Arden Hayes - My Little Pony - Equestria Girls - Rainbow Dash schlägt ein wie der Blitz

Rainbow Dash saß mit dem Kinn auf die Hände gestützt an ihrem Platz und sah zum Fenster hinaus. Sie konnte sich heute auf nichts konzentrieren. Gestern hatte sie eine Art Fanalbum über die Blitzer begonnen, in dem sie alle Artikel und Fotos, die sie während der Saison gesammelt hatte, liebevoll einklebte und ausschmückte. Ein paar Seiten waren schon geschafft, sie konnte es kaum erwarten, daran weiterzumachen. Im Bastelladen hatte sie eine prächtig funkelnde Goldfolie gekauft, mit der sie die Fotos unterlegte. „Hey, Rainbow Dash!“ Twilight Sparkle knuffte sie sanft. „Hast du das gehört?“ Sie deutete auf den Lautsprecher. Direktorin Celestia sprach weiter: „Wir freuen uns außerordentlich über diese tolle Gelegenheit. Nach erfolgreich beendeter Saison wird Comet Chaser also Blitzball als Sport an die Schulen von Equestria bringen. Nächsten Freitag finden dazu an der Canterlot High Testtrainings und Auswahlspiele statt, um ein Blitzball-Team für eine Nachwuchsliga zusammenzustellen. Ich hoffe, ihr freut euch darüber genauso wie ich.“

Rainbow Dash fuhr hoch. „Wie bitte?!! Bitte sagt, dass ich nicht träume! Hab ich gerade richtig gehört?!“

„Ja, Comet Chaser kommt zu uns“, wiederholte Twilight. „Im Rahmen eines Förderprojekts, um eine Highschool-Liga für Blitzball zu gründen.“

„Der Cheftrainer der Beehive Blitzer? Der erste Blitzball-Spieler, der zum Spieler des Jahres gekürt wurde? Das Mastermind, das die Blitzer an die Spitze der Tabelle katapultiert hat? Der genialste Spieler, den diese Sportart je gesehen hat?“, rief Rainbow Dash.

„Genau der“, sagte Twilight Sparkle lächelnd.

„Du musst natürlich am Testtraining und den Probespielen teilnehmen“, sagte Sunset Shimmer.

Rainbow Dash konnte es kaum fassen. Comet Chaser war eine lebende Legende. Zwar spielte er seit zehn Jahren nicht mehr aktiv, aber für alle, die etwas von Blitzball verstanden, war er eine Lichtgestalt. Rainbow griff nach Twilights Händen. Sie hätte am liebsten geschrien vor Freude. Nur eines war schöner, als Blitzball gucken: nämlich Blitzball spielen! Und nun bekam sie überraschend die Chance, dabei zu sein. Vorpreschen mit dem Ball! Den anderen geschickt ausweichen, wenn sie ihn ihr abluchsen wollten! Sie würde ein Trikot mit ihrem Namen bekommen! Eine eigene Spielernummer! Die Leute würden sie anfeuern: „Dash-Dash-Rainbow-Dash!“ Plötzlich richtete sie sich auf und sah ganz ernst drein. „Was ist los, Rainbow?“, fragte Sunset Shimmer.

„Nur noch vier Tage bis Freitag“, sagte Rainbow Dash. „Kommt, wir müssen los, trainieren!“ Sie schnappte Twilight und Sunset am Arm und stürmte, als die Klingel das Unterrichtsende verkündete, den Korridor entlang zum Sportfeld.

„Nochmal“, rief Applejack mit der Stoppuhr in der Hand und einer Trillerpfeife zwischen den Lippen. „Bereit?“ Rainbow Dash nahm ihre Position am anderen Ende des Football-Felds ein, das etwas größer war als ein Blitzballfeld. Aber sie hatten keinen anderen Ort zum Üben. Die Sonne war längst untergegangen. Trotz der Dunkelheit trainierte Applejack mit Rainbow Dash noch Sprints. Sie hatten schon die ganze Woche über trainiert. Morgen fand die Auswahl statt, aber Rainbow fühlte sich noch nicht in Topform. „Okay, pfeif an!“, rief sie, den Blitzball fest umklammernd. Er war leuchtend blau und ein wenig kleiner als ein normaler Fußball. Konzentriert blickte sie auf den Parcours aus orangefarbenen Hütchen, die auf dem Feld aufgestellt waren. Schrill erklang der Pfiff. Sie düste so schnell sie konnte im Zickzack zwischen den Hütchen hindurch, als wären sie gegnerische Spieler. Applejack hatte sie ziemlich raffiniert positioniert, so dass Rainbow Dash zeigen musste, was in ihr steckte. Sie schaffte es mit großer Leichtigkeit. Die ersten paar Dutzend Male war sie immer irgendwann gestolpert, doch nun gelang ihr der Durchlauf mühelos und sie war immer schneller geworden. Als sie am Ende des Spielfelds angelangt war, war sie dennoch außer Atem. „Große Klasse!“, rief Applejack und hielt ihr die Stoppuhr entgegen. „28 Sekunden! Du hast gerade deine eigene Bestzeit gebrochen!“ Rainbow hätte gern laut gejubelt, aber sie musste noch immer keuchen und um Luft ringen. Applejack reichte ihr eine Flasche Wasser und ein Handtuch. Wenige Minuten später war Rainbow Dash wieder in der Lage, zu grinsen. „Bin ich in Form, was meinst du?“, fragte sie ihre ehrenamtliche Trainerin. „Ich meine gar nichts. Ich WEISS, dass du in Topform bist. Die werden morgen Bauklötze staunen, was du kannst, glaub mir.“

