Wer in die USA reist, kommt an Esta, einer Art elektronischer Einreisebewilligung, nicht vorbei. Auch wenn man es schon oft gemacht hat, ist es immer wieder aufregend. Wir nehmen uns sehr viel Zeit dafür. Man muss diese Bewilligung alle zwei Jahre erneuern – und dieses Mal war es halt wieder so weit. Im Internet gibt es eine Homepage für Esta. Einfach draufgehen und die Muttersprache wählen – am Anfang ist es schwierig genug, alles zu verstehen. Dann geht man die Schritte einzeln durch und beantwortet alle Fragen, doch der Anbieter der Seite nimmt es sehr genau. Bei uns war die Adresse 6th Avenue, aber wir mussten Avenue of the Americas, wie die Straße auch genannt wird, eintragen. Bis wir das herausgefunden hatten, erhöhte sich unser Blutdruck merklich. Wenn alles richtig beantwortet ist, wird man auf die nächsten Seiten weitergeleitet. Der Ratschlag hört sich jetzt lustig an, weil wir uns selbst nicht daran halten, aber ruhig bleiben, genau durchlesen und immer wieder versuchen, wenn es nicht weitergeht. Früher gab es die Bewilligung gleich, dieses Mal dauerte es ein paar Stunden. Das war echt aufregend, bis es schließlich hieß: Die Einreise ist bewilligt. Wir druckten den Bescheid vorsichtshalber aus und nahmen ihn mit auf die Reise.
Vor der Abreise gab jede Menge zu bedenken und zu sortieren. Unser Flug ging von Frankfurt, also haben wir sehr schnell eine Bahnfahrkarte gekauft. Um einen Sparpreis zu bekommen, ist es immer besser, das alles so früh wie möglich zu machen.
Wollten wir auch mit der Bahn von Hamburg zurück? Bilder von zwei keuchenden älteren Damen mit sehr schweren Koffern kamen uns bei der Überlegung in den Sinn. Unser kleines Auto wäre die bessere Möglichkeit. Also rief ich meine Mutter in Hamburg an, die sofort bereit war, den Autositter zu machen. Wir brachten das Auto also zwei Tage vor der Abreise zu ihr, hatten einen wunderschönen Tag in Hamburg und gondelten dann entspannt mit dem Zug nach Hause zurück. Noch einen Tag Arbeit, dann war es so weit.
Okay, eine Sache haben wir hier ganz damenhaft übersprungen. Jetzt kommt etwas zur Sprache, das wohl viele interessiert – das Kofferpacken. Was nimmt man denn auf so eine Reise mit? Natürlich hatten wir damit nicht erst zwei Tage vorher etwas zu tun. Wir bewegten uns schon Wochen früher rund um dieses Thema.
Es ist Mai – wir nahmen also an, dass es in New York mit T-Shirt und Jeans gehen würde. Eine leichte Jacke haben wir immer dabei und natürlich Latschschuhe. Ich verrate, dass wir beim Packen ganz oft den Regenschirm vergessen und – und so mussten wir uns auch dieses Mal in New York einen neuen kaufen. Was aber nimmt man tatsächlich mit auf eine Königin?
Selbstverständlich haben wir uns vorab den Dresscode eingehend angeschaut. Der war nicht zuletzt auch in der Bordzeitung abgedruckt. Im Laufe des Buches werden wir immer mal wieder auf dieses Thema kommen. Wir wollten auch sehr gern unsere Abendkleider ausführen – und die Queens haben ja auch diesen ganz besonderen Stil. So sind nach 18 Uhr kurze Hosen und Bluejeans nicht mehr erwünscht. Man kann darüber natürlich geteilter Meinung sein, aber wer solch einen Dresscode nicht möchte, sollte sich stattdessen vielleicht einen Kreuzfahrer im Partystil aussuchen und nicht gerade einen ehrwürdigen Luxusliner. Wir hatten in unseren Informationen gelesen, dass die Fahrt ab Southampton nach Hamburg eher als Schnupperkreuzfahrt gilt und alles etwas lockerer gesehen wird, aber bei der Transatlantiküberquerung würde man sich ohne die geeigneten Kleider doch eher merkwürdig fühlen. Und das wollten wir nicht. Aber was sind jetzt geeignete Kleider?
Für New York war die Sache klar: T-Shirts, Jeans, gemütliche Schuhe und leichte Jacke. Und für die Königin? Wie würde das Wetter? Wie warm die Innenräume? Viele Fragen, die uns keiner so richtig beantworteten konnte. Unser beider Vorteil ist, dass wir dieselbe Kleidergröße haben, das heißt, wir konnten tauschen. Mit Schmuck und Frisur lässt sich so jedes Outfit verändern. Wir hatten beide unsere hochhackigen Schuhe dabei. Der Weg zur Kabine ist ja nicht weit. Selbstverständlich wurden auch die Badeanzüge eingepackt. Wir hofften auf viel Sonne.
