Inger Gammelgaard Madsen - Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9

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Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9: краткое содержание, описание и аннотация

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Tip top gediegene Unterhaltung von der ersten bis zu letzten Seite. Eine junge Frau reist zu einem Flüchtlingslager in Nordafrika, wo sie für «Ärzte ohne Grenzen» arbeiten will. Ihr wahres Ziel bei dieser Reise aber ist es, ihren Spendervater zu finden, den sie dort vermutet. In Aarhus arbeitet Benito als interner Ermittler an dem Fall eines Beamten, der die Bande Black Swan bestohlen haben soll und nun selbst in großen Schwierigkeiten steckt. Und die Rückkehr eines Mörders aus einem alten, ungelösten Fall erfordert seine Aufmerksamkeit, wie auch die von Anne Larsen, die jetzt als Journalistin bei TV2 Ostjütland im Einsatz ist. «Blutstaub» ist der 9. Band der Krimireihe um den italienischstämmigen Ermittler Rolando Benito und der Journalistin Anne Larsen."… noch eine potentielle Krimiprinzessin." – DBC lektørudtalelse-

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Inger Gammelgaard Madsen

Blutstaub

Roland Benito-Krimi 9

SAGA Egmont

Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9

Originaltitel: Blodregn

Übersetzt von Kirsten Vesper

Copyright © 2016, 2018 Inger Gammelgaard Madsen und Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

All rights reserved

ISBN: 9788711650127

1. Ebook-Auflage, 2018

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.comund Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk– a part of Egmont www.egmont.com

Wenn Stürme über den Wüstensand der Sahara fegen, können die starken Winde große Mengen dieses feinen, roten Sandstaubs hoch hinaus in die Atmosphäre transportieren, über das Mittelmeer und tausende Kilometer weiter. Wenn der Staub vom Regen erfasst wird und die Tropfen auf die Erde fallen, sind sie rot wie Blut gefärbt. Das nennt man Blutregen.

Prolog

Mittelmeer

Die letzten Sonnenstrahlen kämpften dagegen an, ganz in den schwarzen Wolken zu verschwinden, die sich langsam am Himmel ausgebreitet hatten. Nun gaben sie nach und wurden verschluckt. Es frischte auf. Das Meer wirkte auf einmal schwarz wie Öl.

Die Möwe tauchte, wurde aber von dem Windmessgerät erschreckt, das plötzlich schnell im Wind surrte, der von Süden kommend stärker wurde. Der Wind hob die Federn der Möwe und schob sie weg, hoch hinauf zum drohenden Himmel. Sie schwebte im Aufwind und beobachtete all die anderen Möwen, die sich gierig an der Beute unter ihr bedienten. Dann siegte der Hunger über die Furcht, sie tauchte wieder und wurde auf dem Weg nach unten von schweren, kalten Spritzern aus dem Meer getroffen, das in zornigen und gewaltigen Aufruhr geriet, als versuchte es, den hässlichen, toten, schweren Metallkasten zu bekämpfen, der passiv auf der Meeresoberfläche schaukelte. Wie Magensäure, die einen schädlichen Fremdkörper auflösen wollte. Es war eine große Möwe und die anderen wichen ein bisschen, als sie mit lauten Schreien landete, und schritten zurück in den schleimigen Matsch aus Blut und Salzwasser auf dem übelriechenden, glatten Deck. Sie schlug mit den Flügeln, um das Gleichgewicht zu halten. Die Krallen fanden Halt an der Beute und der Schnabel fing instinktiv an, an den blutigen Teilen des Fleisches zu zerren. Weitere Möwen kamen hinzu. Der Schwarm schrie lauter und wilder, als wollte er das zunehmende Tosen des Meeres übertönen. Es gab einen Kampf zwischen den Männchen um einen Leckerbissen. Eine hohe Welle spülte über die Reling und traf sie. Widerwillig ließen sie ab und kreisten im Schwarm, auf eine Möglichkeit wartend, wieder zu tauchen. Einige hatten das Glück gehabt, einen Happen im Schnabel mitzunehmen und verschwanden mit Rückenwind in Richtung Land. Schließlich gaben die anderen auf und drehten ebenfalls um. Der Wind war zu stark. Die Möwen erreichten schreiend mit gefüllten Bäuchen das Land und suchten Schutz vor dem Unwetter. Das Frachtschiff war wieder seinem eigenen Schicksal in der schäumenden Gewalt des Meeres überlassen. Ungefähr zehn Kilometer weiter konnte man die Lichter der Stadt im Landesinneren erahnen. Das Schiff war auf Kurs in die Gegenrichtung, nur gesteuert von der unkontrollierten und unsanften Führung des Sturms. In weniger als einer halben Stunde würde es direkt an die Küste des kleinen Badeortes Palizzi Marina in Süditalien krachen. Falls nicht die Wellen, die es wie riesige Krakenarme umschlossen, vermochten, es vorher mit sich in die Tiefe zu ziehen.

