Über den Autor
Louie Giglio ist der Pastor der Passion City Church und der Gründer der Passion-Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, gerade junge Menschen für Jesus zu gewinnen. Louie ist der Verfasser mehrerer Bestseller und weltweit als Redner unterwegs. Er lebt mit seiner Frau Shelley in Atlanta, Georgia.
Inhalt
Kapitel 1: „Guck mal, Papa!“
Kapitel 2: Das Wichtigste an Ihnen
Kapitel 3: Ein Gott, den man „Vater“ nennen darf
Kapitel 4: Von Zerrbildern und einem
vollkommenen Vater
Kapitel 5: Die Geschichte zweier Bäume
Kapitel 6: Den Fluch umkehren
Kapitel 7: Die Facetten unseres vollkommenen
Vaters entdecken
Kapitel 8: Der Vater ohne Fehler
Kapitel 9: Werden wie der Vater
Kapitel 10: Gottes Vorbild folgen
Schlusswort: Ihre neue Geschichte hat gerade
erst angefangen
Danksagung
Quellennachweis
Für meinen Vater, Louie Giglio.
Obwohl du es mit deinem eigenen nicht leicht hattest,
warst du für Gina und mich ein wunderbarer Vater.
Für meinen Schwiegervater, Milton „Bud“ Graves.
Ein Ehrenmann, der Weisheit und Stärke besitzt.
Ich bin so dankbar für alles,
was ich allein durch Beobachtung von dir lernen darf.
Für jeden Vater, der sein Bestes gibt,
um seine Kinder mit väterlichem Segen zu überschütten.
„Ich werde euer Vater sein und ihr werdet meine
Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“
2. Korinther 6,18
Kapitel 1
„Guck mal, Papa!“
Erinnern Sie sich noch an die gemütlichen Sommernachmittage Ihrer Kindheit? Wenn Sie gemeinsam im Schwimmbad waren? Und wissen Sie noch, wie sich die Atmosphäre von einem Augenblick auf den anderen veränderte, wenn Ihr Papa auftauchte?
Mama war die Superheldin, die Sie und Ihre Geschwister von einem Termin zum nächsten kutschiert hat. Sie war immer da, wie ein Fluglotse, der dafür sorgte, dass alle wichtigen Verabredungen Ihres Lebens sich an den Zeitplan hielten. Dank ihr haben Sie keinen Zahnarzttermin und keinen Kindergeburtstag versäumt.
Deshalb war Mama natürlich auch im Schwimmbad mit von der Partie. Wer hätte denn sonst die Schwimmflügel, die Kühltasche, die Handtücher und die Verpflegung tragen sollen? (Mütter, wir lieben euch!) Ihre Mutter war die oft untergeschätzte Kraft in Ihrer kleinen Welt, die dafür sorgte, dass alles im Lot blieb – so wie die Schwerkraft oder Newtons physikalische Gesetze.
Aber dann tauchte Papa auf der Bildfläche auf, und schon ging es rund.
Das erinnert mich an meine eigene Kindheit und an unsere jährlichen Familienurlaube in Florida. Wir wohnten jedes Jahr in der gleichen Unterkunft, einem ziemlich einfachen Motel aus den 1960ern, das direkt am Strand lag. Es bestand aus zwei zweistöckigen Gebäuden mit winzigen Apartments, die einander gegenüberlagen und eine Rasenfläche umrahmten. Der Swimmingpool befand sich zwischen den beiden Gebäuden in der Nähe des Parkplatzes.
Wir Kinder (wir fuhren oft gemeinsam mit zwei oder drei anderen Familien in den Urlaub) verbrachten die Vormittage meistens am Pool und warteten darauf, dass unsere Väter vom Hochseeangeln oder Golfspielen zurückkamen. Wenn unsere Väter auftauchten, von der sengenden Hitze sicher erschöpft, ertönte das übliche „Papa ist da! Jaaaa!“ vom Pool.
Unsere Freude verwandelte sich in „Papa, Papa, komm ins Wasser!“-Schreie, gefolgt von einem Ausruf, den man überall auf der Welt von Kindern hört:
„Guck mal, Papa!“
Können Sie sich auch an solche Augenblicke erinnern? Wenn Ihr Vater auf der Bildfläche erschien, konnten Sie es kaum erwarten, ihm zu zeigen, was Sie konnten oder gelernt hatten – der beste Köpper oder der beste Platscher oder dass Sie ganz weite Strecken tauchen konnten, ohne Luft zu holen. Also haben Sie noch mal gerufen, diesmal lauter: „Guck mal, Papa! Papa, Papa! Guck mal, was ich kann! Guck mal, ich kann auf dem Rücken schwimmen! Guck mal, wie ich reinspringe! Guck mal, Papa! Jetzt springe ich mit Anlauf rein! Guck mal! Hast du’s gesehen, Papa? Paaaapaaaa!“
Was geschah in diesem Augenblick wirklich?
Vielleicht haben Sie sich verzweifelt gewünscht, dass Ihr Vater zu Ihnen herüberschaute. Sie wollten, dass er Ihre neuen Fähigkeiten zur Kenntnis nahm und Sie dafür lobte. Sie wollten, dass er Ihnen sagte, wie viel Sie ihm bedeuten. Sie wollten, dass er sich über Sie freute. Sie wollten, dass er Sie anfeuerte.
