Erdmann Graeser - Leipzig - wie ich es sah

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Der Unterhaltungsschriftsteller Erdmann Graeser – eigentlich, auch literarisch, in Berlin zu Hause – machte sich im Jahr 1921 zu einer Erkundungsreise durch Deutschland auf und besuchte Leipzig. Für die «Leipziger Allgemeine Zeitung» zog er als Flaneur durch die Pleißestadt und verfasste in insgesamt 13 Kolumnen «Skizzen von einem vielseitigen Stadtbild», die in diesem Band zusammengefasst sind. In anschaulich-plastischen Bildern und auf humorvolle Weise schildert er Leben und Ansichten von Leipzig – er schreibt vom Kuchenangebot in den Cafés genauso wie über die tanzenden kleinen Mädchen beim «Vornehmen Jugendfestball», dem «dezenten Tanz» oder auch dem «Schneidigen Ball»; vom Betrieb auf der Rennbahn oder im Leipziger Zoo, aber auch vom ganz einfachen und kärglichen Leben der armen Leute. Seine Betrachtungen bieten ein ganz besonderes Lesevergnügen, das ein untergangenes Leipzig wieder zum Leben erweckt und es vor dem Auge des Lesers so plastisch und realistisch Gestalt annehmen lässt, dass es fast scheint, als sei er selbst der Spaziergänger, der da durch die Gassen und über die Plätze der Stadt flaniert.-

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Und hier – zwischen all diesen Männern – ein einsames, weibliches Wesen von der melancholischen Schönheit der Bettlerin von Pont des arts. Das süße Gesichtchen unter dem giftgrünen Hütchen wie erstarrt – so sitzt sie da vor ihrer leeren Tasse, aber zuweilen dreht sie das Köpfchen und dann gleitet ihr Blick über all diese Männer, die sie fortwährend verstohlen beobachten. Nicht weit von ihr sitzt ein alter Herr, der mit seinem Bart einem Schiffsreeder (aus der großen Seestadt Leipzig) gleicht, ein sehr sorgfältig angezogener alter Herr, dessen Genickpartie so von Linien durchfurcht ist, daß sie einer Landkarte ähnelt. Hin und wieder kreuzen sich die Blicke der beiden und wenn der alte Herr dann nach der Tasse greift, zittert seine Hand. Das kann nicht von dem Milchkaffee kommen...

Ich warte auf den Ausgang dieser Tragödie – sehe, wie der alte Herr dem Blumenverkäufer, der von der Straße hereinkommt, ein Sträußchen von Veilchen und Maiglöckchen abkauft, sehe, wie er schon die Hand ausstrecken will, um diese Blumen der jungen Dame hinüberzureichen und – wie ihm im letzten Augenblick der Mut versagt unter all’ der Beobachtung ringsum.

Wieder vergeht eine Viertelstunde, da wendet die melancholische Schönheit noch einmal das Köpfchen, eine unsägliche Verachtung liegt in dem Blick, der uns alle streift, nur als er den alten Herrn trifft, wird er mitleidig. Und jäh steht sie auf und geht davon – wir aber sitzen da und bemühen uns so auszusehen, als wäre nichts gewesen.

15. Mai 1921

Im Thüringer Hof

„Leise regnet’s auf die Stadt...“

Paul Verlaine

Und dieser feine Sprühregen, der die Farben der Stadt auffrischt, daß sie wie gefirnißt glänzen, zwingt mich heute, ein Leben in den Gastwirtschaften zu führen. Vorstellungen erfüllen sich, wohin ich komme. Ich finde jene Räume, die als Stätten behaglicher Gastlichkeit für den Bürgersmann sonst nur in Erzählungen aus treuherziger Zeit geschildert werden. Viele von ihnen äußerlich so unscheinbar, daß ich fast Bedenken trage, einzutreten.

