macht das unter euch aus“, sagt Logan sofort.
„Bevor jetzt die großen Diskussionen losgehen, nehme ich einfach das gleich rechts neben der Treppe.“ Ich schnappe mir meinen Koffer.
„Okay, dann nehme ich das in der Mitte und du Logan das hinten neben dem Balkon?“
Logan nickt zustimmend.
„Sehr gut. Dann packen wir jetzt in aller Ruhe aus und können ja später drüber reden, wann wir essen wollen“, schlage ich vor.
„Sehr gut. Wir sehen uns!“ Ava greift sich ebenfalls ihren Koffer und macht sich auf zu ihrem Zimmer. Auch Logan macht sich mit seinem Koffer auf den Weg und läuft vor mir her in Richtung seines Zimmers. Während er so vor mir herläuft, mustere ich seinen Hintern, der sich bilderbuchmäßig in seiner Anzugshose abzeichnet.
Logan hier im Haus? Der Trip wird immer besser!
***
Das Zimmer ist schlicht gehalten, aber trotzdem gemütlich. An der Wand gegenüber dem großen Doppelbett befindet sich eine Kommode, mit einer Flasche Wasser und einem Glas. Darüber hängt ein großer Flachbildfernseher an der Wand. Der Kleiderschrank befindet sich rechts neben der Tür und ist mit einer Spiegelfront versehen, in der sich die Sonne, die durch die Fenster gegenüber scheint, spiegelt und den Raum erhellt.
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