„Ich bin Farnuuuum!“, sang Flim und spreizte einen Huf nach rechts.
„Und ich bin Faaaailey!“, fiel Flam ein und streckte einen Huf nach links.
„Herzlich willkommen zum Kaninchen-aus-dem-Hut-Varieté – spannende Unterhaltung, und zwar TÄGLICH!“ Sie tanzten zur Musik umeinander herum. „Wetten, dass Ihnen noch nie Kaninchen wie diese WICHTE traten unter Ihr AUGENLICHTE!“
„Machen Sie sich auf etwas gefasst!“, rief Flim.
„Sie sind Teil des PREISGERICHTES!“, trällerte Flam
„Das Kaninchen-aus-dem-Hut-Varieté! Ponys, seid ihr alle da?“ Flam legte einen Huf an sein Ohr, als würde er lauschen.
„Jaaa!“, schrien die Ponys im Chor.
„Hurrra!“, brüllte Flim zurück.
„ Denn wir präsentieren Ihnen flauschige Zwergkaninchen, Russenkaninchen, Hoppel-die-Hopp-Kaninchen – alles klar?“
Flim und Flam drehten sich zu den Kaninchen um, streichelten deren Köpfe und sangen: „Ob Palomino- oder Japanerkaninchen, was immer Ihnen gefällt – wir sind unparteiisch!“
Flam nahm seinen Zylinder ab, schwang den Zauberstab und zog ein zartviolettes Kaninchen hervor, das eine Sonnenbrille trug. Das Häschen fing an, mit drei goldenen Bällen zu jonglieren, während es auf einem Bein hüpfte. Das Publikum applaudierte und jubelte. „Sehen Sie? Dieses hier kann jonglieren!“
„Das hier kann die Wände hochhoppeln!“, rief Flim und zeigte auf ein graues langhaariges Kaninchen, das seitlich die Zeltwand hochhoppelte.
„Dieses kann Makkaroni kochen!“ Ein winzig kleines geflecktes Häschen rührte in einem brodelnden Kochtopf und winkte in die Menge. Es streute etwas Käse auf die Nudeln und tischte einem mintgrünen Pony namens Lyra eine Portion auf. Lyra lächelte und legte gleich los, um das leckere Essen zu verputzen.
„Das hier kann ein Pony hochheben!“ Na klar, ein kleines weißes Kaninchen mit schwarzen Löffeln hoppelte zu Sea Swirl und hob das Pony hoch in die Luft. Es war unglaublich!
Derweil spielten die Häschen der Band weiter auf ihren Instrumenten und tanzten dazu. Auf jede vierte Note quakte einer der Frösche. Flim und Flam drehten sich im Takt um sich selbst und reckten ihre Hufe zum Publikum. „Weidet eure ÄUGCHEN an diesen großartigen Hasen-TRÄUMCHEN!“
„Das unübertreffliche!“
„... das begehrenswerteste!“
„So unglaubliche!“
„... ja weltberühmte !“
Flim und Flam traten zur Seite und zeigten stolz mit ihren Hufen auf die Häschen: „Das hoppel-die-hopp , zickezack-quak, tippy-toppy ... Kaninchen-aus-dem-Hut-Varietéeeeeee!“
„Mit Fröschen!“, quakte Flam.
„Quaaak“, sagte seine Kröte.
Das Publikum brach in begeisterten Jubel aus und stampfte applaudierend mit den Hufen. Angel hielt es nicht mehr auf seinem Platz, er hüpfte auf und ab und klatschte mit den Pfoten. Seine Augen glänzten vor Staunen, und ein breites Grinsen wollte gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen. Angesichts seiner Begeisterung fühlte sich Fluttershy innerlich ganz warm und selig. Für sie gab es nichts Schöneres, als eines ihrer Tiere glücklich zu sehen.
Ein kleines Häschen mit wenig Talent
„Das war eine tolle Show, nicht wahr, Angel?“ Fluttershy strich ihm über den Kopf und erhob sich. Sie stampfte einige Male anerkennend mit ihren Hufen auf den Boden und trabte in Richtung Ausgang. „Komm mit, mein Süßer. Wir müssen nach Hause zum Abendessen.“
Fluttershy war schon fast am Ausgang, als sie sich umwandte, um Angel eine Gurke, grünen Salat oder Karottenstreifen anzubieten. Aber das Kaninchen war verschwunden. Fluttershy ließ – ein wenig panisch – ihren Blick durchs Zelt schweifen. Allzu weit konnte er innerhalb von einer Minute nicht gehoppelt sein ... oder doch?
