Ein böses Grinsen kräuselte die Lippen des Spions. «Nun, das paßt mir gut. Wenn ich nach Kopenhagen komme, erhalte ich wenigstens Gelegenheit, Rache zu nehmen. Darauf freue ich mich jetzt schon.»
«Rache?» wiederholte Walther schroff. «Was meinen Sie damit?»
«Ich denke da vor allem an einen widerlichen Burschen namens Jan Helmer. Er und seine Freunde sind mir schon einige Male in die Quere gekommen... und jetzt erhalte ich vielleicht die Möglichkeit, es ihnen heimzuzahlen...»
«Quatsch!» unterbrach ihn der Chef mit gerunzelter Stirn. «Aus den Berichten weiß ich sehr genau Bescheid über diesen Jan Helmer. Bei unserer Art Arbeit dürfen wir kein Risiko eingehen und uns nicht mit privaten Racheakten belasten. Noch dazu, wenn es sich, wie in diesem Fall, um ein paar Schuljungen handelt, und wenn der Vater dieses Jan Kriminalkommissar ist. Also lassen Sie gefälligst die Finger davon.»
Katz seufzte. «Das ist eine ganz schlaue Bande, Chef. Die Kerle haben mir das oft genug bewiesen.»
«Ein Grund mehr, sie sich vom Leib zu halten. Ihre Aufgabe ist sehr wichtig, und wir müssen mit äußerster Vorsicht vorgehen. Wenn Sie sich in private Rachegeschichten einlassen, werden Sie die Folgen rasch spüren. Sie wissen doch, was Leuten geschieht, die sich nicht genau an meine Weisungen halten?»
«Ja», murmelte Katz.
«Gut, dann brauchen wir darüber kein Wort mehr zu verlieren. Unten auf der Straße steht ein Wagen für Sie. Sie werden direkt zu Ihrem Versteck gefahren und erwarten dort meine weiteren Befehle. Auf Wiedersehen, Katz.»
«Auf Wiedersehen!»
Als die Tür sich hinter Paul Katz geschlossen hatte, blieb Samuel Walther noch eine Weile mit düsterer Miene sitzen. Dann drückte er auf einen Knopf, und gleich darauf öffnete sich ganz leise eine Seitentür. Ein Mann trat ein und blieb abwartend neben der Tür stehen.
«Setzen Sie sich, Wolf!» befahl der Chef, ohne sich nach dem Mann umzuwenden. «Haben Sie ihn deutlich genug gesehen?»
«Ja», antwortete der Mann und setzte sich. «Ich konnte ihn die ganze Zeit durch das Guckloch beobachten.»
«Haben Sie sich seinen Gang gemerkt?»
«Ja, er zieht das rechte Bein ein wenig nach.»
Der Chef nickte befriedigt. «Gut, Wolf. Sie haben die Augen offen gehalten. In einigen Tagen wird er sich ziemlich verändert haben, aber natürlich wird er das rechte Bein nach wie vor etwas nachziehen. Außerdem werden Sie vor seiner Abreise nach Kopenhagen nochmals Gelegenheit erhalten, ihn genau zu betrachten.»
Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort: «Ich dachte mir schon, daß Katz sich rächen möchte, wenn er wieder nach Kopenhagen kommt, aber das muß unter allen Umständen verhindert werden. Nicht aus Rücksicht gegenüber Jan Helmer und seinen Freunden, sondern weil wir ganz einfach jedes unnötige Risiko vermeiden müssen. Deshalb werden Sie Katz nach Kopenhagen folgen und darüber wachen, daß er meine Befehle bis ins kleinste Detail ausführt. Sollte Katz seinen Rachegelüsten trotz meiner Warnung nachgeben, dann wissen Sie, was Sie zu tun haben.»
«Jawohl.»
«Gut, ich verlasse mich auf Sie, Wolf. Ihre Belohnung wird dem entsprechen, was Sie leisten. Die vor uns liegende Aufgabe ist so wichtig, daß nichts schiefgehen darf, absolut nichts!»
Wolf schwieg eine Weile, dann fragte er vorsichtig: «Glauben Sie denn, daß Katz es wagen wird, Ihren Befehlen zuwiderzuhandeln?»
«Ich will es gar nicht erst darauf ankommen lassen», entgegnete Walther barsch. «Wenn ich ihn nicht gewarnt hätte, wäre er diesem Jan Helmer zweifellos zu Leibe gegangen. Wie es jetzt steht, weiß ich nicht genau. Hoffentlich wagt er es nicht. Es wäre schade um ihn, er ist ein tüchtiger Mann.»
Aber im Hinblick auf die Wirkung seiner Warnung irrte sich der Spionagechef gründlich. Als Paul Katz die Treppen zu dem wartenden Auto hinabstieg, zischte er böse zwischen halbgeschlossenen Lippen: «Warte nur, Jan Helmer, mit dir werde ich trotzdem abrechnen!»
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.