Rainbow Dash schüttelte den Kopf. „Das werde ich wohl eher nicht tun.“
„Du vielleicht nicht“, kicherte Pinkie Pie. Sie zog ein weiches Marshmallow-Kissen aus ihrem Rucksack.
Vorne im Bus klatschte Direktorin Celestia in die Hände. „Achtung, Schüler! Wir sind fast da, aber bevor wir ankommen, wollte ich nur sagen, wie stolz wir darauf sind, dass ihr das Geld für diesen Klassenausflug gesammelt habt.“
Vizedirektorin Luna strahlte neben ihr. „Als wir in eurem Alter waren, haben wir in diesem Wald die wundervollsten Erinnerungen gesammelt und das werdet ihr ganz sicher auch.“
„Also, wer freut sich auf Camp Everfree?“, rief Direktorin Celestia.
Alle Schüler im Bus jubelten – außer Twilight Sparkle.
Ihr Traum lenkte sie noch immer ab. Sie starrte aus dem Fenster, während der Bus scheppernd immer tiefer in den Wald hineinfuhr. Die Bäume waren üppig bewachsen und grün.
Angeführt von Direktorin Celestia, sangen die Schüler im Bus ein Lied.
Wirst du vergessen oder gehst du in die Geschichte ein?
Wird das alles erzählt oder ein Geheimnis sein?
Singt man ein Lied für dich und verrät, was du getan?
Komm, entscheide dich!
Denn nur darauf kommt es an
Oh-oh-oh-oh-oh
Du bist Teil der Geschichte von Everfree!“
Jedes der Mädchen dachte verträumt an die Campingabenteuer, die ihnen bevorstanden. Fluttershy hoffte, viele Tiere des Waldes kennenzulernen – Eichhörnchen, Kaninchen und Eulen. Applejack wollte wandern und die Wälder erkunden. Sie wollte vom Weg abgehen, sich verlaufen und dann aus eigener Kraft wieder zurück zum Camp finden. Pinkie Pie dachte hingegen an Marshmallows und wie man sie über dem Lagerfeuer von allen Seiten perfekt goldbraun rösten könnte, sodass sie innen noch weich und klebrig wären. Rarity dekorierte in Gedanken schon ihre Hütte, die Bäume und den Steg am See, denn nur weil man in der Wildnis war, musste man ja seinen Sinn für Stil nicht aufgeben. Für alle Fälle hatte sie auch jede Menge Tücher eingepackt. Rainbow Dash stellte sich vor, wie sie durch den Wald flitzte. Sie würde bis zum Gipfel des Berges und zurück sausen. Sunset Shimmer hingegen träumte schon von all den Geschichten, die sie sich am Lagerfeuer erzählen würden, und von den Liedern, die sie gemeinsam singen könnten. Es würde ein ganz wundervoller Aufenthalt werden!
Doch Twilight Sparkle machte sich Sorgen. Der Sonnenschein warf das Spiegelbild ihres Gesichts an das Busfenster. Sie verwandelte sich doch nicht wieder in Midnight Sparkle, oder? Ein Zittern durchlief sie. Sie konnte nicht aufhören, an ihren Albtraum zu denken.
Die anderen Kinder sangen weiter.
„Schönes erlebst du hier. Freu dich darauf und sei dabei!
Finde zu dir selbst und mach dich von Ängsten frei!“
Twilight Sparkle schluckte. Sie wollte nie wieder ein dunkler Stern sein.
Der Bus drang immer tiefer in den Wald vor und die Bäume standen immer dichter beieinander. Sie sahen knorrig und gruselig aus. Die Ranken winkten wie Tentakel. Die Schüler waren aufgeregt und gleichzeitig ein wenig verängstigt. Sie sangen, um sich selbst Mut zu machen.
„Anerkennung kannst du finden
Und Enttäuschung sicherlich
Die Natur lernst du hier kennen
Und du lernst viel über dich
Wirst du vergessen oder gehst du in die Geschichte ein?
Wird das alles erzählt oder ein Geheimnis sein?
Kehrst du zurück nach Haus’
Sind sie alle stolz wie nie
Du warst Teil der Geschichte von Everfree!“
Niemand bemerkte das leuchtende Augenpaar, das sie durch dunkelgrüne Blätter beobachtete. Aber die Augen sahen sie. Sie waren bereit.
„Hurra!“, riefen die Camper, als ein riesiges Schild endlich die Ankunft an ihrem Zielort verkündete. Sie waren im Camp Everfree!
Kapitel 3 – Sonnig und leicht bewölkt
Die Schüler der Canterlot High strömten aus dem Bus. Unter der Aufsicht von Direktorin Celestia luden sie ihre Taschen und Koffer aus. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser des Sees, die Vögel zwitscherten und der Wald wirkte nun gar nicht mehr gruselig.
