Michael Göring - Vor der Wand

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Eine Jugend in den 1960er und 70er Jahren in einer typischen Mittelstandsfamilie, dem Rückgrat der Bundesrepublik, dem Hort der Tabus. In der Vätergeneration glimmt noch die Operetten-Idylle, bei den Jugendlichen geht es um laute Rockmusik, lange Haare, sexuelles Erwachen und viele linke Thesen. Georgs Vater gehört zur sprachlosen Generation, doch Georg bohrt und gibt keine Ruhe. Erst als sein Vater nichts mehr zu verlieren hat, öffnet er sich seinem längst erwachsenen Sohn. AUTORENPORTRÄT Michael Göring, Jahrgang 1956, ist in Westfalen aufgewachsen. Seit seinem Literaturstudium sammelt er Geschichten, hält Berichte und Szenen in Tagebüchern fest. 2011 erschien sein erster Roman Der Seiltänzer. Der Autor leitet die gemeinnützige ZEITStiftung und unterrichtet im Fach Kultur und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

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Georg hatte Vaters Bericht Mutter nie gezeigt, auch Bärbel nicht. Er hatte Mutter einmal in der Küche beim Abwaschen gefragt, ob sie wüsste, was Vater damals in Italien gemacht hatte. »Das kann nichts Besonderes gewesen sein, Georg. Dein Vater war immer ein anständiger Mann!« Damit hatte sie sich wieder dem Spülbecken zugewandt. Er hatte das Geschirr getrocknet und nichts weiter gesagt.

Wenig später hatte Mutter ihren Norbert gefunden und er seine Marie verloren. Mutter war wieder Lebenspartnerin und dank Bärbel mehrfache Großmutter. Da musste er auch an Feiertagen nicht mehr unbedingt nach Langenheim fahren und konnte in seiner kleinen Wohnung in Rüttenscheid bleiben, allein für sich mit immer mehr Schallplatten.

Tante Elfi kam zurück und ließ sich auf die Kniebank fallen. Wie immer eine Spur zu laut.

Eigentlich hatte er nach Maries Weggang wieder etwas Politik machen wollen, richtige Politik, ganz anders als in den Studienjahren an der Kölner Uni. Da hatten sie Ende der Siebziger im historischen Seminar alle ständig politisiert und irgendwelche linken Thesen verbreitet. Die SPD-Ortsgruppe im Essener Süden hingegen machte recht bodenständige Politik und war ihm anfangs gar nicht so unattraktiv erschienen, aber irgendwie war das nach kurzer Zeit ins Stocken geraten. Dabei hätte ihn Schul- und Bildungspolitik im Stadtrat durchaus gereizt, vielleicht wäre er von dort sogar weiter gekommen, in den Landtag womöglich. Aber diese unsäglichen Sitzungen zur Vorbereitung der Kommunalwahl, diese unerträgliche Selbstgefälligkeit einiger alter »Genossen« und dieser Obergenosse, der von ihm erwartete, ganze Samstage auf dem Rüttenscheider Markt herumzulaufen und die Leute aktiv anzusprechen. Unmöglich! Eigentlich sollte er sein Parteibuch zurückgeben.

»… und gib uns unseren Frieden!«

»Amen.«

Das ist nicht ganz so einfach mit dem Frieden, lieber Herr Vikar, wenn Sie nicht Frieden mit Tod und Friedhof gleichsetzen wollen. Frieden zu Lebzeiten hatte Vater wohl kaum. Der kam erst mit diesem hässlichen Krebstod. Aber er hatte zumindest seine Operettenschlager gehabt, diese sentimentalen Beruhigungsdrogen. Georg hätte jetzt in der Kirche fast laut losgesummt. Was hatte eigentlich er, sein Sohn?

»Der Dich erhält,

wie es Dir selber gefällt,

hast Du nicht dieses verspüret!«

Er hatte keine Lust mehr auf Kirchenlieder. Die ließen ihn an Regensburg denken, jeden Morgen um 7 Uhr 15 Heilige Messe! »Stimmtraining Buben, lauter Stimmtraining!« Er hörte die Stimme des Prof.

Dienstag, 28. September 1982

Blut, dieser ganz besondere Saft

»Professor Nordmann schlägt eine Blutübertragung vor«, hatte seine Mutter am Telefon gesagt, »Walter und du, ihr habt doch beide diese seltene Blutgruppe.« Er hatte am nächsten Tag den Frühzug genommen, zweieinviertel Stunden von Köln nach Langenheim. Ihm schlug ein kühler erster Herbstwind entgegen, als er in Langenheim auf den Bahnsteig trat. Es war Ende September, der Sommer hatte sich verabschiedet. Er würde im Krankenhaus erst einmal um einen Kaffee bitten. Ob eine Blutübertragung überhaupt helfen könnte?

