dass du kommst: Zu erwarten wäre entweder die Partikel כי oder die Fragepartikel ה vor dem Verb באת: Was hast du gegen mich … dass du gekommen bist …? bzw. Was hast du gegen mich …? Bist du gekommen …? Es gibt für keine der beiden Möglichkeiten zwingende textliche Belege (auch wenn einige hebräische Handschriften und der Targum כי haben) und keine grammatische Regel, die den Ausfall eines der beiden erklären könnte. Der Text ist schlicht elliptisch.
hinweist auf: Zu dieser Übersetzung des Hifil von זכר siehe Cogan. 29
meine Missetat: So MT (את־עוני). G BL: meine Missetaten (τὰς ἀδικίας μου). Beides ist möglich.
19 Er antwortete: Wörtl.: Er sagte zu ihr (so MT). G BL: Elija sagte zu der Frau .
sein Bett: So MT und G B. G L: das Bett. Beides ist möglich.
20 Elija rief: So G BL= ויקרא אליהו . MT: ויקרא אל־יהוה, er rief zu Jhwh . Beide entsprechen sich bis auf das Schluss-He beim Gottesnamen. Beides ist möglich. Trotzdem kann MT durch den Wortlaut von V. 21 beeinflusst sein.
Ach, Jhwh: So G BL: οἴμμοι κύριε = יהוה אהה. 30MT: Oh Jhwh mein Gott (יהוה אלהי).
sogar über diese Witwe: So MT (הגם על־האלמנה). Die griechische Lesart das Zeugnis der Witwe (ὁ μάρτυς τῆς χήρας) kann auf die Verderbnis einer Variante hindeuten (העוד על־האלמנה). 31
21 Er hauchte den Jungen an: So G BL: καὶ ἐνεφύσησεν = ויפח. MT: er streckte sich hin = ויתמדד, was auf Elijas Handeln in 2 Kön 4,34 zurückgeht. 32
zu ihm zurück: Gelesen wird אל־קרבו statt MT על־קרבו, wie es sich bei G BLεἰς αὐτόν nahelegt.
22 Jhwh hörte auf Elija, so dass das Leben des Jungen zu ihm zurückkehrte und er lebte: So MT. G B( so geschah es, und der Junge schrie auf ) ist entstanden durch eine Haplographie, die durch die Wiederholung von על־קרבו vom Ende von V. 21 hervorgerufen wird. Durch die Auslassung steht ויחי nun allein, woraus ויהי כן (καὶ ἐγένετο οὕτως = so geschah es ) geworden ist. Die Lesart schrie auf ist eine Textverderbnis innerhalb der griechischen Überlieferung oder aber eine Änderung von ἀνεβίωσεν, was als Korrektur eingeführt worden sein könnte. 33G Lverschmilzt die beiden Lesarten und bezeugt καὶ ἐγένετο οὕτως in Übereinstimmung mit der OG sowie ἐπιστράφη ἡ ψυχὴ τοῦ παιδαρίου εἰς αὐτόν in Entsprechung zum MT.
23 Elija nahm den Jungen: So MT. Fehlt in G BLaufgrund von Haplographie (הילד … הילד).
24 Nun weiß ich: So MT (ידעתי עתה זה). G BL: Siehe, ich weiß (ἰδοὺ ἔγνωκα = הנה ידעתי). Zwar sind beide Lesarten möglich, doch der MT ist idiomatischer und passt mit seiner Verwendung von עתה besser in den Kontext. Also ist jetzt – mit der Erweckung ihres Sohnes – der Zeitpunkt, an dem sich die Frau noch stärker bewusst wird, welchen Rang und welche Macht Elija hat. Vergleiche 2 Kön 5,22.
