Alexandre Legrand - Tagebuch einer Verführung

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In einem Restaurant eines vielstöckigen Appartement­hauses herrscht ein Kommen und Gehen. Jerry Thomsen geht nicht allein zurück in sein Appartement. Er hat eine junge Frau dabei. Sie trägt weiße Netzstrümpfe, ein kurzes Faltenröckchen und einen Pulli, der ihre braune Haut mehr ent- als verhüllt. Das alles macht sie so sexy und verführerisch, dass man auf dumme Gedanken kommen muss. Ihr Minirock hat sich hochgeschoben und Jerry sah die gesunden, sportlichen Oberschenkel und den schmalen Zwickel des Slips..-

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Alexandre Legrand

Tagebuch einer Verführung

Roman

Tagebuch einer Verführung

Copyright © 2017 Zettner Verlag und Alexandre Legrand

All rights reserved

ISBN: 9788711718148

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Zettner Verlag und Autors nicht gestattet.

1

Im Speisesaal des Appartementhauses saß Jerry Thomsen neben einem Mädchen von kaum zwanzig Jahren und versuchte es einzuordnen. War es ein Flittchen? Mit diesem Alter trug man nicht mehr so kurze Röcke und der Pullover war mehr ein Unterhemdchen oder ein Turntrikot, da die nackten Brüste ohne die Einengung durch einen Büstenhalter wie junge Kätzchen hüpften.

Irgendwie gefiel ihm aber das Mädchen. Die Augen waren lebendig, das Gesicht war hübsch, die Sprache gepflegt, doch fühlte er sich im gleichen Augenblick wieder abgestoßen, weil es zu frei die Beine spreizte und bei vielen Bewegungen des Körpers das Röckchen hochrutschte und zu viel des Oberschenkels zeigte. Die Brüste, der Schoß gehörten einer Hure, die Augen, der Mund, das Benehmen einem Mädchen, das aus einem guten Stall kam. Sie tauschten Floskeln, unterhielten sich über die Problematik, in der Nähe einen vernünftigen Parkplatz zu finden, sprachen über das Wetter, das nahe Schwimmbad und über einen Ort, den man nach einer gemütlichen Waldwanderung von etwa einer Stunde erreichen und man dort noch äußerst preiswert essen konnte.

In dem Restaurant des vielstöckigen Appartementhauses war ein Kommen und Gehen.

„Wünschen Sie Nachtisch?” fragte der Ober.

„Nein”, wehrte Jerry lachend ab, „meine schlanke Linie ist sehr in Gefahr, aber ein Glas Bier könnte ich gut brauchen, ich bin völlig ausgedurstet.”

„Ob das Ihrer schlanken Linie besser hilft?” ulkte das Mädchen.

„Ja, wenn Sie auch eines trinken. Wollen wir uns nicht an das Fenster setzen, man sieht von dort so schön auf die Wälder?”

Sie tranken dann sogar noch einen Kognak und Jerry Thomsen erfuhr, daß das Mädchen Fränki Clifford hieß und das Appartement neben seiner Tür bewohnte.

„Das ist aber fein, daß Sie meine Nachbarin sind”, sagte Jerry erfreut.

„Vielleicht freuen Sie sich zu früh und ich bin gar nicht so nett, wie Sie glauben”, antwortete das Mädchen.

„Ich bin Optimist. Ihre Augen sind gut …”

„Und?”

„Ich verweigere die Aussage, sonst…”

„Was sonst?”

„Sonst nehmen Sie mich beim Wort, und wenn ich Sie näher kenne, trifft vielleicht nicht ein Prozent von dem zu, was ich glaubte.”

„Und was glaubten Sie?”

„Trinken wir noch einen Kognak?”

„Wenn Sie mir sagen, was Sie glaubten.”

Sie tranken diesen Kognak. War er es, der die Gedanken löste und in Worte formte? Oder lag es nur daran, daß Jerry glücklich war, zwei so zentral gelegene Zimmer gefunden zu haben? Der Balkon zeigte nach Süden und er träumte schon jetzt davon, wie er sich dort am Wochenende in einen Liegestuhl legen, dösen und viel lesen würde. „Morgen will ich Blumen bestellen”, sagte er leise vor sich hin. „Gibt es in der Nähe ein preiswertes Geschäft?”

„Blumen?”

„Ja, ich möchte an die Außenseite meiner Balkonwände Blumenkästen hängen. Ich liebe Blumen.”

„Sie Glücklicher. Mein Appartement kostete nur zwölftausend Mark weniger und ich habe keinen Balkon geschafft. Hoffentlich verreisen Sie oft?” „Warum?”

„Dann könnte ich Sie bitten, mich auf Ihren Balkon zu lassen. Ich möchte mich dort in die Sonne legen, scheine eine Sonnenanbeterin zu sein, und würde mich oft und oft von Kopf bis Fuß bräunen lassen.” „Das können Sie doch auch, wenn ich zuhause bin. Der Balkon ist groß genug, zwei Liegestühle haben bequem Platz.”