Vielleicht wollten Sie aber auch einfach nur, dass Ihr Vater Sie wahrnahm.
Sie wollten, dass er herüberschaute und sagte: „Ich sehe dich.“
Sie wollten, dass er da war.
Für Sie.
Können Sie noch spüren, was Sie in diesem Augenblick empfunden haben? Vielleicht hat sich die Szene bei Ihnen ja auf dem Trampolin im Garten abgespielt oder bei Fußballspielen, wenn Sie in der Halbzeitpause bemerkten, dass Ihr Vater kam. Oder vielleicht riefen Sie: „Papa ist da!“ bei Ihrer Klavieraufführung, nachdem Sie vor Ihrem Auftritt immer wieder hinterm Vorhang hervorgeschaut hatten, bis Sie endlich Ihren Vater am Eingang entdeckten.
Übrigens wollten Sie vermutlich bei keiner dieser Gelegenheiten damit sagen, dass die Meinung Ihrer Mutter oder ihre Zustimmung und Annahme nicht wichtig waren. Ich möchte von vornherein klarstellen, dass ich in diesem Buch die unglaublich wichtige und unersetzliche Rolle, die Mütter in unserem Leben spielen, nicht kleinreden will. Ihr segensreicher Einfluss ist entscheidend, und ohne ihn können wir uns nicht voll entwickeln. Aber die Haltung Ihres Vaters zu Ihnen war etwas anderes – und etwas Besonderes.
Das Urverlangen
Dieses Buch ist für alle diejenigen gedacht, die einen Vater haben. Und für alle, die wissen, wie es sich anfühlt, sich nach dem Segen des Vaters zu sehnen – nach seiner Anerkennung, Zuneigung und Aufmerksamkeit. Ich habe es für alle geschrieben, die sich danach sehnen, dass ihr Vater zu ihnen sagt: „Ich liebe dich, und ich bin so stolz auf dich.“
Vielleicht haben Sie diesen Segen erfahren. Aber vielleicht auch nicht. Oder vielleicht war der Segen eine Weile da, und dann ist er allmählich abgeebbt. Oder vielleicht haben Sie die väterliche Anerkennung nie ganz so erlebt, wie Sie es sich gewünscht haben. Sie hatten immer das Gefühl, sie hinge von Ihrer Leistung ab und wäre nicht bedingungslos.
Diesen wunden Punkt will ich in meinem Buch ansprechen. Diese Sehnsucht nach der Zuneigung und Anerkennung des Vaters ist von Geburt an in jeden Menschen hineingelegt – aber viele von uns haben nicht immer bekommen, was wir uns so sehnlich gewünscht haben von dem Mann, der uns in die Welt gesetzt hat.
Wenn wir heranwachsen, ist dieses Verlangen zweifellos da. Als Kinder sehnen wir uns so sehr nach der Aufmerksamkeit und Anerkennung unseres Vaters und wünschen uns so sehr, ihn sagen zu hören:
„Das war unglaublich, Schatz!“
„Wow! Top! (Das hat mein Vater immer gesagt.) Das war das beste Spiel aller Zeiten.“
„Ich hab’s gesehen, Prinzessin! Mach’s noch mal!“
„Du hast große Fortschritte gemacht, mein Sohn. Du bist schon viel besser!“
Aber dieses Verlangen ist selbst dann noch da, wenn wir älter sind, auch wenn es anders und wesentlich komplexer zutage tritt. Jeder von uns sehnt sich nach der Anerkennung eines Vaters – ganz gleich, wie alt wir sind. Eine vor einigen Jahren in Psychology Today veröffentlichte Studie betont, dass wir uns selbst dann noch nach der Zustimmung eines Vaters sehnen, wenn wir schon erwachsen und erfolgreich sind. Dr. Peggy Drexler schreibt:
„Ich war mir bewusst, dass ich im Rahmen meiner Forschungsarbeit über etwa 75 sehr erfolgreiche und sehr unabhängige Frauen auf eine starke Bindung zum ersten Mann in ihrem Leben stoßen würde. Was mich aber überraschte, war, wie tief (und überraschend traditionell) diese Bindung ist, wie stark sie während ihres gesamten Lebens bleibt und wie belastbar sie sein kann – selbst wenn ein Vater ihr großen Schaden zugefügt hat. Ganz gleich, wie groß der berufliche Erfolg dieser Frauen war, wie glücklich ihre Ehe oder wie erfüllt ihr Leben war: Sie berichteten mir, dass sie ihr Glück gewissermaßen durch die Brille der Reaktionen ihres Vaters betrachteten. Viele erzählten mir, dass sie versuchten, diese Brille abzusetzen, und das – sehr zu ihrer eigenen Überraschung – vergeblich. Wir wissen, dass Väter bei der Entwicklung und den Entscheidungen ihrer Töchter eine wichtige Rolle spielen. Aber ich fand diesen Hunger nach Anerkennung selbst bei Frauen, deren Väter sie vernachlässigt oder missbraucht hatten. Sie sehnten sich nach einer liebevollen Beziehung zu Männern, die keinerlei Beziehung verdient hatten!“ 1
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