Michel Ervey
SAGA Egmont
F….wie Ficken
Copyright © 1987, 2018 Michel Ervey und Verlag
All rights reserved
ISBN: 9788711977217
1. Ebook-Auflage, 2018
Format: EPUB 2.0
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Absprache mit der Verlag gestattet.
Monika schlurfte mißmutig über die Reeperbahn. Seit sechs Stunden trabte sie durch Hamburg, völlig nutzlos, wie es schien. Gleich war es zweiundzwanzig Uhr, und die Chancen, daß es heute noch was würde, wurden immer geringer.
Und dennoch! Es mußte heute sein! Unbedingt heute! An ihrem achtzehnten Geburtstag! War es nicht allerhöchste Zeit? Mit achtzehn war sie volljährig!
Äußerlich ein ganz hübsches Mädchen. Schulterlanges, hellblondes Haar rahmte ihr schmales Gesicht, hellblaue Augen, eine süße Stupsnase und volle, sinnliche Lippen zeigten doch was her!
Die schlanke Figur, ihre nicht zu großen aber auch nicht zu kleinen Brüste, schmale Taille, breite Hüften, und lange Beine, an denen kein Gramm Fett zuviel war – – – sie brauchte nichts zu verstecken!
Auch ihr Sommerkleid, weiß mit blauen Punkten, sah niedlich aus, wenn auch nicht gerade aufregend. Innerlich war Monika ein nettes, sauberes, anständiges Mädchen. Leider – oder ‚Scheiße’, wie sie sich selber öfters zuflüsterte.
Sie war so sauber, daß keine Waschmittelwerbung ihr gerecht würde. Noch nie, wirklich noch nie, hatte auch nur ein Finger, weder ein männlicher noch ein weiblicher, nicht mal ihr eigener, in ihrem Pfläumchen gesteckt, ganz zu schweigen von einem Männerschwanz. Noch nie war sie von Männersäften durchspült worden, und noch nie hatte eine Männerzunge sich geil in sie vertieft, noch nicht einmal in ihrem Mund.
Und das mit achtzehn! Scheiße!
Woran das lag? Monikas Eltern nahmen das Wort Sex nie in den Mund, wahrscheinlich auch nicht mit ins Schlafzimmer. Um allen Versuchungen ihres Töchterleins vorzubeugen, hatten sie Monika mit sechs Jahren in ein Klosterinternat gesteckt.
Man hört zwar oft, daß es dort wild und geil zugehen soll, daoch Monika schien im falschen Kloster gewesen zu sein. Es war dort weder wild noch geil, eben nur klösterlich.
Nun, das war vorbei. Sie hatte ihr Abitur gemacht.
Vorgestern. Gestern war die Entlassungsfeier gewesen, und morgen würde sie heimfahren, zu ihren Eltern, nach Castrop-Rauxel.
Und vorher wollte sie es wissen! Nichts und niemand würde sie davon abbringen! Scheiße!
Soeben war sie in dieselbe getreten! Scheiße!
Der Menge nach mußte es ein Bernhardiner gewesen sein. Sie überdachte kurz ihre Liebe zu Hunden und streifte das aromatische Stoffwechselprodukt des Bernhardiners umständlich an die Bordsteinkante.
Abergläubische reden in solchen Fällen von Glück, fiel ihr ein.
Glück? Den ganzen Tag war sie durch Hamburg gelaufen und hatte jeden Mann gemustert, der nicht älter als siebzig schien. Keiner hatte angebissen. Gab es denn hier nur Impotente und Schwule?
Sie hatte nichts gegen die einen und nichts gegen die anderen, doch für ihren Plan war sie nun mal auf welche angewiesen, die irgendwo dazwischen standen, und denen etwas stand !
Aber bei keinem, dem sie begegnet war, stand auch nur ein Zentimeter, jedenfalls nicht bei ihrem Anblick. Ihr Typ schien nicht gefragt zu sein.
Seit zwanzig Uhr tigerte sie über die Reeperbahn, mal rauf, mal runter. Sie versuchte es auch mal, mit dem Po zu wackeln, das mußte doch allerliebst aussehen, aber momentan schien sich keiner für Ärsche zu interessieren.
Dennoch – gerade deswegen – ein Mann mußte her! Unschlüssig blieb sie vor einem Sexshop stehen.
Reizwäsche! Wozu das Zeug, wenn man nichts zu verbergen hatte? Sie wanderte ein paar Schritte weiter zum nächsten. Dildos im Fenster, was sollte so ein lächerliches Spielzeug im Pornoladen?
Im nächsten Schaufenster sah sie eine Zeichnung, die ein nacktes Paar zeigte. Der Kerl steckte in der Frau – wo sonst? – und schien, nach den verdrehten Augen zu schließen, gerade abzuspritzen.