1

Der Staub kitzelte irritierend in seiner Nase. Er nieste. Ein Bild in dem Pappkarton, den er gerade geöffnet hatte, fesselte seine Aufmerksamkeit. Er hob es hoch. Es waren Tante Giovanna und Salvatore, fotografiert mit den blaugrauen Kegeln des Vesuvs vor einem leicht bewölkten Himmel und dem ruhigen, blauen Tyrrhenischen Meer im Hintergrund. Sie saßen auf der Mauer am Meer an der Via Nazario Mauro in Neapel unter einer dieser hübschen, alten, dreiflammigen Straßenlaternen, die er liebte. Rolands Mund wurde trocken. Aber nicht aufgrund der nostalgischen Gefühle wegen der Laternen. Wer hatte seinerzeit dieses Foto gemacht? Salvatore musste darauf dreizehn Jahre alt sein, zwei Jahre, bevor er ermordet wurde. Warum lag es eigentlich hier? Es sollte aufgestellt sein. Oben im Wohnzimmer. Er starrte lange darauf. Spürte den Druck im Brustkorb und wie sein Atem schneller ging. Dann wickelte er es wieder in eine von 2009 datierte Zeitungsseite und legte es vorsichtig zurück in die Kiste, wobei ihm einfiel, warum es nicht aufgestellt war. Damit sie nicht jeden Tag an Salvatores Schicksal erinnert wurden.

„Es ist ja nur für eine Weile“, sagte Rikke hinter ihm wie eine Fortsetzung der gedämpften Unterhaltung, die sie geführt hatten, bevor sie mit einem Stapel gefüllter Pappkartons die Treppe hoch verschwand. Roland, der immer noch in die Erinnerungen an Salvatore vertieft war und nicht gehört hatte, dass sie zurückgekommen war, zuckte zusammen. Rikke nahm einen weiteren Pappkarton, um ihn nach oben auf den Anhänger zu schleppen, der zur Mülldeponie gefahren werden sollte. Irene war oben in der Küche. Sie bereite zusammen mit Marianna das Pfingstessen vor. Ab und zu hörte er seine Enkelin lachen; das Geräusch erhellte ein bisschen die düstere Stimmung, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Sie würden draußen im Garten sitzen. Das Wetter war gut. Viel zu gut, um hier unten in einem dunklen, staubigen Keller zu stehen.

„Den Karton hier darfst du nicht wegschmeißen“, sagte er heiser und schob ihn mit dem Fuß in eine Ecke, weg von den anderen Kisten.

„Mama hat ein riesengroßes Herz, dafür lieben wir sie doch, stimmt’s? Wovor hast du Angst?“, fuhr seine Tochter fort.

„Ich habe keine Angst, Rikke. Aber wir wissen ja nicht, wer die sind.

„Sie sind Menschen in Not, Papa. Und sie haben keinen Platz zum Wohnen!“

Rikke drehte ihm mit einem neuen Stapel Kartons im Arm den Rücken zu und ging damit die Kellertreppe hoch.

Roland antwortete nicht. Wie Irene ihn dazu hatte überreden können, verstand er immer noch nicht, aber ihren Argumenten konnte man selten etwas entgegenhalten. Und sie war aufgeblüht, seit sie als Freiwillige für die Dänische Flüchtlingshilfe arbeitete. Und natürlich hatte sie recht. In nächster Zeit würden viel mehr Flüchtlinge nach Aarhus kommen als angenommen, und die Gemeinde hatte es schwer, Platz zu finden. Es ist unsere Pflicht zu helfen, sagte Irene. Aber ganz Europa hatte Probleme, Platz zu finden. Roland putzte sich die Nase und schaute sich um. Sie wurden des Chaos allmählich Herr. Die Zimmer der Mädchen, die seit ihrem Auszug vor langer Zeit ungenutzt waren, waren instand gesetzt worden und nun, da der Keller aufgeräumt und geputzt war, konnte man hier mehrere Betten aufstellen. Nur übergangsweise. Darauf musste er Irene festnageln. Nur, bis die Gemeinde geeignete Unterkünfte für sie gefunden hatte.

Er hörte das Poltern auf der Treppe und schaute auf.

„Ich habe den Staubsauger dabei. Sind wir dann nicht auch bald fertig?“, meinte Rikke und steckte den Stecker rein. Der Apparat röhrte, sodass man schreien musste, um ihn zu übertönen.

„Doch! Ist Tim schon da?“

„Ja, er deckt zusammen mit Marianna den Tisch!“, rief sie und er musste vor der Düse des Staubsaugers flüchten, die vor und zurück um seine Füße herum fuhr.

„Wollte er nicht den Anhänger zur Deponie fahren?“ „Ja, das macht er nach dem Essen!“

Roland verließ den Lärm im Keller und eilte die Treppe hinauf. Angolo stand oben bereit und wedelte mit dem Schwanz. Er hatte kläglich gewinselt, als Roland morgens die Stufen hinuntergegangen war. Der Schäferhund konnte nach der Schulteroperation vor ein paar Jahren keine Treppen mehr laufen. Der Tierarzt hatte prognostiziert, der Hund würde nie wieder normal gehen können. Er humpelte mit Irene um die Wette. Sie teilten das gleiche Schicksal. Roland griff mit beiden Händen in das dicke Fell um den Hals des Hundes und schüttelte es liebevoll, während er ihn gedämpft zum Spielen aufforderte; dann erstarrte er, als er durch die offene Terrassentür die Stimmen im Garten hörte. Dagnys gurrende Stimme tat ihm in den Ohren weh und Carl Ernsts beständiger Tabakhusten folgte.

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