„Ja, ja!“ sagte die Frau Hauptmann nach der Tür schielend, hinter der Marie horchend stand, um bei der geringsten Gefahr sofort zu Hilfe zu eilen.
„Ich habe einen jekannt, der Schuld auf sich jeladen hat, indem er ein argloses Mädel um sein Lebensjlück jebracht hat. Bis jetzt hab’ ich immer jejlaubt, das könnte noch mal wieder jut jemacht werden, aber es ist nicht mehr möglich, denn er ist tot. Aber da ist nu jradezu ein Wunder jeschehen. Es jiebt einen, der, weil er jenau so is, die Schuld von dem Toten an einem andern Mädchen wieder jut machen muß ...“
Frau von Eschwege erhob sich. „Ja ja“, sagte sie, „aber, entschuldigen Sie mich, ich war gerade dabei ...“
„Setzen Sie sich man wieder hin, ich bin noch nicht fertig. Wenn Sie mich jetzt nicht anhören, werden Sie es mal später bitter bereuen, denn es handelt sich um das Lebensjlück Ihres Sohnes!“
Es schien der Frau Hauptmann das Beste, die Geisteskranke nicht zu reizen, es zu keinem Skandal im Hause kommen zu lassen, so sank sie also wieder auf den Sessel.
„Die Liebe kennt keine Schranken, aber was muß so ein Liebespaar durchmachen, ehe es endlich allein ist. Wie oft stemmen sich die Eltern dajejen oder die jute Jesellschaft, oder sie haben beide kein Jeld, irgendwas ist immer los, wenn sich mal zwei so janz richtig liebhaben! Und so wird’s auch hier kommen, bei Ihren Sohn, er aber wird der Schlange den Kopf zertreten und nicht so schlecht handeln wie der andere.“
Frau von Eschwege hatte schon eine Erwiderung bereit, aber sie unterdrückte sie. Doch nun war wohl der Augenblick gekommen, wo man den Portier heraufrufen mußte.
Aber auch Rieke erhob sich, glättete mit der Hand ihr Kleid und blickte in den Wandspiegel. „Ja, nu war ich hier, nu hab’ ich jesagt, was ich auf dem Herzen hatte. Ach, ich habe mir die Unterhaltung mit Ihnen janz, janz anders vorjestellt. Ich dachte, wir würden uns beide verstehen können, damit nu – diesmal nicht so ein dummes, armes Mädel erst unjlücklich wird – –“
Ihr trauriger Blick haftete auf der Verlegenen. „Nee, es ist noch lange nicht Zeit, zwei weiße Handschuh anzuziehen – da muß erst noch sehr viel Schwarzes dazwischen kommen. Na, da war es also umsonst!“
Rieke nickte, ging hinaus, stieg langsam die Treppe hinunter, immer in der Hoffnung, daß man sie zurückrufen werde. Doch sie hörte nur, wie an der Tür die Sicherheitskette vorgelegt wurde.
Da blieb sie einen Augenblick stehen – ihr seltsames, girrendes Lachen erklang. „Und wenn die Tür aus Eisen jemacht wird, was da ’reinkommen soll, das kommt herein!“
Auf der Straße wurde sie mit großem Hallo von den Jungen empfangen, aber sie achtete nicht darauf, stieg in den Wagen. Jochen, der schon vorher kehrtgemacht, hieb auf die Pferde ein, fuhr heim.
Albert kam aus seinem Versteck, wandte sich der Stadt zu, froh, daß die Geschichte ohne Skandal abgelaufen war. Nun konnte er sich die piekfeine Hose kaufen und nachher die Haare schneiden lassen, in dem Keller am Belleallianceplatz bei dem Barbier, dem er seit dreißig Jahren treu war.
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