Was Monika bei dem Anblick empfand, hatte nichts damit zu tun. Sie bekam jedenfalls Hunger.
Welch segensreicher Zufall! Neben dem Sexladen gab es eine Imbißstube. Selbstbedienung. Auf ein Tablett stapelte sie einen Hamburger, eine Tüte Pommes, eine Coladose, schnippte der Kassiererin ihre Münzen hin und suchte sich eine Sitzecke.
Die Pommes waren zäh wie Kaugummi. Mümmelnd entdeckte sie Gläser. Sie holte sich eins und goß das Cola um. So schmeckte es wenigstens. Schlürfend und den Hamburger zerreißend, gab sie den Gedanken, heute das Abitur in Sex nachzuholen, vorerst auf.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf diese Reise, die von Pa und Ma nach dem bestandenen Abitur versprochen war. Kein Zweifel, sie würden ihr Versprechen halten. Wohin sollte sie fahren? Vielleicht nach Israel? In die Negev-Wüste? Oder besser nach Ägypten, die Pyramiden besteigen?
Hinter ihr saßen zwei aufgetakelte Damen zwischen vierzig und scheintot. Sie unterhielten sich so laut wie Schwerhörige. Wenn die ältere lachte, sah sie so freundlich aus wie ein silberbeschlagener Sarg. Ihr Thema war ein gemeinsamer Freund. Er mußte ihnen gemeinsam gehören. Als die jüngere prahlte, daß sie mit ihm geschlafen habe, kam von der älteren die trockene Antwort: „Ich auch!“
Der Gedankenaustausch über die anatomische Beschaffenheit des Gemeinsamen’ erfolgte um einige Phon leiser, aber immer noch laut genug, um Monika ein paar Bruchstücke zum Zusammensetzen zu liefern.
Es war von einem Kolben die Rede, der wert wäre, in Serie produziert zu werden, und das Schwimmbad habe olympische Maße, wie alles an ihm!
„Er ist ganz wild auf feine Musik, Brahms und so!“
„In einer Nacht hat er siebenmal abgeschossen!“
„Lügnerin, gib nicht so an!“
„Ich schwöre es beim Leben meiner Mutter!“
„Willst du die Alte loswerden?“
„Außerdem ist er schrecklich gebildet. Er hat ein fürchterlich altes Buch gekauft, für hundert Mark!“
„Wieso, dafür hätte er ja ein neues gekriegt!“
„Auf jeden Fall bumst er toll!“
„Was is’ er denn von Beruf?“
„Weiß nicht’ genau, sowas wie Herrenreiter, hat er gesagt. Wat et nich’ alles jibt!“
Monika verschlang den letzten Happen des nicht ganz frisch gewesenen Hamburgers und schnupperte wieder ein bißchen Reeperbahnluft. Unschlüssig trippelte sie nochmal rauf und nochmal runter. Sollte sie die ganze Bumssache nicht lieber aufgeben? In der Negev-Wüste oder bei den Pyramiden ergab sich vielleicht eine Gelegenheit. In Kairo soll es Bauchtänze geben, fiel ihr ein.
Allerdings, so ganz ungeknackt wollte sie die Reise denn doch nicht antreten. Sie fröstelte, kühler Abendwind strich vom Hafen herüber. Sie trug keinen BH. Prompt versteiften sich die Nippel unter dem dünnen Kleid. Damit könne man Männer anlokken, hatte sie irgendwo gelesen. Alles Käse! Heute schien auch keiner auf Nippel zu fliegen.
Drüben in der Boutique war ein grauer Mantel ausgestellt. Wie sowas anzog, wenn es einem kalt wurde! Sie blieb an dem Fenster stehen, das zwischen zwei Pornoschuppen eingekeilt, wie eine Oase wirkte.
Eine dickliche Dame stellte sich daneben und bestaunte ebenfalls den Mantel, der ihr mindestens um fünf Nummern zu klein war.
„Was ist das für ein Material?“ fragte die hellblau Gefärbte. Monika schielte auf das Etikett und gab Auskunft: „Mohair!“
„Woher?“ bellte die Dicke.
„Das ist Mohair!“ brüllte Monika zurück, „Mohair!“
Die Dicke grinste freudlich: „Ach daher!“ und starrte weiterhin verzückt auf den Mantel.
Monika ging weiter und blieb beim nächsten Sexshop stehen. Sie beäugte die Pornofotos. Eine Dame schien sich bekleckert zu haben, jedenfalls quoll ihr etwas Weißes aus dem Mund. Was das wohl sein mochte? Indem sie darüber rätselte, trat ein Mann aus dem Sexladen. Er sah gut aus. Warum ihr Blick auf den Hosenlatz des Mannes fiel, wußte sie nicht, jedenfalls beulte sich da kein Schlüsselbund, das mußte ein Steifer sein.
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