Nachfolgende Tabelle gibt alle Argumentationsmuster wieder, die im Teil 2 dieser Arbeit beschrieben werden:
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Schlussregel in kurzen Stichworten |
Ausformulierte Schlussregel |
Anpassung |
Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft |
Wenn Migrant*innen sich an die Kultur bzw. Werte und Regeln der Aufnahmegesellschaft anpassen, sind sie „gute“ Ausländer*innen und haben auch dementsprechend Unterstützung verdient. |
Belastung |
Migrant*innen/Flüchtlinge als Belastung |
Weil das Land mit einem Problem stark belastet ist, sollten Handlungen ausgeführt werden, die diese Belastung verringern. |
Christliche Werte |
Wir müssen christliche Werte leben |
Weil Maßnahmen oder Handlungen mit den Grundsätzen des Christentums vereinbar bzw. nicht vereinbar sind, müssen diese Maßnahmen oder Handlungen ausgeführt bzw. unterlassen werden. |
Diskriminierung |
Migrant*innen werden diskriminiert |
Weil Migrant*innen diskriminiert werden, bedarf es Maßnahmen, die diese Diskriminierung unterbinden. |
Echtheit |
Nur echte Flüchtlinge aufnehmen |
Weil nur „echte“ Flüchtlinge aufgenommen und untergebracht werden sollen, müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Einreise „unechter“ Flüchtlinge verhindern bzw. die alleinige Aufnahme „echter“ Flüchtlinge fördern. |
Folgen |
Folgen für die Sprachgruppen in Südtirol |
Weil aufgrund der zunehmenden Einwanderung bestimmte Handlungen (nicht) ausgeführt werden, kommt es zu einer Annäherung oder Abgrenzung zwischen den bodenständigen Sprachgruppen. |
Gefahr |
Migrant*innen/Flüchtlinge als Gefahr oder Gefahr (für die eigene Sprachgruppe) / für den sozialen Frieden |
Weil eine (politische) Handlung bzw. Entscheidung bestimmte gefährliche Folgen hat, sollte sie nicht ausgeführt werden bzw. ist sie abzulehnen. |
Gegenseitigkeit |
Integration als gegenseitiger Prozess oder Vorwurf einer fehlenden Gegenseitigkeit |
Weil Integration nur durch gemeinsamen Einsatz von Migrationsgesellschaft und Aufnahmegesellschaft möglich ist, sollte diese Gegenseitigkeit gefördert werden. Weil Christ*innen in muslimischen Ländern ihre Religion nicht frei ausüben dürfen, sollte dies den Muslim*innen in christlichen Ländern ebenfalls versagt bleiben. |
Gemeinsam |
Wir müssen gemeinsam handeln |
Weil eine Person/ein Land/eine Gruppe nicht alleine die Herausforderung stem-men kann, braucht es die Zusammenarbeit aller. |
Geschichte |
Auch wir waren einmal Migrant*innen/Flüchtlinge |
Weil auch wir einmal Flüchtlinge/Migrant*innen waren und auf Hilfe angewiesen waren, sollten wir Flüchtlinge/Migrant*innen unterstützen. |
Großzügigkeit |
Nicht zu großzügig sein |
Weil Großzügigkeit gegenüber Migrant*innen die Zuwanderung verstärkt, sind Handlungen zu unterlassen, die Südtirol zu „attraktiv“ für Zuwanderung machen . |
Hilfe |
Wir müssen den Flüchtlingen helfen |
Weil eine Notsituation eingetreten ist, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die Hilfe verschaffen. |
Humanität |
Humanitärere Behandlung der Migrant*innen/Flüchtlinge |
Weil Handlungen aus humanitären Gründen (nicht) geboten sind, sind diese Handlungen zu befürworten bzw. abzulehnen. |
Image |
Moscheen zerstören die (Kultur-)Landschaft |
Wenn eine politische Handlung ausgeführt wird bzw. unterbleibt, schädigt dies dem Image des Landes. Daher ist die Handlung (nicht) abzulehnen bzw. (nicht) auszuführen. |
Kennenlernen |
Wir müssen uns kennenlernen |
Wenn Einheimische und Zuwanderer sich besser kennenlernen, können die mit Zuwanderung und Integration verbundenen Probleme und Konflikte gelöst werden. |
Kosten |
Migrant*innen kosten (nicht) zu viel |
Weil etwas viel bzw. wenig Geld kostet, sollten Handlungen ausgeführt werden, die die Kosten verringern bzw. brauchen keine Handlungen ausgeführt werden, die die Kosten verringern. |
Kriminalität |
Die Siedlung als Hort der Kriminalität |
Weil Menschen kriminelle Handlungen begehen bzw. nicht begehen, sollten Maßnahmen ergriffen werden bzw. brauchen keine Maßnahmen ergriffen werden, die zur Unterlassung solcher Handlungen führen. |
Landessprachkenntnisse |
Integration durch Landessprachkenntnisse |
Weil Kenntnisse der Landessprache Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sind, sollen Migrant*innen die Sprache erlernen. |
Machbarkeit |
Integration ist (nicht) machbar |