„Auch Comet?“

„Besonders der.“

Rainbow Dash wischte sich die Stirn mit dem Handtuch. „Mal sehen, wer sich sonst noch angemeldet hat ...“

„Anscheinend Forest Thunder. Wurde mir jedenfalls gesteckt“, sagte Applejack. „Andere Namen hab ich nicht gehört.“

„Oooch, der ist supernett“, sagte Rainbow Dash. Dann sah sie Applejacks skeptischen Blick. Als wollte sie sagen: Der ist doch dein Konkurrent ! Rainbow Dash richtete sich kerzengerade auf und machte sich bewusst, worum es ging. „Okay. Er ist ein netter Typ, deshalb ist es sehr schade, dass ich ihn Morgen beim Testtraining rauskegeln werde“, sagte sie brav.

„So ist‘s recht, das ist die richtige Einstellung!“ Applejack lächelte jetzt. „Ich werde mir das unbedingt ansehen morgen.“ Dann scheuchte sie Rainbow Dash erneut aufs Spielfeld, um einen letzten Durchgang zu üben.

Rainbow Dash rannte rasch hinüber zur Tribüne und drehte eine kleine Pirouette, um den Mädels das schöne Blitzball-Trikot vorzuführen, das Rarity für sie geschneidert hatte. Natürlich in den Farben Schwarz und Gold, wie bei den Beehives. Die Schulterstreifen und die Seitenstreifen der Hosen waren in Gold gehalten, der Rest war schwarz. Auch der Helm glitzerte golden. „Na, wie seh‘ ich aus?“, fragte Rainbow Dash.

„Tadellos”, sagte Applejack.

„Na, leider nicht ganz tadellos, meine Liebe“, sagte Rarity, die aufgesprungen war, denn sie hatte bemerkt, dass ein Schulterstreifen des Trikots noch nicht richtig saß. An einer Stelle stand er ein bisschen ab. Rarity holte Nadel und Faden aus ihrer Tasche und nähte ihn mit wenigen Stichen fest.

Alle waren gekommen, um beim Testtraining zuzuschauen: Twilight Sparkle, Applejack, Pinkie Pie, Rarity, Sunset Shimmer und Fluttershy. Fluttershy hatte selbstgebastelte schwarz-goldene Pompons mitgebracht, mit denen die Freundinnen Rainbow Dash anfeuern wollten. Applejack hatte ein spezielles Mixgetränk für Sportler und ein Handtuch mitgebracht, falls Rainbow Dash eine Pause brauchte. Sunset Shimmer hatte ihr mit viel Zuspruch und aufmunternden Worten in den letzten Tagen geholfen, sich mental auf das Spiel vorzubereiten. Mit solchen Freundinnen konnte man gar nicht verlieren. Rainbow Dash war gerade dabei, ihren Pferdeschwanz unter dem Helm so unterzubringen, dass er während der Probespiele nicht störte. „Und, wie seh‘ ich jetzt aus?“ Mit erhobenen Armen drehte noch eine Pirouette. „Absolut stark!“, quiekte Pinkie Pie.

„Ich erkenn‘ dich kaum wieder“, sagte Fluttershy und verrenkte den Hals, um ihr von unten durch den Helm ins Gesicht zu sehen. Ein Pfiff ertönte. Rainbow Dash fuhr herum und sah, dass die Spieler bereits in der Mitte des Felds versammelt waren. Als Torpfosten standen Hütchen auf dem Feld, und mehr als ein Dutzend blaue Blitzbälle türmten sich an der Seitenlinie. Und dann betrat Comet Chaser das Spielfeld mit einer Trillerpfeife in der Hand.

„Drückt mir die Daumen“, sagte Rainbow Dash.

„Du brauchst unsre Daumen nicht“, sagte Sunset Shimmer. „Du hast genug Talent. Du schaffst das spielend.“

Rainbow Dash rannte zur Mittellinie und stieß knapp vor Comet zur Gruppe. Unter irgendeinem Helm meinte sie, Forest Thunder zu erkennen, doch das war bei den geborgten Football-Helmen der Canterlot High gar nicht so leicht. Nur wenige hatten, wie Rainbow Dash, eigene Helme mitgebracht. Alle trugen Nummern auf der Rückseite ihrer Trikots. Rarity hatte Rainbow eine riesige 22 aufgenäht, denn das war ihre Lieblingszahl.