Im engen Gäßchen niedrige, schmale Giebelhäuser – Tore, die in gewölbte, dämmerige Flure führen – da und dort dann ein Türlein mit der Aufschrift „Zur Gaststube“. Ich öffne, und sofort umfängt mich die Stimmung dieser vier Wände. Ein Uhrticken, das alle Hast verscheucht, runde, ungedeckte Tische mit weißen Holzplatten, Rohrstühle rundum – Rohrstühle, auf denen ich wirklich sitzen kann, weil sie die richtige Höhe zum Tische haben, weil ihr Geflecht mich nicht wie einen Ball vom Tambourin in die Höhe schnellen läßt. Für die, die es lieben, hart zu sitzen, braune Holzbänke an der Wandseite, in der Ecke ein Ofen, der mir auf den ersten Blick sagt, daß er an eisigen Wintertagen ein guter Gesell sei. In der Mitte der Tischplatte Salz-, Pfeffer- und Mostrichnapf, wie es sich gehört. Bauchige Bierseidel ohne jene verruchten Deckel, die nur dazu da sind, sich dem Trinkenden an die Backe zu legen. Ein Stapel weißer, sauberer Papp-Untersätze, die, so liebevoll, nur eine „Frau Wirtin“ zusammengestellt haben kann.

Noch sind – der frühen Stunde wegen – die meisten Plätze frei, ich kann mir aussuchen, wo ich sitzen will, wähle den Winkel beim Ofen, lasse mir kommen, was den Gaumen lüstert. Während ich esse, tritt ein älterer Mann herein – einer vom „Mittelstand“. Es ist wohl sein Platz, den ich besetzt habe, und er ist nun einen Augenblick unschlüssig, wo er sich heute niederlassen soll – es fällt ihm schwer, auf die Gemütlichkeit seines gewohnten Eckchens verzichten zu müssen. So kommt er schließlich doch heran, macht mir eine Verbeugung, setzt sich, tastet prüfend, ob Schlips und Dauerkragen ordentlich sitzen, klemmt einen etwas verbogenen Zwicker auf die Nase und studiert die Speisenkarte.

„Eine Suppe – Herr Ober!“

Nie habe ich – während er nun ißt – einen Löffel so behutsam hantieren sehen – das Metall fährt lautlos über das Porzellan wie ein Filzpantoffel über das Parkett eines königlichen Schlosses. Ich – der ich eben ein paar untrennbare Hammelrippchen zur besseren Ausnützung mit den Fingern nach dem Munde führen will (in der Hoffnung, daß man dies mein Tun an den Nachbartischen entschuldbar und die Hammel- für Geflügelknochen halten werde!), lasse beschämt die Hand wieder sinken, merke, daß ich mich streng an die Regeln des „Guten Tons“ zu halten habe, wenn ich in der Gesellschaft dieses Mannes mit Ehren bestehen will. Denn er ist so darauf bedacht, mir durch seine Gegenwart nicht lästig zu fallen, daß er ein Quorren seines Bauches durch rasches Handaufdrücken sofort dämpft, daß er, bei einem Hustenanfall, vom Stuhl aufsteht, hinausgeht und erst wieder hereinkommt, als er den Anfall überstanden hat. Und dann bestellt er sich einen Teller Milchreis, verzehrt ihn, ohne die süße Oberschicht zuerst abzuessen, glotzt dabei nicht auf meinen Teller, stellt im Stillen keine bitter-gehässigen Betrachtungen über die Verschiedenheit unseres Mittagessens an. Im Gegenteil, als er jetzt seinen blankpolierten Teller (wie hat er dieses Kunststück fertig bekommen, ohne ihn abzulecken?) beiseite schiebt, leuchtet ein Ausdruck der Zufriedenheit aus seinen Augen. „Mir hat’s geschmeckt – und billig war es auch!“ sagen seine Blicke. Und ganz behutsam wendet er sich dann so, daß man ihm nicht mehr ins Gesicht sehen kann und döst behaglich vor sich hin. – – –

Gastwirtschaften dieser Art, die ihr Gepräge durch die Zeit bekommen haben, deren Wirte nicht der Verführung unterlegen sind, zu „modernisieren“ und dadurch das Wertvollste, die Atmosphäre der Behaglichkeit, zu vertreiben, finde ich fast in jeder Straße der Innenstadt, und die Tausende von fremden Menschen, die Leipzig zu Messezeiten besuchen, sind sicherlich ebenso beglückt wie ich, von diesem Hauch altmodischer Gemütlichkeit umfangen zu werden.

