Förderkreis der Polizeihistorischen Sammlung
Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart
Saga
Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2005, 2019 Förderkreis der Polizeihistorischen Sammlung und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726410488
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.
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Mit Beiträgen des Polizeipräsidenten in Berlin Dieter Glietsch und des Landeskriminalpolizeidirektors Peter-Michael Haeberer
Herausgegeben vom Förderkreis Polizeihistorische Sammlung Berlin e.V.
Lange schon hat die Kriminalpolizei auf nahezu allen Ebenen darüber gesprochen, dass endlich einmal ihre Geschichte „aufgeschrieben“ werden müsste. Nachdem 1998 das Buch über die Schutzpolizei „Berliner Polizei von 1945 bis zur Gegenwart“ erschien, wurde der Druck noch größer. Doch wer sollte ein solches Nachfolgebuch auf den Weg bringen?
Nach dem viel gebrauchten Motto „Die Kriminalpolizei bittet um Ihre Mithilfe“ wurden Autoren gesucht, Überlegungen angestellt, lockere Planungen gemacht, mögliche Inhalte erörtert und ein Finanzrahmen erarbeitet.
Der damalige Leitende Kriminaldirektor Gert Wildenhein konnte 1999 den Pensionär Friedrich Sander für das Projekt gewinnen. Diesen beiden Pensionären gilt ein besonderer Dank, denn die Aufgabe war nicht leicht. Da die Kriminalpolizei leider über keinerlei Archive verfügt, waren sie angewiesen auf die Erinnerungen der Kollegen, um die Entwicklung der Kriminalpolizei von der Nachkriegszeit bis heute darzustellen. Aber die noch aktiven Kollegen, die sich erinnern konnten, waren mit dem Tagesgeschäft ausgelastet, und die Pensionierten hatten vielfach mit dem Beruf vollständig abgeschlossen.
So zog Friedrich Sander durch die Archive und Bibliotheken und fand vieles, was bei der Polizei nicht mehr vorhanden war, kopierte, sortierte, schrieb, sprach mit Kollegen und begeisterte Autoren.
Besonders schwierig war es, Autoren für Texte über das Thema „Polizeipräsidium der Volkspolizei“ zu finden, aber mit Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und Überredungskunst gelang auch dies.
Auf zahlreiche Themen musste wegen des vorgegebenen Buchumfangs verzichtet werden, sodass eine lückenlose Dokumentation von 1945 bis heute nicht möglich war. Daraus ergibt sich die Option der Fortsetzung. Ob durch uns oder andere, wird sich zeigen.
Titel und Untertitel verweisen auf den Schwerpunkt des Buches. Natürlich berichten einige Autoren dort, wo es sinnvoll ist, auch von Geschehnissen, die sich vor dem Jahr 1945 ereignet haben.
Wie alles im Leben verändert sich auch die Kriminalpolizei ständig. Als Konsequenzen sind einige Dienststellenkennzeichnungen und Organisationsstrukturen sicher überholt, wenn dieses Buch erscheint. Die Fakten müssen im Kontext des Entstehungsvorgangs der Artikel und des Buches gesehen werden.
Allen Autoren und Helfern, allen Sponsoren inner- und außerhalb der Polizei sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt für ihre lohnenswerte Unterstützung. Denn das vorliegende Buch ist eine wichtige Bestandsaufnahme der kriminalpolizeilichen Arbeit in dieser Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg geworden. Die Sammlung von historischen Betrachtungen, wissenschaftlichen Darstellungen und informativen Berichten aus der Praxis legt einen Grundstein für die Aufarbeitung von sechs Jahrzehnten Kriminalpolizeigeschichte.
Ich wünsche allen Interessierten eine kurzweilige Lektüre!
Gerhard Simke,
Vorsitzender des Förderkreises
Polizeihistorische Sammlung Berlin e.V.
