Thilo Koch - Stille und Klang

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Dieses Buch ist eines der ersten, die Thilo Koch in seinem Leben veröffentlichte. Dabei handelt es sich um ein Lyrikbuch, in dem er jene Gedichte beinhaltete, die er zwischen 1942 und 1945 verfasst hatte. Wie der Titel schon schließen lässt, liegt der thematische Schwerpunkt bei den Gedichten dieses kleinen, aber schönen Werkes bei Stille, Klang und dem Zusammenspiel dieser beiden Aspekte.-

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Thilo Koch

Stille und Klang

Saga

Stille und Klang Coverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 1947, 2019 Thilo Koch und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788711836217

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Die Töne schweben auf . . .

. . . und klingen doch nur in der Stille.

Durchwehn, ein Silberhauch, die Welt . . .

. . . um in das Tiefste zu verschweben.

DIE TÖNE SCHWEBEN AUF . . .

Adagio

Da hebt es leise an und schreitet hin,

So sinnend wie ein Herbst durch weites Land

Und webt aus Tiefen sich das klare Band

Der Melodie und lauscht in seinen Sinn.

So ruhevoll und bis ins Dunkel rein -

Ein Lächeln, ferne und noch schwer vom Traum,

Voll Sehnsucht, immer nahe bei dem Saum,

Da weit vom Wunderbaren weht ein Schein.

Zart wie der Glanz von unbegriff’ ner Stille

Entfaltet singend sich die ganze Fülle:

Der Jubel, das Gebet und auch das Leid.

So hebt es an und sanft gibt es sich hin,

Verschwebt und lauscht noch lange auf den Sinn.

Das ist der Friede. Ihm sind wir bereit.

Kammermusik

Im stillen Glanz von schlanken Kerzen

Erzählt mit Silberklang das Cembalo,

Und eine Flöte haucht aus sel’ger Höh’

Die Farben auf den feingewirkten Grund;

Viola hält mit warmem Ton das Maß

Und gibt dem vielgestimmten Klang Geleit.

Im Spiel verschlingen sich die Stimmen

Zu einer Melodie von heitrem Ernst,

Durch fein gespannten Rhythmus fest verbunden

Als Einzelwesen frei und eigen klingend,

Doch im Zusammenspiel sich willig findend,

Vollendet schön in sich und in der Fügung.

Im warmen Glanz von goldnen Kerzen

Hebt festlich sich und weit der edle Bogen

Von eines alten Meisters Harmonien,

So streng gehalten in der Form und doch

Zuweilen voller Überschwang und Lust

Und wie berauscht von namenloser Süße.

Fuge

Wie wohl ein Traum sich leise regt,

So kommt das Thema her und hebt

Vom Dunkel sich, wird klar und schwebt

In Stufen auf, die es sich prägt.

So singt es hin und scheint in Höhen

Sich aufzulösen - doch der Ton

Wird fest gefaßt und fügt sich schon,

In neuem Einsatz zu erstehen.

Und weit und reich erwächst der Bau.

Die strenggefügten Stimmen schwingen

Sich ein zu hell durchformter Schau,

Kunstvoll verflochten in ein Spiel,

Da sie bewegt zusammenklingen,

Frei und begrenzt zugleich im Stil.

Der Dom

An schlankem Strebewerk und hohen Wänden brausen

Machtvolle Klänge kunstvoll stark gefügt empor,

Aus ungezählten, hellen Orgelpfeifen tönend.

Der kühle Sandstein klingt, als wär er selbst Musik,

Und von Gesang erfüllt verharrt das Mittelschiff.

In schmalen, bunten Fenstern glüht gedämpftes Licht;

Es flutet warm herein und dämmert farbenreich

Vom Kreuz zur Kanzel hin und zu den Kapitälen,

Und baut in Demut mit an dem geweihten Chor

Zur Ehre und zum Lob des Vaters aller Dinge.

Auf heiligen Altären flehen weiße Kerzen

In stiller Andacht, ruhig leuchtend, zu den Bildern,

In deren Seele gleicher Geist der Schönheit dient,

Wie in dem Orgelton, der eine Tiefe kennt,

In der das Letzte schweigt. Von dorther kommt er nun,

Entzündet einen Glanz, dem nichts sich mehr versagt,

Und alles hochanstrebend ernste Pfeilerwerk

Neigt zueinander sich wie Hände im Gebet.

So lebt der Orgel Wesen in dem großen Haus,

Darin ein Vater wohnt - und doch auf ewig fern ist.

Der Organist

Noch ruht in seinen Händen aller Klang,

Die hohen Hallen kühl in schwerem Schweigen

Und doch bereit im Zueinanderneigen,

Als ahnten sie den kommenden Gesang.

Er hebt die Hände, und die Töne steigen

Aus hellen Pfeifenchören, die sich schlank

Und silbern heben zu dem großen Gang,

Des Glaubens und der Schönheit Grund zu zeigen.

Vor ihm die Orgel, die von seinem Spiel

Verzaubert tönt - so schön wie sich die Welt

In der Musik nur kennt und für ein Ziel,

Was er wohl ahnt. Doch seine Seele hält

Nur bebend stand, denn seiner Hände Spiel

Hat wie von fern SEIN Angesicht erhellt.

Flöte und Cembalo

Des Cembalos gemeßner Gang

Wirkt Fäden - silberklar und fein,

In denen soll der Flöte Sang

Gehalten und verfangen sein.

Doch glänzt er hell aus dem Gewand,

Das ihm vom Cembalo gewebt,

Und schlingt die Melodie als Band

Um jenen Geist, aus dem sie lebt.

Und blüht im Tanzschritt draus empor,

Entfaltet sich, wird reich und weit,

Schwebt sanft dem Lauschenden ins Ohr -

Schenkt heitre Selbstvergessenheit.

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