Dann gab es noch eine wichtige Sache. Natürlich hatten wir auch früher jedes Mal eine Kamera auf unseren Reisen dabei, aber gerade dieser besondere Urlaub brauchte eine besondere Kamera. Es kam uns der Gedanke, alles professioneller aufzuziehen als sonst. Und dieser Gedanke ließ uns nicht mehr los. Das hört sich jetzt vielleicht einfach an, aber das war ein Prozess, der über Monate lief. Schließlich trafen wir die richtige Entscheidung – wir kauften uns die für uns beste Kamera. Die Frage nach der geeigneten Tasche war schnell geklärt. Auch das Notebook musste mit. Die Frage nach einem kleineren Koffer erledigte sich ebenso schnell, wie der Berg an Sachen wuchs, den wir mitnehmen wollten. Mit zwei großen Koffer, zwei schweren Flugbegleitern, Bauchgurten mit den Papieren sowie den wichtigsten Medikamenten und dem Vorhaben, das ein oder andere einzukaufen – so machten wir uns auf den Weg.
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Es war schon etwas Neues – das erste Mal in der Bahn am Notebook zu sitzen und zu schreiben. Lesen kann ich im Zug nicht, aber schreiben geht gut. Klar war es etwas wackelig, aber es ging.
Ausprobieren – ein gutes Stichwort. Wenn ihr schon eine Menge Erfahrung im Reisen habt und einfach etwas Neues machen möchtet wie wir oder es eure erste Reise ist – habt keinen Bammel, Neues auszuprobieren. Es ist Urlaub, das heißt, man kann machen, was man will und dabei Spaß haben. Wir hatten uns vorgenommen, alles auszuprobieren, Spaß zu haben und viele wunderschöne Bilder zu machen.
Eigentlich hat die Reise mit unserer tollen Kamera schon viel früher begonnen. Die ersten Tage haben wir richtig viele Fotos gemacht, und nein, es wurden nicht weniger, sondern eher mehr. Wir waren eigentlich zunächst eher die Schnappschüssler, dann wurden langsam richtig klasse Fotos daraus, bis sie richtig künstlerisch wurden, und jeder staunte, dem wir sie unterwegs zeigten. Langsam kribbelten meine Hände vom Schreiben. Klar gibt es auch die Möglichkeit, alles aufzusprechen, aber sitzt mal in der Bahn oder im Flugzeug und sprecht mit eurem Notebook. Das gibt mit Sicherheit ein paar merkwürdige Blicke. Wir haben es mal ausprobiert, aber irgendwie möchten diese Programme eine deutliche Aussprache. Also blieben wir beim Schreiben und machten zwischendurch immer mal eine Pause.
Während ich schrieb, was mir zu Beginn der Reise so durch den Kopf ging, flitzten die Bahnstationen nur so vorbei. In unserem Bähnle von Bad Salzdefurth aus kreuzte tatsächlich eine Arbeitskollegin auf – eine sehr nette, aber unser Modus war doch schnell auf Urlaub gesprungen. Am Bahnhof Hildesheim war der erste Aufzug kaputt. Doch es gab ein paar nette Männer, die uns die Koffer trugen. Na bitte, es ging doch.
Im IC hatten wir keine Sitzplatzreservierung. Wir vertragen das Rückwärtsfahren nicht so gut. Außerdem ist eine Suche mit den großen Koffern nach bestimmten Sitzplatznummern ist nicht so cool. Man hat in solch einem Fall manchmal einen Platz zwischen den Abteilen, aber es kann auch gemütlich sein, sich zwischen die Koffer zu kuscheln. Doch dieses Mal klappte es mit den Sitzplätzen – eine suchte und holte dann die andere mit dem Gepäck ab.
Die Kassler Berge auf einem Teilstück unserer Bahnstrecke waren wunderschön anzusehen. Wir sind viel in den USA unterwegs, haben aber auch tolle Urlaube in Deutschland gemacht. Nächster Tipp – reisen, lernen und gucken, aber das auch mal vor der Haustür. Es gibt überall tolle Gegenden, aber unsere Herzen schlagen für die USA, die Menschen, Tiere und die prachtvolle Natur, wobei auch Sachen, die von Menschen geschaffen werden, wundervoll sind. Schon mal abends über die Brooklyn Brücke in die Skyline von Manhattan gewandert? Wir schon – und wir werden es auch wieder machen. Da lächelte gerade unsere Kamera ...
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