„Sei getrost, Allabana, die Männer, die im Kampfe fallen, werden dort klaren Trunk schlürfen, sie werden Vater und Mutter umarmen, und ihr Weib wird an ihrem Lager knien ...“
„Du tröstest einen Trostlosen, Hauptmann. Ich habe eine Schlacht verloren!“
„Noch nicht, mein Feldherr. Du sollst nach Bit-Imki ziehen. Auf den Schildern erschlagener elamitischer Fürsten werden wir dich dahin tragen.“
Belnadin bestieg den Streitwagen der Königin. Die Pferde zitterten vor Unruhe, warfen ihre kleinen Köpfe mit den funkelnden Goldtroddeln zurück und bedeckten sich mich Schaum. Endlich das Lockern der Zügel fühlend, griffen sie aus und rasten über die Ebene, dass die goldenen Wagenräder wie zwei kreisende Sonnen schienen.
Die babylonischen Krieger, dem Pfeilregen schon fast erliegend, sahen Belnadin zu Silagar, dem Statthalter von Bit-Imki vordringen und Wagen an Wagen mit ihm kämpfen. Die Augen des Jünglings waren jetzt wie schmale Abgründe, aus welchen der Blick auf die Blössen des Feindes lauerte. Silagar, ein Riese an Wuchs und Stärke, stand trotz eines Lanzenstiches, der ihm die Schulter zerrissen, zum Hiebe ausholend, als ihm Belnadins Schwert in die Kehle fuhr. Der Getroffene brüllte und sank über die Wagenbrüstung. Belnadin aber bahnte sich den Weg weiter zu Addahusu, der die feindlichen Reiter befehligte, warf ihm ein Netz über den Kopf, riss ihn vom Pferde und schleifte ihn hinter dem Wagen her. Da ging ein Lustschrei durch die babylonischen Truppen. Tod und Schrecken verbreitend, lichteten sie die Reihen der Elamiter. In wilder Flucht stoben die führerlosen Feinde dahin.
Doch plötzlich sprang ein elamitischer Krieger auf den Königswagen und zückte den Dolch gegen Belnadin. Dieser wich dem Stosse aus, hieb dem Angreifer die Waffe aus der Hand und traf ihn mit solcher Wucht, dass sein Brustschild zerschellte. Die hageren Brüste eines Weibes wurden sichtbar, aus welchen dunkles Blut quoll.
„Bist du die Hexe Labartu?“ schrie Belnadin, „die mit vergifteten Waffen unsere Männer mordet?“
„Schone mich!“ stöhnte das kriegerische Weib.
„Bist du die Pestbringerin, die mit ihrem Hauch blühendes Land in Wüste verwandelt?“
„Lass mich los, und ich will meine Waffen gegen deine Feinde kehren. Will sie töten durch Gift, Fieber und Hungersnot.“
„Ich schliesse kein Bündnis mit dir. Fahre hinab zu den Utukki, den Dämonen, deinen Brüdern und Schwestern! Mit meinem Schwerte opfere ich dich der Königin Semiramis von Babylon!“
„Fluch über sie und ihr Geschlecht!“ röchelte das Weib mit erlöschenden Augen.
War es bloss die Kühle des Morgens, die über seinen feuchten Körper strich? Ihn schauderte. Er wusste, dass Flüche Gestalt annehmen und leben.
Aber er war stark, stärker als alle und wollte die Königin schützen.
Er sammelte die Krieger, teilte sie in ein Landheer und in eine Truppe, die Bit-Imki zu Wasser angreifen sollte, und sandte Kundschafter voraus in die feindliche Stadt. Eine Nacht harrte er schlaflos ihrer Rückkehr. Auf dem Floss, das er mit Suggagu und den andern Sklaven gerudert hatte, stand er als Befehlshaber, und Allabana lag tot im Zelt auf den erbeuteten Waffen.
Drei Tage später erstürmte Belnadin die elamitische Grenzstadt und bemächtigte sich der babylonischen Schiffe, die durch Verrat in die Gewalt der Elamiter gefallen waren. Im Palaste des Statthalters von Bit-Imki begrub er Allabana.
Macht und Reichtum war ihm plötzlich geworden. Seine Krieger brachten ihm Beute an Gold, Gewändern, Zugtieren, wertvollen Hölzern, Edelsteinen und Frauen.
Sie brachten ihm die Statuen der Stadtgötter und den Thron der Liebesgöttin Ninna, der aus Lapis Lazuli geschnitten war.
Aber seines Sieges nicht froh, sehnte er sich nach Eridu. Eine brennende Ungeduld trieb ihn an das Meer.
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