Fluttershy fühlte sich wie im Himmel. „Ist Camp Everfree nicht wunderschön?“, schwärmte sie. „Ich kann es kaum erwarten, meinen ersten Spaziergang durch die Natur zu machen.“
Spike wedelte mit dem Schwanz. „Da will ich auf jeden Fall dabei sein.“
„Willst du auch die vielen zauberhaften Bewohner des Waldes treffen?“, fragte Fluttershy mit lieblicher Stimme.
„Ja!“, bellte Spike freudig. „Besonders die Eichhörnchen. Genauer gesagt freue ich mich darauf, sie zu jagen.“
Applejack stieß einen zufriedenen Seufzer aus. „Ich freue mich darauf, ganz einfach zu leben. Ich baue meinen eigenen Unterschlupf, sammle mein Essen selbst …“
„Du weißt, dass wir Mahlzeiten und Zelte gestellt bekommen, oder?“, lachte Rainbow Dash.
„Jepp“, antwortete Applejack. „Ich gehe trotzdem sammeln.“
Rarity freute sich auf ihre Sonnenbäder. „Ich will mich einfach nur entspannen.“ Sie seufzte. „Das letzte Jahr war für meinen Geschmack ein wenig zu anstrengend.“
„Und ob“, stimmte Pinkie Pie ihr zu. „Wir haben gegen drei böse Sirenen gekämpft, die alle mit ihrem Gesang hypnotisieren wollten, gegen einen irre ehrgeizige Rivalenschule und gegen zwei feindliche Dämonen!“
Upps! Pinkie Pie hielt sich die Hand vor den Mund. Das mit Sunset Shimmer und Twilight Sparkle hatte sie eigentlich nicht erwähnen wollen. „War nicht böse gemeint“, fügte sie hinzu.
„Keine Sorge“, antwortete Sunset Shimmer.
Aber Twilight Sparkle sah bedrückt aus.
„Du gewöhnst dich noch dran“, flüsterte Sunset Shimmer ihr zu.
Applejack mischte sich ein. „Canterlot High ist wirklich zu einem Magie-Magneten geworden. Ich freue mich, mal an einem Ort zu sein, an dem wir uns um all das keine Sorgen machen müssen.“
„Du sagst es!“, bellte Spike. „Hier müssen wir uns ganz sicher keine Sorgen machen, dass etwas Seltsames geschieht.“
Die Equestria Girls sahen den Hund an. Den sprechenden Hund.
Spike zuckte mit den Achseln. „Ich meine, abgesehen von der ganzen Ich-kann-reden-obwohl-ich-ein-Hund-bin-Sache.“
Der gutaussehende Flash Sentry kam zu der Mädchengruppe hinüber. Auf jeder Schulter trug er einen Rucksack.
„Hier bitte, Twilight“, sagte er schüchtern.
Twilight lächelte. „Danke. Du heißt Flash, oder?“
Flash zog ein langes Gesicht. „Ja“, sagte er und versuchte, seine Enttäuschung zu überspielen. „Das bin ich. Und du bist du. Und wir kennen einander nicht so gut.“ Er trat beschämt einen Schritt zurück. „Tolle Geschichte“, murmelte er vor sich hin.
Twilight war verwirrt. Wieso war er verärgert? Was hatte sie denn getan? „Gut. Ich schätze, wir sehen uns dann.“
Sunset Shimmer zog sie zur Seite. „Du weißt noch, dass es da dieses Mädchen gibt, das wie du aussieht, wenn sie hier ist, aber eigentlich in einer anderen Dimension lebt, wo sie eine Ponyprinzessin ist?“
Twilight nickte und hörte weiter zu.
„Flash mochte sie gewissermaßen“, erklärte Sunset Shimmer ihr.
„Oh!“ Twilight riss erstaunt die Augen weit auf.
Da ertönte aus den Lautsprechern ein Knacken. „Hallo, Leute!“, rief eine weiche, entspannte Stimme. „Wenn ihr alle langsam zum Hof kommen könntet, wäre das spitze. Eure beste Campwoche aller Zeiten kann beginnen!“
Zelte und die Kantine lagen um den Haupthof verteilt. Auf der Wiese standen Picknicktische, ein Pavillon, eine Sonnenuhr und ein Totempfahl. Eine Glocke läutete und die Camper liefen zum Pavillon, wo eine junge Frau auf einer Plattform stand.
Gloriosa Daisy sah fröhlich und bodenständig aus. Mit dem Klemmbrett in den Händen wirkte sie außerdem sehr organisiert. „Hi, Leute“, sagte sie. Es war ihre Stimme, die sie eben durch die Lautsprecher gehört hatten. „Willkommen im Camp Everfree. Ich bin Gloriosa Daisy, eure Campleiterin. Seht in mir eure freundliche Camp- und Naturleiterin! Und das ist mein Bruder Timber Spruce!“
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