Die drei Geschichten des Kapitels und ihre gemeinsamen Motive Kapitel 17 umfasst drei Geschichten, die auf die Einleitung in V. 1 folgen (Vv. 2–7, 8–16, 17–24). Jede von ihnen ist literarisch eigenständig; jede beginnt mit einer Krise und baut dann Spannung auf, bis die Krise bewältigt ist. 34Zugleich sind die Geschichten aber auch miteinander verbunden. In ihnen entwickelt sich Elija von einer passiven Figur, um die sich Jhwh kümmert (Vv. 2–7), zu einer Figur, der die Witwe hilft, die sich um ihn kümmern soll (Vv. 8–16), und dann zu einem aktiven Charakter, der Verantwortung für den toten Sohn der Witwe übernimmt und Jhwh mit Nachdruck darum bittet, den Jungen wiederzubeleben (Vv. 17–24). Die drei Geschichten haben das Thema der Dürre gemeinsam, das in V. 1 angekündigt wird, sowie auch das Wort Jhwhs. Gerahmt wird das Kapitel durch Verweise auf Elijas Wort und Mund (V. 1) und Jhwhs Wort in Elijas Mund (V. 24), wodurch beide gleichgesetzt werden und die Autorität und Legitimität des Propheten als Vertreter und Sprecher Jhwhs bekräftigt wird. Zusammen mit dem Motiv von „Auftrag und Ausführung“, bei dem eine Figur eine Anweisung gibt oder eine Bitte äußert und eine andere Figur diese en détail ausführt (Vv. 3–5, 9–10, 10–15, 21–22), durchzieht das Motiv des Wortes Jhwhs die Vv. 1–16. 35Das Motiv des Wortes Jhwhs So wird in Elijas Wort in V. 1 ein von Jhwh geleisteter Schwur erwähnt. In Vers 2 wird das Wort Jhwhs eingeführt, in Vv. 3–4 davon erzählt und in Vv. 5–6 seine Erfüllung geschildert. In Vers 7 erfüllt sich das Elija-Wort über die Dürre aus V. 1. Vers 8 führt das neue Wort Jhwhs ein, das in V. 9 folgt. Vers 10 stellt dessen Erfüllung dar. In Vv. 11–15 findet sich ein komplexer Fall des Motivs von Auftrag und Ausführung , wobei Elija und die Witwe involviert sind und ein Wort Jhwhs (V. 14) vorkommt. In Vers 16 begegnet die Erfüllungsnotiz für das Wort Jhwhs aus V. 14. In den Versen 17–24 steht das Motiv nicht so stark im Vordergrund, auch wenn sich in den Versen 21–22 MT ein komplizierter Fall des Motivs von Auftrag und Ausführung findet. Die Verse führen zum Bekenntnis der Witwe in V. 24, wonach das Wort Jhwhs wirklich mit Elija ist. In dieser Weise macht das beeindruckende Fazit in V. 24 deutlich, dass das Motiv hier nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ vertreten ist.
17,1: Die Figur Elija Die Geschichten über Elija beginnen plötzlich, ohne dass vorher etwas vorweggenommen oder angekündigt worden wäre (V. 1). Das gilt auch für die Figur des Propheten. Er erscheint und verschwindet ohne vorherige Hinweise oder Warnungen (18,10–12). Wie die Figur, so wirkt auch die Geschichte störend. Gerade erst wurde Ahab vorgestellt, und schon betritt Elija die Bühne, und die Erzählung nimmt eine andere Wendung und widmet sich nun gänzlich dem Propheten. Vers 1 ist für den gesamten Elijastoff ein „Ankerpunkt für verschiedene Stränge narrativer Spannung“, wozu die Bestrafung Ahabs, Elijas Beziehung zu Jhwh, die Dürre und die Quelle von Elijas Autorität gehören. 36Elija wird schlicht als „der Tischbiter“ vorgestellt. Diese Bezeichnung wird in den Königebüchern fünf weitere Male wiederholt (1 Kön 17,1; 21,17.28; 2 Kön 1,3.8; 9,36). Dass die Bedeutung des Titels nicht ganz sicher ist, passt zum Träger des Epithetons. Wahrscheinlich ist Tischbe ein Ort, doch seine Lage ist nicht bekannt. Es könnte sich auch um eine Clan-Bezeichnung handeln. Alles an Elija ist etwas undurchsichtig – weder sein Hintergrund, sein Titel, sein Beruf oder seine Legitimation werden klargelegt. Auch sein Name könnte symbolisch auf seine Rolle eines Streiters für Jhwh hindeuten. Das Fehlen präziser Informationen charakterisiert ihn als einen Mann, den das Geheimnis Gottes umgibt. Dennoch wird den Lesenden in 17,1 alles mitgeteilt, was sie wissen müssen. Aus dem Namen „Jhwh ist mein Gott“ geht eindeutig hervor, wofür Elija steht. Er ist streitlustig und aufmüpfig. Er wendet sich an Ahab, ohne dessen Titel zu nennen oder seinen Rang als König anzuerkennen. Er stellt sich selbst als Diener Jhwhs („in dessen Dienst ich stehe“) dar. In dieser Aussage schwingt mehr mit als nur eine Zugehörigkeit oder ein Beruf. Durch sie wird Elijas Botschaft mit der Autorität Jhwhs versehen. Elija ist der Stellvertreter Jhwhs. Sein Schwur beim Leben Jhwhs stellt von vornherein klar, dass die von ihm vorgebrachten Fragen nicht verhandelbar sind. Das weist auf den Gegensatz hin zwischen Jhwh, dessen Leben konstant ist, und Baal, dem sterbenden und auferstehenden Gott. Jhwh hält den Regen zurück, um Ahab und Israel wieder zu sich zurückzubringen, wie Kap. 18 zeigen wird. Jhwhs Macht ist es, durch die es bis auf weiteres nicht mehr regnen wird, und durch das Wort Elijas als des Stellvertreters Jhwhs wird der Regen dann wieder gewährt.
Читать дальше