Das Mädchen lachte. „Nein, besser nicht, sonst würden Sie ununterbrochen rot werden. Ich möchte nahtlos braun werden und da kann ich keine männlichen Zuschauer brauchen.”

„Und wenn ich immer die Augen zumache?”

„Einen solchen Mann gibt es nicht und davon abgesehen, scheinen Sie nicht der Typ zu sein, der wirklich die Augen schließt, wenn er eine nackte Frau neben sich liegen hat.”

„Da mögen Sie recht haben, aber in etwa schließe ich doch hin und wieder die Augen.”

„Wann?”

„Wenn ich durch einen Wald wandere – ich gehe gerne spazieren und verbringe fast jedes Wochenende, wenn es das Wetter einigermaßen erlaubt, in den Bergen – und nahe am Wegrand ein Pärchen liegt und sich liebt. Hier kehre ich oft sogar um oder mache einen Bogen.”

„Hoppla, dann sind Sie ja bräver als Sie aussehen!”

„Mache ich denn einen so sündigen Eindruck?” Das Mädchen prüfte Jerry und lächelte dann schalkhaft. „Ja. Sie sehen gut aus, wirken gepflegt. Ihre Augen und die Falten an Ihrem Mund zeigen aber, daß Sie nicht gerade ein Heiliger sind.”

Jerry lachte. „Da habe ich mir aber eine mehr als kritische Nachbarin eingehandelt. Ich werde morgen die Verwaltung bitten, mir ein Appartement zuzuweisen, das nicht eine so hübsche und trotzdem so abwehrende Nachbarin hat.”

„Ja, mißtrauisch bin ich, das stimmt. Aber hübsch? Nein, das ist eine Floskel, die ich Ihnen nicht abnehme.”

Die Augen Jerrys wanderten zu den Brüsten, die sich unter dem dünnen Trikot mehr als deutlich abzeichneten.

„Warum sehen Sie mich auf einmal so komisch an?” Jerry schwieg.

„Sind Sie altmodisch oder prüde?” fragte das Mädchen nachdenklich, als könnte sie Gedanken lesen.

„Was verstehen Sie darunter?”

„Man trägt heute nicht mehr Büstenhalter. Wenn Sie also glauben, mich deswegen negativ einstufen zu müssen, dann wäre es wirklich besser, sich eine konservativere Nachbarin zu suchen.”

„Und wenn mir Ihre Brüste gefallen?”

„Sie sind ein Flegel. So etwas darf man denken, aber auf keinen Fall nach kaum einer Stunde Bekanntschaft bereits sagen.”

„Verzeihen Sie mir, wenn ich mich entschuldige?”

„Ja, aber nur, wenn es keine Phrase ist.”

Jerry Thomsen streckte die Hand über den Tisch.

„Ich entschuldige mich”, sagte er förmlich, „aber … “

„Schon wieder ein aber?”

„Sie gefallen mir trotzdem, ohne’.”

„Das war wieder Wortspiel. Was meinen Sie, wie oft man mir im Büro sagt, daß ich ein nettes Mädchen sei und schielt dann auf meine Brüste? Wenn es darauf ankommt, verkauft man mich trotzdem für dumm, nützt mich aus und ich bin wieder die Lackierte. Vorschlag, Herr Thomsen. Ich bin zu einer guten Nachbarschaft bereit, doch wir vereinbaren ab sofort, daß keine Floskeln erlaubt sind.

Einverstanden?”

Jerry lachte und sagte „Einverstanden!”

Wieder streckte er seine Hand versöhnungsbereit über den Tisch.

„Sie sind doch auch nur Angestellter”, fragte Fränki, „wie schafften Sie den Preis Ihrer Eigentumswohnung?”

„Durch einen hohen Bausparvertrag, den ich vor fast zehn Jahren von meinen Eltern zum Abitur bekam. Sie stifteten die Prämie für genau ein Jahr und sagten, daß ich den Rest alleine schaffen müsse. Ich schaffte es, mußte mich aber oft und oft krummlegen.”

„Wie alt sind Sie?”

„Etwas über Sechsundzwanzig.”

Das Mädchen sinnierte vor sich hin. „Ich bin Zweiundzwanzig”, sagte sie nachdenklich.

„Und wer half Ihnen?” tragte Jerry neugierig.

„Eine Tante. Meine Eltern starben früh. Ich wuchs bei ihr auf und als sie vor gut einem Jahr verunglückte, erfuhr ich, daß sie immer für mich gespart hat und so ist mein Appartement eigentlich das Eigentum von Tante Lisbeth.”

„Was machen Sie jetzt?”

„Wie meinen Sie das?”

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