Georg ging den Bahnsteig entlang Richtung Ausgang. Da stand Flöten-Ewald neben der Treppe und flötete laut »Komm Zigan, komm Zigan, spiel mir ein Lied«, eine Hand an der Deichsel seiner Gepäckkarre, die andere an der weißen Gepäckträger-Mütze, die er vor seiner linken Brust hielt. »Selbständiger Dienstmann« stand auf der Mütze. Georg hatte ihm mit dem Kopf gleich zu verstehen gegeben, dass er für seinen Rucksack keine Hilfe brauchte und Ewald hatte mitten im Pfeifen mit trauriger Miene den Blick gesenkt. Doch da rief schon eine ältere Dame zwei Wagen weiter »Gepäckmann, Gepäckmann«. Sofort änderte Flöten-Ewald das Lied und flötete nun »Gern hab ich die Frau’n geküsst« mit dem leichten Vorhalt vor »geküsst«, den auch Vater an dieser Stelle immer so sang. Georg musste lachen. Er stieg die Treppe hinunter und entschied sich gegen eine Taxe. Er würde zum Krankenhaus laufen, den Weg durch den Stadtpark nehmen, den »Grünen Winkel«, an der Lippe entlang. Es war Viertel nach neun, Mutter wusste, dass er direkt ins Krankenhaus kommen würde, wahrscheinlich saß sie schon an Vaters Bett und wartete auf ihn. »Alles wird gut«, hatte sie auch gestern wieder gesagt, »alles wird gut.«

Mutter hatte Anfang letzter Woche angerufen: Dr. Bracke sei sich nicht sicher, Vaters Rückenschmerzen seien doch seltsam beständig. Auch Dr. Wingert, der Orthopäde, hätte sich nicht mehr zu helfen gewusst. Drei Tage später war sie erneut am Telefon, mittags, er war eher zufällig in seiner Wohnung, hatte eigentlich in der Institutsbibliothek arbeiten wollen, als das Telefon klingelte. Zuerst hörte Georg nur ein Schluchzen, dann die Stimme seiner Mutter. »Das Rückenproblem kommt nicht von den Knochen«, sagte sie leise, machte wieder eine Pause und schluchzte erneut, »es rührt von Metastasen her. Krebs ist die Ursache, Georg, Krebs, wahrscheinlich Lungenkrebs.« Mutter weinte, laut und lange. »Ich habe auch schon mit Bärbel gesprochen«, stammelte sie dann, »sie will in wenigen Stunden kommen. Wir müssen abwarten, wir können nichts anderes tun. Es ist Krebs, Georg, Krebs!«

»Das tut mir sehr, sehr leid, Mutter, wahnsinnig leid.« Georg hatte ganz leise gesprochen, er wusste nichts Rechtes zu sagen. Die Nachricht blieb an der Oberfläche, drang nicht zu ihm durch.

»Dabei hatten die Ärzte doch immer gesagt, bei Vater sei etwas mit den Bandscheiben nicht in Ordnung. Und jetzt Krebs, Georg, Krebs! Sie haben auch Metastasen in der Leber entdeckt!« Mutters Stimme erstickte erneut.

»Ärzte können sich irren, Mutter.«

»Professor Nordmann ist zum Glück ganz zuversichtlich.« Das Weinen ebbte ein wenig ab. »Es gibt da eine neue Therapie, Bestrahlung kombiniert mit Chemotherapie, hat er mir erklärt. Er wird für Vater die richtige Mischung zusammenstellen. Aber eins ist ganz klar«, Mutters Stimme wurde auf einmal fest und bestimmt: »Vater darf nichts davon wissen. Für ihn lautet die Diagnose: Rückenbeschwerden, Bandscheibenprobleme, unbekannte Ursache, es kann länger dauern, aber alles wird gut.« Sie ließ Georg noch am Telefon schwören, dass er Vater gegenüber nichts anderes äußern würde. Optimismus sei die wichtigste Waffe gegen die heimtückische Krankheit, das habe auch Professor Nordmann gesagt. Ob er nicht gleich kommen könne, hatte sie noch hinzugefügt. Als er dann tatsächlich letzte Woche, nur einen Tag nach Mutters Anruf, ins Krankenzimmer trat, hatte Vater ihn mit großen Augen angesehen. »Es scheint ja richtig schlecht um mich zu stehen, wenn du an einem Werktag eigens aus Köln zu mir ans Krankenbett kommst.« Vaters Stimme war matt gewesen, ganz anders als sonst, wo er gern mit kräftiger Tenorstimme auch die schlichtesten Sätze mit Melodie und Klang füllte. Sein schwarzes, noch immer volles Haar wirkte stumpf, an den Schläfen war mehr Grau hinzugekommen. Die Haut schien fahl. Aber vielleicht kam das auch nur von der sterilen, nüchtern weißen Atmosphäre des Krankenhauszimmers, die so schnell auf die Patienten abfärbt. Georg war erschrocken. Er bemühte sich, Vater nichts von diesem Schrecken und seiner Unsicherheit spüren zu lassen. »Es wird alles wieder gut, Walter«, hatte Mutter nochmals wiederholt, »Professor Nordmann und der Orthopäde sind sich sicher, es wird alles gut, die kriegen deinen Rücken wieder hin.« Sie hatten nicht weiter über die Krankheit gesprochen. Vater hatte ihn nach dem Stand der Staatsexamensvorbereitung gefragt, nach Marie und seinem Eindruck vom Ende der Regierung Schmidt.

»Verrat, Georg, kein Verlass bei den Sozis, eigentlich schade um den Schmidt.« Hier war Vaters Stimme sogar ein wenig kräftiger geworden, doch plötzlich fuhr er mit der rechten Hand unter seinen Rücken und verzog das Gesicht. Er presste die Lippen aufeinander, kniff die Augenlider zusammen und während er langsam ausatmete, hörte Georg, wie er »diese fürchterlichen Schmerzen« flüsterte.

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