Leiter der Berliner Kriminalpolizei seit 1945
Groß-Berlin
Arthur Lück
20. bis 22. Mai 1945
Heinz Wagenknecht
23. Mai bis 31. August 1945
Paul Kuckenberg
1. September 1945 bis 11. Januar 1946
Franz Erdmann
April 1946 bis 20. September 1948
Westberlin
Gustav Nitsch
1948 bis 1950
Kurt Linke
1950 bis 31. Januar 1952
Wolfram Sangmeister
1. Februar 1952 bis 30. September 1969
Otto Boettcher
1. Oktober 1969 bis 30. September 1979
Hans Kaleth
1. Oktober 1979 bis 31. Oktober 1982
Manfred Kittlaus
1. Januar 1983 bis 1. September 1986
Joachim Leupolt
24. März 1987 bis 30. Juni 1990
Ostberlin
Alfred Schönherr
20. September 1948 bis 1. Oktober 1950
Karl Dienstbach
1. Oktober 1950 bis 31. März 1955
Für den Zeitraum 1955 bis 1972
liegen keine gesicherten Daten vor
Alfred Ballschmieter
August 1972 bis April 1975
Walter Buchecker
Januar 1976 bis 31. Dezember 1985
Manfred Kolbe
1. Januar 1985 bis 3. Oktober 1990
Bundeshauptstadt Berlin
Wolfgang Schinz
1. Juli 1990 bis 31. Oktober 1992
Dieter Schenk
1.Juni 1992 bis 1998
1994 mit Gründung des LKA in
Personalunion Polizeivizepräsident und Leiter des LKA
Ulrich Voß
1. August 1998 bis 30. September 2001
Peter-Michael Haeberer
ab 1. Oktober 2001
Einführung
Gegenwart und Zukunft der Berliner Kriminalpolizei
von Dieter Glietsch Polizeipräsident in Berlin
Die Geschichte der Berliner Kriminalpolizei seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist – wie die keiner anderen Polizeiorganisation in Deutschland – von den historischen Rahmenbedingungen dieser Zeit geprägt.
Hier in Berlin untersteht die Polizei bis zur Wiedervereinigung faktisch alliierter Oberhoheit, wenn diese auch in den beiden Teilen der Stadt unterschiedlich ausgestaltet war, hier gilt bis zur Herstellung der staatlichen Einheit teilweise eine andere Rechtslage als in der übrigen Bundesrepublik Deutschland, und hier findet im Oktober 1990 eine besondere Art von Vereinigung statt, weil die beiden Hälften einer Stadt wieder zusammengeführt werden.
Während sich die Polizei in den neuen Bundesländern im Wesentlichen aus altem Personal organisiert und die Polizei in den bisherigen Bundesländern dadurch allenfalls „neue Nachbarn“ bekommt, müssen in der deutschen Hauptstadt die Personalkörper zweier ganz gegensätzlicher Polizeisysteme zusammengeführt werden.
Die Berliner Polizei (und in ihr die Kriminalpolizei) hat diese einzigartigen Aufgaben bravourös gelöst. Berlin wurde und ist – allen Unkenrufen zum Trotz – auch nach der Wiedervereinigung nicht „die deutsche Hauptstadt des Verbrechens“; die Geschichte der Berliner Kriminalpolizei nach 1945 bleibt trotz aller Schwierigkeiten und Probleme eine Erfolgsgeschichte. Dabei knüpft die Berliner Kriminalpolizei durchaus an ihr Ansehen aus der Zeit vor dem Dritten Reich an, wobei sich Erfolge der Nachkriegszeit allerdings kaum noch an der Leistung Einzelner festmachen lassen. So populäre und charismatische Kriminalisten wie den legendären Chef der Mordkommissionen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, Ernst Gennat, der damals eine Institution und jedem Berliner bekannt war, findet man hier nach dem Krieg kaum noch.
Natürlich gibt es auch in der Nachkriegsgeschichte der Berliner Kriminalpolizei Namen, die bis zum heutigen Tag hervorragenden Klang haben. Aber einerseits sind Kriminalisten wie Sangmeister, „der dicke“ Deter, Schmadlowski („Schmadde“) oder Schwichtenberg („Schwichte“) eben nur altgedienten oder schon pensionierten Kriminalbeamten, nicht jedoch der breiten Bevölkerung ein Begriff. Andererseits erfordern die komplexen Aufgaben der Kriminalitätsbekämpfung heute auch in weitaus stärkerem Maße das zielgerichtete und gekonnte Zusammenwirken vieler in einer leistungsfähigen Organisation.
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