Manche solcher Gastwirtschaften haben besonderes Ansehen bekommen, wie das Haus „Zum Kaffeebaum“, das noch aus dem Jahre 1694 stammt. Über dem Eingang das Steinbild eines kaffeeschlürfenden Muselmannes, ein Geschenk König Augusts (wie man sagt!), der es aus Dankbarkeit anbringen ließ, weil ihm hier eine Tasse Kaffee ganz besonders gut geschmeckt haben soll (woraus man ersehen mag, daß schon damals nicht überall in Leipzig „Bliemchenkaffee“ gekocht wurde.) Auch hier weißgescheuerte Dielen, ungedeckte, runde Tische, von Zeit und Tabaksrauch fast schwarz gewordenes Deckengebälk. An den Wänden Bilder von Schiller, Goethe und Robert Schumann, die mit ihren Freundeskreisen hier einst saßen, wo auch August von Kotzebue, der fleißigste Theaterstückschreiber und Staatsmann, ehemals gewohnt hat. Die Speisen werden vom Flur her aus der Küche hereingetragen, eine noch extra angebrachte niedrige Klapptür soll verhindern, daß beim Öffnen der eigentlichen Tür Zugluft in die Gaststube dringt. Der Pikkolo, der die leeren Suppenteller abträgt, muß – da ihn beim Hereinkommen niemand hinter dieser halbhohen Klapptür erblicken kann – höllisch-scharf aufpassen, daß er nicht durch das Aufstoßen der Klappe samt seinen Suppentellern plötzlich in die Luft geschleudert wird. Es ist, beim Verzehren eines guten Kalbsnierenbratens, ganz unterhaltsam, diesem Kampfe ums Dasein zuzusehen. Abends, nach Theaterschluß, verkehrt hier das beste Publikum – dann sind auch die Räume im oberen Stockwerk geöffnet, die tagsüber hinter bleigefaßten Butzenscheiben im Dämmerlicht liegen.

Alle diese Gaststätten jedoch übertrifft der „Thüringer Hof“, schon 1454 von Dietrich von Buckensdorf, nachmals Bischof von Naumburg, erbaut, laut alter Urkunde „in der Burcgassen an der egken bii dem borne gelegen“. Als ich ihn betrete, spüre ich sofort, daß ich an einer Stätte bin, die schon die alten Sachsen liebten. Tierschädel im Vorflur, Tische, die an der Wand hochgeklappt sind – in früheren Zeiten war es wohl Brauch, schon hier mit einem guten Trunk zu beginnen. Freilich ist alles erneuert, denn „Mutter Grimpe“, deren Reliefbild an einer der Wände hängt, hat das Anwesen, seit Jahrhunderten im Besitz angesehener Geschlechter, seiner geschichtlichen Bedeutung entsprechend, vor etwa fünfzig Jahren auffrischen lassen. In den mit gebräunten Holzschnitzereien überreich geschmückten Räumen, erfüllt von dem angenehmen Geräusch eines lebhaften Betriebes, sitzen abends Familienväter mit der Eheliebsten und den Kindern an ungedeckten Eichentischen, trinken dunkles Bier aus großen Seideln oder schenken sich Rheinwein ein aus Karaffen. Die Männer stopfen sich das Pfeifchen und lesen die Zeitung, die Frauen starren ins Getriebe – alte Junggesellen kommen hinzu und hören dann aufmerksam den Auseinandersetzungen der Familienmitglieder zu, denken sich ihr Teil. Liebespaare, die das Eheglück ersehnen, erkennen, wie in einem Spiegelbild, ihr eigenes Schicksal; Studenten kommen, ganze Trupps älterer Semester, die kurze Pfeife im Mundwinkel, setzen sich in die Ecken, wo auf Holzgetäfel bunte Studentenmützen liegen. Der Bürger spricht Behagliches, wenn Unterhaltungen mit dem Tischnachbar in Gang kommen, wird zuweilen hitzig, wenn Politik und Zeitläufte besprochen werden. Der Schlag einer alten Uhr: Zehn zitternde Töne durchklingen den Raum – da geht der Bürger heim ins Bett. Nur aus einer Ecke noch die laute Stimme eines Bekenners, der durch seine echt menschlichen Geständnisse die übrigen Gäste aufhorchen läßt. Sein Nachbar, ein würdiger Herr mit goldener Brille, hat ihm die Drehung der Erde erklärt, hat – um alles anschaulicher zu machen – zwei Bierfilze zu Hilfe genommen. Aber der andere glaubt nicht an diese Erddrehung. „Herr Oberläh-rer,“ sagt er, „wenn das richtig wär’, sähen Se, Herr Oberläh-rer, dann müßte doch der Moment kommen, wo wir mit dem Kopp nach unten im Weltall hängen – sähen Se, un den Moment begreif’ ich nicht.“

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