Weil die Förderung der Integration (nicht) durchführbar bzw. (nicht) umsetzbar ist, sollte diese F ö rderung vertreten bzw. aufgegeben werden. |
Notwendigkeit |
Moschee als Notwendigkeit |
Weil die Bereitstellung von Strukturen für die islamische Gemeinschaft notwendig werden wird, sollen Maßnahmen dahingehend ausgeführt werden. |
Nutzen |
Migrant*innen als wirtschaftlicher Nutzen |
Weil eine Handlung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten einen bzw. keinen Nutzen erbringt, sollte sie ausgeführt bzw. nicht ausgeführt werden. |
Nutzlosigkeit |
Das überarbeitete Wohnbauförderungsgesetz ist nutzlos |
Weil bestimmte Maßnahmen/Handlungen nutzlos sind, sollten diese nicht ausgeführt/unterlassen werden. |
Partizipation |
Integration durch (soziale/politische) Partizipation |
Weil die politische Teilnahme und die Möglichkeit der Mitsprache für eine mögliche Integration (nicht) förderlich sind, sollten diese (nicht) ermöglicht werden. |
Pflicht |
Wir müssen unserer Pflicht nachkommen |
Weil eine Handlung bzw. die Unterlassung einer Handlung der (moralischen, ethischen, religiösen oder gesetzlichen) Pflicht entspricht, soll diese Handlung ausgeführt bzw. unterlassen werden. |
Politischer Islam |
Moschee als politischer Ort |
Weil die Errichtung einer Moschee nicht nur dem religiösen Zweck diene, sondern Moscheen auch Zentren politischer Lehren und politischer Entscheidungen seien, sollten keine Moscheen gebaut werden. |
Populismus |
Vorwurf des Populismus |
Weil rechtspopulistische Parteien Themen für sich missbrauchen und dadurch Konflikte verstärken, sollten Maßnahmen dagegengesetzt werden. |
Realität |
Migration ist Realität |
Weil die Einwanderung und die Niederlassung von Migrant*innen Realität geworden ist, muss die Integration der neuen Bürger*innen angegangen werden. |
Recht |
Migrant*innen haben ein Recht auf einen Ort des Gebets |
Weil Migrant*innen aufgrund kodifizierten Rechts ihre Religion frei ausüben können, sind Entscheidungen, wie die Bereitstellung eines Gebetsraumes, zu akzeptieren. |
Schule |
Integration durch Schule |
Weil der Besuch der Schule die Integration in die Gesellschaft fördert, sollte dort angesetzt werden. |
Selbstbewusstsein |
Christ*innen müssen Selbstbewusstsein haben |
Weil den Christ*innen Selbstbewusstsein fehlt, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dieses Selbstbewusstsein stärken. |
Selektion |
Integration durch Selektion |
Weil Migrant*innen mit bestimmten Eigenschaften sich besser in die Gesellschaft integrieren lassen, sollten auch nur diese zuwandern dürfen. |
Steuerung |
Wir müssen Integration steuern |
Um die Integration fördern zu können, sollte durch Vereine, Gesetzte, Politik usw. aktiv zur Verbesserung der Integration beigetragen werden bzw. sollte Integration aktiv gesteuert werden. |
Untätigkeit |
Wir sind zu untätig |
Weil der Staat bzw. das Land oder eine bestimmte Personengruppe untätig geblieben sind, kommt es zu negativen Folgen, die vermieden werden müssen. |
Verantwortung |
Wir müssen Verantwortung übernehmen |
Weil ein Land bzw. eine Gruppe oder eine Person (mit)verantwortlich ist für die Entstehung von Problemen, sollte es bzw. sie sich an der Lösung der entstandenen Probleme beteiligen. |
Verständnis |
Wir müssen Verständnis zeigen |
Wenn wir mehr Verständnis füreinander aufbringen, können Probleme und Konflikte gelöst werden. |
Verteilung |
Migrant*innen/Flüchtlinge verteilen |
Weil eine zu große Anzahl von Migrant*innen bzw. Flüchtlingen an einem Ort die Integration verhindert bzw. den Ort überlastet, sollten größere Gruppen aufgeteilt werden. |
Vorrang |
Vorrang den Südtiroler*innen |
Weil Einheimische stets den Vorrang behalten sollten, seien Handlungen zu unterlassen bzw. zu unternehmen, um die diese Vorrangstellung beizubehalten. |
Vorteil |
Migrant*innen erhalten zu viele Vorteile |
Weil Migrant*innen gegenüber den Einheimischen zu viele Vorteile genießen, sollte etwas dagegen unternommen werden. |
Vorurteil |
Wir dürfen keine Vorurteile haben |
Weil Vorurteile gegen bestimmte Gruppen bzw. Handlungen bestehen, gibt es ein bestimmtes Problem. Wenn solche Vorurteile beibehalten bzw. aufgegeben werden, kann das Problem (nicht) gelöst werden. |
Zahlen |
Es gehen (nicht) zu viele Wohnungen an Migrant*innen |
Weil die Zahlen einen bestimmten, in einem inhaltlich spezifischeren Topos behaupteten Zusammenhang belegen, sollte eine bestimmte Handlung ausgeführt bzw. unterlassen werden. |