Diese Einsilbigkeit und Unfähigkeit, sich anderen mitzuteilen, offenbarte sich in einem legendär zu nennenden Interview, das er unmittelbar nach der WM führte: „‚Herr Janes, Sie waren mit der Nationalelf in Italien?‘ Antwort: ‚Ja!‘ – ‚Sind Sie mit dem Abschneiden zufrieden?‘ – ‚Ja!‘ – ‚Hätten Sie Weltmeister werden können?‘ – ‚Nein!‘ – ‚Der dritte Platz tut es auch?‘ – ‚Ja!‘ ‚Wie war es in Italien?‘ – ‚Warm!‘“ 112
Bei der Rückkehr in ihre Heimatstädte erlebten die erfolgreichen Nationalspieler einen begeisternden Empfang. So standen beispielsweise bei Ernst Lehners Ankunft am Augsburger Bahnhof „Hunderte und Tausende, dichtgedrängt, die (…), als ich schließlich erschien, mehr oder weniger vernehmlich ein schüchternes, aber ehrlich gemeintes ‚Bravo Lehner!‘ herausbrachten“. 113Die Erfahrungen, die der 22-jährige Janes im Sommer 1934 machen durfte, müssen beeindruckend gewesen sein. Auf DFB- und damit letztendlich auf Staatskosten durfte er einen mehrwöchigen Urlaub in Italien verbringen, der durch einige Trainingseinheiten und Länderspiele unterbrochen wurde. Für seine Eltern dürfte ein mehrwöchiger Urlaub zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens drin gewesen sein. Es ist kein Wunder, wenn Paul Janes alles daran setzte, diesen Luxus zu behalten und ihn nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Es ist sogar davon auszugehen, dass Janes’ WM-Teilnahme zu einem neuen Arbeitsverhältnis führte. Denn unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Italien meldete er sich in Düsseldorf polizeilich ab, kehrte zurück nach Leverkusen-Küppersteg und konnte dort wahrscheinlich schon ab Juli 1934 eine Arbeitsstelle bei der I.G. Farben als Expedient antreten. Die exakten Daten zum Beschäftigungszeitraum und zum Anlass der Stellenvergabe liegen leider nicht mehr vor, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Art Belohnung für den gebürtigen Küppersteger handelte. Nach Auskunft des Bayer-Archivs arbeitete Janes als Expedient vermutlich in der Abteilung „Schwerer Lastentransport innerhalb des Werkes Leverkusen“. 114Er erhielt für seine Tätigkeit einen Lohn in Höhe von 150 RM monatlich und blieb bis zum Februar 1937 in Leverkusen beschäftigt. 115
Fortunas Internationale Ernst Albrecht, Paul Janes und „Tau“ Kobierski in roten Fortunahosen.
Sportlich brachte das Jahr 1934 noch zwei deutliche deutsche Auswärtssiege mit sich, jeweils 5:2 in Polen und Dänemark, so dass eine gute Länderspielbilanz unter das Jahr 1934 gezogen werden konnte. Dabei zeigte der Düsseldorfer Schwächen gegen seinen polnischen Gegenspieler Gerard Wodarz, der Janes gleich doppelt düpierte. „Einmal wird ihm der Ball durch die Beine geschoben, und als der Düsseldorfer den polnischen Linksaußen wieder erreicht hat, schiebt dieser den Ball an ihm vorbei und läuft um Janes herum.“ Die anschließende Hereingabe landete zunächst beim polnischen Stürmer Ernst Willimowski (der Jahre später gemeinsam mit Janes für das Deutsche Reich spielen wird), dann am Pfosten, prallte gegen den Rücken Buchlohs und kullerte letztendlich ins Tor der Deutschen. 116Gegen die Dänen zeigte sich Janes laut „Fußball“ ebenfalls außer Form und offenbarte gegen Ende der Partie „bedenkliche Schwächen“. 117
Mitunter ähnlich kritisch wurden seine Leistungen im Vereins- bzw. WSV-Dress betrachtet. Beim Länderpokalduell des Niederrheins gegen Baden im Juli 1934 wirkte er wie ein „zitterndes Nervenbündel“, während er beim 1:0-Erfolg der Fortuna in Mönchengladbach nur drei Monate später selbst die gegnerischen Fans begeisterte. 118Insgesamt betrachtet war es ein erfolgreiches Jahr. Paul Janes galt trotz seines Verteidigereinsatzes gegen Österreich als Deutschlands bester rechter Läufer des Jahres 1934. In der von Raphael Keppel aufgestellten Rangliste der besten Nationalspieler des Jahres tauchte Paul Janes am Ende der Saison 1933/34 erstmals auf und belegte den siebten von insgesamt zehn vergebenen Plätzen. Angeführt wurde die Rangliste im Übrigen von Fritz Szepan. Ebenfalls vor dem Fortunen waren die Düsseldorfer Hohmann und Rasselnberg aus Benrath sowie sein Vereinskollege Kobierski platziert. 119
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