Unserem lieben Kater Findus
E. L.
In dieser Reihe erschienen:
Entdecke die Welt von Flora und ihren Freunden:
www.flora-flitzebesen.de
eISBN 978-3-649-63100-2
© 2018 Coppenrath Verlag GmbH & CoKG, Hafenweg 30, 48155 Münster
Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise
Text: Eleni Livanios
Illustrationen: Eleni Livanios
Lektorat: Sara Mehring
Satz: Helene Hillebrand
www.coppenrath.de
Das Buch erscheint unter der ISBN 978-3-649-62455-4.
Ein eisiger Winter
Zoff und Zauberei
Calendulas Vorahnung
Die Spion-Bande
Verhexte Nachrichten
Eine abenteuerliche Reise
Das Drachendorf
Ein wilder Ritt
In der Höhle des Dragorus
Vanillekipferl und Schneeballschlacht
Der große Zaubereiwettbewerb
Das Winterwendfest
Die Sonne hatte es heute nicht geschafft, ihre Strahlen durch den dichten Nebel zu schicken. Kühl und vereist lag das Hexenrosental da. Geschneit hatte es in diesem Jahr noch nicht, aber der Frost hatte überall winzige weiße Kristalle gebildet, sodass die Landschaft aussah, als wäre sie von einer zarten Schneeschicht bedeckt.
Vom grauen Himmel hoben sich zwei schwarze Punkte ab. Es waren Nux und Borax, die beiden Raben, die das ganze Jahr über auf dem Hausdach von Flora Flitzebesen lebten.
„Ich will jetzt endlich irgendwo ins Warme“, beschwerte sich Nux.
„Wieso? So ein Novemberausflug ist doch schön“, meinte Borax. „Schau doch zum Beispiel den zugefrorenen Fluss an. Der sieht aus wie ein glitzerndes silbernes Band.“
„Na und?“, krächzte Nux. „Mir ist einfach nur kalt.“ Er plusterte sein Gefieder noch mehr auf. Aber es half auch nicht viel.
Als das hellblaue Haus mit den Rosenstöcken auf dem Dach unter ihnen auftauchte, gingen die beiden Raben in Sinkflug. Rosenweg Nr. 2, hier wohnte Flora Floribunda, genannt Flora Flitzebesen. Sie war die schnellste Besenfliegerin im ganzen Hexenrosental. Im Blumenladen ihrer Omimi brannte zwar Licht, aber es war dort niemand zu sehen. Die beiden Raben flogen also einmal ums Haus herum und spähten durch das große Fenster auf der Rückseite. Hier lag der Pflanzenraum, der an den Blumenladen angeschlossen war. Und tatsächlich: Alle waren sie da. Flora und ihre Omimi, Kringel, der wuschelige graue Kater, die kleine Helfe Hille und auch die beiden Hexenkinder Malte und Laurus.
Nux pickte ungeduldig an die Scheibe. „Lass uns rein, Flora!“, rief er. „Uns ist kalt!“
Flora lief sofort zum Fenster und ein paar Augenblicke später hockten die Raben neben dem kleinen Ofen. Mitleidig betrachtete die kleine Hexe ihre beiden gefiederten Freunde: „Eure Flügel sind ja schon ganz weiß vom Raureif! Wartet ab, wenn ich meine Teemischung fertig habe, dürft ihr als Erste probieren. Das wärmt.“
Aber Nux schüttelte sich bloß. „Tee? Nee, nee, das ist nix für uns.“
Die Kinder waren gerade dabei, aus verschiedenen Kräutern und getrockneten Blüten Tees zu mischen. Omimi kannte sich gut mit Heilkräutern aus, und nun erklärte sie Flora und ihren Freunden, welche Wirkung welches Kraut hatte. „In der richtigen Mischung kann man sogar magische Wirkungen erreichen“, sagte Omimi. Bald hatte jeder von ihnen eine Tee-Idee.
„Ich will es schaffen, wie eine Fliege senkrecht die Wand hinaufzugehen“, verkündete Laurus.
„Wozu auch immer das gut sein soll“, murmelte Malte und beugte sich über seine Notizen. „Aha, fördern Orangenblüten die Konzentration? Ich werde einen Tee mischen, der bewirkt, dass man sich alles merkt, was man liest.“
Flora grübelte, was für einen Tee sie machen wollte. Es musste etwas sein, das es noch nicht gab. Immerhin wollten sie die Mischungen ja morgen auf dem Markt verkaufen.
„Omimi, kennst du ein Kraut, das einem gute Träume bringt?“, fragte Flora schließlich. „Ich träume in letzter Zeit so oft von bösen, riesigen Drachen.“
„Flora, du solltest abends keine wilden Geschichten lesen“, meinte Omimi. „Besser, du liest ein gemütliches Buch, dann hast du auch keine wilden Träume …“
„Ha, das sagt ja genau die Richtige!“, fiel Flora ihr ins Wort. Omimi las für ihr Leben gerne Krimis und dann konnte sie nicht schlafen und holte sich zur Beruhigung Kater Kringel ins Bett.
„Versuch einen Tee aus Kamille, Melisse, Hopfen, Baldrian und Zaubernuss“, schlug Omimi vor.
Flora suchte die Kräuter und Blüten zusammen und zerstampfte sie in einem Mörser.
Schon kurze Zeit später füllten die Kinder ihre Teemischungen in kleine Papiersäckchen ab. Hille verzierte jedes Säckchen noch mit hauchdünnen zierlichen Zeichnungen und Malte schrieb die Namen der Teemischungen auf.
„Träum schön“ wurde Floras Tee genannt. „Ich krieg alles in den Kopf“ hieß Maltes Mischung. Dieser Tee half sehr gut beim Lernen für die Schule. Hille hatte einen „Fröhlichkeitstee“ gemischt, der schlechte Laune vertrieb und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern würde. Und Laurus taufte seine Kräutermischung: „Ich geh die Wände hoch“.
Als sie fertig waren, betrachtete Flora zufrieden ihr Werk. „Die Tütchen sind echt hexig geworden. Und wenn wir morgen nicht alles verkaufen, heben wir uns den Rest für den großen Winterwendemarkt auf“, verkündete sie.
Laurus sah Flora verblüfft an. „Aber bis dahin dauert es doch noch sooo lange! In ein paar Wochen sind erst mal Spätherbstferien.“
Flora zuckte die Schultern. „Ja, aber danach ist doch bald das Winterwendfest! Ich freu mich jetzt schon aufs Hexenkekse-Backen und auf den glitzernden Helfenstaub auf allen Bäumen und Ranas Spezial-Zimtzuckerwatte.“
Der nächste Tag war ein Samstag und begann mit dichtem Nebel. Flora wurde davon geweckt, dass Nux und Borax an ihre Fensterscheibe pickten. Es war gerade so gemütlich unter der warmen Decke und Kringel hatte sich in Floras Arm zusammengerollt und schnurrte zufrieden. Als das Picken an der Scheibe nicht nachließ, schaute Kringel Flora mit großen Augen an. „Du meinst also, ich soll die zwei Raben hereinlassen?“, fragte Flora.
Kringel gab ein kurzes sanftes Miauen von sich. Flora seufzte und schlüpfte vorsichtig unter ihrer Bettdecke hervor. In diese warme Höhle würde sie gleich ganz schnell wieder hineinkriechen.
„Die Zeiten sind vorbei, in denen wir auf dem Hausdach übernachtet haben“, eröffnete Borax das Gespräch. Er plusterte sein Gefieder auf und regte sich furchtbar auf. „Es ist viel zu kalt, Flora, verstehst du?“
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