Ein paar Ponys standen in einer Ecke um irgendetwas herum. Vielleicht hatte ja eines gesehen, wohin Angel gehopst war. „Verzeihung?“, sagte Fluttershy leise und berührte die Schulter eines blaugrünen Einhorns. Die Stute rührte sich nicht. „Ähm ... hallo?“, versuchte sie es etwas lauter. „Haben Sie vielleicht mein Häschen gesehen?“
Fluttershys Frage wurde von Flims Lachen, das aus der Mitte der Gruppe erschallte, unterbrochen. Fluttershy versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, um zu sehen, was da los war, wollte aber auch nicht zu grob sein, um kein Pony zu verärgern. Also breitete Fluttershy ihre Flügel aus, um sich schwebend ein Bild von oben zu machen.
In der Mitte der Gruppe befand sich niemand anderes als Angel! „Angel“, kreischte Fluttershy entsetzt, schwang sich zu ihm hinab und legte schützend einen Huf um ihn. „Es tut mir leid, wenn er Ärger gemacht haben sollte. Er hat zu wenig getrunken und noch nicht zu Abend gegessen.“
„Keinesfalls, junge Frau!“, rief Flim und lupfte den Hut. „Er wollte uns gerade etwas erzählen.“ Er wandte sich der Menge zu und fügte an: „Leute, ein weiteres Beispiel, wie hervorragend Farnum und Failey mit allen Kaninchen umgehen können!“
„Es scheint wichtig zu sein!“, meinte Flam und kniete nieder auf die Vorderbeine. „Mach weiter, kleiner Freund.“
Angel rollte mit den Augen und deutete zunächst auf das Russenkaninchen, das die Trommel gespielt hatte, und dann auf sich selbst.
„Dir gefällt wohl seine Montur?“, fragte Fluttershy und neigte ihren Kopf.
Angel schüttelte den Kopf und schlug ein kleines Rad.
„Ich glaube, dieser kleine Kerl möchte bei der Show mitmachen!“, rief Flim. „Was meinst du, Bruder? Können wir dieses Häschen, das mir doch recht durchschnittlich vorkommt, in unserer Show der Extravaganzen gebrauchen?“
Flam rieb sich den Schnurrbart und trottete mit abschätzigem Blick um Angel herum. „Er sieht etwas schlicht aus ... aber daran können wir arbeiten!“ Flam stieß Fluttershy zur Seite und beugte sich zu Angel vor. „Die entscheidende Frage ist – was kann er?!“
„Kannst du am Trapez turnen?“, fragte Flim.
„Kannst du Ski laufen?“, wollte Flam wissen.
„Kannst du durch einen brennenden Reifen springen?“
„Oder vielleicht auf einem geölten Draht Sprünge vollführen?!“
Auf jeden Vorschlag hin schüttelte Angel seinen Kopf. Er konnte nichts dergleichen! Fluttershy sorgte sich allmählich um ihn. Sie hätte ihn einfach gleich vorhin mit nach Hause nehmen sollen. Ihr süßer Angel wurde hier in aller Öffentlichkeit bloßgestellt. Es war schrecklich.
Fluttershy, die sonst immer nur flüsterte, wurde nun etwas lauter. „Komm, Angel, wir gehen nach Hause in unsere Hütte und –“
„Aber du musst doch irgendetwas Besonderes können, kleiner Freund!“, rief Flam, der dem gelben Pony überhaupt keine Beachtung schenkte. Diese kleine Darbietung war doch recht unterhaltsam für die Zuschauer!
„Oh, er kann viele Dinge“, warf Fluttershy zu seiner Verteidigung ein. Sie reckte ihr Kinn und legte die Stirn in Falten. „Er ... er ... gibt die besten Streicheleinheiten! Und er ist gut darin, mich an meine Termine zu erinnern.“ Fluttershy nickte. „Ich bin nie zu spät, wenn Angel dabei ist.“ Angel zückte seine Taschenuhr und nickte ebenfalls.
Flim und Flam schauten einander an und grinsten. „Das ist ja alles gut und schön, junge Frau, aber wir gestatten nur Hasen in ihrer künstlerischen Phase und Häschen mit ganz feinem Näschen, bei unserem Farnum-und-Failey-Kaninchen-aus-dem-Hut-Varieté mitzumachen.“ Flim zeigte auf ein einfaches braunes Kaninchen, das als Vogelscheuche verkleidet war. „Selbst Foo Foo da drüben gibt eine wunderbare Figur mit den Feldmäusen ab!“
Flam machte eine abfällige Bewegung hin zu Angel. „Dieses Kaninchen hat uns nichts zu bieten!“
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